Eichennester- und Eichentrupppflanzungen (auch Clusterpflanzungen) werden seit den 1980er bzw. 1990er Jahren als ökologische und ökonomische Alternativen zur traditionellen Reihenpflanzung insbesondere nach Sturmwurf vermehrt für die Bestandesbegründung genutzt. In einer auf Erhebungen aus einer Vielzahl von Beständen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz basierenden Studie sind erstmals Wachstum und Qualität von derartig begründeten Eichenbeständen umfassend im Rahmen einer Meta-Analyse untersucht worden.
Aufgrund ihrer Stabilität, der Toleranz gegenüber Trockenereignissen und des wertvollen Holzes werden die heimischen Eichenarten zukünftig im Waldaufbau wohl an Bedeutung gewinnen. Die meisten gängigen Waldbaukonzepte favorisieren bei der Bestandesbegründung in der Regel prinzipiell Naturverjüngungsverfahren. Bei der Begründung von Eichenbeständen dürften jedoch die künstlichen Verfahren Saat und Pflanzung nach wie vor eine große Rolle spielen. Dies gilt vor allem für die Umwandlung von Nadelbaumbeständen auf ungeeigneten Standorten sowie auf Flächen, wo Konkurrenz durch wüchsige Begleitvegetation die natürlich Verjüngung der Eiche verhindert. Obwohl in der jüngeren Vergangenheit bei den Empfehlungen für die traditionellen Vollkulturen in Form von Reihenaufforstungen ein Trend zu abgesenkten Ausgangspflanzdichten besteht, sind diese auch aufgrund der erforderlichen intensiven Kulturvorbereitung und –pflege nach wie vor sehr kostspielig.
Clusterpflanzungen = Über die Fläche verteilte "Pflanzen-Klumpen"
Im Gegensatz zu Vollkulturen wird bei Clusterpflanzungen nicht die gesamte Kulturfläche bepflanzt. Bei der Bepflanzung handelt es sich vielmehr um mehr oder weniger gleichmäßig über die Fläche verteilte "Pflanzen-Klumpen". Typische Clusterpflanzungen bestehen dabei je Hektar aus 200 Nestern mit jeweils 21 Eichennormalpflanzen (< 50 cm Pflanzenhöhe) im Verband 0,2 x 0,2 m bzw. aus 100 Trupps mit jeweils 19 bis 27 Eichengroßpflanzen (> 80 cm), die im Abstand von 1 m gepflanzt werden (Abb. 1). Im Gegensatz zu den Nestern werden die Eichentrupps in der Regel mit einer variierenden Anzahl an Individuen einer schattenertragenden Baumart (Rot-, Hainbuche, Winterlinde) für die spätere Schaftpflege umfasst ("Treibhölzer").
Die punktuell begrenzte kleinflächige Ausbringung von Pflanzen in den Clustern soll die Begründungskosten verringern, ohne gleichzeitig die waldbaulichen Optionen zur Produktion von Eichenwertholz einzuschränken. In den nicht bepflanzten Räumen zwischen den Clustern können sich zudem insbesondere frühsukzessionale Arten natürlich etablieren. Zwar existieren diverse Veröffentlichungen zu Fallbeispielen einzelner Versuchsanlagen oder Aufforstungen. Die große Heterogenität der Versuchsanlagen zu Clusterpflanzungen bei Eiche machte bislang jedoch eine konventionelle Analyse der generellen Eignung von Clusterpflanzungen auf breiter Datenbasis unmöglich. Diesem Mangel einer versuchsübergreifenden Gesamtauswertung konnte nun durch Anwendung von Methoden aus der Metaanalyse abgeholfen werden.
Nester vs. Reihen
Der Vergleich von Nester- und Reihenpflanzungen zeigte eine ungünstigere Entwicklung der in Nestern erwachsenen Eichen bei allen untersuchten Wachstums- und Qualitätsparametern. Signifikante Unterschiede ergaben sich zu in Reihenverbänden erwachsenen Eichen insbesondere bei Überlebensrate (-52 %), Durchmesserwachstum (-39 %), Stabilität (h/d-Verhältnis, +22 %), astfreier Schaftlänge (-31 %) und der Anzahl potenzieller Z-Bäume (-81 %). Im Gegensatz zu den gezäunten zeigten die ungezäunten Nesteraufforstungen beim Vergleich mit Reihenpflanzungen stets deutlich ungünstigere Parameterwerte, die insbesondere bei der Überlebensrate (-73 %), dem Höhenwachstum (-13 %) und der Kronenform (-24 %) signifikant waren.
Trupps vs. Reihen
Eichen aus Trupppflanzungen unterschieden sich bei den Wachstumsparametern hingegen nur unwesentlich von jenen aus den vergleichbaren Reihenaufforstungen. Bei den Qualitätsparametern fanden sich sogar erhöhte Werte für Stammform, Kronenform (signifikant, +23 %) und Anzahl potenzieller Z-Bäume. Trupppflanzungen mit ursprünglich mehr als 12 Individuen einer dienenden Baumart je Cluster verfügten im Vergleich zu benachbarten Reihenpflanzungen zudem über signifikant höhere Überlebensraten (+22 %), bessere Stamm- und Kronenformen (+118 bzw. +64 %) und mehr potenzielle Z-Bäume (+45 %).
Z-Baumanteile in den Nestern bzw. Trupps
In den untersuchten Nesterpflanzungen beinhalteten 42 % der Cluster mindestens einen potenziellen Z-Baum. Bei den Trupppflanzungen erhöhte sich dieser Anteil auf 85 %. Im Durchschnitt fanden sich 0,4 bzw. 3 potenzielle Z-Bäume je Nest beziehungsweise Trupp. Das sich hieraus ergebende Verhältnis von Anzahl potenzieller Z-Bäume zur Gesamtzahl ursprünglich gepflanzter Eichen entsprach zum Zeitpunkt der Datenerhebung in den Nesterpflanzungen 1:105 und in den Trupppflanzungen 1:8. In den Reihenaufforstungen lag diese Kennziffer dagegen bei 1:12. Werden theoretisch 70 Endbestandseichen je Hektar zugrunde gelegt, erhöht sich dieses Verhältnis rechnerisch auf Werte von rund 1:70 bzw. 1:40 für Reihen- bzw. Trupppflanzungen.
Art der Pflanzung, Dichte und Größe der Pflanzen und Treibhölzer sind ausschlaggebend
Abb. 2: 22jähriges Eichennest im Forstrevier Königheim (Baden-Württemberg).
Abb. 3: 20jähriger Eichentrupp im Forstrevier Schwarzenborn Nord (Hessen).
Die Unterschiede, die sich aus den Vergleichen von Nester- und Trupppflanzungen mit traditionellen Reihenpflanzungen ergaben, belegen, dass die Art der Clusterpflanzung erheblichen Einfluss auf die Entwicklung derartig begründeter Eichenbestände hat. Die verschiedenen Pflanzdichten und Pflanzengrößen der beiden Verfahren von Clusterpflanzungen, sowie der Verzicht auf die Pflanzung von randständigen, schattentoleranten Baumarten um die Nester, dürften dabei die zentrale Rolle spielen.
In den aus kleinen Pflanzen angelegten Eichennestern führte die enge Begründung früh zu sehr hoher Mortalität sowie geringem Durchmesserwachstum und daher zu geringer Stabilität der Eichen. Fallstudien haben bestätigt, dass randständige Eichen von Nestern tatsächlich oftmals die vitalsten innerhalb dieser Cluster sind. Durch die verringerte Anzahl an Nachbarn und die nicht vorhandenen "dienenden" Baumarten sind es diese Außenbäume, die den hohen intraspezifischen Konkurrenzdruck überstehen. Dabei bilden sie allerdings zugleich stark einseitige, schlechte Kronenformen aus (Abb. 2). Zwangsläufig führt dies zu einer eingeschränkten Astreinigung sowie unbefriedigender Ausbildung der Stammachse und damit zu signifikant weniger Z-Baum Anwärtern.
Der beobachtete positive Effekt eines schützenden Zaunes auf die Entwicklung von Eichennestern dürfte seinen Ursprung insbesondere in der geringen ursprünglichen Größe der Jungpflanzen sowie der exponierten Lage der Clusteraufforstungen inner- bzw. außerhalb geschlossener Waldareale haben. Eine erhöhte Verbissgefährdung von Eichen in nicht eingezäunten Nesterpflanzungen ist schon mehrfach beschrieben worden. Jedoch waren in der vorliegenden Studie auch die durch Zäune geschützten Eichen aus Nesterpflanzungen den in klassischen Reihenaufforstungen erwachsenen Eichen in Wachstum und Qualität mehrheitlich unterlegen. Die Qualifizierung der Eichen in Nesterpflanzungen scheint stark vom Füllgehölz zwischen den Clustern beeinflusst zu werden. In zukünftigen Erhebungen sollte daher das Auflaufen von Begleitgehölzen ebenfalls gezielt erfasst werden, um deren Wirkung auf die qualitative Entwicklung der Clustereichen besser nachvollziehen zu können.
In den aus größeren Eichen angelegten Trupps blieb die Clusterstruktur lange erhalten (Abb. 3). Ausschlaggebend dürften dafür die größeren ursprünglichen Abstände zwischen den Pflanzen sowie die Individuen der dienenden Baumart sein. Hierdurch kam es zu einer ähnlichen Wachstumsdynamik wie in den Reihenaufforstungen. Im Gegensatz zu den Nestern hatte in den Trupps der Einfluss benachbarter Eichen keine negativen Auswirkungen auf die Überlebensrate und Durchmesserentwicklung und somit auch nicht auf die Stabilität der in Trupps erwachsenen Eichen. Gleichzeitig förderte die innerartliche Konkurrenz die Qualitätsentwicklung. Dies resultierte vor allem in einer vergleichsweise hohen Anzahl an potenziellen Z-Bäumen.
Inwieweit eine erhöhte Anzahl an Individuen der dienenden Baumart die Verdämmung von Truppeichen durch z. B. konkurrierendem Bewuchs mit Brombeere oder Pionierlaubbäumen verhindern und gleichzeitig die Astreinigung fördern kann, lässt sich im Rahmen dieser Arbeit nicht abschließend bewerten. Allerdings zeichnet sich ab, dass in den Trupps eine ausreichende Anzahl an beigepflanzten schattenertragender Bäumen insgesamt einen positiven Einfluss auf die Entwicklung der Eichen zu haben scheint. Ob hierfür tatsächlich artspezifische Effekte verantwortlich sind, oder ob es sich lediglich um die Wirkung einer erhöhten Anzahl gepflanzter Bäumen im Cluster handelt, muss derzeit noch offen bleiben.
Der Übergang zwischen förderlicher und schädlicher Konkurrenz in den aufwachsenden Clustern ist ähnlich den verglichenen Reihenpflanzungen fließend und rasch veränderlich. Daher sollten in frühen Phasen der Bestandesentwicklung grundsätzlich regelmäßig Überprüfungen erfolgen. Ziel ist es, die innerartliche Konkurrenz durch die gezielte Förderung der Clustereichen während der Qualifizierungsphase zu sichern.
Das für die Trupppflanzungen gefundene günstige Verhältnisse von Anzahl potenzieller Z-Bäume zur Gesamtzahl ursprünglich gepflanzter Eichen lässt auf eine effektive qualitative Entwicklung in den Trupps im Vergleich zu Reihenpflanzungen schließen. Diese Erkenntnis wird durch den Befund gestützt, wonach die überwiegende Mehrzahl der analysierten Trupps in dieser und anderen Studien mindestens einen potentiellen Z-Baum aufweist.
Fazit: Nesterpflanzung ist der Trupppflanzung deutlich unterlegen
Auf der Basis der gewonnen Erkenntnisse ist die aus kleinen Pflanzen angelegte Nesterpflanzung Reihenpflanzungen mit etwa 5000 Pflanzen je Hektar bezüglich der Etablierung wertvoller Eichenbestände deutlich unterlegen. Im Gegensatz dazu erscheint die aus größeren Pflanzen angelegte Trupppflanzung ein geeignetes alternatives Verfahren, um Eichenbestände mit dem Ziel der Wertholzproduktion zu begründen. Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen Auswertungsstandes zur Eiche liegt dabei der Schluss nahe, dass Trupppflanzungs auch bei anderen Laubbaumarten zur Begründung von Mischbeständen ein gangbarer Weg sein könnte. Es wird jedoch empfohlen, die gewonnenen Erkenntnisse durch in höhere Alter fortgesetzte Beobachtungen und Messungen weiter zu evaluieren.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Wirtschafter mit der Trupppflanzung ganz offensichtlich über ein sehr flexibles, vorteilhaftes Verfahren zur Begründung von Eichenmischbeständen verfügen. Über die Anzahl an Trupps je Hektar können anfängliche finanzielle Aufwendungen gezielt gesteuert und die langfristigen Bewirtschaftungsziele (z. B. Eichenanteil) zugleich frühzeitig berücksichtigt werden.