Während über das Produktionsziel der Eichenwirtschaft, die Erzeugung von furniertauglichem Wertholz, weitgehend Einigkeit besteht, existieren unterschiedliche Auffassungen darüber, wie dieses Ziel erreicht werden soll. Um den Einfluss waldbaulicher Pflegeeingriffe auf die Qualitätsentwicklung von jungen Eichenbeständen zu ermitteln, legte der Lehrstuhl für Waldbau und Forsteinrichtung der Ludwig-Maximilians-Universität München im Jahr 1985 in fünf aus Saat hervorgegangenen Traubeneichenbeständen mit Buchennebenbestand (Buntsandstein- und Muschelkalkstandorte) einen Pflegeversuch auf 40 Parzellen an. Die 13- bis 49-jährigen Eichenbestände der drei Entwicklungs- bzw. Altersklassen "Dickung", "Stangenholz" und "angehendes Baumholz" wurden in den nachfolgend aufgeführten vier Varianten gepflegt:

0. Kontrolle (K)

1. Negativauslese (N)

2. Positivauslese mit mäßiger Förderung (mP)

3. Positivauslese mit starker Förderung (sP).

Nach 12-jähriger Laufzeit des Pflegeversuches erbrachten die Auswertungen folgende Ergebnisse:

1. Eichen auf den Parzellen mit Positivauslese, insbesondere auf Muschelkalk, weisen einen größeren BHD auf als die Bäume auf den Kontrollflächen und auf den Parzellen mit Negativauslese.

  • Der Einfluss der Behandlungsvarianten auf den Durchmesserzuwachs war in den jüngsten Beständen am größten.
  • Die Jahrringbreiten der stark geförderten Auslesebäume waren in den Dickungen um 50 % größer als jene der nicht begünstigten Eichen. Der Behandlungseffekt ließ jedoch rasch nach. Nach fünf Jahren war er in den jungen Bestandesphasen nicht mehr zu erkennen.

Somit lässt sich sagen: Mit zunehmender Eingriffsstärke wird das Dickenwachstum forciert, ohne dass die Kronenansatzhöhe in gleichem Maße abnimmt oder der Grünastdurchmesser steigt.

2. Die Astreinigung verlangsamte sich mit zunehmender Eingriffsstärke. Die Pflegevarianten beeinflussten die Astigkeit unerwartet gering.

  • Die Ansatzhöhen der stärksten Grünäste differieren 12 Jahre nach der Behandlung je nach Pflegevariante lediglich um 1,0 bis 1,4 m.
  • Auch die Grünastdurchmesser variierten innerhalb einer Altersstufe maximal um 1 cm.

3. Die Behandlungsvarianten hatten keinen Einfluss auf die Wasserreiserbildung (Sekundärtriebe) der Auslesebäume. Auch die Totastentwicklung blieb von den unterschiedlichen Eingriffen weitgehend unbeeinflusst.

4. Stabilität und Vitalität hingegen nahmen bei den positiv geförderten Auslesebäumen im Vergleich zu den nicht geförderten Eichen deutlich zu.

  • Mit zunehmender Eingriffsstärke sinkt der h/d-Wert .
  • In den Dickungen reagierten die Auslesebäume auf die Eingriffe sehr rasch. Sie bauten ihre Kronen nach stärkeren Eingriffen gegenüber denjenigen mit negativen Eingriffen deutlich aus.

Empfehlungen für die Praxis

Aus den Untersuchungen zu den Konkurrenzverhältnissen und zur Qualitätsentwicklung in jungen Eichenbeständen lassen sich zur Produktionszeitverkürzung bei gleichbleibender Eichenqualität folgende Empfehlungen ableiten. Meinungen forstlicher Praktiker sind dabei berücksichtigt. Die vorliegenden Hinweise gelten nur für die Jugendphase von Eichenbeständen.

1. Eine Negativauslese im Dickungsstadium ist oft nicht nötig,da sich ein Großteil der vermeintlichen Protzen oder Zwiesel noch verwächst ("Rotzbubenalter der Eiche"). Ausnahmen: Buchennebenbestand beginnt durchzustechen, Nebenbestand droht wegen Lichtmangel unterzugehen, Schneedruckgefahr.

2. Im Stangenholzstadium (ab 5 m Kronenansatzhöhe) sind die ersten Eingriffe angebracht, da sich die Stammzahl schon deutlich abgesenkt hat und die natürliche Differenzierung weiter fortgeschritten ist. Insgesamt sind nach dem Ersteingriff weitere ein bis zwei Eingriffe im Jahrzehnt zu empfehlen. Je nach Ausgangsbestandesdichte können ein bis drei Bedränger pro Auslesebaum entnommen werden.

3. Begrenzender Faktor für die Eingriffsstärke bleibt der Buchennebenbestand. Wird dieser durch den Eingriff zu sehr vitalisiert, wächst er in die herrschende Eichenschicht ein und erfordert so zusätzliche Pflegeeingriffe.