Frühzeitiges Erkennen, Monitoring, Auswerten und Handeln

Unsere wichtigsten Forstinsekten werden kontinuierlich mit verschiedenen Methoden überwacht. Aus den Informationen, die man durch dieses Überwachungsmonitoring gewinnt, kann man Rückschlüsse auf die Größe der Populationen und deren Entwicklungspotential ziehen, daraus resultierende Gefährdungen erkennen sowie ggf. erforderliche Abwehrmaßnahmen einleiten.

Bei der Entwicklung der Schädlingspopulationen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Wichtige abiotische Parameter sind z. B. Klima und Witterung, zu den biotischen zählen u. a. die Bäume selbst – als Brutraum oder Nahrungsquelle – sowie die natürlichen Gegenspieler der Schadinsekten. Weiterhin bestimmt die Vitalität der Waldbäume, wie gut sie Massenvermehrungen abwehren können (bspw. intensiver Harzfluss der gesunden Fichte als Abwehr gegen sich einbohrende Borkenkäfer). Wirken Witterung, Klima, Bodenbeschaffenheit und Luftgüte als Stressoren auf die Bäume, so kommt es zur Schwächung, was bei gleichzeitig guten Bedingungen für die Insekten zu Massenvermehrungen führen kann. Auch Wechselbeziehungen innerhalb einer Art oder Eingriffe des Menschen wie beispielsweise verschiedene Formen der Waldbewirtschaftung sowie die Baumartenwahl beeinflussen die Populationen.

Alle Lebewesen neigen bei optimalen Bedingungen zu Massenvermehrungen (i .e. S. Gradation), so auch die forstlich bedeutsamen Insektenarten. Die Gradationen laufen immer nach einem einheitlichen Muster ab. In der Phase der Latenz ist die Populationsdichte gering, d. h., es gibt vergleichsweise wenige Individuen einer Population und geringe Schäden. Es herrscht ein Gleichgewicht der Kräfte zwischen Schadinsekten und Gegenspielern. In der Phase der Progradation steigt die Populationsdichte bei optimalen Entwicklungsbedingungen weiter an, erreicht den Kulminationspunkt, d. h. den Höhepunkt der Gradation, um dann in der Retrogradation wieder zurück auf das Latenzniveau abzusinken (s. Abb. 1).

Warnschwellen und Kritische Werte

In der Forstwirtschaft werden verschiedene, an die Insektenarten angepasste, Monitoringverfahren angewandt (auch Waldschutzmeldewesen genannt). Forstpraktiker und -wissenschaftler entwickeln diese laufend weiter.

Das Monitoring ist eine wichtige Säule des integrierten Waldschutzes. Je nach Insektenart werden die verschiedenen Entwicklungsstadien zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jahr beobachtet. Die artspezifischen Schwellenwerte und kritischen Zahlen bestimmen dabei die Intensität der Überwachung. Sie werden fortwährend in einem mehrstufigen Verfahren an den Gradationsverlauf abgestimmt. So werden mit vertretbarem Aufwand frühzeitig Aussagen zur Entwicklung einer Population getroffen sowie in der Folge geeignete Abwehrstrategien entwickelt und fortlaufend angepasst.

Die Überwachungsergebnisse und Handlungsempfehlungen werden zeitnah in landesüblichen Waldschutzinformationen, oft auch im Internet, veröffentlicht.

Borkenkäfer

Besonders die Fichtenborkenkäfer werden während der Vegetationszeit in Lockstofffallen /Pheromonfallen gefangen. Anhand der Anzahl der vorgefundenen Individuen lassen sich Aussagen über die Gefährdung der Wälder durch eine Massenvermehrung treffen. Die Ergebnisse werden an Forstpraktiker und Waldbesitzer weitergegeben.

Treffen ausreichend Brutmaterial und warme, trockene Witterung aufeinander so kann es zu einer Borkenkäfer-Massenvermehrung kommen. Fällt diese Entwicklung noch mit einem Sturmereignis zusammen, so sind die Bedingungen für die Borkenkäfer perfekt und es wird in kurzer Zeit die Kulminationsphase erreicht.

Kieferngroßschädlinge/Schmetterlinge

Für die Prognose der Kieferngroßschädlinge, insbesondere Kiefernspinner, Forleule, Nonne, Blattwespen sowie Kiefernspanner und anderer schädigender Schmetterlingsarten werden neben Lockstofffallen und Leimringen weitere Methoden verwendet. Dazu zählen die systematische Eisuche am Stamm bzw. an Zweigen sowie die so genannte Winterbodensuche. Besonderer Vorteil der Winterbodensuche ist es, dass neben der Beurteilung der Großschädlinge (Anzahl, Vitalität, Vermehrungspotential) an sich auch Aussagen zu den natürlichen Gegenspielern getroffen werden können. Weitere Überwachungsmaßnahmen sind u. a. Falterflug- und Fraßeinschätzung, im Kalamitätsfall zusätzlich Raupenzählung und Kotfallkontrolle.

Maikäfer

In einigen Regionen Deutschlands, darunter die Rheinebene in Nordbaden und in der Südpfalz sowie das hessische Rhein-Main-Gebiet, kommt es regelmäßig zu Massenvermehrungen des Waldmaikäfers (Melolontha hippocastani). Dabei entstehen zum einen Schäden bereits im Larvenstadium durch Engerlingsfraß an den Wurzeln, v. a. junger Eichen und Buchen. Nach der Verpuppung zum ausgewachsenen Käfer (Imago) schließt sich der dann oft bestandesbedrohliche Reifefraß an alten Laubbäumen an. Daher wird auch der Waldmaikäfer regional entsprechend überwacht.

Neuartige Schadinsekten

Neben den klassischen Insektenarten geraten zunehmend Zuwanderer bzw. Nutznießer des Klimawandels in den Fokus. Als Beispiel seien hier der Citrusbockkäfer, der Asiatische Laubholzbockkäfer bzw. der Eichenprozessionsspinner genannt.

Im Folgenden haben wir Ihnen Links zu Artikeln und externen Informationsstellen zum Thema "Überwachung und Prognose von Schadinsekten" zusammengestellt.

Literatur

  • Altenkirch, W.; Majunke, C., Ohnesorge, B. (2002): Waldschutz auf ökologischer Grundlage. Verlag Eugen Ulmer.
  • Schwerdtfeger, F. (1970): Waldkrankheiten. Ein Lehrbuch der Forstpathologie und des Forstschutzes. Verlag Paul Parey.

Ratgeber Forstliches Krisenmanagement

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