Die Erde ist ein Waldplanet. Nach der Eiszeit dehnte sich der Wald als dominierende Vegetationsform aus und bedeckte bis vor 6.000 Jahren etwa die Hälfte der Landoberfläche. Dann begann der Mensch die Waldentwicklung zu beeinflussen. Die Erfindung der Landwirtschaft war mit Waldflächenverlusten verbunden. Aktuell ist noch ein Drittel der Kontinente mit Wald bedeckt und die Entwaldung schreitet vorwiegend in den Tropen voran. Das kann stellenweise zu enormen ökologischen und sozioökonomischen Problemen führen.

Landnutzung in China

Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung in China. Mitte des 20. Jahrhunderts wurden vorwiegend in den Berggebieten Wälder systematisch gerodet, um das Holz für den wirtschaftlichen Aufbau zu nutzen und landwirtschaftliche Anbauflächen für die wachsende Bevölkerung zu schaffen. Oberflächenabfluss und Bodenerosion verstärkten sich. Die Folge sind höhere Sedimentfrachten und Hochwasserspitzen in den Flüssen, die Menschen, Infrastruktur und Trinkwasserversorgung gefährden. Die zunehmenden Überschwemmungen führten zu einer Änderung der chinesischen Landnutzungspolitik. Die landwirtschaftliche Nutzung auf Hängen steiler als 30 Grad wurde landesweit verboten, die weitere Rodung der Wälder untersagt, die ungeregelte Holznutzung beschränkt und Aufforstungsprogramme gestartet. Infolgedessen steigt die Waldfläche Chinas derzeit jährlich um 2,8 Millionen Hektar an.

Natürliche Sukzession und Aufforstung

Die Stilllegung landwirtschaftlicher Flächen in steilerem Gelände führte zu riesigen Sukzessionsflächen, die heute vorwiegend von Gras- und Strauchvegetation bedeckt sind. Daraus werden sich langfristig vorwiegend reichhaltige Mischwälder entwickeln (Abb. 1). Die Wiederbewaldung lässt sich durch Aufforstungen beschleunigen. Die Kooperation mit ausländischen Experten sollte dazu dienen, die vorhandenen Aufforstungskonzepte auf die Verhältnisse in China zu übertragen. So entstanden auf großer Fläche Monokulturen, die jedoch ein erhöhtes Risiko für biotische und abiotische Schäden aufweisen (Abb. 2).

Wasserressource Gebirge

Das Qin Ling Gebirge im Zentrum Chinas besitzt eine reichhaltige Flora und Fauna. Es bildet die Klimascheide zwischen den trocken-gemäßigten nördlichen Landesteilen und dem (sub-)tropischen Südchina. Der Gebirgszug stellt eine wichtige Wasserressource für das von Wassermangel geprägte Nordchina dar. Um die Stetigkeit der Wasserspende zu verbessern und die hohen Sedimentfrachten in den Flüssen zu verringern, besteht großes Interesse die Waldflächen im Qin Ling Gebirge möglichst rasch wieder herzustellen.

Im Rahmen einer deutsch-chinesischen Kooperation wurden daher experimentelle Aufforstungsmaßnahmen durchgeführt und wissenschaftlich begleitet. Es sollen Aufforstungsverfahren für die dort heimischen Baumarten zur Begründung naturnaher Waldbestände entwickelt werden.

Das Untersuchungsgebiet Shangnan

Die Region Shangnan (220 bis 2.050 m ü. NN) bildet den Übergang vom gemäßigten zum subtropischen Klima. Die natürliche Waldvegetation wird von Eichenarten dominiert. Lagen unter 1.000 Metern wurden in der Vergangenheit gerodet und landwirtschaftlich bewirtschaftet (Abb. 3). Die Landwirtschaft auf den Flächen in steileren Hängen wurde eingestellt, wo sich teilweise ausreichend Grasvegetation ansiedeln konnte. An vielen Standorten kommt es jedoch weiterhin zu Erosionsproblemen (Abb. 4).

In einem waldbaulichen Versuch werden auf landwirtschaftlichen Brachflächen folgende heimischen Baumarten angebaut (Abb. 5):

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name
Chinesische KieferPinus tabulaeformis
Chinesische KorkeicheQuercus variabilis
Chinesischer SpitzahornAcer truncatum
Chinesische PistaziePistacia chinensis

In heimischen Baumschulen herangezogene Verjüngungspflanzen wurden im Herbst 2008 an verschiedenen Standorten ausgepflanzt. Ergänzend werden der Einfluss von Bekämpfungsmaßnahmen der Bodenvegetation und die Wirkung von Anwuchsfördermitteln erprobt.

In einer begleitenden Studie wurde die ortsansässige Bevölkerung hinsichtlich der Akzeptanz von Aufforstungen befragt. Durch den Verlust landwirtschaftlicher Anbauflächen sind viele Anwohner auf zusätzliche Einkommensquellen angewiesen. Aufforstungen sind daher nur dann von Interesse, wenn sich dadurch die wirtschaftliche Situation verbessern lässt.