Ergänzungspflanzungen oder künstliche Verjüngung kann angezeigt sein bei:

  • teilweisem oder vollständigem Fehlen von Samenbäumen
  • sehr starker Konkurrenz durch Brombeere, Gräser und andere konkurrenzierende Arten oder bei starkem Wilddruck
  • Masten / Fruktifikationen in zu grossen Abständen
  • ungenügender Qualität der Samenbäume

Eine Entscheidungshilfe bei der Wahl des Verjüngungsverfahrens ist in Abbildung 2 dargestellt.

Planung der Verjüngung

In einem ersten Schritt werden die möglichen Orte für eine Eichenverjüngung erfasst, um eine gute Beobachtung der Masten zu gewährleisten.
Als günstig erweist sich eine Verjüngungsfläche von mindestens einer Hektare. Diese kann allenfalls in mehreren Etappen realisiert werden. Bei dieser Flächengrösse können durch Steilrandeffekte bedingte, qualitative Einbussen begrenzt werden. Je kleiner die Fläche desto grösser ist der Randeinfluss.

Die Masten der Bestände im Verjüngungsalter müssen sorgfältig beobachtet werden. Es ist nicht nötig, auf eine Vollmast zu warten, um einen Verjüngungshieb auszuführen. Eine starke Durchforstung fördert in den Folgejahren die Eichelproduktion. Eine Vollmast kann so durch mehrere weniger üppige Halbmasten kompensiert werden

Waldbautechniken

Die Naturverjüngung in Eichenwäldern kann durch einen Schirm- oder Femelschlag eingeleitet werden. Durch das Schirmschlagverfahren wird das notwendige Licht auf den Boden gebracht. Der verbleibende Bestand schütz vor Frost, Austrocknung und zu starker Einstrahlung.

Die Verjüngung erfolgt in fünf Schritten (nach Bary-Lenger):

  • Vorbereitungshieb
    Der Vorbereitungshieb kann 20 Jahre vor der Ernte des Samenbestandes beginnen. Als Ziel des Eingriffs steht die Reduktion zu hoher Vorräte, die Entfernung unerwünschter Baumarten sowie der schlecht ausgeformten Eichen im Vordergrund. Die besten Samenbäume werden stehen gelassen und ihre Kronen werden freigestellt, um die Bedingungen für die Blüte und Fruchtbildung zu verbessern.
  • Vorbereitung des Bodens
    Eine leichte Bodenbearbeitung kann günstig sein. Sobald sicher angenommen werden kann, dass eine Mast bevorsteht, Durchgang mit dem Mulcher. Diesen Arbeitsgang vor dem Aufschlag der Eicheln (Ende August) durchführen.
  • Besamungshieb
    Der Besamungshieb begünstigt das Aufkommen des Aufschlages in einem reifen Bestand, der geerntet werden muss. Es muss also eine genügend grosse Anzahl von Samenbäumen vorhanden sein, die in der Lage sind, den Aufschlag auf der Verjüngungsfläche sicher zu stellen.
    Mit dem Besamungshieb entnimmt man früh im Herbst die Bäume der Oberschicht, die nicht zur verjüngenden Baumart gehören, die mittelmässigen oder zu dicht stehenden Bäume sowie einen Teil der Unterschicht.
    Man darf keine Angst davor haben, bis zu 50 % des Vorrates zu entfernen.
  • Lichtungshieb
    Ein Lichtungshieb kann notwendig sein, wenn die jungen Pflanzen Licht benötigen. Bei einer starken Verunkrautung kann das Zurückschneiden der Bodenvegetation sinnvoll sein.
  • Räumungshieb
    Der Räumungshieb erfolgt frühstens 2 Jahre (Stieleiche) resp. 3 bis 5 Jahre (Traubeneiche) nach dem Besamungshieb.
    Unterbleibt die rechtzeitige Räumung, kommt es sehr oft zur Bildung von Klebästen, die Stämme des verbleibenden Bestandes entwerten.
  • Der Saumhieb ist bei der Eiche ebenfalls anwendbar. In diesem Fall wird der Nebenbestand mit Ausnahme der die Eichen einpackenden Bäume entfernt.
    Idealerweise soll der Fortschritt von Süden oder Südwesten nach Norden oder Nordosten hin erfolgen, um das Licht optimal ausnutzen zu können. Alle 3 bis 5 Jahre wird der Saum um etwa 30 m zurückgenommen.
    Ein feinerer Fortschritt erlaubt, die Entwicklung der Brombeere zu begrenzen, kann aber auf zu Überwuchern bei der Buche führen.

Feststellungen und Beobachtungen der Praktikerinnen und Praktiker

Minimale Dichte und Qualität der Verjüngung; Nachbesserung. Die ersten 4 - 5 Jahre sind oft enttäuschend. Die Nachbesserung mit Eiche oder Begleitbaumarten ist allerdings überflüssig, wenn man die notwendige Geduld aufbringt. Wird trotzdem nachgebessert, soll dies nicht zu früh geschehen. Die Dichte der Pflänzchen kann nämlich noch nach dem Entfernen der Samenbäume zunehmen, vermutlich wegen des Eicheltransports durch Eichelhäher oder Eichhörnchen. Eine minimale Dichte von 3'500 Pflänzchen/ha nach 5 Jahren genügen für eine gute Entwicklung der Verjüngung. Wenn sich eine Nachbesserung als notwendig erweist, dann soll sie vorzugsweise im Spätherbst (nach den ersten Frösten) mit Heistern (> 80 cm) unter Verwendung des Pflanzlochbohrers erfolgen.

Erhaltung der erziehenden Baumarten. Weiden, Zitterpappeln, Birken und Fichten sind Baumarten, die den Eichenjungwüchsen mehr nützen als schaden. Es ist vorteilhaft, sie zu Beginn zu belassen und dann laufend ihre Entwicklung in der Dickung und im Stangenholz zu kontrollieren.

Auffinden der Pflanzen. Die Ausführung der Pflegeingriffe im Frühjahr oder Herbst erleichtert das Auffinden der Eichen. Zur Markierung der freizustellenden Pflanzen in der Naturverjüngung können Bambusstäbe verwendet werden.

Mechanisierung der Pflegeingriffe. Auf grossen, homogenen Flächen sind systematische, mechanisierte Eingriffe günstiger. Eine regelmässige Erschliessung erleichtert den Arbeitern den Zugang zum Bestand. Dies senkt die anfallenden Kosten deutlich.

Gefährdungen und Massnahmen zu ihrer Bekämpfung

Die sieben wichtigsten biotischen und abiotischen Gefährdungen sind im Folgenden, nach der Bedeutung absteigend dargestellt.

Wildverbiss

Im Allgemeinen muss die verjüngte Fläche gegen Wildverbiss geschützt werden. Der Zaun muss im Frühjahr vor dem Austreiben der Knospen erstellt werden. Die Ausführung in Holz ist eine Alternative zum traditionellen Drahtgeflecht. Das Nahrungsangebot für das Wild ausserhalb des Zaunes kann auch durch die Jungwald-Pflege erhöht werden, indem gewisse Arten (Hagebuche, Ahorn, Esche, Vogelbeere, Salweide, schwarzer Holunder, gemeines Geissblatt usw.) begünstigt werden.

Brombeere

In Naturverjüngungen ohne Zaun ist die Brombeere einerseits ein Hindernis für die Verjüngung, andererseits aber auch ein (beschränkter) Schutz der jungen Pflanzen gegen das Wild (Vergrösserung des Nahrungsangebotes und Verminderung des Wechselns). Wenn sie auf kleinen Flächen entfernt werden muss, reisst man die Brombeere idealer Weise bei feuchter Witterung von Hand aus. Der Zeitaufwand liegt zwischen 10 bis 30 Std/ha. Es ist wichtig, dass diese Arbeiten im Jungwuchs-Stadium ausgeführt werden, bevor die Brombeere zu hoch geworden ist und die Bewegung der arbeitenden Personen zu stark behindert. In der Regel genügen 2 Durchgänge im Jungwuchs-Stadium, um den jungen Eichen den nötigen Vorsprung zu verschaffen.

Die Entfernung der Brombeere mit dem Freischneidegerät (3-zähniges Messer) scheint am wirksamsten zu sein, wenn man die Arbeit im Juni-Juli bei zunehmendem Mond durchführt. Die durch das Messer zerstückelte Brombeere kommt im Herbst wieder auf und verringert damit die Wildschäden im Winter.

Wenn die Verjüngung eingezäunt ist, kann die Brombeere ausgemäht werden. Diese Massnahme ist im Herbst durchzuführen. Ein vollständiges Abmähen der Brombeere im Sommer führt tendenziell eher zur Erhöhung ihre Vitalität.

Der Mulcher kann ebenfalls für die Öffnung von Schneisen verwendet werden. Dieser Arbeitsgang muss mit einer Verjüngungspflege mit Gertel oder Hippe ergänzt werden.

Frost

Früh- und vor allem Spätfröste können erhebliche Schäden an Eichenverjüngungen verursachen. Häufig treiben die jungen Pflanzen jedoch nach Spätfrostschäden im August ein zweites Mals aus. Es ist vernünftiger, die ungünstigen Standorte (Senken) zu meiden. Ein Vorbau aus Pioniergehölzen ist günstig, aber kostspielig, es sei denn er sei natürlich aufgekommen. Wenn die Pioniergehölze überhand nehmen, ist das Knicken der Stämme dem Abschneiden vorzuziehen (Stockausschläge vermeiden).

Nassschnee

Die jungen Stämme, die den Winter über ihre Blätter behalten, sind sehr anfällig auf Nassschnee (Höhenlagen zwischen 500 bis 700 m. ü. M.). Die mit Schnee bedeckten Stämme von weniger als 2,5 m Höhe können zur Entlastung geschüttelt werden. Junge, vom Schnee umgebogene Eichen mit einem Durchmesser von unter 2 cm sind fähig, sich selbst wieder aufzurichten. Voraussetzung ist allerdings, dass sie von der Begleitflora nicht überwuchert werden (speziell Brombeere).

Nager

Die Nager können die Eicheln und die Wurzeln schädigen. Die Schäden sind speziell gross, wenn ein Krautteppich vorhanden ist. Die Massnahmen zur Bekämpfung beschränken sich darauf, Sitzstangen für die Raubvögel aufzustellen und regelmässig zu mähen.

Falscher Mehltau

Oïdium alphitoïdes ist ein Pilz, der eine Schaftdeformation verursachen kann. Der Einsatz eines Bekämpfungsmittels ist weder möglich (die Verwendung von Fungiziden im Wald ist verboten) noch notwendig.

Blattzerstörung

Die Blattzerstörung durch Insekten (Motten) ist während der ersten beiden Jahre manchmal recht gross. Sie ist aber generell nicht schädlich und muss den Waldbauer nicht beunruhigen. Der grosse Frostspanner (Hibernia defoliaria) kann spektakuläre Schäden verursachen, die aber generell für Einzel- oder Randbäumen kaum nachteilig sind.
 

Die Eiche ist aus ökologischen, öknomischen und kulturellen Gründen eine wertvolle Baumart. Der Verein proQuercus setzt sich für die Erhatung und die Förderung dieses Natur- und Kulturerbes ein. Er vertritt alle Akteure der Eichenwertschöpfungskette und dient als Plattform für den Erfahrungs- und Wissensaustausch.