In Nordrhein-Westfalen ist der Anteil des privaten Waldbesitzes mit knapp 70 % sehr hoch. Klein- und Kleinstprivatwald nehmen dabei den größten Anteil (ca. 90 %) ein. Eigentumsgrößen von unter einem Hektar sind nicht selten. Daher ist es nur folgerichtig, dass kleinere private Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer Überlegungen zur Überwindung dieser strukturellen Schwierigkeiten anstellen. Eine Möglichkeit bietet dabei der freiwillige Zusammenschluss zu größeren wirtschaftlichen Einheiten.
 

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW unterstützt den Waldbesitz durch Rat, Anleitung und tätige Mithilfe bei der Bewirtschaftung seiner Betriebe. Möglichst soll Hilfe zur Selbsthilfe gegeben werden. Wichtiger Partner ist der Waldbauernverband als politischer Interessenverband des Waldbesitzes. Eine wesentliche Aufgabe des Landesbetriebs ist zudem die Öffentlichkeitsarbeit im Hinblick auf die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes. Dabei spielt der Transfer neuer Erkenntnisse in die Felder Wirtschaft, Politik, Medien und Gesellschaft eine große Rolle, denn er verbessert insgesamt die Wahrnehmung im Bereich Wald und Holz und mobilisiert eine vielfältige Unterstützung.

Der Anteil von Frauen unter den Waldbesitzern Nordrhein-Westfalens beträgt nach Schätzungen etwa 20 %. Von den insgesamt 150.000 Waldeigentümern in NRW stellen diese 20 % mit immerhin 30.000 Frauen eine nennenswerte Zielgruppe dar. Die Waldbesitzerinnen treten jedoch weder in den wirtschaftlichen Zusammenschlüssen noch im Waldbauernverband als eigene Größe auf; sie werden bisher auch nur zögerlich als Zielgruppe begriffen.

Aus diesem Grunde initiierte im Jahre 2002 das Landesumweltministerium gemeinsam mit der Landesforstverwaltung und der damaligen Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten einen ersten Workshop nur für Waldbesitzerinnen. Es ging darum, herauszufinden, ob überhaupt ein Bedarf an Aus- und Fortbildungsangeboten sowie Informationen eigens für Waldbesitzerinnen bestand. Mit Frau Louise Uggla konnte eine der beiden Sprecherinnen des schwedischen Waldbesitzerinnenverbandes "Spillkrakan" als Referentin gewonnen werden. In Schweden gibt es ca. 130.000 Waldbesitzerinnen (mehr als ein Drittel der privaten Waldbesitzer), die ihre insgesamt etwa 7 Mio. ha Wald eigenständig bewirtschaften. Darüber hinaus wurde über die Situation und Aktivitäten von Waldbesitzerinnen in verschiedenen eu­ropäischen Staaten informiert.

Schon in den ersten Gesprächsrunden wurde deutlich, dass

  • durch Kauf oder Erbschaft zahlreiche Frauen Waldeigentümerinnen geworden sind
  • z. T. nur wenig forstfachliche Kenntnisse vorhanden sind
  • zwar gute Fortbildungsprogramme existieren, diese aber häufig nicht von den Frauen genutzt werden, da sie sich in den "Männerrunden" nicht wohl fühlen
  • ein großes Interesse am eigenen Wald und seiner eigenverantwortlichen Bewirtschaftung besteht.

Die Teilnehmerinnen beschlossen noch am selben Tag, eine "Interessengemeinschaft Waldbesitzerinnen in NRW" zu gründen, um zukünftig Frauen als Waldbesitzerinnen sichtbar zu machen, Informationen und Erfahrungen auszutauschen, Fachwissen gemeinsam zu erwerben sowie ein grundlegendes Netzwerk aufzubauen.

Die Interessengemeinschaft Waldbesitzerinnen in NRW versteht sich nicht als Konkurrenz zum Waldbauernverband – im Gegenteil, der Waldbauernverband hat stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Waldbesitzerinnen und bietet Unterstützung. So können das Mitteilungsorgan des Waldbauernverbandes sowie dessen Internetseite für die Veröffentlichung von Terminen und Seminarberichten genutzt werden.

Ebenso erhält die IG Waldbesitzerinnen Unterstützung vom Landwirtschaftlichen Wochenblatt (einer wichtigen landwirtschaftlichen Fachzeitschrift in Westfalen-Lippe), das ebenfalls Seminarberichte und Terminankündigungen veröffentlicht.

Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW unterstützt die zielgruppenorientierte Fortbildung / Beratung / Betreuung personell im Rahmen der Schwerpunktaufgabe Cluster Wald und Holz Südwestfalen des Lehr- und Versuchsforstamtes Arnsberger Wald. Die Koordination und Organisation von Veranstaltungen sowie der Informationsaustausch und Presseveröffentlichungen werden von dort aus betreut. Bisher haben sich die Interessentinnen in einem losen Rhythmus ca. zweimal im Jahr getroffen, aus aktuellem Anlass auch öfter. Wichtiges Ziel ist jeweils der Erfahrungsaustausch, der Praxisbezug und die forstliche Fortbildung. Dazu nutzt die Interessengemeinschaft u.a. die zielgruppenspezifischen Fortbildungsangebote des Lehr- und Versuchsforstamtes, oder es werden eigenständig Vortragende gewonnen, die ein gewünschtes Thema aufbereiten. Häufig werden die Zusammenkünfte mit Exkursionen zum Thema verknüpft.

Abb. 3 und 4: Nicht nur unter den Waldbesitzern nimmt der Anteil der Frauen zu.  Auch bei der Arbeit im Wald werden Frauen immer präsenter. Anne-Kathrin Sonntag absolviert im Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde zurzeit eine Ausbildung zur Forstwirtin. Fotos: Landesbetrieb Wald und Holz NRW

Unsere Erfolge

Erste Erfolge der mittlerweile 104 Interessentinnen (Tendenz steigend) der IG Waldbesitzerinnen können sich sehen lassen:

  • Die Interessentinnen haben laut eigener Aussage Freude an der Wahrnehmung der Verantwortung für ihre Betriebe gewonnen. Sie hinterfragen die bisherige forstliche Ausrichtung ihrer Betriebe kritisch und bringen eigene Ziele und eigenes Engagement ein.
  • In mehreren Forstämtern in NRW werden vermehrt Motorsägenkurse für Frauen angeboten.
  • Die Interessengemeinschaft konnte sich auf einer im November 2004 einberufenen Konferenz des europäischen "Team of Experts" für den Bereich "Gender in Forestry" in Düsseldorf präsentieren.
  • In einem Forstamt wird regelmäßig eine Gesellschaftsjagd nur für Frauen angeboten.

Bisher wurden Veranstaltungen zu folgenden Themen durchgeführt:

  • Forstrecht
  • Forsteinrichtung
  • Motorsägenlehrgänge für Waldbesitzerinnen
  • Holzverwendung, Holzmarkt, Holzaufmaß
  • Parkwaldbewirtschaftung in Nordkirchen (Münsterland)
  • Besuch eines Stark- und eines Schwachholzsägewerks
  • Baumschulen in NRW
  • Fichtenkonzept in NRW
  • Holzverkauf auf dem Stock
  • Versteigerung von Wertholz
  • Genressourcen in guten Händen
  • Energieholz – Holzheizsysteme und Logistikverfahren
  • Gesellschaftsjagd – für Waldbesitzerinnen
  • Besuch der DASA (Deutsche Arbeitsschutz-Ausstellung)
  • Waldstandorte und Weiserpflanzen
  • Arboretum Burgholz – Wuppertal
  • Buchenwirtschaft – ein Zukunftsmodell
  • Weiserpflanzen und standortgerechte Baumartenwahl im Mittelgebirge
  • Wiederbewaldung nach dem Sturm Kyrill
  • Schutz von Forstkulturen
  • Zielsetzung im Privatwald - wie wirtschaftlich ist naturnahe Waldwirtschaft?