In Mitteleuropa kommen die Edelkastanie (Castanea sativa) und die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) vor. Die beiden Arten sind genetisch nicht miteinander verwandt, lediglich die Früchte weisen eine gewisse Ähnlichkeit auf. Die Edelkastanie zählt zur Familie der Buchengewächse, die Rosskastanie zur Familie der Seifenbaumgewächse (früher: Rosskastaniengewächse). Sowohl Edel- als auch Rosskastanie waren ursprünglich bei uns nicht heimisch.

Geschlossene Fruchtbecher der Edelkastanie (links) und der Rosskastanie (rechts). Fotos: Thomas Reich (WSL)

Südschweizer Edelkastanienwälder

Die Edelkastanie stammt ursprünglich wohl aus Südosteuropa und dem Gebiet der heutigen Türkei. Sie wurde bei uns ebenso wie die Weinrebe von den Römern eingeführt, denn ihre nahrhaften, wohlschmeckenden und zudem gut lagerfähigen Früchte waren schon lange geschätzt. Obwohl es auch nördlich der Alpen kleinere Kastanienbestände gibt, sind in der Schweiz vor allem die ausgedehnten Kastanienwälder des Kantons Tessin und der Südbündner Täler bekannt.

Edelkastanien sind durch den aus Asien eingeschleppten Kastanienrindenkrebs (Cryphonectria parasitica) bedroht. Die Krankheit scheint derzeit zum Glück unter Kontrolle. Seit einigen Jahren tritt  zudem die Japanische Esskastanien-Gallwespe (Dryocosmus kuriphilus) auf, die ebenfalls ursprünglich im asiatischen Raum beheimatet ist.

Kastanienbäume können alt und sehr dick werden und weisen durch die frühere Bewirtschaftung oft eine typische Wuchsform auf. Die Forschungsanstalt WSL hat die 300 imposantesten Kastanienbäume der Südschweiz inventarisiert.

Rosskastanie: Zierbaum und Schattenspender

Die natürlichen Vorkommen der Rosskastanie liegen in Nordgriechenland, Albanien und Mazedonien. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie nach Mitteleuropa eingeführt und war fortan als Zierbaum im Stadtgebiet oder als Wildfutterlieferant in Wäldern geschätzt. Die Rosskastanie ist auch beliebter Schattenspender an Uferpromenaden oder in Biergärten. 2005 wurde sie zum Baum des Jahres gekürt.