Zwischen der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und die Université du Burundi in Bujumbura besteht seit 2011 eine Partnerschaft, die auch ein Austauschprogramm von Professorinnen und Professoren beinhaltet. Seit 2014 wird der Auf- und Ausbau dieser Kooperation von der Baden-Württemberg-Stiftung gefördert. Burundi ist außerdem das offizielle Partnerland der baden-württembergischen Entwicklungszusammenarbeit in Afrika.

  • Prof. Dr. Bernadette Habonimana ist Professorin der Universität von Bujumbura/Burundi, Fakultät für Landwirtschaft und Bio-Ingenieurwesen.
  • Prof. Dr. Heidi Megerle ist Professorin für Angewandte Geographie an der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg (HFR) und Leiterin des Burundi-Projektes der HFR.
  • Prof. Dr. Sebastian Hein lehrt Waldbau an der HFR.

Die Republik Burundi

Burundi befindet sich (Abb. 1), in einer Binnenlage ohne direkten Meerzugang (landlocked country) im östlichen Zentralafrika. Es grenzt im Norden an Ruanda, im Osten an die Demokratische Republik Kongo sowie im Süden und Osten an Tansania.

Mit einer west-östlichen Ausdehnung von ca. 200 km und einer nord-südlichen von knapp 250 km sowie einer Gesamtfläche von 27.834 km² (zum Vergleich: Brandenburg 29.479 km²) zählt Burundi zu den kleinsten Ländern Afrikas. Mit aktuell über 10 Mio. Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 409 E/km² ist es gleichzeitig eines der dichtbesiedelsten Länder der Erde (zum Vergleich: Brandenburg hat 2,45 Mio. Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von 83 E/km²).

Seit der Unabhängigkeit (frühere Kolonialmacht Belgien; bis zum ersten Weltkrieg Teil von Deutsch-Ostafrika) leidet Burundi unter vielfachen Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen. Besonders gravierende Auswirkungen hatte der zwölfjährige Bürgerkrieg zwischen 1993 und 2005, der – ähnlich wie im benachbarten Ruanda – auch ein Konflikt zwischen den beiden Ethnien Hutu und Tutsi war, sowie die erheblichen Unruhen seit 2015 nach der umstrittenen Wiederwahl des Präsidenten Nkurunziza für eine in der Verfassung nicht vorgesehene dritte Amtsperiode. Diese Konflikte haben die ohnehin schon gravierenden wirtschaftlichen Probleme des Landes weiter verschärft.

Burundi zählt daher zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Erde (Least developed countries, LDC) und liegt mit einem HDI (Human Development Index) von 0,404 auf Platz 184 von insgesamt 188.

Mit einer Fertilitätsrate von nach wie vor fast 6 Kindern pro Frau wächst die Bevölkerung mit über 3%. Die überwiegende Mehrheit (90%) lebt von einer kaum ausreichenden Subsistenzlandwirtschaft. Die Ackerfläche pro Kopf liegt mittlerweile nur noch bei 0,12 ha, wodurch der Druck auf den gesamten Naturraum stark anwächst.

Die prekäre wirtschaftliche Lage der Bevölkerung, das weiterhin starke Bevölkerungswachstum, sowie eine hohe Zahl an Binnenflüchtlingen führen zu einem sehr hohen Druck auf noch nicht landwirtschaftlich genutzte Flächen sowohl zur Urbarmachung als auch zur Holzgewinnung. Das ursprünglich nahezu vollständig bewaldete Burundi weist daher heute nur noch geringe Restwaldbestände auf. Eine detaillierte Darstellung der Ursachen der hohen Abholzungsraten sowie die Konsequenzen, die sich hieraus ergeben, werden in einem zweiten Artikel behandelt.

Zuerst erfolgt im vorliegenden Beitrag eine Darstellung der natürlichen Waldökosysteme in Burundi, deren geographische Verteilung und deren historische und aktuelle Nutzung.

Naturraum und Geographie Burundis

Durch seine Lage im afrikanischen Rift-Valley und an der afrikanischen Hauptwasserscheide zwischen den Einzugsgebieten von Kongo und Nil weist Burundi eine sehr vielgestaltige Topographie mit flacheren Bereichen in der Imbo-Ebene, in welcher auch die Hauptstadt Bujumbura liegt, sowie ausgedehnten Hochebenen auf. Ausgeprägte Steilhanglagen gestalten den Übergang zwischen diesen beiden Gebieten. Dementsprechend differieren auch die Höhenlage, Temperaturen, Niederschlagswerte und Böden deutlich. Der Tanganyikasee stellt mit 775 m ü. NN den tiefsten Punkt des Landes dar, der Gebirgszug der Kongo-Nil-Wasserscheide erreicht Höhen über 2.600 m ü. NN (höchster Berg Mont Heha mit 2.670 m) (s. Abb. 1).

Diese sehr deutlichen Höhenunterschiede sind die Grundlage für die Untergliederung in fünf öko-klimatische Zonen (Tab. 1): die Imbo-Ebene am Tanganyikasee, die westlich angrenzenden Steilhänge (Mumirwa), die zentral gelegenen Hochebenen sowie die nördlichen (Bugesera) und östlichen (Kumoso) Tiefebenen.

Tab. 1: Klimatische Kennwerte und repräsentative Baumarten der fünf öko-klimatischen Zonen
Eigene Darstellung; Datengrundlage: USAID 2010

Öko-Region

Höhenlage
m ü. NN

Jahresdurchschnitts-temperatur [°C]

Jahresniederschlag
mm/Jahr

Repräsentative Baumarten

Imbo-Ebene

800-1100

23-24,5

800-1100

Acacia polyacantha, Tephrosia vogelii, Vernonia amygdalina, Cordia africana

Steilhänge zum Tanganyikasee

1000-1700

18-28

1100-1900

Brachystegia spiciformis

Kongo-Nil-Wasserscheide

1700-2660

14-15

1300-2000

Albizia gummifera, Cassia didymobotrya, Entandrophragma excelsium, Ficus thonningii, Podocarpus usambarensis, Prunus africanus

Zentrale Hochebenen

1350-2000

17-20

1200-1500

Acacia sieberana, Acacia polyacantha, Sesbania sesban, Trema orientalis

Tiefebenen von Kumoso und Bugesera

1100-1400

20-23

1100-1550

Afzelia quanzensis, Carissa edulis, Cordia Africana, Entadaabyssinica, Pterocarpus tinctorius, Sapium ellipticum

In den wechselfeuchten Tropen gelegen, weist Burundi ein typisches Tageszeitenklima auf. Während in den Höhenlagen Jahresdurchschnittstemperaturen um 15° C registriert werden und Minima bis zum Gefrierpunkt möglich sind, zeigen die zentralen Ebenen Werte zwischen 18°C und 20°C, die Imbo-Ebene über 20° C.

Die Niederschlagsverteilung (vgl. Tab. 1 und Abb. 1 und 2) ist saisonal durch die Regenzeit von September bis April und die Trockenzeit von Mai bis August geprägt; topographisch durch die verschiedenen Höhenzonen mit den niedrigsten Werten (< 1.000 mm/Jahr) in der Imbo-Ebene am Tanganyikasee und den höchsten Werten (bis zu 2.000 mm/Jahr) auf den Gebirgszügen der Wasserscheide zwischen Kongo und Nil. Innerhalb der Regenzeit sind die Niederschläge zumeist im April am stärksten, während im Zeitraum von Mitte Dezember bis Mitte Februar deutlich weniger Niederschläge fallen; teilweise tritt in diesem Zeitraum auch eine kleine Trockenzeit auf.

Burundi besitzt ein sehr dichtes Gewässernetz. Im Westen grenzt es an den Tanganyikasee, den ältesten See Afrikas und mit 1.470 m der zweittiefste See der Erde. Mit 18.800 km³ bietet der See, an welchen auch die Demokratische Republik Kongo, Tansania und Sambia grenzen, die größten Süßwasservorräte in Afrika. Bemerkenswert ist der Tanganyikasee auch aufgrund seiner sehr hohen Biodiversität. Mehr als 25% der hier anzutreffenden Tier- und Pflanzenarten sind endemisch, von den Buntbarschen sogar 98%. Die beiden ebenfalls grenzüberschreitenden Seen im Norden (Cohoha und Rweru) sind nur von geringer Tiefe und weisen ein deutlich zurückgehendes Wasservolumen auf. Dies kann teilweise auf Auswirkungen des Klimawandels zurückgeführt werden, ergänzt durch lokale Faktoren. Da bis auf den kleinen Fluss Kaburantwa und den Grenzfluss Rusizi alle sonstigen Fließgewässer in Burundi entspringen, ist die Niederschlagsmenge entscheidend. Die Jahreswasserbilanz von Burundi stellt sich daher in einer Durchschnittsberechnung so dar, dass von den jährlichen Gesamtniederschlägen von 1.274 mm 23% der Grundwasseranreicherung dienen und 9% in oberirdische Gewässer gelangen. Somit verbleiben nach Abzug der 68% Evapotranspiration 12,54 km³ pro Jahr als erneuerbare Wasserressourcen.

Natürliche Waldökosysteme

Die große Bandbreite unterschiedlicher Klima- und Bodenzonen und die sehr ausgeprägten topographischen Unterschiede sind die Grundlage für eine sehr hohe Biodiversität und die erstaunliche Vielfalt an natürlichen Waldökosystemen. In Zentralafrika im Bereich des afrikanischen Riftvalley gelegen, befindet sich Burundi pflanzengeographisch im Grenzbereich der sudanesisch-sambesischen und der guineo-kongolesischen Region. Die Hochlagen werden durch afromontane Bergregenwälder geprägt, die eine besonders hohe Artenvielfalt mit zahlreichen Endemiten aufweisen. Leider ist die Datenlage zur Biodiversität Burundis insgesamt desolat. Die Angaben zur Anzahl unterschiedlicher Tier- und Pflanzenarten sind nicht belastbar, weshalb sie hier auch nicht aufgeführt werden. Die Datenlage zu den Waldökosystemen ist hingegen verlässlicher, insbesondere da hierzu eigene Erhebungen der burundischen Kolleginnen und Kollegen vorliegen.

Die natürlichen Waldökosysteme werden im Folgenden einschließlich ihres historischen Verbreitungsgebietes beschrieben, auch wenn aktuell nur noch Restbestände (meist in Schutzgebieten) vorzufinden sind. Auf die Fauna der Waldökosysteme wird nicht näher eingegangen. Aufgrund des hohen anthropogenen Nutzungsdrucks in Verbindung mit der starken Zerstückelung oder sogar vollständigen Zerstörung ihrer Habitate wurde v. a. die Makrofauna erheblich zurückgedrängt. Die vormals typische afrikanische Tierwelt findet sich daher nur noch in vereinzelten Restbeständen, nahezu alle größeren Tierarten sind auf der Roten Liste oder mittlerweile in Burundi ausgestorben.

Im Süden und Osten des Landes sind die Steilhänge zur Imbo-Ebene durch lichte Wälder vom Miombo-Typ bedeckt. Sie dehnen sich bis zur Tiefebene von Kumoso aus. Sie werden durch Savannen durchbrochen, deren flächenmäßig bedeutendste im Ruvubu-Nationalpark liegt. In der Tiefebene im Norden (Bugesera) mit besonders schönen Relikten im Naturschutzgebiet Murehe, finden sich die für diese Gegend typischen xerophilen Wälder und Baumgruppen. Auf den Bergkämmen der Kongo-Nil Wasserscheide findet sich als beeindruckendster Waldtyp der Bergregenwald.

Die Trockenwälder des Rusizi-Nationalparksa

Die Waldgesellschaften mit Hyphaene sind die spektakulärsten Waldtypen in der Ebene des Rusizi-Nationalparks und präsentieren sich heute als kleine Waldinseln. Die Fächerpalme Hyphaene petersiana ist hierbei landschaftsprägend (Abb. 3). Sie ist in der Rusizi-Ebene endemisch und konnte sich erfolgreich an die hier vorherrschenden schwierigen Standortsbedingungen anpassen. Sie findet sich auf den alten Alluvialböden entlang des Rusizis sowie auf lessivierten Kaolinböden. Die Arten Commifora madagascariensis (Balsambaumgewächse) und Euphorbia candelabrum (Wolfsmilchgewächse) sind Begleitarten in der Baumschicht, sie überschreiten jedoch kaum eine Höhe von 17 m. Hyphaenep. wird durch die lokale Bevölkerung für die verschiedensten Zwecke benutzt: Bauholz für Hütten oder Umfriedungen, Brennholz und im handwerklichen Bereich für Körbe oder auch Schmuck. Trotz dieser offensichtlich im Alltag umfassenden Wertschätzung sind die Palmenwälder sehr stark durch menschliche Aktivitäten bedroht. Der Flächenverlust dieser Vegetationsform wird auf 58% im Verlauf der Jahre 1984 bis 2015 beziffert.

Der äquatoriale Regenwald von Kigwena

Mit einer Fläche von 500 ha und sehr sumpfigen Standortsbedingungen, stellt das Naturwaldreservat Kigwena eines der letzten Rückzugsgebiete dar für den typischen guineo-kongolesischen, äquatorialen Regenwald mit Arten wie Pycnanthus angolensis (Muskatnussgewächse), Pseudospondias microcarpa (Sumachgewächse) und Albizia zygia (Hülsenfrüchtler). Diese hochwachsenden Baumarten können beeindruckende Höhen erreichen (z. B. Pycnanthus angolensis mit bis zu 30 m Höhe und einem Brusthöhenumfang von 245 cm). Sie bilden das natürliche Kerngebiet dieses Waldtyps, werden jedoch zunehmend durch Terminalia superba (Limba, Flügelsamengewächse) bedroht. Diese eingeführte Art hat sich seit 1952 als gut an die dortigen Standortsbedingungen angepasst gezeigt und entlang der Nationalstraße N°3 beeindruckende Einzelbaumdimensionen entwickelt. Eine Regulierung erscheint daher geboten.

Der guineo-kongolesische äquatoriale Regenwald ist das letzte Rückzugshabitat der Kletterpalmenart Eremospatha haulevilleana (Palmengewächse), der einzigen Flechtpalmenart, die in Burundi heimisch, an ihren anderen Standorten jedoch bereits verschwunden ist. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Herstellung hochwertiger Möbel.

Wichtige Nichtholzprodukte dieses Waldtyps sind Dioscorea sp. (Yamswurzelgewächse) mit zahlreichen essbaren Arten sowie Neorautanenia mitis (Hülsenfrüchtler) deren insektizide Eigenschaften sehr geschätzt werden.

Lichte Wälder

Die licht stehenden Wälder von Burundi gehören zum sogenannten Miombo-Typ. Sie sind geprägt durch Vertreter der Gattungen Brachystegia, Julbernardia und Isoberlinia. Sie befinden sich in den süd- und östlichen Regionen des Landes in den Provinzen Bururi, Makamba, Ruyigi und Cankuzo auf nährstoffarmen und felsigen Standorten. Das Muyange-Schutzgebiet (Abb. 4) ist ein typisches Beispiel dieser Waldformation. Ein sehr bedeutsames Nicht-Holzprodukt dieses Waldtyps sind spezielle Pilzarten, die sowohl der Ernährung der einheimischen Bevölkerung dienen, aber durch Verkauf auch eine Möglichkeit zur Generierung zusätzlichen Einkommens für die ländlichen Haushalte bieten. Problematisch sind hier aktuell hohe Nachernteverluste. Die Entwicklung neuer Techniken zu Haltbarmachung und Weiterverarbeitung wären daher zur Erhöhung der Wertschöpfung entscheidend.

Die bereits stark fragmentierten Relikte der lichten Wälder wurden 2007 auf lediglich noch 20.000 ha geschätzt. Sie sind weiterhin sehr stark bedroht.

Abb. 4: Lichte Wälder des Myombo-Typs bei Muyange und Pilzernte als ertragreiche Nebennutzung in diesem Waldtyp.

Die Bergregenwälder im Nationalpark von Kibira

Der Kibira-Nationalpark ist heute das wichtigste zusammenhängende Gebiet in Burundi mit geschlossenem Wald und umfasst 40.000 ha. Er erstreckt sich im Gipfelbereich des Bergrückens der Kongo-Nil-Wasserscheide auf einer Länge von 80 km und einer Breite von 8 km über vier Provinzen: Muramvya, Kayanza, Cibitoke und Bubanza.

Geprägt wird der Nationalpark durch ein typisches Hochlagenklima der Tropen, bei dem die Höhenlage mäßigend wirkt. Die Jahresdurchschnittstemperaturen sind die niedrigsten des gesamten Landes und bewegen sich zwischen 14 bis 20 °C je nach Höhenlage. Die Niederschläge hingegen sind die höchsten in Burundi: ca. 2.000 mm an der meteorologischen Station Ndora. Die Waldböden zeichnen sich durch eine sehr gute Fruchtbarkeit aus, es sind schwere, tonige, eisenhaltige Böden mit lokalen Beimischungen von Schiefergesteinen oder basischem Ausgangsgesteinen. Die Böden des Hochlagengraslandes sind für eine landwirtschaftliche Nutzung nur wenig geeignet.

Im afromontanen Bergregenwald des Kibira-Nationalparks wurden bislang 644 verschiedene Pflanzenarten inventarisiert. In Abhängigkeit von der Höhenlage können die folgenden drei Waldbereiche differenziert werden:

Untere Höhenlage (1.600-1.900 m) mit den Hauptbaumarten Anthonotha pynaertii, Albizia gummifera, Parinari excelsa, Prunus africana und Syzygium guineense. Diese erreichen durchschnittliche Höhen von ca. 25 m.

Mittlere Höhenlage (1.900-2.250 m) mit Baumgiganten von bis zu 40 m Höhe der Hauptbaumarten Entandrophragma excelsum (Mahagonigewächse) und Parinari excelsa var. holstii (Goldpflaumengewächse)

Obere Höhenlage (2.250-2.450 m) mit Baumarten der beiden unteren Höhenlagen, die jedoch nur Wipfelhöhen von ca. 15 m erreichen, mit Ausnahme von Podocarpus milanjianus, die teilweise bis 20 m Höhe erlangen. Die Strauchschicht ist weniger reich und häufig Träger von Epiphyten wie Moosen und Flechten

Gipfellagen (oberhalb von 2.500 m): hier sind afro-subalpine Vegetationsformen anzutreffen, die durch Vertreter der Erikafamilie sowie Gräser geprägt sind.

In Höhenlagen zwischen 1.700 bis zu 2.300 m sind zudem relativ kleinflächig natürliche Bambuswälder aus afrikanischem Alpen-Bambus (Sinarundinaria alpina, syn. Yushania alpina, Abb. 5) innerhalb der anderen Waldökosysteme vorzufinden. Der Bambus findet traditionell bei den einheimischen Batwa-Pygmäen eine vielfältige Verwendung; die jungen Sprossen dienen den Schimpansen des Nationalparks als Nahrung.

Aufgrund dieser floristischen Vielfalt stellt der Kibirawald einen Biodiversitätshotspot dar. Außerdem ist der großflächige Wald aufgrund seines Niederschlagsreichtums, seines Wasserspeichervermögens und als Quellbereich mehrerer bedeutsamer Flüsse, für die Wasser- und Energieversorgung des Landes von essentieller Bedeutung. Das wichtigste Wasserkraftwerk des Landes (Rwegura-Staudamm) befindet sich hier, genauso wie der aktuell im Bau befindliche Mpanda-Staudamm, die zusammen die Hauptader für die Energieversorgung von Burundi darstellen.

Abb. 5: Bergregenwald von Kibira und Bambus-Wald (Sinarundinaria alpina syn. Yushania alpina).

Die Savannen im Ruvubu-Nationalpark

Mit einem Gesamtareal von 50.800 ha bedeckt der Ruvubu Nationalpark (PNR) die größte naturschutzrechtlich geschützte Fläche Burundis. Das Schutzgebiet befindet sich im Nordosten der Provinzen Cankuzo, Muyinga, Karuzi und Ruyigi. Dieser Nationalpark dehnt sich über eine Länge von 62 km bei einer Breite von 5-13 km aus und erstreckt sich entlang des namensgebenden Ruvubu-Flusses. Er liegt auf einer Höhe von 1.300 bis 1.800 m ü. NN.

Die hydrographische Situation des Nationalparks ist geprägt durch den Ruvubu-Fluss, der in sich mehr als ein Viertel der gesamten Abflussmenge von Burundi aufnimmt. Der Nationalpark ist berühmt für seine beeindruckenden Wasserfälle, insbesondere die Gisuma und Kayongozi-Fälle. Die Niederschläge erreichen im langjährigen Jahresdurchschnitt 1.156 mm, während die Jahresdurchschnittstemperaturen zwischen 18,7 °C bis 20° C liegen. Die Böden sind alte und intensiv verwitterte ferralitische Böden (WRB: Ferralsol/ Plinthisol). Sie weisen ein saures Milieu mit hohem Eisen- und Aluminium-Gehalt auf, sind jedoch wenig tiefgründig.

Bedingt durch sein besonderes Regionalklima und die davon abhängige Vegetation ist der Ruvubu-Nationalpark das einzige burundische Großschutzgebiet, in dem Büffel leben, was zugleich auch seine besondere touristische Attraktion ausmacht. Die größte Bedrohung für diesen Nationalpark sind die häufig wiederkehrenden Buschfeuer.

Das Ökosystem wird durch ein Mosaik verschiedener Habitate geprägt: Savannen, sumpfiges Gelände sowie Galeriewälder.

Die Savannen (Abb. 6) dominieren dabei die Gesamtfläche. In Abhängigkeit des Gehölzanteils werden dichter bewaldete Savannentypen, geprägt in erster Linie durch Parinari curatellifolia (Goldpflaumengewächse) von buschartigen Savannen unterschieden, die neben Parinari curatellifolia auch Pericopsis angolensis (Hülsenfrüchtler), Hymenocardia acida (Phyllanthaceae) und Entada abyssinica (Hülsenfrüchtler) aufweisen. Einen sehr geringen Holzanteil hat die Grassavanne mit Kahngras-Arten (Hyparrhenia sp.). Aufgrund der Klima- und Bodenverhältnisse würde es in Burundi natürlicherweise keine Savannen geben; diese sind strenggenommen ein durch menschliche Eingriffe bedingtes Degradationsstadium.

Galeriewälder kommen natürlicherweise in zwei Formen in Burundi vor:

  • Submontane Galeriewälder in einer Höhenlage von ca. 1.300 m, charakterisiert durch bis zu 30 m hohe Baumarten wie Albizia zygia und gummifera, Spathodea campanulata, Newtonia buchananii, Pycnathus angolensis und Hymenodictyon floribundum.
  • Galeriewälder entlang von Fließgewässern (Auwälder), die durch die jeweiligen Pflanzengesellschaften der Region geprägt werden.

Abb. 6: Wald-Savanne und Baumsavanne im Ruvubu-Nationalpark.

Holzwirtschaft und Forstausbildung in Burundi

Alle Waldökosysteme in Burundi sind durch anthropogene Eingriffe hochgradig bedroht – zu den Ursachen siehe den zweiten Teil der Artikelserie.

Im Folgenden wird auf die Forst- und Holzwirtschaft sowie auf die Möglichkeiten der Forstausbildung in Burundi eingegangen.

Obgleich Holz- und sonstige Waldprodukte eine wichtige Rolle für den Lebensunterhalt der burundischen Bevölkerung darstellen, tragen sie lediglich 2% zum BIP des Landes bei. Dies liegt daran, dass die meisten Waldprodukte direkt genutzt werden und somit keinen Eingang in den Wirtschaftskreislauf finden). 97% der Waldprodukte Burundis stammen von Mikrowäldern der Kleinbauern. Wald- und Baumressourcen sind daher heute in Burundi v. a. durch kleine Waldinseln, Baumreihen entlang von Straßen oder Feldrändern sowie Einzelbäume geprägt – s. Abb. 7.

Nach Ende der Kolonialzeit unternahm die burundische Regierung erhebliche Anstrengungen, Waldflächen neu anzulegen. Dies war insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren der Fall und wurde durch die Weltbank mit den damals bevorzugten Eukalyptus-Pflanzungen unterstützt. 1992 erreichten diese Aufforstungsmaßnahmen eine Fläche von 95.000 ha und die gesamte Bewaldung mit 210.000 ha umfasste nahezu 8% der gesamten Landesfläche.

Abb. 7: Mikrowaldstandorte am Rande einer Teeplantage und Einzelbäume im Dorfbereich.

Ziel dieser Aufforstungsmaßnahmen war neben der Produktion und dem Verkauf von Holz auch Erosionsschutz für die gerodeten Hänge. Bedingt durch den zwölfjährigen Bürgerkrieg (1993-2005) konnten die Pflanzungen nicht mehr entsprechend gepflegt werden und unterlagen illegaler Holzentnahme. Burundi hatte in diesem Zeitraum die höchste Abholzungsrate der Welt und wurde von der FAO als „Weltmeister im Abholzen“ bezeichnet.

Nach Ende des Bürgerkriegs wurden von Privatunternehmen, gefördert durch das IFDC Catalyst Projekt, kleinere Flächen (insgesamt 4226 ha) mit Eukalyptus aufgeforstet, um Brennholz für den Verkauf zu gewinnen.

Da seit 1976 keine Forstinventur mehr durchgeführt wurde, ist die Datenlage entsprechend desolat und basiert auf Schätzungen. 2011 wurde die gesamte Waldfläche Burundis nur noch auf 152.000 ha geschätzt, davon lediglich 14% Naturwald. Für dieselbe Fläche geht die FAO von einem deutlich höheren Anteil an „modifizierten Naturwäldern“ (67.000 ha) im Vergleich zu den „Produktionsplantagen“ (86.000 ha) aus, jedoch auch vom Fehlen jeglicher Primärwälder. Die aktuelle Besitzstruktur der Waldflächen ist Abb. 8 zu entnehmen.

Heute erfolgen staatliche Aufforstungsmaßnahmen v. a. in Randflächen wie Steilhängen, entlang von Straßen und in Pufferzonen von Schutzgebieten. Flächen für größere Aufforstungsmaßnahmen sind nicht mehr vorhanden, daher erlangen Agroforstsysteme, die land- und forstwirtschaftliche Nutzung kombinieren, eine zunehmende Bedeutung.

Die Setzlinge werden von einer zentralen Samenbank bereitgestellt, die von der burundischen Forstverwaltung geleitet wird. Bei den abgegebenen Setzlingen dominiert mit Maesopsis eminii (Kreuzdorngewächse) eine afrikanische Art, aber nach wie vor sind auch immer noch Eukalyptus, Grevillea und Calliandra (Mimosengewächse) stark vertreten. Ergänzend werden Fruchtbaumsetzlingen (v. a. Avocado, Mango und Zitrus) abgegeben. Die nationale Forstpolitik sieht vor, das Bewaldungsprozent bis 2025 wieder auf 20% zu steigern. Hierzu sollen Human- und Institutionskapazitäten aufgebaut, Waldprodukte in Wert gesetzt, alle verfügbaren Flächen aufgeforstet und ein partizipatorisches Forstmanagement gefördert werden. Neben klassischer Aufforstung setzt das Ministerium hierbei auf Agroforstsysteme, urbane Wälder sowie Baumpflanzungen außerhalb geschlossener Wälder, eine Intensivierung der Landwirtschaft außerhalb der Waldflächen und letztendlich eine Förderung der wissenschaftlichen Forschung und des Technologietransfers.

Obwohl eine beträchtliche Anzahl von Arbeitern beschäftigt wird, gibt es in Burundi keine holzverarbeitende Industrie. Sägewerke, Holzkohleproduzenten und sonstige verarbeitende Sektoren sind informell in Kooperativen oder selbst gebildeten Verbänden organisiert und werden von individuellen Geschäftsleuten oder informelle Gruppen geführt. Vermarktete Produkte sind in erster Linie Feuerholz, Holzkohle, Bau- und Möbelholz (s. Abb. 10). Aufgrund der schwierigen Topographie, v. a. aber der wenig entwickelten Technik, werden Hölzer üblicherweise von Hand in der sogenannten Grubensägentechnik gesägt. Lediglich in der Hauptstadt Bujumbura finden sich wenige Säge- und Holzbearbeitungsmaschinen zur Weiterbearbeitung von Holz für Möbel und Bauwerke. Die burundische Handelsbilanz bezogen auf Holzprodukte ist signifikant negativ. Einem Export von 278.000 US-$ im Jahr 2015 standen Importe im Wert von 20.264.000 US-$ gegenüber. Im- und Export konzentrierte sich nahezu ausschließlich auf Sub-Sahara-Afrika.

Abb. 10: Holzverarbeitung: Handwerkerausbildungszentrum in Kayanza, Abteilung Schreinerei (Entwicklungsprojekt des Landes Baden-Württemberg und Möbelverkauf entlang der Nationalstraße.

Statistische Daten zur Forstausbildung liegen für Burundi nicht vor. Eigene Erhebungen ergaben, dass bis 2017 ca. 800 Forst- und Wassertechniker auf Sekundärschulniveau von den vier ITABs (Institute of Agricultural Technicians in Burundi) ausgebildet wurden.

Auf universitärem Niveau wurden bis 2012 pro Jahr 30 Absolventen an landwirtschaftlichen Fakultäten als Forst- und Wasseringenieure oder als Agrarwissenschaftler mit einer Forstvertiefung ausgebildet. Insgesamt absolvierten 870 Personen diese Studiengänge erfolgreich. Ein reines Forstwirtschaftsstudium war in Burundi nicht möglich. Mittlerweile bietet die agrarwissenschaftliche Fakultät der Universität Bujumbura eine Forstausbildung (Bachelor) an, die bereits 60 Personen erfolgreich absolvierten. Ein Masterstudiengang Forstwirtschaft soll in Kürze starten. Allerdings sind die Forststudien bislang sehr theorielastig. Dies ist einerseits auf den geringen Restwaldbestand des Landes zurückzuführen, andererseits auf die unzureichende finanzielle Ausstattung der Universitäten, die Exkursionen in die verbleibenden Waldflächen nicht ermöglichen. Daher absolvierten im Frühjahr 2018 zwei burundische Studierende im Rahmen des Kooperationsprojektes der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg ein Praktikum in einem schwäbischen Forstrevier und im Haus des Waldes in Stuttgart, um zumindest in diesen naturräumlichen andersgearteten Verhältnissen möglichst viel Praxiserfahrung zu gewinnen. Außerdem ermöglicht das Haus des Waldes einen Einstieg in die Waldpädagogik, die bislang in Burundi völlig unbekannt ist. Sie könnte jedoch eine entscheidende Rolle spielen, um das Bewusstsein für die Besonderheit und Schutzwürdigkeit der Waldökosysteme zu stärken.

Das Literaturverzeichnis finden Sie im Originalartikel