Sowohl in Rheinland-Pfalz als auch im Saarland war 2024 wieder das wärmste Jahr seit Messbeginn. So wird bundesweit von einem beschleunigten Klimawandel gesprochen [1]. Nach ersten warmen Tagen sind im April Spätfröste aufgetreten, die lokal vor allem zu Schäden an frisch ausgetriebenem Laub in der Verjüngung geführt haben. Danach war der Mai besonders nass und regional von Hochwasser gekennzeichnet. Insgesamt lagen die Niederschläge im Frühjahr deutlich über dem Durchschnitt und im Sommer mit Ausnahme des trockneren August im Bereich des langjährigen Mittels von 1961-1990. So waren aufgrund der vergleichsweise guten Wasserversorgung die Verhältnisse für das Baumwachstum und die Abwehrkräfte überwiegend günstig. Dies gab den Bäumen die Chance auf eine Erholung, nachdem die Jahre zuvor von teils gravierenden Trockenphasen gekennzeichnet waren.

In den rheinland-pfälzischen Wäldern sind den Meldungen aus den Forstämtern zufolge 2024 noch auf rund 3.000 ha unmittelbare Trockenschäden aufgetreten. Dies stellt gegenüber dem Vorjahr (2023: 5.100 ha) einen deutlichen Rückgang dar. Mit Ausnahme der Douglasie fand hier bei allen Baumarten eine Abnahme statt. Danach sind immer noch vorwiegend Buchen (65%), neben anderen Baumarten aber auch Kiefern (11%) und Eichen (10%) von Trockenschäden betroffen.

Aufgrund abiotischer oder biotischer Schadursachen ist im rheinland-pfälzischen Körperschafts- und Landeswald 2024 ein außerplanmäßiger Holzeinschlag von rund 0,99 Mio. Fm angefallen. Damit hat sich der Schadholzanfall gegenüber dem Vorjahr insgesamt erheblich reduziert (Vorjahr: 1,65 Mio. Fm). Durch Insekten wurde 78% der verbuchten Schadholzmenge verursacht, die mit rund 0,77 Mio. Fm etwa bei der Hälfte des Vorjahres liegt. Hier war zu 96% vor allem die Fichte betroffen, sodass es sich überwiegend um Borkenkäferholz handelte.

Sowohl die Anzahl als auch der Flächenumfang der von den Forstämtern in Rheinland-Pfalz gemeldeten Schadereignisse ist 2024 gegenüber dem Vorjahr gesunken (Tab. 1).

Tab. 1: Schädlingsmeldungen 2019-2024 in Rheinland-Pfalz; die Meldungen mit einem Risiko für die menschliche Gesundheit beziehen sich ausschließlich auf den Eichenprozessionsspinner; N = Anzahl der Meldungen, ha = betroffene Fläche in Hektar (Quelle: Meldungen der Forstämter im digitalen Waldschutz-Meldesystem).

Jahr

insgesamt

Gesundheitsrisiko für MenschenWirtschaftlich fühlbarbestandesbedrohend

N

ha

N

ha

N

ha

N

ha

2019

9.754

34.331

172

668

5.416

17.331

4.166

16.332

2020

10.293

42.403

230

856

5.351

21.804

4.712

19.743

2021

6.914

17.549

180

818

4.120

9.489

2.614

7.242

2022

7.084

17.177

148

607

4.625

9.827

2.311

6.744

2023

7.716

19.566

82

704

5.307

11.873

2.327

6.989

2024

5.793

17.123

37

340

4.120

11.077

1.636

5.706

Gesundheitszustand der Nadelbäume

Fichte und Tanne

Die zum Buchdrucker, der an Fichten bedeutendste Borkenkäfer, 2024 gemeldeten Flächen haben mit rund 2.400 ha deutlich abgenommen und betragen etwa 60% des Vorjahreswertes (2023: 4.100 ha). Dies korrespondiert mit der Entwicklung des Käferholzes, das rund 0,74 Mio. Fm betrug (2023: 1,43 Mio. Fm) (Abb. 1). Doch liegt die Käferholzmenge immer noch deutlich über den Werten, die vor der Dürreperiode 2018-23 verbucht wurden. So kann nach einem Jahr der Erholung insgesamt nicht von einem Ende der Kalamität gesprochen werden. 

Der Schwerpunkt der Meldungen zum Buchdrucker lag 2024 im westlichen Hunsrück (Abb. 2). Im Vergleich zu dem 2017 noch vor der Dürreperiode gemeldeten Befall lagen im nördlichen Rheinland-Pfalz zum vorläufigen Höhepunkt der Borkenkäferkalamität 2020 vor allem im Westerwald, Taunus und Eifel außergewöhnlich hohe Käferschäden vor. Nachdem in diesen Regionen schon zu Beginn der Kalamität anfällige Fichtenbestände in einem großen Umfang verloren gegangen sind, setzt sich das Geschehen vor allem im westlichen Hunsrück noch fort.

Im Zeitraum zwischen den letzten beiden Bundeswaldinventuren (BWI) 2012 bis 2021, der zum Ende einen wesentlichen Abschnitt der letzten Kalamität einschließt, ist in rheinland-pfälzischen Fichtenwäldern eine Schadholzmenge von insgesamt rund 10 Mio. Fm angefallen. In dieser Periode sind 80% der Schadholzmenge auf das Konto der Borkenkäfer gegangen, weitere 17% wurden aufgrund von Sturm oder Schnee verbucht. Davon fiel der weitaus größte Teil in die Kalamitätsjahre 2018-2021. Um noch einmal eine Größenordnung über das Ausmaß der Schäden zu geben, lag der bei der BWI gemessene Vorrat der Fichte zum Vergleich 2012 noch bei rund 50 und demgegenüber 2022 bei 38 Mio. Fm [2].

Im Saarland ist der Käferholzanfall entgegen dem allgemeinen Trend noch einmal auf rund 0,18 Mio. Fm angestiegen (2023: 0,13 Mio. Fm) (Abb. 3). Dies ist nachvollziehbar, da viele der saarländischen Fichtenwälder im westlichen Hunsrück liegen, wo auch im benachbarten Rheinland-Pfalz anhand der Flächenmeldungen trotz der besseren Wasserversorgung noch ein auffälliger Schwerpunkt der Borkenkäferschäden vorhanden war (Abb. 2).

Gemessen an den in Rheinland-Pfalz abnehmenden Schadholzmengen verlief die Entwicklung des Buchdruckers mit Ausnahme des westlichen Hunsrücks 2024 insgesamt gebremst. Nach kurzen Schönwetterphasen lies der frühe Schwärmstart der Borkenkäfer Anfang April 2024 zunächst Schlimmes befürchten. Doch fiel die Witterung im weiteren Verlauf des Frühjahres wieder kühl-feucht aus. Dies verzögerte einerseits durch niedrige Temperaturen die Entwicklung der Borkenkäfer und andererseits stärkte das hohe Wasserangebot die Abwehrkräfte der Fichten. Einzig hinderlich war, dass aufgrund der Hochwasserschäden im Mai die Fichtenbestände mancherorts nicht zugänglich waren und aufgrund der Niederschläge das Bohrmehl als wichtiges Merkmal für frischen Befall oft weggewaschen wurde. Im Juni näherte sich das Wetter dem langjährigen Mittel, während im Juli und vor allem im August die Temperaturen wieder deutlich darüber lagen.

Die Meldungen zu rindenbrütenden Borkenkäfern an Tannen sind auf 205 ha (Vorjahr: 390 ha) deutlich zurückgegangen, allerdings machen die bestandesbedrohenden Schäden hier 80% aus. Hierbei kommt der Befall durch den Krummzähnigen, Westlichen, Mittleren oder Kleinen Tannenborkenkäfer in Betracht [3]. Zudem wird oft auch der Weißtannenrüssler vorgefunden. Vom Käferbefall sind besonders auch Küsten- und Edeltannen betroffen.

Bei nach wie vor vielerorts hohen Populationsdichten stellen Dürre- und Wärmephasen stets ein besonders Gefahrenpotenzial dar, weshalb das Borkenkäfer-Management in den Nadelwäldern auch 2025 eine hohe Aufmerksamkeit erfordert, insbesondere dort, wo noch Schadhölzer infolge von Sturm oder Schnee hinzukommen [4].

Douglasie

Die Nadelschütte hat bei Douglasien den Meldungen zufolge 2024 wieder zugelegt und umfasste rund 460 ha. Gleichzeitig wurde mit 50 ha gegenüber dem Vorjahr erheblich mehr Befall durch die Gallmücken als weiterer Stressfaktor gemeldet, wobei sich diese Meldungen erfahrungsgemäß vor allem auf die frisch angelegten Kulturen beziehen und nicht das komplette Altersspektrum der Douglasien abdecken. Die sich im letzten Jahr noch abzeichnende Erholungstendenz wird demzufolge regional wieder von erhöhten Schadmeldungen überlagert. Die Schwerpunkte kritischer Vitalitätszustände liegen in der Eifel (Abb. 4), im Pfälzerwald und in der Rheinebene. Ersten Befunden zufolge scheint dabei neben der Trockenheit, pilzlichen Schaderregern sowie den Douglasiengallmücken auch die Herkunft der Douglasien eine wesentliche Rolle in diesem komplexen Schadgeschehen zu spielen.

Kiefer

Die Kiefern weisen regional nach wie vor einen kritischen Zustand auf. Infolge der besseren Wasserversorgung war 2024 zwar insgesamt eine Erholung festzustellen, sodass die Meldungen von Trockenschäden deutlich zurückgegangen sind. Doch haben demgegenüber die Komplexkrankheit und der Mistelbefall noch einmal deutlich zugelegt. So wurde in der Summe immer noch eine mit Schadereignissen an Kiefern verbundene Waldfläche von rund 3.000 ha gemeldet (Vorjahr: 3.300 ha). Von lichter werdenden und absterbenden Kiefernwäldern ist besonders die Oberrheinebene betroffen (Abb. 5). Das für diese Baumart schädliche Zusammenwirken von Mistelbefall, Dürre und dem Diplodia-Pilz wird durch Pracht- und Borkenkäferbefall wesentlich verstärkt. Der Mistelbefall hat sich mittlerweile auch in den Pfälzerwald ausgebreitet.

Gesundheitszustand der Laubbäume

Buche

Insgesamt haben die Buchen von der verbesserten Wasserversorgung profitiert, sodass die Meldungen zu Trockenschäden auf rund 2.000 ha deutlich zurückgegangen sind (Vorjahr: 3.100 ha). Trotzdem bestehen in vielen Buchenbeständen, die in den Vorjahren besonders von Schäden betroffen waren, nach Sonnenbrand, Insekten- und vor allem Pilzbefall immer noch große Gefahren durch abbrechende und herabfallende Kronenteile (Abb. 6). Zusätzlich umfasst die der Buchen-Komplexkrankheit zugemessene Fläche den Meldungen zufolge rund 1.100 ha (Vorjahr: 1.300 ha), wobei es sich hierbei oft auch um die Symptomatik einer Vitalitätsschwäche handeln dürfte. Insgesamt weisen die Waldregionen um den Donnersberg genauso wie der Soonwald und der Bienwald immer noch große Schäden auf. Hinzu kommen Buchenwälder im westlichen Hunsrück, Saar-Nahe-Bergland, Westerwald und Pfälzerwald.

Früh einsetzende und wiederholte waldbaulich fördernde Eingriffe bis in die Dimensionierungsphase begünstigen die kontinuierliche Ausformung vitaler Kronen und Wurzelsysteme. So werden die Voraussetzungen geschaffen, dass die Buche im Klimawandel den zunehmend häufiger zu erwartenden Dürrephasen auf vielen Standorten in Zukunft mit einer höheren Resilienz gegenübertreten kann [5].

Eiche

Die Eichen zeigten trotz der verbesserten Wasserversorgung im Sommer 2024 anhand des Kronenzustandes besonders in Rheinland-Pfalz aber auch im Saarland einen in dieser Höhe bisher noch nicht gemessenen Höhepunkt des Blattverlustes [6, 7]. Diese offenkundige Vitalitätsschwäche dürfte mit einer verminderten Reservestoffbildung während der vorangegangenen Dürrejahre und Blattfraßschäden zusammenhängen, die sich in einer Reduktion der für die Wasserleitung wichtigen Frühholzgefäße und ihrer Durchmesser ausdrückt. Dies schränkt die Abwehrkräfte der Eichen oft zeitlich verzögert auf längere Sicht deutlich ein. Von dieser Schwächung kann der Zweipunktige Eichenprachtkäfer profitieren, der in dieser Situation dafür sorgt, dass sich in einer Massenvermehrung intensiv befallene Eichen nicht wieder erholen. Nachdem schon 2023 ein deutlicher Anstieg des gemeldeten Befalls durch Eichenprachtkäfer von rund 40 auf 250 ha festgestellt wurde, haben 2024 die Meldungen mit 1.700 ha noch einmal gravierend zugelegt. In den betroffenen Beständen können in bestimmten Fällen fachgerecht durchgeführte Sanierungshiebe das Schadausmaß mindern [8, 9] (Abb. 7). Auf weiteren rund 430 ha wurden direkte Trockenschäden oder die Eichen-Komplexkrankheit gemeldet. Betroffen sind besonders Eichenwälder in den Regionen Mittelrhein, Mosel und Nahe sowie Donnersberg.

Die deutliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Eichen drückt sich auch im sprunghaften Anstieg des Schadholzanfalls aus (Abb. 8). Damit ist die Eiche in Rheinland-Pfalz nach der Fichte die derzeit zweitstärkste von Schäden betroffene Baumart. Bei der Fichte sind 58%, bei der Eiche 16%, bei der Kiefer 14% und bei der Buche 8% des Gesamteinschlags 2024 im öffentlichen Wald auf das Konto von “Insekten” und “Trockenheit” gegangen.

Die Meldungen zu Schäden aufgrund blattfressender Schmetterlingsraupen wie Frostspanner, Eichenwickler oder Schwammspinner sind 2024 auf insgesamt rund 155 ha (Vorjahr: 690 ha) deutlich zurückgegangen. Ein Schwerpunkt lag noch in den Eichenwäldern am Mittelrhein. Der Eichenprozessionsspinner wurde landesweit deutlich seltener gemeldet, war jedoch schwerpunktmäßig in den warmen Flusstälern sowie der Nordpfalz mit rund 370 ha immer noch auffällig. Der Mehltaubefall auf Eichenblättern ist stark gestiegen und schränkt die Assimilationsleistung der Eichen weiter ein. Besonders aus dem Bienwald werden auch Schäden infolge Stehendbefall durch “Kernholzkäfer" gemeldet, die vor allem auf den Heldbock zurückzuführen sind.

Sonstige Laubbäume

Das Eschentriebsterben kommt weit verbreitet vor und hat in Rheinland-Pfalz im gemeldeten Flächenumfang auf rund 1.500 ha noch einmal zugelegt (Abb. 9). Dies passt zu feuchteren Sommermonaten mit guten Infektionsbedingungen und einer höheren Sporenlast. Die Ahorn-Rußrindenkrankheit kam den Meldungen zufolge auf noch einmal gestiegener Fläche von rund 540 ha vor. Am Ostrand des Pfälzerwaldes schränkt der Esskastanien-Rindenkrebs die Vitalität dieser Baumart teils erheblich ein (Abb. 10), wesentlich verstärkt durch einen Befall der Japanischen Esskastanien-Gallwespe als weiteren Stressfaktor.

Maikäfer

In den südpfälzischen Forstämtern Bienwald und Pfälzer Rheinauen schränkt der Waldmaikäfer im Oberrheintal durch den Wurzelfraß seiner Engerlinge nun schon seit drei Jahrzehnten eine gerichtete Waldverjüngung erheblich ein. So wurden insgesamt auf rund 1.900 ha Maikäferschäden gemeldet. Im Forstamt Pfälzer Rheinauen hat im Frühjahr 2024 auf etwa 1.000 ha ein intensiverer Schwärmflug stattgefunden, der wieder zu einer hohen Belastung des Waldbodens mit Engerlingen führte. Der nächste ausgedehnte Schwärmflug findet 2027 im Bienwald statt.