Wennn ein Baum frisch von der Russrindenkrankheit befallen ist, ist eine Bestimmung schwierig. Zuverlässig lässt sich die durch den Pilz Cryptostroma corticale verursachte Krankheit erst mittels der sich ablösenden Rinde und der schwarzen Pulverschicht darunter erkennen (Abb.1).
Diese Pulverschicht kann bis 1 cm dick sein und besteht aus unzähligen mikroskopisch kleinen Pilzsporen. Wichtig zur Bestimmung ist dabei, dass sich die Rinde flächig ablöst und sehr viel Pulver darunter zum Vorschein kommt. Die abgeplatzten Rindenstücke sind unregelmässig geformt. Mit fortschreitendem Befall entwickelt sich infolge dieser Abplatzungen am Stamm langsam eine grosse, dunkle Fläche aus Sporenpulver. Der Baum stirbt ab.
Mit der Zeit verschwinden die Sporen; entweder werden sie durch den Wind weggeweht oder durch den Regen oder am Stamm herunterfliessendes Wasser fortgespült. Es verbleibt eine harte schwarze Schicht auf dem Holz. In diesem Stadium kann der Befall mit jenem anderer Pilze verwechselt werden:
- Ebenfalls auf Ahorn kommt häufig der Ahorn-Kohlenkrustenpilz (Eutypa maura, syn. E. acharii, Abb. 4b, 5c, 6c, 7c) auf bereits abgestorbenen, entrindeten Ästen und Stämmen vor. Auch dieser Pilz verursacht eine grossflächige schwarze Verfärbung des Holzes, die aber nie durch Sporen staubig ist. Vielmehr ist die glatte Oberfläche durch zahlreiche Einzelfruchtkörper punktiert. Die herausragenden Noppen (Ostiolen) lassen sich durch Berühren gut ertasten. Bei Befällen von Russrindenkrankheit fehlt diese Punktierung.
- Ein weiterer Pilz an Ahorn, der allenfalls zu einer Verwechslung führen kann, ist der Brandkrustenpilz, Kretzschmaria deusta (Abb. 4b, 5b, 7b). Er bildet auf der Rinde aufsitzend flächige schwarze Krusten mit harter Oberfläche, die sich stark unregelmässig wölben. Am häufigsten tritt er an Buche auf.
- Mitunter wird auch ein Befall mit den Kohlenbeeren, Biscogniauxia nummularia und B. mediterranea (Abb. 4d, 5d, 6b, 8b), oder dem Krustenkugelpilz, Eutypa spinosa, mit der Russrindenkrankheit verwechselt. Diese Arten treten jedoch nicht an Ahorn, sondern meistens an Buche auf.
Keiner der genannten Pilze hat eine pulverige Oberfläche wie die Russrindenkrankheit.
Ostiolen sind die Öffnungen von Pilzfruchtkörpern, die zu den Perithecien/Pyknidien zählen und durch welche der Pilz seine Sporen/Konidien entlässt. |
Fotos der Verwechslungsmöglichkeiten

Abb. 5a: Russrindenkrankheit (Cryptostroma corticale) an Ahorn. Alter Befall mit bereits abgetragenem Sporenpulver. Die Oberfläche wirkt teilweise hart und glatt. Die schwarze Schicht ist unter der Rinde.

Abb. 5b: Brandkrustenpilz (Kretzschmaria deusta) an Ahorn. Harte, stark gewölbte Kruste mit unregelmässigen Rändern. Die schwarze Kruste sitzt auf der Rinde auf.
Fotos: Waldschutz Schweiz (WSL)
Frischer Befall

Abb. 6a: Russrindenkrankheit (Cryptostroma corticale) an Ahorn. Oberfläche pulverig. Relativ frisch freigelegte Sporenschicht. Es hat viel schwarzes Pulver, das vom Wind auf darunterliegende Stammbereiche und umliegende Vegetation vertragen wird – diese erscheint dadurch «russig».
Fotos: Waldschutz Schweiz (WSL)
Älterer Befall

Abb. 7a: Russrindenkrankheit (Cryptostroma corticale) an Ahorn. Ältere Sporenschicht, bereits teilweise abgetragen. Die pulvrige Konsistenz
ist noch immer sichtbar.
Fotos: Waldschutz Schweiz (WSL)
Ein Stroma (Plural: Stromata) ist ein Hyphengeflecht bei Schlauchpilzen und manchen Ständerpilzen, in welches mindestens ein, oft aber mehrere bis viele Fruchtkörper eingebettet sind. Quelle: Wikipedia |
Erster Nachweis an Rosskastanie in der Schweiz
Die Russrindenkrankheit trat seit den Hitzejahren 2015 sowie 2018/2019 vermehrt in der Schweiz auf – stets an Ahorn. Im Jahr 2023 wurde sie dann in der Schweiz zum ersten Mal an Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) gefunden. Die Symptome glichen denen an Ahorn. Unter der aufgeplatzten Rinde hatte sich ein schwarzes Stroma entwickelt, das in grossen Mengen feinen, dunkelbraunen Konidienstaub bildete. Nicht zuletzt aufgrund des Gesundheitsrisikos für Menschen – der Konidienstaub kann Atemwegserkrankungen und allergische Reaktionen auslösen – ist es wichtig, neben dem Ahorn jetzt auch die Rosskastanie im Auge zu behalten. Es sollen aber auch weitere, nicht verwandte Arten wie Birken und Linden an der Russrindenkrankheit erkranken können (siehe Tab. 1).
(TR)