Besonders im Mai fielen die für das Wachstum und die Baumvitalität um diese Jahreszeit wichtigen Niederschläge überdurchschnittlich aus. Für diesen Monat wurde sogar ein Niederschlagsrekord festgestellt [1]. Dies war von Starkregenfällen begleitet, die regional bis in den Juni aufgetreten sind. Darüber hinaus sind über den Sommer teilweise heftige Gewitter aufgetreten. So waren bis in den Spätsommer kaum Dürren festzustellen [2]. Demzufolge haben die Unteren Forstbehörden und Forstbezirke im Vergleich zu den Vorjahren auf rund 4.900 ha deutlich weniger Trockenschäden gemeldet (2023: 11.100 ha). Daran hat die Buche einen Anteil von 60 % und ist örtlich immer noch sehr betroffen, allerdings insgesamt auch nur noch auf der Hälfte der Fläche des Vorjahres. In Bezug auf die Temperaturen war das Jahr 2024 laut DWD auch in Baden-Württemberg wieder das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Spätfröste haben nach ersten warmen Tagen im April allem voran an Buchen aber auch an Eichen zu Schäden am frisch ausgetriebenen Blattwerk geführt.
Insgesamt lag der außerplanmäßige Holzeinschlag wegen abiotischer oder biotischer Ursachen (zufällige Nutzungen) mit rund 3,77 Mio. Fm um ein Fünftel unter dem Vorjahreswert. Im Verhältnis zum Gesamteinschlag lag der Anteil bei 38 % (Vorjahr: 47 %). Die bedeutendste Einschlagsursache lag bei den “Insekten” (50 %), gefolgt von “Sturm” (22 %) und “Dürre” (15 %). Das Sturmholz ist in Verbindung mit Unwettern angefallen und machte rund 0,83 Mio. Fm aus. Dies ging besonders zu Lasten von Fichten (74 %), Buchen (11 %) und Tannen (7 %) in Form gebrochener und geworfener Bäume. Außerdem war der verbuchte Schadholzanfall wegen von Schnee mit 0,26 Mio. Fm auffällig hoch.
Die Anzahl und das Flächenausmaß der gemeldeten Schadereignisse ist 2024 gegenüber dem Vorjahr um etwa ein Drittel deutlich gesunken (Tab. 1), was eine beginnende Entspannung in der Waldschutzsituation anzeigt.
Tab. 1: Schädlingsmeldungen 2017 bis 2024 der forstlichen Dienststellen; N = Anzahl der Meldungen; ha = betroffene Fläche in Hektar (Quelle: bis 2019 Meldungen der Unteren Forstbehörden und seit 2020 Meldungen der Unteren Forstbehörden der Landesforstverwaltung (LFV) und der Forstbezirke der Anstalt des öffentlichen Rechts Forst Baden-Württemberg (ForstBW) im digitalen Waldschutz-Meldesystem).
Jahr | insgesamt | wirtschaftlich fühlbar | bestandesbedrohend | |||
N | ha | N | ha | N | ha | |
2017 | 11.670 | 36.946 | 9.103 | 24.131 | 2.408 | 12.361 |
2018 | 24.246 | 38.295 | 18.082 | 20.485 | 5.543 | 16.901 |
2019 | 25.052 | 46.437 | 17.284 | 19.335 | 7.219 | 25.873 |
2020 | 20.850 | 50.487 | 14.712 | 22.490 | 5.709 | 27.138 |
2021 | 14.257 | 30.944 | 10.676 | 13.653 | 3.373 | 17.192 |
2022 | 17.895 | 28.588 | 13.526 | 14.507 | 4.369 | 14.081 |
2023 | 18.226 | 34.380 | 13.610 | 16.404 | 4.616 | 17.976 |
2024 | 12.390 | 22.367 | 9.356 | 9.899 | 3.034 | 12.468 |
Gesundheitszustand der Nadelbäume
Fichte
Die wegen eines frühen Schwärmstarts der Borkenkäfer Anfang April 2024 bestandenen Befürchtungen, dass es wieder zu außerordentlichen Schäden kommen könnte, wurden mit Eintritt einer nassen Witterung spätestens im Mai beruhigt. Doch hat die Käferentwicklung wegen überdurchschnittlicher Temperaturen bis zum Ende des Sommers wieder aufgeholt, sodass es weit verbreitet bis in mittlere Höhenlagen zumindest noch zum Abschluss einer zweiten Generation gekommen ist. Durch die gute Wasserversorgung sind vor allem die Parentalkäfer aus der Überwinterung im Frühjahr auf abwehrbereitere Fichten gestoßen. Zusammen mit dem weitgehenden Ausbleiben einer erneuten Dürre sind die auf Borkenkäfer zurückführbaren Schadholzzahlen so gegenüber dem Vorjahr um 20 % auf rund 1,57 Mio. Fm spürbar gesunken (Abb. 1). Doch liegt das Niveau immer noch ausgesprochen hoch beim etwa siebenfachen des Durchschnittwertes der letzten Latenzperiode 2008-2016 (0,21 Mio. Fm).
In Bezug auf die gemeldeten Schadflächen durch Buchdrucker und Kupferstecher (Abb. 3) liegt die Reduktionsrate in der gleichen Größenordnung wie bei den Schadholzzahlen und betrug 2024 noch rund 3.900 ha (2023: 4.900 ha). Die Schwerpunkte liegen hier im Nordosten des Landes im Neckar-Odenwaldkreis sowie im Süden in den Landkreisen Waldshut, Schwarzwald-Baar-Kreis, Tuttlingen und Konstanz (Abb. 3).

Abb. 3: Meldungen der vom Buchdrucker “bestandesbedrohend” befallenen Fichtenwälder in Baden-Württemberg (Flächenklassen in Hektar, weiß = 0, grau = keine Daten): 2017 noch vor der Dürreperiode 2018-23, 2019 zum Höhepunkt des Befalls während der Dürreperiode und im Jahr 2024 (Grafik: FVA BW/Wußler).
Inwiefern sich die leichte Entspannung der Borkenkäfergefahr fortsetzt oder es sich (ähnlich wie 2021) nur um eine kurze Atempause handelte, wird sich vor allem in Abhängigkeit von der Witterung 2025 zeigen. Die Populationsdichten liegen nach wie vor auf hohem Niveau, sodass den Forstbetrieben angeraten wird, weiter sehr aufmerksam zu sein und der Gefahr mithilfe eines fachgerechten Borkenkäfer-Managements rechtzeitig entgegenzutreten [3]. Dies gilt bei auftretendem kleinflächigen Anfall von Sturm- oder Schneebruch im Nadelholz umso mehr. Das Management in Baden-Württemberg wird seit diesem Jahr von neuen Modellen zur Borkenkäfer-Phänologie (PHENIPS-Clim) und zur Befallsrisikoabschätzung (IpsRisk) unterstützt [4].
Tanne
Von der günstigeren Wasserversorgung in 2024 hat die Tanne offensichtlich ganz besonders profitiert. Sowohl der außerplanmäßige Holzeinschlag aufgrund von Insekten (weitestgehend Rindenbrüter wie Borken- und Rüsselkäfer [5]) als auch jener aufgrund von Dürre hat um mehr als die Hälfe abgenommen (Abb. 4). Trotzdem liegt der Wert von insgesamt rund 0,22 Mio. Fm auch hier immer noch erheblich über dem vor 2019 gemessenen Latenzniveau von durchschnittlich rund 0,06 Mio. Fm (2006-2018).
Die allgemeine Erholung der Tannengesundheit zeigt sich anhand der gemeldeten Schadflächen sogar noch deutlicher, denn sowohl die Rindenbrüter als auch die Trockenschäden machen hier mit rund 250 bzw. 580 ha gerade noch 28 bzw. 32 % des Vorjahreswertes aus. Nur der an Weißtanne vielerorts festzustellende intensive Mistelbefall zeigt sich auf einem deutlich höheren Niveau als zuvor.
Kiefer
Die Kronenzustandserhebung hat bei der Kiefer landesweit im zweiten Jahr in Folge eine leichte Verbesserung feststellt, auch wenn die Ausfall- und Mortalitätsrate auffällig hoch war [6]. Dies korrespondiert mit den Meldungen der forstlichen Dienststellen, die zur Kiefernkomplexkrankheit um etwa ein Viertel zurückgegangen sind und in Bezug auf Trockenschäden sogar nur noch 37 % des Vorjahreswertes erreichen. Demgegenüber haben die Flächenmeldungen zum Diplodia-Pilzbefall und zu Mistelinfektionen (Abb. 5) wieder deutlich zugenommen. Besonders auffällig ist auch der Umfang von Kiefern, die insbesondere von rindenbrütenden Borkenkäfern betroffen waren, um das Fünffache auf nahezu 500 ha deutlich gestiegen. So bleibt der Zustand der Kiefer auf großer Fläche insgesamt weiterhin besorgniserregend. Besonders auf den armen und trockenen Sandstandorten der Oberrheinebene zeichnete sich auch 2024 größtenteils keine durchschlagende Erholung des Gesundheitszustandes der Kiefern ab.
Douglasie
Der Kronenzustand der Douglasie hat sich in Baden-Württemberg 2024 gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verändert [6]. Ältere Douglasien weisen immer noch oft markante Nadelverluste auf, die auf einen Befall durch Rußige Douglasienschütte oder Douglasien-Gallmücken hinweisen. So haben die Meldungen zur Schütte auf rund 70 ha wieder deutlich zugenommen. Demgegenüber sind die gemeldeten unmittelbaren Trockenschäden auch hier sehr zurückgegangen und betragen nur noch ein Viertel des Vorjahreswertes. Auf 20 ha wurde wieder Befall durch rindenbrütende Borkenkäfer festgehalten (Abb. 6).
Gesundheitszustand der Laubbäume
Buche
Die Buchenwälder sind als Folge der Dürreperiode 2018-23 vielerorts noch durch abgestorbene Bäume und hohe Totholzanteile gezeichnet, auch wenn sich der Kronenzustand der Buchen landesweit leicht verbessert hat [6]. Auf die Gefahren herabbrechender Äste und umfallender Buchen muss nach wie vor noch sehr geachtet werden (Abb. 7), da sie durch Pilzbefall und Holzfäulen zunehmend an Stabilität verlieren. Daran ist zum Beispiel die Pfennig-Kohlenkruste wesentlich beteiligt.
In 2024 war der Umfang von Schäden unmittelbar durch Trockenheit und durch die Buchenkomplexkrankheit bzw. Buchenvitalitätsschwäche dem allgemeinen Erholungstrend folgend gegenüber dem Vorjahr nur noch etwa halb so groß. Trotzdem betrug er insgesamt noch rund 3.300 ha. Das infolge von Dürre, Insekten- und Pilzbefall angefallene Schadholz hat sich demgegenüber lediglich um etwa einen Viertel reduziert (Abb. 8). Es liegt mit rund 0,30 Mio. Fm immer noch beim zehnfachen des Zehnjahresdurchschnittes von 2008-2017. Der Buchenspringrüssler wurde nur noch auf 470 ha gemeldet und war damit auf einem Viertel der Fläche des Vorjahres auffällig.
Eiche
Der insbesondere für die Oberrheinebene prognostizierte Kahlfraß durch Frostspanner ist im Frühjahr 2024 überwiegend ausgeblieben. Waren beispielsweise in den Eichenwäldern des Breisgaus im März zunächst noch zahlreiche Jungraupen festzustellen, hat die später einsetzende kühl-feuchte Frühjahreswitterung ganz offenbar zu hohen Verlustraten geführt. In der Folge sind an später austreibenden Eichen keine ausgeprägten Fraßschäden mehr aufgetreten (Abb. 9).

Abb. 9: Rechte Bildhälfte: Kahlfraß an zwei früh austreibenden Eichen im Oberstand; linke Bild-hälfte: unbefressene Hainbuche im Unterstand und Eiche im Oberstand; nach dem Einsetzen einer kühl-feuchten Witterung hat das Fraßgeschehen wegen hoher Verlustraten bei den Frostspanner-Raupen deutlich nachgelassen, weshalb spät treibende Eichen offenbar kaum von Fraßschäden betroffen waren; Mooswald bei Freiburg, 30.04.2024 (Foto: FVA BW/Delb).
Nur aus dem Ortenaukreis wurden deutliche Blattverluste infolge des Raupenfraßes gemeldet, während in anderen Eichenregionen diesbezüglich ein abgeschwächtes Geschehen beobachtet wurde. Insgesamt sind die gemeldeten Flächen der Eichenfraßgesellschaft, vor allem wegen des Frostspanners, witterungsbedingt entgegen der Erwartung von rund 1.000 auf 400 ha zurückgegangen. Für das Frühjahr 2025 weisen die Prognoseergebnisse des jährlichen Monitorings nicht auf einen landesweit ausgedehnten Kahlfraß hin. Doch könnte es in der Oberrheinebene und im Neckarland noch einmal zum Lichtfraß kommen.
Die für die Eichenwälder vielerorts ausgebliebene Belastung durch intensive Fraßschäden oder Dürre hat dazu geführt, dass sich der Eichenprachtkäfer entgegen den Befürchtungen landesweit nicht weiter etabliert und ausgeweitet hat. Die vergleichsweise wenigen gemeldeten Schwerpunkte auf insgesamt rund 120 ha (Vorjahr: 180 ha) liegen in der Oberrheinebene und im Neckarland. Doch zeigten die Eichen 2024 landesweit betrachtet einen gegenüber den Vorjahren insgesamt schlechteren Kronenzustand [6]. Ihre Vitalität ist nach der Dürreperiode 2018-23 immer noch sehr beeinträchtigt, weshalb weiterhin auf davon profitierende Schadorganismen wie den Eichenprachtkäfer geachtet werden muss [7].
Weitere Laubhölzer
Das Eschentriebsterben ist auf rund 3.600 ha, oft begleitet von Stammfußnekrosen und Hallimasch, im gesamten Land sehr weit verbreitet. Durch den raschen Rückgang dieser Baumart ist davon auszugehen, dass auch der Umfang der gemeldeten Schadflächen nachlassen wird, ohne dass dies als Erholung gewertet werden kann. Die Ahorn-Rußrindenkrankheit wurde noch auf rund 30 ha gemeldet. Darüber hinaus sind in den Meldungen das Ulmen- und das Erlensterben nach wie vor präsent. Mit diesen Krankheiten sind analog zur Buche große Herausforderungen bei der Arbeits- und Verkehrssicherung sowie eine rasche Holzentwertung verbunden.
Maikäfer
Der Maikäfer schränkt die Waldwirtschaft in der Oberrheinebene auf trockenen Sandstandorten wegen seines Zerstörungspotenzials für die Waldverjüngung erheblich ein. Der schädliche Wurzelfraß seiner Engerlinge betrifft besonders Jungwüchse und unterständige Bäume. Insgesamt ist eine Waldfläche von rund 31.500 ha betroffen. Im Frühjahr 2024 fand im nördlichen Hardtwald von Bruchsal bis Schwetzingen ein mitunter intensiver Schwärmflug der sogenannten Nordstamm-Population statt. Dort ist nach den Eiablagen der Waldboden vielerorts wieder dicht mit Engerlingen besetzt, sodass weiter mit Schäden gerechnet werden muss. Den Befunden aus systematischen Probegrabungen zufolge, ist im Frühjahr 2025 nur ganz vereinzelt mit Flugaktivitäten zu rechnen. Vor allem in lichteren Wäldern ist neben dem Waldmaikäfer seit einigen Jahren auch der Feldmaikäfer vorzufinden.
Invasive gebietsfremde Schad- und Quarantäneorganismen
Nach Vorgaben aus europäischen und nationalen Rechtsvorschriften wird in Bezug auf die Gefahr der Einschleppung und Etablierung gebietsfremder, invasiver Schad- und Quarantäneorganismen in Wäldern jährlich ein umfangreiches Monitoring durchgeführt. Dies kann bei positivem Befund oft zu umfangreichen Maßnahmen zur Eradikation oder Eingrenzung führen. Doch sind im Jahr 2024 keine besorgniserregenden Befunde oder Beobachtungen aufgetreten. Die zu überwachenden Arten waren in diesem Jahr der Kiefernholznematode, der Eschenprachtkäfer, der Japankäfer, der Bronzefarbene Birkenprachtkäfer, der Walnuss-Borkenkäfer als Überträger einer durch einen Schlauchpilz verursachen Nussbaumerkrankung, der Sibirische Lärchenspinner und das Xylella-Feuerbakterium.



















