Bedeutung von Nadelbaumarten im Portfolio

Nadel- und Laubbaumarten zeigen deutliche Unterschiede in der Leistungskraft. Die deutschlandweiten Durchschnittswerte der Bundeswaldinventur 3 zeigen, dass die hektarbezogene Zuwachsleistung an Holzvolumen der Nadelbaumarten im Bundesdurchschnitt knapp 50% über der der Laubbaumarten liegt. Umgekehrt sind Nadelbaumarten nicht selten vergleichsweise höheren Risiken ausgesetzt; beispielsweise durch Stürme, Borkenkäfer oder Fäulepilze.

Sinnvollerweise streben daher Forstbetriebe zunehmend Mischungen verschiedener Baumarten an. Diese Bestrebungen sind allerdings beileibe nicht grundsätzlich neu: So ist in Baden-Württemberg bereits seit 1970 im öffentlichen Wald der Grundsatz der Verjüngung in Form von Mischbeständen ausdrückliches Planungsziel und seit 1979 für den Vollzug verbindlich angeordnet. Vor dem Hintergrund der allfälligen Unsicherheiten im Klimawandel muss dieses Prinzip deutlich an Bedeutung gewinnen.

Für die nachhaltige Rohstoffversorgung der schwerpunktmäßig auf stofflich verwertbares Nadel-Stammholz ausgerichteten Holzindustrie und zur Deckung des Holzbedarfs in Deutschland ist ein Rückgang des Nadelbaumanteils in der aktuellen Größenordnung langfristig herausfordernd, denn Nadelholz bildet derzeit mengenmäßig und technologisch den zentralen Rohstoff.

Durch die hohen Anteile stofflich verwertbaren Holzes bei der Nutzung von Nadelbäumen sind diese auch hinsichtlich der in der Bilanz erzielbaren Kohlenstoffbindung in aller Regel wirkungsvoller als Laubbäume. Unterschiede in der Wuchskraft verstärken dies weiter zugunsten der Nadelbäume. Beispielsweise kann die besonders wuchskräftige Douglasie im Vergleich zu Buche so durchaus eine in der Größenordnung um bis zu +50% höhere Kohlenstoff-Bindungswirkung erzielen.

Außerdem wirkt sich der Rückgang der Nadelbaumanteile bei den aktuellen Holzerlösen für Forstbetriebe in ertragswirtschaftlicher Hinsicht gravierend aus. Während nämlich die meisten Ökosystemdienstleistungen in der Regel mit Laubbäumen bestens erbracht werden können, hängt die klassischerweise aus der Holzproduktion resultierende ökonomische Ertragskraft der Forstbetriebe nach wie vor maßgeblich von den zuwachs- und ertragsstarken Nadelbaumarten im Betriebsportfolio ab.

Holzerlöse sind ständigen Schwankungen unterworfen und entwickeln sich holzartenspezifisch unterschiedlich. Holzartenspezifische Trends werden dabei maßgeblich geprägt von Entwicklungen bei Holzverwendung und Verarbeitungskapazitäten. Bei der von Preis und Absatzmenge her für die Erträge aus Holzproduktion entscheidenden konstruktiven Holzverwendung spielen Nadelhölzer wie Fichte oder Douglasie nach wie vor die Schlüsselrolle. Im Gegensatz dazu fehlt es beispielsweise bei Buchenholz trotz ermutigender technischer Entwicklungen nach wie vor an in größerem Maßstab vermarktungsrelevanten hochwertigen massentauglichen Standardprodukten.

Die Erlöse für Stammholz in massenrelevanten Durchschnittsqualitäten (B/C) spiegeln diese Verhältnisse zwischen Laub- und Nadelholz wider: Für Buche liegt dieser Preis in Baden-Württemberg in einer Größenordnung von gut 20% unter dem bei Fichte und die Douglasie liegt noch 20% über dem Preis der Fichte. Weiter verstärkt wird dieser Unterschied zuungunsten der Laubbäume durch die bei Nadelbäumen – unter vergleichbaren Standortsverhältnissen – deutlich höhere Volumenleistung und Stammholzausbeute sowie den bei Laubbäumen nicht selten höheren Erntekosten. Vor diesem Hintergrund wird die ökonomische Notwendigkeit eines ausreichenden Anteils von Nadelbaumarten im Portfolio von Forstbetrieben unter den aktuellen Rahmenbedingungen deutlich.

Zukünftige Baumarteneignung von Nadelbaumarten und Risiken

Die Bewirtschaftung von Wäldern ist stets mit Risiken verbunden. Beispielsweise haben die Kalamitäten in der jüngsten Vergangenheit die besonderen Risiken beim Anbau von Nadelbaumarten erneut anschaulich aufgezeigt. Allerdings zeigt die Geschichte beispielsweise von Eichensterben, Ulmensterben, Eschentriebsterben oder das aktuelle Schadgeschehen bei Buche, dass auch Laubbäume keineswegs eine absolut „sichere Bank“ sind. Aufgrund dieser meist baumartenspezifischen Ausprägung der Risiken besteht weitestgehend Einigkeit in der Vorstellung, dass dem Prinzip der Risikoverteilung durch Mischung eine zentrale Rolle zukommt.

Die Notwendigkeit solcher Überlegungen wird vor allem vor dem Hintergrund der Entwicklung bei den heimischen Nadelbaumarten deutlich, bei denen im Klimawandel mit im Allgemeinen deutlich zunehmenden Risiken und/oder abnehmender Eignung zu rechnen ist:

Besonders herausfordernd ist die Entwicklung bei Fichte, die derzeit als führende Hauptbaumart noch viele Bestände prägt. Es gilt jedoch als sicher, dass sie unter den heutigen klimatischen Verhältnissen bundesweit bereits an vielen Standorten ihre Eignung als führende Hauptbaumart verloren hat beziehungsweise in absehbarer Zukunft verlieren dürfte (z.B. Baumarten im Klimawandel: Buche und Tanne verlieren).

Auch bei Tanne ist im Klimawandel eine rückläufige Beurteilung ihrer Eignung zu konstatieren; wenn auch nicht mit ganz derselben Radikalität wie bei Fichte.

Kiefer gilt zwar als wenig anspruchsvoll hinsichtlich der Wasserversorgung, ist jedoch offenkundig empfindlich gegenüber hohen Temperaturen, so dass es insbesondere nach Hitzeperioden regelmäßig zu drastischen Ausfällen kommen kann (z.B. Kiefernsterben am Oberrhein).

Bei den heimischen Nadelbaumarten ist daher davon auszugehen, dass sie bundesweit an vielen Standorten ihre Eignung als führende Baumart verlieren werden und zukünftig sinnvollerweise weit überwiegend nur noch in Form von Beimischungen bewirtschaftet werden sollten.

Vergleichbares dürfte auch für Douglasie gelten. Im Vergleich zu Fichte und Tanne dürfte Douglasie zwar weniger stark vom Klimawandel beeinträchtigt werden. Sie bietet daher nicht selten, dort wo geeignete Standortsbedingungen vorliegen, eine aus Sicht der Holzproduktion mittelfristige Alternative. Allerdings ist auch Douglasie kein klimatisches „Wundertier“. Bei weiter fortschreitendem Klimawandel ist ebenfalls mit zunehmenden Risiken zu rechnen (z.B. Artensteckbriefe 2.0), wie sich heute bereits auf besonders trockenen und warmen Standorten andeutet.

Zeitmischung als Kompromiss zwischen Risiko und Ertrag

Bei der Zeitmischung werden (hoch) produktive Nadelbaumarten mit geringen Mischungsanteilen vorrübergehend am Aufbau des Bestandes beteiligt. Zeitmischungen sind ein gutes Mittel, um das betriebliche Entscheidungsdilemma zwischen ertragsschwachen, aber relativ stabilen Baumarten einerseits und risikoreicheren, dafür aber ertragsreichen Baumarten andererseits zumindest teilweise zu entspannen. Sie begrenzen das im Klimawandel zunehmende Risikopotential produktiver Nadelbaumarten durch geringere Mischungsanteile und kürzere Produktionszeiten und erhöhen so die Produktivität von Beständen aus ertragsschwachen Baumarten, ohne deren Stabilität, Naturnähe und Bereitstellung von Ökosystemdienstleistungen langfristig einzuschränken.

Eine zentrale Bedeutung kommt der Wahl einer geeigneten Mischungsform zu. Abhängig von den Lichtansprüchen der einzubringenden Nadelbaumart und dem Raumbedarf im Altbestand ist eine Mindestgröße der Lücken zu beachten. Diese soll einerseits das Wachstum der Nadelbaumarten gewährleisten, andererseits auch dem umliegenden Laubbaumbestand nach Auszug der Nadelbaumarten Platz zur weiteren Kronenentwicklung ermöglichen.

Für die Einbringung von Fichte liegt diese Untergrenze bei mindestens rd. 0,1 ha und die Einbringung der lichtbedürftigeren Douglasie erscheint erst ab deutlich größeren Lücken sinnvoll. Insbesondere auf Flächen, in denen durch Schäden nur kleinere Lücken entstanden sind, sollten diese Mindestgrößen unbedingt beachtet werden. In kleineren Lücken sollten sinnvollerweise nur besser schattenertragende Baumarten in den Bestand eingebracht werden – allerdings dürfte es hier nicht selten wirtschaftlich sinnvoller sein, von künstlichen Verjüngungsmaßnahmen abzusehen.

Auf größeren Schadflächen entfallen im Prinzip diese aus dem Lichtbedarf der einzubringenden Baumarten resultierenden Einschränkungen, da hier die Altbestände ausgefallen sind. Trotzdem ist es auch hier aus Gründen rationeller Pflege und Bewirtschaftung sinnvoll, die Zeitmischungen nicht zu kleinflächig einzubringen. Im Allgemeinen dürften Flächengrößen von mindestens 0,1 bis 0,2 ha (Durchmesser 30 bis 40 m) zweckmäßig sein.

Das kürzlich abgeschlossene, vom BMEL geförderte gemeinsame Verbundprojekt von UNIQUE forestry and land use und FVA „Steigerung der Flächenproduktivität und Wertschöpfung in Buchenwäldern“ zeigt exemplarisch, wie wirkungsvoll solche Zeitmischungen produktiver Nadelbaumarten bei sinkenden Nadelholzanteilen zumindest dazu beitragen könnten, den Ertrag von Forstbetrieben und die Rohstoffversorgung der Holzindustrie zu sichern (s. hierzu das PDF Infos zum Projekt und Literatur).

Pflege und Entwicklung von Zeitmischungen

Auch für Zeitmischungen können prinzipiell die Pflegeempfehlungen für die „reguläre“ Einbringung dauerhafter Beimischungen produktiver Nadelbaumarten in Laubbaum-Naturverjüngungen gelten. Hierzu zählen der wirksame Schutz gegen Schäden durch Wild sowie eine angemessen intensive Jungbestandspflege, um die eingebrachten Nadelbäume in der Etablierungsphase vor übermäßiger Konkurrenz durch Naturverjüngung freizuhalten (s. z.B. auch Douglasien-Naturverjüngung: Kein sicherer Stand bei Konkurrenz und Überschirmung). 

Insbesondere der Schutz vor Schäden durch Wild ist bei Zeitmischungen mit produktiven Nadelbaumarten essentiell. Tatsächlich spielt im Vergleich dazu das Freischneiden der Nadelbäume eine deutlich weniger entscheidende Rolle. Zudem ist es in der Regel erst dann erforderlich, wenn die konkurrierende Naturverjüngung die eingebrachten Nadelbäume in der Höhe zu überwachsen beginnt. Außerdem ist dabei zu bedenken, dass die Nadelbäume durch das Freischneiden für Wild leichter zugänglich werden und sich dadurch ihre Gefährdung erhöht.

Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Verwendung von Wuchshüllen bei Douglasie – auch zum Beispiel zum Schutz vor Wild – kritisch zu beurteilen ist: Eine zusammenfassende Beurteilung der umfangreichen Befunde einer vor kurzem vorgelegten systematischen Praxis-Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass der Einsatz von Wuchshüllen zum Beispiel bei Douglasie aus waldbaulicher Sicht nicht empfohlen werden kann. Hinzu kommen die umweltkritischen Aspekte beim Einsatz von Wuchshüllen.

Fazit

Die Sicherung ausreichender Anteile produktiver, anpassungsfähiger Nadelbaumarten ist – zumindest mittelfristig – ein wichtiges Anliegen des Forst-Holz-Sektors. Bei der Wiederbewaldung der Schadflächen bieten sich dabei Chancen. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass es gelingt, am jeweiligen Standort die Herausforderungen der Anpassung an den Klimawandel als zentrales Elemente der Wiederbewaldung einzubeziehen. Das gilt vor allem für Aspekte bei der Wahl von Baumarten, Herkünften und Mischungsformen.

Im Zusammenhang mit der aktuellen Wiederbewaldung der Schadflächen eröffnen sich ertragsorientierten Forstbetrieben mit Zeitmischungen interessante Möglichkeiten bei der Gestaltung des zukünftigen Baumartenportfolios, da auf den Schadflächen einige Restriktionen entfallen, die die Einbringung produktiver Nadelbaumarten im Rahmen „regulärer“ Bewirtschaftung in Laubbaum-Bestände erschweren wie zum Beispiel ein ausreichender Lichteinfall.

Die klassischen waldbaulichen Antworten und Konzepte (alleine) werden für die Beantwortung der Fragen mit der Wiederbewaldung der Schadflächen im Klimawandel allerdings nicht mehr ausreichen. Nicht zuletzt deshalb werden aktuell Fragen nach möglichen Alternativen bei der Baumartenwahl prominent in Forschung und Praxis diskutiert.

Abschließend sei betont, dass das Gelingen und die Funktionsfähigkeit von Zeitmischungen entscheidend von den folgenden Faktoren abhängen:

  • Die Nadelbäume müssen durch kontinuierliche Pflege rasch ihre Hiebsreife erreichen. Dazu ist die Durchmesserentwicklung durch konsequente Hochdurchforstung – am besten in Form einer Z-Baum-Durchforstung – intensiv zu fördern, um so den angestrebten (mäßigen) Zieldurchmesser ohne unnötigen Verzug zu erreichen.
  • Beim Erreichen der Hiebsreife müssen die Nadelbaum-Beimischungen dann auch tatsächlich zügig aus dem Bestand entnommen werden.

Um Missverständnissen in diesem Zusammenhang vorzubeugen: Eine Verlängerung der Produktionsdauer der Nadelbäume durch zögerliche Nutzung oder gar gezielte nachträgliche Erhöhung des angestrebten Zieldurchmessers wäre geradezu kontraproduktiv. Dies wäre nämlich nicht nur der explizit angestrebten Risikovorsorge außerordentlich abträglich, sondern aufgrund der produzierten (Ast-)Qualitäten ertragswirtschaftlich auch unsinnig. Außerdem könnte es neben der Gefährdung möglicher Erträge auch zur Beeinträchtigung anderer Aspekte der Umweltvorsorge führen.