In den letzten Jahren haben Waldbrände als Folge der Klimaerwärmung auch in Mitteleuropa zugenommen. Nach der Jahrtausendwende zeigten besonders die Sommerperioden der Jahre 2003 und 2006 sowie die ausserordentlichen Frühlinge 2007 und 2011, dass eine längere regenarme Periode mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen die Waldbrandgefahr auf eine sehr kritische Grösse ansteigen lässt. Unterschätzt wird, dass geringe Niederschläge die Waldbrandgefahr kaum bannen können und meist nur kurzfristig zu einer Entspannung ausserhalb des Waldes führen. Im Wald gelangen erst grössere Regenmengen durchs Kronendach. Bis der Waldboden wieder genügend durchfeuchtet ist, braucht es Dauerregen von mehreren Tagen.

Grosse Gefahr von Waldbränden herrscht:

  • während langen Trockenperioden
  • bei andauernder Sommerhitze
  • während und nach schneearmen Wintern
  • häufig in Zusammenhang mit starken Winden

Häufigkeit und Ursachen von Waldbränden

In Graubünden werden im Durchschnitt 20 Waldbrände pro Jahr gezählt. Zwischen 1980 und 2012 ereigneten sich in Graubünden 589 Waldbrände. Am häufigsten werden solche Ereignisse auf der Alpensüdseite registriert. In der Hälfte der Fälle ist der unvorsichtige Umgang mit offenem Feuer die Brandursache: Picknickfeuer werden ungenügend gelöscht oder an ungünstigen Orten entfacht, sorglos weggeworfene Zigaretten und Feuerzeuge, Verbrennen von Astmaterial oder Gartenabfällen. Derartige Räumungsfeuer sind aber nicht nur bedenklich wegen möglicher Flur- und Waldbrände, sondern auch, weil sie die Luftqualität mit Feinstaub erheblich belasten. Fast 30 Prozent der Waldbrände in Graubünden werden durch Blitze ausgelöst. Weitere Ursachen sind Brandstiftung und Funkenwurf bei elektrischen Leitungen und Eisenbahnen. Etwa 10% der Fälle bleiben ungeklärt.

Waldbranddatenbank

Alle Waldbrandereignisse in Graubünden werden in der Datenbank der Eidg. Forschungsanstalt WSL erfasst. Die Informationen aus einer Datenbank sind besonders interessant, wenn längere Datenreihen erstellt werden können. Damit kann die Entwicklung eines Phänomens über eine längere Zeit analysiert werden. Beispielsweise kann die Tendenz von zunehmenden Blitzbränden nachgewiesen und dadurch in Zusammenhang mit der globalen Erwärmung hergestellt werden.

Schneefälle auf der Alpennordseite, Waldbrandgefahr auf der Alpensüdseite

Föhnlagen treten häufig im Winterhalbjahr auf. Auf der Alpensüdseite kommt der so genannte "Nordföhn" vor, wenn von Norden oder Nordwesten her Kaltluftmassen die Alpen überqueren und der Nord- und Westschweiz Regen oder Schnee bringen. Auf der Alpensüdseite herrscht zur gleichen Zeit außergewöhnliche Fernsicht in extrem trockener Luft, verursacht durch diesen typischen Fallwind. Binnen wenigen Stunden führt der Nordföhn in den Bündner Südtälern und im Tessin zu einer erheblichen Austrocknung der Böden und Vegetationsschicht. Entsprechend schnell erhöht sich die Waldbrandgefahr. Besonders ungünstig präsentieren sich dabei die vertrockneten Gräser und Stauden der letzten Vegetationsperiode, welche einem ausgebrochenen Feuer viel Nahrung bieten. Ein aufflackernder kleiner Brandherd breitet sich im böigen Nordwind schnell aus. Ein Grossbrand ist bei diesen Windverhältnissen nicht zu löschen. Wichtige Schutz- und Wirtschaftswälder werden geschädigt oder zerstört.

Überwachung der Waldbrandgefahr

Die Überwachung und Beurteilung der Waldbrandgefahr ist eine Daueraufgabe im kantonalen Forstdienst. Neben der unentbehrlichen Überwachung vor Ort durch Forstleute, Feuerwehren und Gemeindebehörden steht dem Amt für Wald und Naturgefahren das speziell für Graubünden entwickeltes Waldbrandprognosesystem INCENDI zur Verfügung. Mit INCENDI werden täglich gemessene Wetterwerte der Meteo-Schweiz in wissenschaftliche Waldbrandmodelle implementiert und interpretiert. So werden nach Regionen spezifizierte Waldbrandgefährdungskarten erstellt und mit einem Waldbrandbulletin regelmässig im Internet veröffentlicht. Bei erhöhter Waldbrandgefahr kann das Amt für Wald und Naturgefahren über die betroffenen Regionen ein absolutes Feuerverbot aussprechen. Dann ist jegliches Feuern im Wald und in Waldesnähe verboten. Die Gemeinden können selber noch strengere Vorschriften erlassen.

Waldbrandverhütung

Das Amt für Wald und Naturgefahren unternimmt in Zusammenarbeit mit der kantonalen Gebäudeversicherung seit Jahren grosse Anstrengungen zur Waldbrandverhütung, um wertvolle Waldökosysteme und wichtige Schutzwälder vor dem zerstörerischen Feuer zu schützen. Mit der Anschaffung moderner Löschmittel, dem Einrichten von 12 Waldbrandbekämpfungsstützpunkten (u.a. ausgerüstet mit mobilen Wasserbecken, Hochdruckanlagen, Motorpumpen, Schlauchmaterial, Wassertransportsäcken, Motorsägen, Feuerpatschen und Spezialbekleidung) und der permanenten Ausbildung der Feuerwehr- und Forstleute ist Graubünden für die Bekämpfung von Waldbränden gut vorbereitet. Eine wichtige Voraussetzung für eine effiziente Waldbrandbekämpfung ist die bessere Erschliessung der Gebirgswälder.

Neben natürlichen Seen, Flüssen, Bächen und künstlich gestauten Gewässern sind an strategisch wichtigen Orten in den nächsten Jahren neue Wasserbezugsorte wie Löschwasserteiche, -becken oder -reservoire geplant. Seit den 1990er Jahren führt das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden ein kantonsweitens Kataster der Wasserentnahmestellen, das fortlaufend aktualisiert wird. In den nach Brandbekämpfungsregionen zusammengefassten Karten sind alle für die Waldbrandbekämpfung brauchbaren Wasserbezugsorte eingetragen inklusive der geeigneten Löschgeräte sowie Informationen zur Befahrbarkeit der Zufahrtswege.

Waldbrände verursachen hohe Kosten

Beim katastrophalen Waldbrand im Misox / Calancatal vom 16. bis 30. April 1997 wurden innerhalb von zwei Wochen 390 Hektaren Wald ein Raub der Flammen. An den Löschkosten hatte sich der Kanton Graubünden damals mit Beiträgen in der Höhe von über 1.5 Mio. Franken, die Armee mit geschätzt 3,5 Mio. Franken beteiligt. Zwangsnutzungen kosteten 2,0 Mio. Franken, die Wiederherstellungsarbeiten betragen bis heute 2,2 Mio. Franken.

Waldbrände werden zunehmen

Im Jahrhundertsommer 2003 entzündeten sich in Graubünden über 30 Waldbrände auf der Alpennordseite. Dieser aussergewöhnlich heisse Sommer ist ein Indiz, dass in Mitteleuropa vermehrt mit lang andauernden Trockenperioden gerechnet werden muss. Nicht nur die Klimaerwärmung führt zu mehr Waldbränden. In den letzten Jahrzehnten sammelte sich als Folge von den sich ständig ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den Wäldern, auf Wiesen und Weiden viel brennbares organisches Material an.

Bei der Waldpflege und Holznutzung bleibt aus betriebswirtschaftlichen und ökologischen Gründen erheblich mehr Restholz im Wald zurück als früher. Auch wird immer mehr Wald nicht flächendeckend bewirtschaftet, so dass sich reservatsähnliche Waldflächen mit zunehmendem Totholzanteil entwickeln. In der Berglandwirtschaft wird in unrentablen Hanglagen die Bewirtschaftung aufgegeben. Durch die fehlende Mahd und Beweidung stellt sich zuerst Vergrasung, dann Verbuschung und schlussendlich Wald ein. Im Laufe der Zeit häuft sich in diesen sich selbst überlassenen Flächen immer mehr und leicht entzündbare Biomasse an.

Wann ist auf das Feuern im Freien zu verzichten?

  • bei absolutem Feuerverbot
  • bei starkem Wind (z. B. Föhn)
  • wenn in unmittelbarer Nähe des Feuerplatzes trockene Laub- oder Astmaterial vorhanden ist
  • wenn eine Feuerstelle nicht vollständig gelöscht werden kann

So können Sie Waldbrände verhindern:

  • Feuer im Freien immer mit grösster Vorsicht entfachen oder das Feuern im Freien ganz unterlassen
  • Informationen im Internet, am Radio und Fernsehen sowie in Zeitungen beachten
  • Feuerverbote unbedingt einhalten
  • Brennende Zigaretten und Zündhölzer nie sorglos wegwerfen
  • Beim Grillieren möglichst festeingerichtete Feuerstellen verwenden und nicht auf dem nackten Boden feuern
  • Entfachte Feuer immer beobachten und allfälliger Funkenwurf sofort löschen
  • Feuerstellen und deren Umgebung nur im absolut gelöschten Zustand verlassen
  • Bei starken und böigen Winden auf Feuer im Freien unbedingt verzichten
  • Feuerwerkskörper nur an Orten mit ausdrücklicher Bewilligung der Standortgemeinde abfeuern
  • Beobachtete Waldbrände über Telefon 118 melden!!!

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden.