Die Umwandlung labiler Fichtenwälder in stabilere Mischbestände mit Eiche steht in mehreren Bundesländern Österreichs an. Entscheidend ist die Wahl geeigneten Vermehrungsgutes, bislang ist jedoch wenig über die genetische Variation der Eichen in Österreich bekannt. Am Institut für Waldgenetik des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) wird die Anlage eines Herkunftsversuchs mit Eiche vorbereitet.

Zur Situation der Eiche in Österreich

In Österreich kommen die wirtschaftlich interessanten Arten Trauben- (Quercus petraea) und Stieleiche (Q. robur) vor, Zerr- (Q. cerris) und Flaumeiche (Q. pubescens) besitzen nur lokale Bedeutung. Laut österreichischer Waldinventur 2000/02 beträgt der Anteil der Eiche am österreichischen Wald 2%, dies entspricht etwa 66.000 ha. In Niederösterreich liegt der Eichenanteil mit 4,1% über dem Bundesdurchschnitt, ebenfalls im Burgenland mit 14,8% und in Wien mit 18%. Der Eichenanteil weist eine abnehmende Tendenz auf.

In mehreren Bundesländern sollen labile Fichtenwälder der kollinen und submontanen Höhenstufe in stabilere Mischbestände mit standortgerechten Baumarten umgewandelt werden. Die Eiche, insbesondere die Stieleiche, ist sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht geeignet.

Ziele des Herkunftsversuchs

Die Aufgabe des Herkunftsversuches ist die Beurteilung ausgewählter österreichischer Eichen-Herkünfte und die Prüfung der Anbaueignung von Herkünften aus dem angrenzenden Ausland. Dabei werden folgende Ziele verfolgt:

  • Erfassung der genetischen und phänotypischen Variation zwischen und innerhalb von (österreichischen) Herkünften bei Q. robur und Q. petraea insbesondere bezüglich Qualität, Wachstum und Anpassungsfähigkeit (u.a. auch hinsichtlich prognostizierter Klimaänderungen)
  • Prüfung der Anbaueignung der Herkünfte auf verschiedenen Standorten
  • Präzisieren, Bestätigen oder Widerlegen von Herkunfts-/Verwendungsempfehlungen
  • Bewertung der Nachkommenschaften österreichischer Saatguterntebestände, um "Geprüftes Vermehrungsgut" bereit stellen zu können
  • Entwicklung von Erhaltungsstrategien im Rahmen der Erhaltung forstlicher Genressourcen

Die Versuche sollen mindestens 50 Jahre betreut werden und eine wissenschaftliche Auswertung auch im Alter von 50 Jahren noch zulassen.

Zu testende Herkünfte

Getestet werden etwa 20 Herkünfte, Stieleiche wird den größeren und Traubeneiche den kleineren Anteil stellen. Die Anzahl der österreichischen Herkünfte wird zwischen 10 und 15 betragen. Die Auswahl der zu testenden Herkünfte richtet sich nach deren Verteilung in den Wuchsgebieten Österreichs sowie nach der flächenmäßigen Größe und dem Alter der Ernteeinheiten. Aus den zugelassenen Saatguterntebeständen wurde eine vorläufige Auswahl zusammengestellt. Bis zum Herbst 2006 sollen alle potenziell zu berücksichtigenden österreichischen Herkünfte beurteilt sein. Wichtig ist: Es muss eine ausreichende Fruktifikation sichergestellt sein. Ergänzend werden auch Herkünfte aus dem benachbarten Ausland (Deutschland, Tschechische Republik, Ungarn, Kroatien und Slowenien) einbezogen.

Lage möglicher Versuchsflächen

Der Eichenversuch sollte an mindestens drei, möglichst jedoch an sieben Standorten in Österreich angelegt werden. Vorrangig sollen die Versuchsflächen in jenen Gebieten liegen, in denen die Eiche vertreten und forstlich bedeutend ist (Abbildung 1).

Zu Vergleichszwecken sollen auch Versuchsflächen im Ausland (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Brandenburg) angelegt werden.

Rund 1,5 ha wird für eine Versuchsanlage benötigt

Jede Herkunft ist auf einer Versuchsfläche dreimal vertreten. Damit wird der Einfluss von Standortsunterschieden minimiert. Bei 20 zu testenden Herkünften besteht eine Versuchsfläche aus insgesamt 60 Parzellen (Abbildung 2).

Eine Parzelle ist 22 x 10 m groß, besteht aus 110 Pflanzen einer Herkunft und ist im Verband 2 m x 1 m (11 Reihen à 10 Pflanzen) angelegt. Der vorgesehene Reihenabstand von 2 m ermöglicht eine maschinelle Kulturpflege mit Schmalspurschleppern. Innerhalb einer Parzelle sollen von 22 Mutterbäumen, die von jeder Herkunft beerntet werden, jeweils 5 Nachkommen vertreten sein. Je Mutterbau sind auf einer Versuchsfläche somit 15 Nachkommen.

Für 60 Parzellen werden 1,32 ha Fläche benötigt (Abb. 2). Hinzu kommt ein weiterer Flächenbedarf für ein oder zwei Randreihen zur Minderung von Randeffekten. Damit beläuft sich die Gesamtfläche einer Versuchsanlage auf etwa 1,5 ha. Wenn die Geländeverhältnisse es erfordern, kann der Versuch auch in zwei oder drei Teilflächen angelegt werden.

Nach dem hervorragenden Mastjahr 2003 konnte 2004 und 2005 nur eine geringe Fruktifikation in nahezu allen Wuchsgebieten verzeichnet werden (siehe dazu BFW-Reproduktionsmonitoring). Aufgrund der sehr starken Eichenblüte im Frühjahr 2006 ist es nun sehr wahrscheinlich, dass im Herbst die Eicheleinsammlung beginnen kann.

Enge Kooperation mit Eigentümern

Neben der Beurteilung der verwendeten Eichenherkünfte liegt ein besonderes Augenmerk des Versuches auf der Nachhaltigkeit der zu testenden Herkünfte. Aus diesem Grund strebt das BFW eine enge Kooperation mit den Eigentümern der im Versuch zu testenden Herkünfte, mit den Waldbesitzern, bei denen die Versuchsflächen angelegt werden, und mit den Landesforstdirektionen an.

Ergebnisse aus vergleichbaren Versuchen zeigen, dass schon in den ersten zehn Jahren nach Versuchanlage mit signifikanten Unterschieden in Ausfall, Wachstum und Qualität (z. B. Geradschaftigkeit) der Herkünfte gerechnet werden kann. Die Ergebnisse sollen umgehend publiziert und der forstlichen Praxis verfügbar gemacht werden. So können die besten österreichischen Herkünfte schon frühzeitig in Waldumbauprojekte integriert werden.