Das Ziel einer Diplomarbeit an der Universität für Bodenkultur bestand darin, einen systematischen Review der vielen empirischen Feldstudien zur Frage der Holzmobilisierung aus dem österreichischen Kleinwald zu erstellen, um daraus Erkenntnisse für weitere Mobilisierungsschritte gewinnen zu können.

Aus der Studie geht hervor, dass die Hauptprobleme bei der Kleinwaldbewirtschaftung negative ökologische Faktoren wie etwa Immissionsschäden, Wildschäden, der niedrige Holzpreis sowie Zeit- und Arbeitskräftemangel waren. Zum Zeitpunkt der Erhebungen sahen sich über 50% der in den Studien Befragten mit Durchforstungsrückständen konfrontiert. Kleinwaldbesitzer mit größerer Waldfläche (über 20 ha) wiesen dabei ein höheres Problembewusstsein auf. Als Begründung für Durchforstungsrückstände wurden häufig Zeit- und Arbeitskräftemangel sowie ein schlechter Holzpreis angegeben.

Im Zeitraum von 1950 bis 2005 wurden 74 Studien veröffentlicht, die sich mit der Holzmobilisierung aus Österreichs Kleinwald befassten. 23 waren für einfache quantitative ("statistische") Analysen geeignet.
Durchgeführt wurden Inhalts- und Metaanalysen sowie ein eigens für diesen Zweck entwickeltes Rangordnungsverfahren (Punkte-Vergabesystem). Wichtige Zusatzinformationen der anderen 51 Studien flossen qualitativ interpretiert in die Ergebnisse der Diplomarbeit mit ein.

Huber, W. (2007): Metastudie zur Mobilisierung von Holzreserven aus dem österreichischen Kleinwald - Systematischer Review von Kleinwaldstudien aus fünf Jahrzehnten . Lignovisionen Band 17, 150, Universität für Bodenkultur Wien, Wien; ISSN 1681-2808. Zur Bestellung...

Durchforstungsprämie

Ein finanzieller Anreiz in Form einer Durchforstungsprämie würde sich in erster Linie bei Kleinwaldbesitzern mit größerer Waldfläche (über 20 ha) auswirken. Mehr als 50% der Befragten hätten in den 1990iger Jahren laut eigenen Angaben auf eine Durchforstungsprämie reagiert. Österreichweit fände diese Maßnahme vor allem bei Befragten aus dem südlichen Niederösterreich Anklang. Die geringste Bereitschaft bestand im nördlichen Niederösterreich. Neben Zeitmangel und schlechtem Holzpreis gab es auch andere Begründungen wie zum Beispiel "schlage grundsätzlich nicht mehr ein" oder "keine Durchforstungsrückstände vorhanden".

Kooperation, Unternehmereinsatz und Stockverkauf

Die Frage nach gemeinschaftlicher Waldarbeit ergab, dass im Mittel etwa 42% der Befragten Erfahrungen mit Nachbarschaftshilfe hatten. Die Nachbarschaftshilfe ist vor allem in der Obersteiermark und in Tirol weit verbreitet, in Salzburg scheint diese Form der Zusammenarbeit kaum üblich zu sein. Die meisten Erfahrungen hatten die Kleinwaldbesitzer mit Waldflächen zwischen 21 und 50 ha. Viele Untersuchungsteilnehmer ohne diesbezügliche Erfahrung waren auch grundsätzlich gegen eine solche Zusammenarbeit. Weiters reihten sich Barrieren, wie etwa "Probleme mit der zeitlichen Absprache" sowie "zu kleine Waldfläche", an vorderster Front der Ablehnung mit ein.

20% der Befragten signalisierten eine grundsätzliche Bereitschaft zu einem "Vollservice" (Abgabe der biologischen und technischen Holzproduktion an Dritte). Im südlichen Niederösterreich waren es sogar 38%. Andererseits konnten sich etwa die Tiroler Befragten kaum dafür begeistern. 24% der Befragten wären zu einem Unternehmereinsatz bereit gewesen.

Der Idee, nur die technische Holzproduktion (Stockverkauf) jemand anderem zu überlassen, konnten über 40% der Befragten etwas abgewinnen. In Kärnten konnte eine potenzielle Bereitschaft durch 22% der Befragten festgestellt werden. Jene, die diesen Aspekten negativ gegenüber standen, sahen in erster Linie die Kosten, die sich durch einen Unternehmereinsatz ergeben würden. Außerdem wollte man nicht auf das Arbeitseinkommen verzichten. Neben der Sorge um die Bestandespfleglichkeit fürchteten viele Befragte langfristige Vertragsverpflichtungen.

Unter bestimmten Umständen - die in heutigen Waldwirtschaftsgemeinschaften (WWG) generell erfüllt werden wie etwa besserer Holzpreis, Förderungsmittel, fachliche Beratung, etc. - hätten sich zum Zeitpunkt der jeweiligen Befragung etwa zwei Drittel der Befragten bereit erklärt, einer WWG beizutreten. In Tirol waren es über 80% der Untersuchungsteilnehmer. Die geringste Zustimmung ergab sich bei Waldbesitzern unter 5 ha sowie über 50 ha (Abbildung 1).

Die am häufigsten genannten Barrieren gegen einen Beitritt waren "Befürchtungen persönlicher oder fachlicher Differenzen mit Kooperationsmitgliedern", "kein erkennbarer Vorteil" oder eine generelle Skepsis.

Beratung, Förderung, Weiterbildungsmöglichkeiten

Mit zunehmendem Waldflächenbesitz der Befragten stiegen auch der Bekanntheitsgrad sowie die Inanspruchnahme von Beratung, Förderung und Weiterbildungsmöglichkeiten. Über Weiterbildung wussten 71% der Befragten Bescheid, jedoch hatten zum Zeitpunkt der Befragung im Mittel nur 35% einen Weiterbildungskurs besucht. Es errechnete sich eine mittlere Beratungsinanspruchnahme von 51%. Als Barrieren wurden in erster Linie Zeitmangel, kein Bedarf oder ausreichendes Wissen genannt, die gegen eine Teilnahme an Weiterbildungskursen sprachen. Teilweise mag dies auch darin liegen, dass zum Erhebungszeitpunkt viele Befragte ihr Wissen von den Eltern sowie durch Selbststudium erlangten.

Einschlagsverhalten und ökonomische Bedeutung des Waldes

Die Analyse des Einschlagsverhaltens führte zum überraschenden Ergebnis, dass die Befragten mit einem Waldbesitz unter 5 ha laut eigenen Aussagen mehr Holz pro Hektar nutzten, als jene mit größerem Waldflächenbesitz (Abbildung 2).

Kleinere Betriebe verarbeiteten den Großteil ihres eingeschlagenen Holzes zu Brennholz. So ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Befragte den Wald in erster Linie als Energielieferanten sahen. Den zweiten Rang nimmt die Sparkassenfunktion ein, diese herrschte vor allem bei Waldgrößen zwischen 21 und 50 ha vor. Für einen Großteil der Untersuchungsteilnehmer hatte das laufende Einkommen aus der Forstwirtschaft kaum bis keine Bedeutung für das Gesamteinkommen. Basierend auf den synthetisierten Resultaten nahm das ökonomische Interesse der Befragten mit steigender Betriebsgröße sowie von Nichtlandwirten in Richtung Vollerwerbslandwirten zu.

Schlussfolgerungen der Studie

Zusammenfassend können folgende Schlussfolgerungen zur Holzmobilisierung aus dem österreichischen Kleinwald abgeleitet werden:

  • Im untersuchten Kleinwald über 5 ha wurde weitaus weniger Holz auf gleicher Fläche genutzt, als im Kleinwald unter 5 ha. Folglich erscheint es sinnvoll, sich bei der Holzmobilisierung in erster Linie auf die 126.957 Kleinwaldbesitzer größer 5 ha mit einer Gesamtwaldfläche von ca. 1,42 Mio. ha (laut Agrarstrukturerhebung, 2003) zu konzentrieren.
  • Die Inanspruchnahme sowie die Bereitschaft, bestimmte Strategien und Maßnahmen (Beratung, Nachbarschaftshilfe, etc.) zu verfolgen, war bei den befragten Waldbesitzern regional sehr unterschiedlich ausgeprägt. Sie stieg mit der Waldflächengröße an. Aufgrund dessen wäre es sinnvoll, regional erfolgreiche Strategien auch weiterzuentwickeln. Vorzeigeprojekte könnten zu einer höheren Akzeptanz in anderen Regionen führen.
  • Ein Vollservice (Abgabe der biologischen und technischen Holzproduktion an Dritte) sowie Stockverkauf (Abgabe der technischen Holzproduktion an Dritte) könnten sich in einigen österreichischen Regionen durchaus etablieren.
  • Es macht weiters Sinn, den Kleinwald auch künftig differenziert nach den vier Waldflächengrößenklassen (< 5 ha, 5 bis 20 ha, 21 bis 50 ha und 51 bis 200 ha) zu betrachten, da offenbar große Einstellungs- und Verhaltsunterschiede zwischen diesen bestehen.
  • In Österreich gibt es eine Vielzahl an empirischen Feldstudien, die wichtige Erkenntnisse über den Kleinwald gebracht haben. Da aber der Mensch und seine Einstellung zum eigenen Wald immer mehr ins Zentrum des Forschungsinteresses rückt, sollten Folgeprojekte eher qualitativ-soziologisch ausgerichtet sein. Derartige Kleinwaldstudien sind Mangelware, auch in Österreich.

Ein gewisses Manko der Studie liegt sicher darin, dass vergangenes Material analysiert wurde. Aus Sicht der Autoren haben sich allerdings die Einstellungen und das Verhalten der Kleinwaldbesitzer seit den analysierten Erhebungen nicht grundsätzlich verändert. Geändert haben sich allerdings manche Rahmenbedingungen (zum Beispiel steigende Holzpreise infolge Verknappungserscheinungen), die Mobilisierungsaktivitäten unterstützen – insbesondere bei eher größeren Kleinwaldbesitzern, die ein ökonomisches Interesse am Wald haben.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag aus der Forstzeitung (Huber, W.; Schwarzbauer, P.; Weinfurter, S. (2007): Kleinwald-Analyse zeigt Barrieren. Forstzeitung, Heft 1, Seiten 8 - 9) und wurde geringfügig von der Waldwissen-Redaktion geändert.

Kontakt

  • Wolfgang Huber1,2 , Peter Schwarzbauer1,2 und Stefan Weinfurter2,
    1 ... Institut für Marketing & Innovation, Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität für Bodenkultur Wien, Feistmantelstraße 4, 1180 Wien;
    2 ... Kompetenzzentrum für Holzverbundwerkstoffe und Holzchemie GmbH (WOOD K plus), St-Peter-Straße 25, 4021 Linz