Verbiss an der Waldvegetation lässt sich kaum direkt nachweisen. In den seltensten Fällen wird man Zeuge, wie Wildtiere Knsopen und Triebe von Jungbäumen abfressen. Weil mit der physischen Präsenz von Forschern in den Wildeinständen das Verhalten der Tiere nachhaltig beeinträchtigt werden kann, sollte man Forschungsobjekte möglichst wenig aufsuchen. Um trotzdem über die Wildpräsenz informiert zu sein, bietet sich der Einsatz von Fotofallen an. Es gibt zahlreiche Fragen, für die man sich vom Fotofalleneinsatz Kenntnisgewinne ausrechnen darf:
- Von welchen Tierarten werden die einzelnen Baumarten verbissen?
- Sind es weibliche oder männliche, junge oder alte Tiere, die schälen, schlagen und verbeissen?
- Kann man Abbisstellen im Nachhinein einer bestimmten Tierart zuordnen, zum Beispiel anhand der Stärke von abgebissenen Trieben, dem Alter der konsumierten Triebe oder anhand von Lage und Form der Abbsisstelle?
Die Wildkamera kann nicht nur Verbiss festhalten, sie deckt auch auf, wenn Tiere die jungen Bäume nicht anrühren, obwohl sie unmittelbar dabei stehen und hier vielleicht sogar Nahrung (Krautpflanzen) aufnehmen. Ein Informationsstreifen am unteren Rand jedes Fotos enthält Informationen zu Datum, Uhrzeit, Temperatur, Mondphase und Luftdruck bei der Bildauslösung.
Wildkameras oder Fotofallen sind Fotoapparate, die automatisch auslösen, wenn ein Tier in ihre Reichweite gelangt. Ein eingebauter Infrarot-Bewegungsmelder reagiert auf Wärme und Bewegung.
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Schnelles Auslösen entscheidend
Bis vor kurzem kamen nur analoge Kameras zur Anwendung, hauptsächlich weil digitale Geräte eine zu grosse Auslöseverzögerung hatten. Für den Erfolg einer Fotofalle ist es aber gerade bei vorbeiziehenden Tieren entscheidend, dass die Kamera schnell auslöst. Analoge Kameras waren in dieser Hinsicht lange Zeit deutlich besser.
In letzter Zeit hat man auch bei digitalen Apparaten Fortschritte gemacht, so dass nun zunehmend auf die digitale Technik umgestellt wird. Dank grossen Speicherkapazitäten und geringem Stromverbrauch kann heutzutage eine digitale Kamera mehrere Monate unbeaufsichtigt ihre Funktion erfüllen. Bei analogen Kameras war der Film jeweils sehr schnell voll.
Dass im Waldschutz der Jungbaum im Zentrum steht, vereinfacht den Fotofalleneinsatz. Die Kamera kann in idealer Position zum Objekt installiert werden (Abb. 1). Ideal ist ein Abstand von 3-7 m für Nachtaufnahmen bzw. 3 - 12 m für Aufnahmen am Tag.
Abb. 2 - Rothirsch, aufgenommen am Tag unter "Normalbedingungen". Kameramontage: Oswald Odermatt (WSL)
Nachtaufnahmen dank Infrarot
Für Aufnahmen bei Dunkelheit kommt meist eine Infrarotlampe zum Einsatz, die zwar auf der Kamera als roter Schein sichtbar ist, die aber kein sichtbares Licht auf das Objekt wirft (Abb. 3). Ein Tag/Nacht-Sensor stellt je nach Lichtverhältnissen von Tag- auf Nachtaufnahmen um und umgekehrt. Auch am Tag kann der Nachtmodus aktiv sein, wenn bei trübem Wetter oder im Waldesinnern die Lichtverhältnisse beschränkt sind. Nachtaufnahmen mit Infrarotlicht sind in Schwarzweiss und von deutlich geringerer Qualität.
Wenn man den Anteil von Tagaufnahmen erhöhen will, empfiehlt es sich die Kamera auf lichtere Geländepartien auszurichten. Es gibt auch Kameras, die mit Blitzlicht ausgerüstet sind. Damit lassen sich auch nachts bessere Ergebnisse erzielen (Abb. 4). Allerdings liefern diese Kameras keine Video-Aufnahmen. Ausserdem werden die Tiere durch das Blitzlicht teils stark erschreckt und können in der Folge den Kamerastandort meiden.
Abb. 3 - Rothirsch am späten Abend, aufgenommen mit Infrarotlampe. Kameramontage: Adolf Tschudi
Tipps zum Kamerastandort
Verschiedene Fehler treten beim Einrichten von Fotofallen immer wieder auf. So geschieht es immer wieder, dass sich vor der Kamera Äste oder hohes Gras befinden, die sich im Winde hin und her bewegen. Dadurch wird die Kamera permanent ausgelöst und der Bildspeicher ist in kürzester Zeit voll. Wenn man die Kamera zu weit entfernt von einem Wildwechsel aufstellt, so vermag das Tier die Kamera nicht auszulösen.Empfehlenswert ist auch der Schutz der Kamera vor Witterungseinflüssen. Es ist zwar immer wieder erstaunlich, wie die grundsätzlich wetterfest konstruierten Apparate auch über Monate einwandfrei funktionieren. In einzelnen Fällen hat aber eindringende Feuchtigkeit zu Funktionsstörungen geführt. Verschiedene Anbieter empfehlen deshalb schützende Gehäuse sowohl zur Tarnung wie auch für den Schutz gegen extreme Wettereinflüsse.
Abb. 4 - Steinmarder in einer Scheune, aufgenommen mit Blitzlicht. Kameramontage: Oswald Odermatt (WSL)
Videobeispiele
Dachs (O. Odermatt)
Gämse (A. Tschudi)
Mäuse (U. Wasem)
Rehbrunft (R. Lemm)
Rehgeiss (U. Wasem)
Reh an Ahorn (O. Odermatt)
Reh frisst Esche (O. Odermatt)
(TR)