Die 100-jährige Waldbrandstatistik aus dem Tessin ergibt, dass Waldbrände durch Blitzschläge seit den Siebziger Jahren tendenziell zunehmen. Die neueste Statistik aus verschiedenen Alpenregionen zeigt, dass die Blitzschlagbrände sehr stark von den meteorologischen Verhältnissen abhängen und sowohl von Jahr zu Jahr als auch von Region zu Region unterschiedlich häufig sein können (Abb. 1).

Durch elektrische Entladungen wirken Blitzschläge als Brandzünder – vor allem dann, wenn im Anschluss an das Ereignis keine ergiebigen Regengüsse folgen. Ähnlich wie die Gewitter mit Niederschlag weisen solche Wetterlagen ausgeprägte regionale bis lokale Unterschiede aus. Eine Ausnahme bildete der Sommer 2003, als die "trockenen" Blitze infolge der grossflächigen und lang andauernden Sommerdürre, kombiniert mit aussergewöhnlich hohen Temperaturen, in den meisten Alpengebieten vermehrt Waldbrände verursachten (Abb. 2).

Blitzschlagbrände treten vor allem während des Sommerhalbjahres auf, wobei im Juli und August die meisten Feuer entstehen (Abb. 3). In diesen Monaten machen die Blitze 20 bis 40% aller Waldbrände aus: In der Periode 1994 bis 2003 waren es ca. 39% im Tessin, ca. 35% in Graubünden und ca. 20% im italienischen Aostatal.

Eigenschaften der Blitzschlagbrände

Blitze entstehen häufig in den Bergen und treffen deshalb vorwiegend Nadelhölzer. Demzufolge ereignen sich Blitzschlagbrände im Vergleich zu den menschlich bedingten Waldbränden tendenziell in höheren Lagen (Abb. 4). Blitzschlagbrände neigen dazu, sich unterirdisch zu entwickeln. Dieser Umstand, kombiniert mit den steilen, hohen und meistens unzugänglichen Lagen der Brandherde, erschwert die Löscharbeiten enorm. Das ist der Grund, weshalb diese Feuer tendenziell viel länger dauern als die von Mensch verursachten Waldbrände, obwohl die daraus resultierenden verbrannten Flächen meistens nicht gross sind (Abb. 5). Es handelt sich bei diesen Erkenntnissen allerdings nur um Tendenzen, weil die Streuung der Daten sehr gross ist.

Schlussbemerkungen

Blitzschlagbrände sind ein typisches Phänomen der Alpengebiete, das in den letzen Jahrzehnten an Häufigkeit zugenommen hat. Es ist sogar anzunehmen, dass wegen der hohen Lagen und abgelegenen Orte erheblich mehr Blitzbrände entstehen als registriert werden können. Besonders Kleinstereignisse erlöschen oft von alleine wieder und lassen sich somit nicht abschliessend dokumentieren. Der allgemeine Rückgang der Waldnutzung im Berggebiet (und die daraus folgende Zunahme von brennbarem Material) sowie die mutmasslichen Veränderungen des Klimas (mit vermehrten Sommerdürreperioden und extremeren Gewitterlagen) lassen vermuten, dass Blitzschlagbrände in Zukunft noch häufiger auftreten.

Die genaue Erfassung der bekannten Ereignisse sowie das Sammeln von Erfahrungen bei der Kontrolle von Blitzschlagbränden stellt eine gute Voraussetzung dar, um künftig die Bekämpfungsstrategien zu verbessern und die damit verbundenen Kosten in den Griff zu bekommen. Die Waldbranddatenbank ist ein ideales Arbeitsmittel dazu.

(TR)