Für viele dieser Arten fehlen bisher Kenntnisse über ihre Standortansprüche, Risiken und Anpassungspotenziale sowie ihr waldbauliches Verhalten. Das ALBA-Projekt soll durch die Einrichtung und Unterhaltung landeseigener Versuchsflächen das für Entscheidungen nötige Wissen gerade in der Frage geeigneter Herkünfte erweitern und die Grundlagen für eine Übertragung in die Praxis schaffen.

Entstehung und wissenschaftlicher Rahmen

Als Resultat eines Arbeitsauftrags der Waldbaureferenten des Bundes und der Länder an die interne Arbeitsgruppe „Forstliche Genressourcen und Forstsaatgutrecht“ entstand 2021 eine Kategorisierung der für Deutschland relevanten Baumarten und ein Versuchsanlagenkonzept. Von den ursprünglich 101 in Frage kommenden Baumarten wurden neun als relevant für intensivere Untersuchungen erachtet. Bei der Priorisierung spielten u.a. folgende Kriterien eine Rolle:

  • Die Baumarten müssen ein Ersatz- oder Ergänzungspotential für gefährdete (Haupt-) Baumarten aufweisen.

  • Für die Baumarten besteht (bundesweit) ein erhöhter Forschungsbedarf (Herkunftswahl und Anbaueignung).

Für Brandenburg wurden im nächsten Schritt die folgenden sechs Baumarten ausgewählt und im landeseigenen Konzept integriert: Die Baum-Hasel, die Hainbuche, die Nordmann-Tanne, die Orient-Buche, die Schwarz-Kiefer sowie die Zerr-Eiche.

Teilprojekt ALBA Landeswaldintensivflächen

In Zusammenarbeit mit den Forstbetrieben konnten im Herbst 2024 zwei Flächen ausgewählt werden, die die standörtlichen und organisatorischen Voraussetzungen für den Anbau der Alternativbaumarten bestmöglich erfüllen. Beide Forstorte bieten zusammenhängende Flächen von über 10 Hektar, befinden sich noch nicht in einer Waldumbauphase und sind nach dem vorbereitenden Pflegeeingriff locker überschirmt (Bestockungsgrad ca. 0,6).

Auf beiden Flächen entstehen bis zu 90 Parzellen mit jeweils 0,1 Hektar Fläche. Für jede Baumart sollen 5 Herkünfte mit jeweils 3 Wiederholungen mit zufälliger Anordnung ausgebracht werden. Parallel dazu werden die einheimischen Referenzbaumarten (Kiefer, Buche und Eiche) mit jeweils 3 Wiederholungen gepflanzt. In den nächsten Jahren werden mit unterschiedlichen Aufnahmeintervallen Zielgrößen wie Sterblichkeit, Vitalität, biotische Schäden, Wuchsleistung und Zeitpunkt des Austriebs aufgenommen. Nach der Auswertung der Projekt-Zielstellung in fünfzehn Jahren können die Versuchsflächen für weitere Untersuchungen oder zur Saatgutgewinnung umgewidmet werden.

Teilprojekt ALBA Praxisanbauversuche

Die ALBA Praxisanbauversuche (ALBA PAV) mit Flächengrößen von jeweils 1-2 Hektar starten in nahezu jedem Landeswaldrevier. Anhand der Versuchsflächen werden Informationen zur Toleranz der Baumarten vor dem Hintergrund eines breiten Spektrums von Standorten getestet. Auf den Flächen mit ähnlichem Forschungsdesign werden Pflanzen aus einer Auswahl  von 12 Nadel- sowie 22 Laubbaumarten gepflanzt sowie Baumarten wie Kiefer, Eiche, Buche als Referenz. 

In der Kategorie 1 befinden sich Baumarten, zu denen bereits erste Anbauerfahrungen im nordostdeutschen Tiefland vorliegen. In der 2. Kategorie finden sich Baumarten, für die noch wenig Hinweise zur Anbauwürdigkeit existieren. Zur 3. Kategorie gehören die heimischen Referenzbaumarten. Sie werden jeder Fläche über die Parameter Klimafeuchte und Nährkraft entsprechend der Baumartenmischungstabelle (MLUK, 2022) individuell zugeordnet. Den Kategorien sind maximale Flächenprozente zugewiesen worden, wobei die Mindestgröße 0,2 ha und die Maximalgröße 1,0 ha (2 ha bei Landeswaldflächen) beträgt. Jeder PAV besteht aus 3 Teilflächen. Die Anteile der Teilflächen I (Bäume aus Kategorie 1), II (Bäume aus Kategorie 2) und III (Bäume aus Kategorie 3) sind im Verhältnis 40 % : 30 % : 30 % anzulegen. Auf den Flächen ist ein Laubbaumanteil von 30 % zu gewährleisten. Auch auf den PAV wird ein vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE) gesteuertes Monitoring erfolgen.

Die PAV sollen zukünftig auch auf Kleinstflächen im Privat- und Kommunalwald gefördert werden. Die Grundlagen dieses Konzeptes finden sich ebenfalls im o.a. Versuchskonzept für Alternativbaumarten. 

Teilprojekt ALBAretum

Durch einen Beitrag zum ALBAretum können Waldverantwortliche in Brandenburg Teil der Erforschung Alternativer Baumarten werden: Über einen Fragebogen im Internet können Waldbesitzende über entsprechende Vorkommen in ihrem Wald informieren. Viele der Baumarten, die in den letzten Jahrzehnten nicht im Fokus von wissenschaftlichen Anbauversuchen waren, wurden bereits an der einen oder anderen Stelle von Waldinteressierten aller Besitzarten gepflanzt.

Wie wachsen diese Bäume in Brandenburg? Wie kommen sie mit den häufigeren Klimaextremen zurecht? Dieser Erfahrungsschatz kann uns im besten Fall helfen in Zukunft Fehler zu vermeiden oder den wissenschaftlichen Fokus auf neue Fragestellungen zu lenken. ALBAretum | Forst Brandenburg

Im zweiten Schritt sollen die gewonnenen Daten dann in einer Verbreitungskarte präsentiert werden. Die exakten Koordinaten der Bestände werden im Geoportal nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Eigentümer angegeben! Darüber hinaus sollen langfristig auch bereits im LFE vorhandene Datensätze aus beispielsweise Versuchsflächen, Projekten und Biotopkartierungen eingepflegt werden.

Weiter Informationen finden Sie auf der ALBA-Internetseite Projekt ALBA | Landesbetrieb Forst Brandenburg

Hier geht es zur Umfrage ALBAretum | Forst Brandenburg

Hier finden Sie eine Aufzeichnung des Vortrags von Oliver Eglin zum Eberswalder Waldkolloquium 2025 – Vorträge | Landesbetrieb Forst Brandenburg

Literaturquellen entnehmen Sie bitte dem Originaltext in der Eberswalder Forstlichen Schriftenreihe.