Mehr zum Thema im Übersichtsartikel Wasser im Wald zurückhalten und speichern: Ein Schlüssel zur Anpassung an den Klimawandel
Wirkung
Verdunstungsmulden nehmen Wasser aus Wegen und Wegeseitengräben auf und schaffen damit einen Zwischenspeicher, der Abflussspitzen verzögert und dämpft.
Im Vergleich zu Versickerungsmulden (s. Steckbrief „Versickerungsmulden“) ist der Effekt auf die Abflüsse bei gleichem Muldenvolumen allerdings deutlich geringer, da in Verdunstungsmulden nur vernachlässigbare Wassermengen in den Untergrund versickern. Trotzdem sorgen Verdunstungsmulden für eine merkliche Abbremsung des Abflusses, da dieser zunächst zwischengespeichert und nur verzögert (über die Verdunstung oder, im Ausnahmefall, über einen Überlauf) abgegeben wird.
Idealerweise werden Verdunstungsmulden verteilt im gesamten Einzugsgebiet angelegt und kaskadenartig verbunden, um die Wirkung zu steigern. Verdunstungsmulden sind in der Regel nach Niederschlagsereignissen länger wassergefüllt als Versickerungsmulden und entwickeln sich oft zu wertvollen Feuchtbiotopen.
Voraussetzungen
Verdunstungsmulden sollten nur dann in Betracht gezogen werden, wenn aufgrund von gering durchlässigen Böden eine flächige Versickerung von Wegewasser oder die Anlage von Versickerungsmulden nicht möglich ist. Auch bei einer Wegelängsneigung über 8 % sind andere Formen des Wasserrückhalts vorzuziehen. Idealerweise werden Verdunstungsmulden unter Nutzung natürlicher Geländesenken angelegt, um umfangreichen Bodenaushub zu vermeiden. Besonders geeignet sind Gebiete, in denen eine Vielzahl von Mulden kaskadenartig hintereinander angelegt werden können.
Planung
Kleinere Verdunstungsmulden lassen sich kostengünstig im Rahmen von Wegeunterhaltungs- oder –instandsetzungsmaßnahmen anlegen und erfordern in der Regel keine wasserrechtliche Genehmigung. Eine Abstimmung mit der Wasserwirtschaftsbehörde ist jedoch erforderlich, wenn zu erwarten ist, dass der Muldenüberlauf bei Extremereignissen direkt in ein Oberflächengewässer einleiten könnte. Verdunstungsmulden erfordern häufig größere Erdbewegungen, die ggf. mit der Natur- und Bodenschutzbehörde zu klären sind. Idealerweise lässt sich der Materialaushub vor Ort verbauen.
Bauliche Realisierung
Da Verdunstungsmulden das Wasser lediglich über die Verdunstung abgeben, müssen diese deutlich größer dimensioniert sein als Versickerungsmulden, um eine ähnliche Wirkung auf den Wasserrückhalt zu entfalten. Verdunstungsmulden sollten eine große Oberfläche im Vergleich zum Volumen haben, damit möglichst viel Wasser verdunsten kann. Sie sollten maximal 1 Meter tief sein und flache Böschungen mit Neigungen von 1:2,5 bis 1:5 erhalten. Insbesondere in stau- und grundwassergeprägten Standorten müssen die Mulden so dimensioniert sein, dass auch bei Extremniederschlägen das anfallende Wasser vollständig aufgenommen werden kann und ein Überlaufen in den (wenig versickerungsfähigen) Bestand verhindert wird. Bei großen Wasserzuflüssen muss der Muldeneinlauf vor Erosion gesichert werden. Bei der Anlage von Muldenkaskaden ist am unteren Rand der Mulde ein breitflächiger Überlauf in die darunterliegende Mulde vorzusehen. Verdunstungsmulden sollten idealerweise talseitig der Wege angelegt werden, damit der Wegekörper nicht durchfeuchtet. Muldenbereiche mit unterschiedlichen Tiefen, Böschungswinkeln sowie eingebrachten Strukturen (z.B. Steinblöcke aus dem Materialaushub) können die Verdunstungsmulden als Lebensraum für wassergebundene Tier- und Pflanzenarten aufwerten.
Wartung
Nach dem Bau sollten die Mulden bei einem größeren Regenereignis überprüft werden, insbesondere die Dauer des Einstaus und die Entleerungszeit. Jährlich sowie nach extremen Abflüssen sollte der Erhaltungszustand der Mulden kontrolliert werden. Um die Aufnahmekapazität der Mulden dauerhaft zu erhalten, ist ein regelmäßiges Ausbaggern erforderlich. In Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde sind bei den Wartungsarbeiten Laich- und Schonzeiten von Amphibien zu berücksichtigen.








