Geographie und naturräumliche Ausstattung

In Japan erstrecken sich über eine sehr große Spanne von Klimazonen sehr unterschiedliche Waldformen: Auf der Nordinsel Hokkaido, bis zum 45° Breitengrades (sog. Nordgebiete), finden sich kühl temperierte Nadelwälder (Picea jezoensis,Abies sachalinensis, Larix leptolepis) mit den nördlichsten Ausläufern der einheimischen Buchenwälder (Fagus crenata) und subalpinen bis alpinen Klimabedingungen und Wäldern in den dortigen Hochlagen (bis max. 1200 m ü.N.N.). Die Hauptinsel Honshu ist im Norden mit Laubmischwäldern (Fagus crenata, Edellaubarten) bestockt und nur auf den höchsten Gipfeln finden sich alpine Klimazonen (2500 m ü.N.N). Im Süden der Hauptinsel finden sich Quercus spec., Abies spec. und, Arten von Tsuga spec. Auf den Südinseln Shikoku und Kyushu, bis zum 32° Breitengrad, gehen diese Wälder in warm temperierte Wälder über (z. B. Cinnamomum japonicum). Die Ausdehnung Japans ist allerdings durch die südlich von Kyushu folgende Ryukyo-Inselkette noch größer: Auf diesen Inseln bis zum 20° Breitengrad (Okinotori Insel) befinden sich subtropische Waldgesellschaften (Ficus spec., Calophyllus spec., Mangroven, Palmen).

Durch die sehr hohen Erhebungen im Landesinneren der Hauptinsel Honshu ist das Relief Japans geprägt durch enorme vertikale Gradienten: Auf kurze räumliche Distanz zum Meer fallen die Berge schroff auf Normalnull ab. Außerhalb von Hokkaido findet sich kaum ein sanft hügeliges Relief vermittelnd zwischen Ebene und steilen Bergen: Der Anteil des Gesamtwaldes an Ebenen und flach geneigten Hängen mit weniger als < 20° Neigung beläuft sich auf nur 32%. Auch daher finden sich auf gleichem Breitengrad unterschiedlichste zonale Vegetationsformen. Diese Vielfalt Japans wird zusätzlich gesteigert durch die sich über 3000 km erstreckende Breitenzonierung (Gesamtfläche Japans insg. 380.000 km²). Auch deswegen ist die japanische Vegetation mit 1255 von insg. 7000 Pflanzenarten sehr reich an Baum- und holzigen Pflanzenarten.

Die Temperaturverhältnisse (Extremwerte) sind auf den vier Hauptinseln nicht sehr von den bislang in Deutschland gemessenen Temperaturen verschieden (z. B. max. jemals gemessene Temperatur: 40,9°C Kumagaya & Tajimi, Honshu, minimale Temperatur: -41°C Asahikawa, Hokkaido). Die Jahresdurchschnittstemperaturen im Norden entsprechen den Höchstlagen der süddeutschen Mittelgebirge und des subalpinen Raumes (ca. 3°C). Im Süden jedoch (z. B. Kagoshima, Kyushu) liegen diese Temperaturen mit ca. 18°C auf einem sehr hohen und in Deutschland nicht üblichen Niveau.

Wesentlich anders – und für die Waldwirtschaft äußerst relevant – sind dagegen die Niederschlagsbedingungen: Japan ist mit durchschnittlich ca. 1500 l/m² (Tokyo, Schwerpunkt der Niederschläge im Juni und September) sehr niederschlagsreich und liegt besonders in der südlichen Landeshälfte in der Zone der jährlich besonders im September wiederkehrenden Taifune (im Durchschnitt 10 pro Jahr). Die damit einhergehenden Starkniederschläge stellen mit hohem Oberflächenabfluss (Abb. 1), Erosion und Rutschungen eine wichtige einschränkende Rahmenbedingung für die Waldwirtschaft dar. Kaum ein Ort auf den Hauptinseln weist durchschnittliche Jahresniederschläge von weniger als 1000 l/m² auf. Auf der Westküste der Hauptinsel (Präfekturen Fukui, Niigata) sowie an den südöstlichen Küstengebieten (z. B. Präfekturen Nara, Kochi, Miyazaki) steigt diese klimatische Kennzahl auf über 3000 l/m² an. Im Winter gehen insbesondere an der Westküste und auf Hokkaido Niederschläge als Schnee nieder und verursachen dort Waldschäden durch Schneedruck. Die monsunartigen Regenfronten im Juni-Juli mit einem Großteil des Jahresniederschlages und die danach folgende Taifun-Zeit (Hauptzeit des Eintreffens in Japan ist September) können zu Extremwerten führen: Stundenniederschlag von 153 l/m² (Katori, Chiba), 49 l/m² pro 10 Minuten (Honshu) oder 852 l/m² pro Tag (Yanase, Kochi).

Unter diesen für das Wachstum von Bäumen günstigen klimatischen Bedingungen wäre Japan bis auf die sub-/alpinen Hochlagen und subarktischen Regionen des Nordens von Natur aus fast vollständig bewaldet.

Die extremen Niederschlagsereignisse stellen zusammen mit der Reliefsituation auch eine der spezifischen Herausforderungen der Waldwirtschaft dar (insb. Rutschungen, Wegebau, Erntetechniken). Verursacht ist diese für Gesamtjapan typische orographische Situation durch die alpine Auffaltung infolge des Aufeinandertreffens der nordamerikanischen, der eurasischen sowie der philippinischen und der pazifischen Platte. Die Bewegungen dieser vier Platten sind auch ursächlich für die 86 aktiven Vulkane Japans (10% der weltweit aktiven Vulkane) sowie für die häufigen Erdbeben (20% der weltweiten Beben mit Stärke >5 Richterskala).

Bevölkerung, Waldfläche und Waldeigentum

Die 127 Mill. Einwohner Japans siedeln reliefbedingt überwiegend an den Küstengebieten und dort in großstädtischen Siedlungsräumen: Kantō Ebene mit Tokyo und Yokohama sowie in Osaka und Nagoya mit 32% der japanischen Bevölkerung. Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 337 Einwohner/km² bildet dabei nicht die besondere japanische Herausforderung ab: ca. 25% der japanischen Bevölkerung bewohnen Siedlungsagglomerationen mit >500 Einwohner/km² (Deutschland: < 1%). Umgedreht bedeutet dies eine Herausforderungen für die Ökonomie ländlicher Räume: es droht Abwanderung, Landflucht junger Leute und Überalterung. Weit gedehnte Landstriche im Landesinneren, darunter die so genannten meerlosen Präfekturen, haben geringste Einwohnerzahlen. Zum Beispiel bewohnen nur 4000 Einwohnern die Stadt Totsukawa in der Präfektur Nara auf einer Fläche von 67.000 ha und einer Bewaldung von 96%. In solchen Gegenden liegen kleine dörfliche Siedlungsgebiete lange Autofahrstrecken voneinander entfernt. Hier werden enorme finanzielle Mittel benötigt, um die gesellschaftlich notwenige Infrastruktur funktionsfähig zu halten.

Die Waldfläche Japans beträgt ca. 25 Mill. ha, stolze 69% der japanischen Landfläche sind bewaldet (Abb. 2). Diese Fläche konzentriert sich jedoch auf den steilen und gering bevölkerten zentralen Gebirgszug des Landesinneren. Pro Einwohner stehen rechnerisch nur 0,19 ha Waldfläche zur Verfügung, ein Wert vergleichbar niedrig wie in Deutschland (Abb. 3).

Einige Präfekturen sind jedoch bekannt für ihre ausgedehnten Wälder und sehr hohen Bewaldungsraten (z. B. Hokkaido, Iwate, Nagano, Fukushi, Gifu). 31% der Wälder gelten als so genannte nationale Wälder und stehen unter der Verwaltung der Nationalen Forstagentur. Der Anteil der nationalen Wälder nimmt von Nord nach Süd ab: z. B. sind 56% der Wälder auf Hokkaido nationale Wälder. Weitere öffentliche Wälder stehen im Eigentum der Präfekturen und Gemeinden (11%), 58% der Waldfläche ist in privatem Eigentum. Diese Eigentumsform leidet jedoch wie auch in vielen Wäldern Europas unter kleinteiliger Besitzsplitterung, waldfernen Wohnsitzen der Eigentümer und damit einhergehend Unkenntnis in der Waldbewirtschaftung: 2,5 Millionen Familien besitzen Wald mit einer Durchschnittsfläche von 2,5 ha; 1,5 Millionen Familien verfügen über Waldbesitz unter einem Hektar Größe.

In Japan wird nur 13% der Landesfläche als landwirtschaftliche Fläche genutzt: Dieser geringe Anteil zeigt die schwierige landwirtschaftliche Bestellbarkeit steiler Hanglagen und auf die urbane Nutzung der intensiv besiedelten Ebenen der Küstenregionen hin.

Baumarten, Vorrat und Zuwachs

In der Waldwirtschaft Japans sind nur wenige Baumarten von größerer Bedeutung (vgl. Tab. 1). Sehr große Anbauflächen nehmen die Japanische Sicheltanne (Cryptomeria japonica, sugi), Hinoki-Scheinzypresse (Chamaezyparis obtusa, hinoki) und die Kiefern (so genannte Kiefern-Gruppe) (Pinus densiflora u. a.) ein. Die japanische Waldwirtschaft arbeitet fast ganz mit dieser geringen Anzahl heimischer Baumarten. Von Natur aus läge der Anteil von Sugi und Hinoki bei wenigen Prozenten (Nadelbäume insgesamt 20%).

Die besondere Rolle der Nadelbaumarten wird bei der Betrachtung ihrer Volumenanteile deutlich (Abb. 4): Sie umfassen 69,5% des gesamten nationalen Holzvorrates. Der Flächenanteil ist jedoch durch höhere Hektarvorräte deutlich geringer als der Flächenanteil der Laubbaumarten. Laubbaumarten umfassen nur 30,5% des Vorrats. Diese konzentrieren sich weitgehend auf das schwer zugängliche Landesinnere auf den Haupt- und Südinseln. Ihre geringe Bedeutung wird auch dadurch ersichtlich, dass sie in den Statistiken nur zu Gruppen zusammengefasst aufgeführt werden (Tab. 1, Abb. 4).

Tab. 1: Wichtige Baumarten/-gruppen in Japan.

Artname

Japanischer Name

Deutscher Name

Cryptomeria japonica

sugi

Japanische Sicheltanne

Chamaezyparis obtusa

hinoki

Hinoki-Scheinzypresse

Pinus spp.

matsu-Gruppe

Kiefern

Larix kaempferi

karamatsu

Japanische Lärche

Abies sachalinensis

todomatsu

Sachalin-Tanne

Picea jezoensis

yezomatsu

Yedofichte

Quercus dentata, Quercus mongolica, Quercus serrata

nara-Gruppe

Eichen (ohne Quercus acutissima)

Quercus acutissima

Kunugi

Japanische Kastanien-Eiche

Andere Laubbäume

z. B. Fagus crenata, Betula spp., Cinnamomum camphora, Acer spec., Zelkova serrata, Prunus spec., Astana crenata

z. B. buna, kanba Gruppe, kusunoki, kaede Gruppe, keyaki, sakura Gruppe, kuri

z. B. Buche, Birken, Kampferbaum, Ahorn, Japanische Zelkove, Kirsche, Japanische Kastanie

Andere Nadelbäume

z. B. Thujopsis dolabrata, Tsuga sieboldii, Sciadopitys verticillata, Abies homolepis

z. B. hiba, tsuga, kohyamaki, urajiromomi

z. B. Hiba-Lebensbaum, Südjapanische Hemlocktanne, Japanische Schirmtanne, Nikko-Tanne

Die beiden wichtigsten Baumarten Sugi und Hinoki bestechen durch eine Reihe von Wachstums- und Holzeigenschaften, die dazu führen, dass alle anderen Nadelhölzer weniger nachgefragt und geringen Holzpreise erzielen. Hinoki gilt dabei etwas schattenertragender und trockenheitstoleranter und dringt bis auf größere Meereshöhen als sugi vor. Hinoki zeigt jedoch eher Stammfäule auf sehr gut nährstoffversorgten Böden als sugi. Die Wuchsleistung von sugi ist der von hinoki mit 12 m³/J*ha im Alter zwischen 35 und 50 Jahren (dGzmax) etwas überlegen. Die Volumenzuwächse der ausgedehnten Laubwälder bewegen sich in Bereichen von 4-6 m³/ha pro Jahr, während in den Plantagenwäldern mit Nadelbaumarten 8-12 m³/ha pro Jahr erwartet werden können.

Im Durchschnitt finden sich in den nationalen Wäldern Durchschnittsvorräte von 116 m³/ha und in den sonstigen Wäldern von 149 m³/ha. Die gepflanzten Wälder in nationalem Besitz weisen mit 119 m³/ha einen geringen Vorrat auf (nicht-nationale Wälder: 201 m³/ha), eine Differenz, die auch die unterschiedliche Ausrichtung in der Bewirtschaftung widerspiegelt.

Insgesamt finden sich – nach offiziellen Angaben – in den japanischen Wäldern 4,4 Mrd. m³ Holz (Derbholzgrenze 3 cm, ohne Astholz). Diese Zahlen werden jedoch immer wieder in Frage gestellt, da es keine nationale Waldinventur wie in vielen europäischen Ländern gibt: Es handelt sich lediglich um eine landesweite Aufsummierung und Fortschreibung mittels durchschnittlicher Zuwachswerte.

Geschichte der Waldbewirtschaftung

Die japanische Forstgeschichte weist einige Parallelen zur Forstgeschichte Deutschlands auf, was erstmals in der frühesten Darstellung der japanischen Forstgeschichte in deutscher Sprache (1900) aufgezeigt wurde. Die Waldflächen Japans waren in den vergangenen Jahrhunderten intensiver Waldnutzung unterworfen (Abb. 5). Bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts war etwa ein Viertel der Gesamtfläche Japans entwaldet. In den folgenden Jahrzehnten bis zum Ende des 17. Jahrhunderts folgten der Entwaldung Waldbrände, Bodenerosion und Überschwemmungen, sodass es zu schweren Hungersnöten kam. In dieser Zeit waren die japanische Wirtschaft und die wachsende urbane Bevölkerung sehr von der Nutzung von Holz abhängig, direkt durch den Bedarf an Holzbaumaterial, Holzkohle und Streunutzung für Brennmaterial, indirekt durch den landwirtschaftlichen Flächen- und Wasserbedarf für die Reisfelder.

Zeitlich ähnlich wie in Deutschland entstanden zu dieser Zeit (so genannte Edo-Zeit, 1603-1867) die ersten Forstordnungen zur Sicherung der forstlichen Nachhaltigkeit. Dabei richteten die Shogune bereits zur Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert ein ausgefeiltes Forstverwaltungssystem ein mit Verboten zerstörerischer Formen der Waldnutzung, Vorgaben zu Holztransport und Walderneuerung. Auch das erste große Werk zum Waldbau mit Ausführungen zur Samenernte und Pflanzung wurde bereits 1697 verfasst: Miyazaki „Nōgyo zensho“. Diese Zusammenstellung legte bereits in einer frühen Zeit die Basis für erste Erfolge hin zu einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung in Japan.

Es folgte eine aktive Aufforstung im 18. Jahrhundert. Die Gründe für diese frühzeitige erfolgreiche Wiederbewaldung Japans sind in den günstigen Klimabedingungen mit ausreichend Niederschlägen und moderaten Temperaturen sowie in den tiefgründigen und sehr nährstoffreichen Böden vulkanischen Ursprungs zu sehen. Aber auch die straffe zentralistische Organisation der Edo-Zeit mit ihrer langen Friedensperiode, sowie das Fehlen von Schafen, und letztendlich die japanische Genügsamkeit und Einfachheit haben einen Anteil zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen. Im Gegensatz zur Landnutzung in Europas alpinen Räumen fand und findet in Japan keine Weidewirtschaft (z. B. Milchvieh) der Hochlagen statt, da die Eiweißbeschaffung über die Meeresfischerei erfolgen konnte.

In der Meiji-Zeit (1868-1911) kam es durch Holzbedarf im Eisenbahnbau und durch weitere Verstädterung und Bevölkerungsanstieg zu nochmaligen Übernutzungen und Entwaldung. Auch im ersten und zweiten Weltkrieg sowie für den nachfolgenden Wiederaufbau des Landes fanden großflächige Übernutzungen statt.