In Österreich war Waldbrand lange kein Thema, das hat sich jetzt geändert. Im Frühjahr 2013 ging die erste Waldbrand-Datenbank online – ein interaktives Web-GIS mit 3500 Datensätzen aus den letzten zwei Jahrzehnten.

Von Mitte Juli bis Mitte August 2013 traten in Österreich 130 Waldbrände auf und zerstörten mehr als 100 Hektar Nutz- und Schutzwald. Niemals zuvor in der gut dokumentierten Waldbrandhistorie der letzten zwei Jahrzehnte gab es in diesem Zeitraum mehr oder großflächigere Brände. Allein die beiden verheerendsten Feuer in Niederösterreich vernichteten 70 Hektar Wald. Hunderte Einsatzkräfte kämpften gegen die Flammen, selbst zigtausende Liter Wasser und die Unterstützung durch Helikopter konnten die Feuerfront nicht stoppen.

Zerstörter Schwarzkiefernforst bei Wiener Neustadt am 08. August 2013 (Fotos: Mortimer M. Müller)

Aus Sicht der Waldbrandforschung ist noch nicht abzuschätzen, ob das ein Ausnahmeszenario bleibt: Österreichs Wälder stellen bislang keine stark waldbrandgefährdeten Ökosysteme dar. In den letzten Jahren war jedoch vor allem auf der Südseite der Alpen eine Zunahme von Brandereignissen zu beobachten. Wirft man einen Blick auf aktuelle Ergebnisse regionaler Klimamodelle, so zeigt sich, dass in Zukunft im Alpenraum mit längeren und intensiveren Hitzewellen zu rechnen ist.

Mehr Waldbrände zu erwarten

Gemeinsam mit der vermuteten Abnahme von Niederschlägen im Sommer steht zu befürchten, dass verheerende Waldbrände in Österreich und anderen Alpenländern häufiger werden. Neben den direkten Schäden am Wald können derartige Brände zu einer Minderung von Waldfunktionen führen und Infrastruktur durch das vermehrte Auftreten von Erosion, Muren oder Steinschlag gefährdet werden. Im Frühjahr, dem Zeitraum mit der gewöhnlich höchsten Brandaktivität, gab es 2013 bedingt durch die ergiebigen Niederschläge im Winter sowie das markant feuchte Frühjahr nur eine geringe Anzahl an Waldbränden (Abbildung 1).

Erst mit Anfang Juli nahm die Waldbrandaktivität deutlich zu – und führte zu den eingangs erwähnten Extremereignissen. Ganz anders das Jahr 2012: Mehr als 80% aller Waldbrände summierten sich hier im Zeitraum Februar bis Juni. Danach gab es, trotz einiger Hitzeperioden im Juli und August, kaum nennenswerte Feueraktivität.

Waldbrandforschung an der BOKU

An der Universität für Bodenkultur in Wien am Institut für Waldbau werden seit 2008 das Auftreten, die Verteilung, Ursachen und Charakteristika von Waldbränden in Österreich im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte analysiert. Teile von Kärnten, Tirol sowie die südlichen Regionen von Niederösterreich sind vergleichsweise häufig von Waldbränden betroffen. Im Frühjahr und Sommer konnten bisher die meisten Waldbrände registriert werden.

Oft liegt die Brandursache im menschlichen Verhalten. Sei es direkt, etwa durch ein außer Kontrolle geratenes Feuer, oder indirekt, zum Beispiel durch eine achtlos weggeworfene Zigarette. In den Sommermonaten spielen auch Blitzschlagbrände eine Rolle, wobei der Anteil von Juni bis August 40% betragen kann.

Waldbrand-Datenbank für Österreich

Die Grundlage einer fundierten Waldbrandforschung ist eine umfassende Dokumentation von Brandereignissen. Deshalb wurde am Institut für Waldbau unter Zuhilfenahme verschiedener Quellen (u.a. Feuerwehrplattformen, Bezirksforstinspektionen, Medienberichte, Archive des Bundesministeriums, Gemeindechroniken) eine österreichweite Waldbrand-Datenbank aufgebaut. Die Datenreihe erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und umfasst rund 4000 Feuer, wovon mehr als 3000 auf Waldbrände entfallen.

Das zunehmende Interesse an einer organisationsunabhängigen Verwaltung und gemeinsamen Nutzung der Daten erforderte 2012 eine Umgestaltung der Datenbank. Durch die Beteiligung der Projekte AFFRI (Austrian Forest Fire Research Initiative), ALP FFIRS (Alpine Forest Fire Warning System) und FIRIA (Fire Risk and Vulnerability of Austrian Forests under the Impact of Climate Change) wurden eine serverbasierte Datenbank sowie die Web-GIS Applikation "Fire-Database" entwickelt (Abbildung 2). Im Frühjahr 2013 konnte beides der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Das neue System erlaubt eine einfache und systemunabhängige Erhebung und Analyse von Waldbränden. Während die interne Datenbank einem eingeschränkten Nutzerkreis zur Verfügung steht und umfangreiche Analyse und Dokumentationsaufgaben ermöglicht (bspw. Intensitätsanalyse, Qualitätscheck, Erfassung von Metainformation, Flächenberechnung per Polygonzug), ist die Web-GIS Applikation "Fire Database" frei zugänglich: Interessierte können über eine interaktive Karte Waldbrandereignisse abfragen und Statistiken oder Grafiken erstellen.

Die Ergebnisse können verschieden aufbereitet (Einzelereignisse, Bezirke, Bundesländer) und mit unterschiedlichen Filtern versehen werden (bspw. nach Ursachen oder nach der Größe der Brandfläche). Bei der Darstellungsform "Einzelbrände" sind per Klick auf das Brandereignis in der Karte nähere Informationen zum Brandereignis sowie die Links zu den jeweiligen Feuerwehrberichten abrufbar.

Daneben ist es auch möglich, Waldbrandereignisse über die die Web-GIS Applikation zu erfassen. Die Verortung erfolgt hierbei interaktiv, ergänzende Informationen wie Ursache, Dauer und Brandfläche können eingegeben und Fotos/Videos zum Brandereignis hochgeladen werden. Die Meldungen werden von einem Administrator überprüft und freigeschaltet, wonach sie in der internen Datenbank und öffentlich im Web-GIS aufscheinen. Somit haben auch Feuerwehren, Behörden und Privatpersonen die Möglichkeit, aufgetretene Waldbrände in der Datenbank zu dokumentieren und Statistiken zu erstellen.

Das neue Waldbrandportal bündelt zudem Informationen zur aktuellen Waldbrandgefahr und bietet einen raschen Zugang zum Waldbrand-Blog.

In Zukunft sind für die österreichische Waldbrand-Datenbank weitere Funktionalitäten vorgesehen, welche den Informationsumfang und die Anwendungsmöglichkeiten verbessern sollen. So ist ein neues Waldbrand-Vorhersagemodell in Vorbereitung, das neben meteorologischen Parametern wie Niederschlag, Temperatur und Wind auch sozioökonomische Faktoren, Waldgesellschaften, Topografie und Blitzaktivität berücksichtigt. Damit soll die Gefahr der Entzündung eines Waldbrandes und die zu erwartende Intensität des Brandes aufgezeigt werden, um exaktere und detailliertere Prognosen von Waldbränden und ihren Folgen im Naturgefahrenbereich zu ermöglichen.

Literatur

  • Vacik H.; Arndt N.; Arpaci A.; Koch V.; Müller M. M.; Gossow H. (2011): Characterisation of forest fires in Austria. Austrian Journal of Forest Science, Heft 1, S. 1-70.

    Müller M. M.; Vacik H.; Diendorfer G.; Arpaci A.; Formayer H.; Gossow H. (2013): Analysis of lightning-induced forest fires in Austria. Theoretical and Applied Climatology, January 2013, Volume 111, Issue 1-2, pp 183-193. Link zum Originalartikel als PDF:
    http://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs00704-012-0653-7.pdf