Motormanuelle Ernteverfahren besitzen nach wie vor Bedeutung gegenüber hoch- und vollmechanisierten Alternativen. Vor allem bei der Nutzung von wertvollen Sortimenten und generell im Laubstarkholz ist die Arbeitskette von Motorsäge, stammweiser Rückung und Ausformung an der Forststraße als zweckmäßige und effiziente Variante anzusehen. Die Ernte erfolgt in der Regel außerhalb der Saftzeit.

Größere Kräfte wirksam

Den Holzeigenschaften ist besonders bei der Fällarbeit Beachtung zu schenken. Aufgrund des höheren spezifischen Gewichtes ist für das Zufallbringen ein höherer Kraftaufwand als bei Nadelbäumen erforderlich. Der fallende Baum setzt ein beträchtliches Maß an kinetischer Energie frei, sodass die Einhaltung der Fällrichtung - am Hang zur Vermeidung von Bruchholz möglichst bergauf – besonders wichtig erscheint.

Die Zug- und Biegefestigkeit des Laubholzes ist generell größer als jene des Nadelholzes. So weist beispielsweise Fichte durchschnittlich 88 N/mm2 Zugfestigkeit und 76 N/mm2 Biegefestigkeit auf, während jene für Rotbuche mit 132 N/mm2 bzw. 120 N/mm2 um etwa 50 % darüber liegen. Das größere Aufnahmevermögen an Zug- und Biegekräften kann bei der Bearbeitung des Holzes zum Freisetzen größerer Energiemengen und damit zu besonderen Gefahren führen, weil gespanntes Holz beim Trennschnitt schlagartig aufreißen kann.

Arbeitsumfeld beachten

Die Holzernte im Laubholz erfolgt hauptsächlich nach dem Abfallen des Laubes. Am Boden liegende Äste sind oft vom Laub verdeckt (Abbildung 1). Bei Feuchtigkeit, Schnee und Raureif sind Rutsch- und Sturzgefahr daher besonders hoch. Deshalb ist es wichtig, den Arbeitsplatz für die Fällung gewissenhaft vorzubereiten und die Rückweiche - jener Bereich, der nach Fertigstellung des Fällschnittes aufgesucht werden soll – genau zu überlegen.

Eine bereits vorhandene Naturverjüngung erschwert ein sicheres Arbeiten. Deshalb sollten folgende Möglichkeiten der Gefahrenminderung ausgenützt werden:
• Arbeitsplatz und Rückweiche konsequent freischneiden
• Wege im Fällbereich mit Posten absichern
• Möglichst Serienfällung durchführen
• Hilfsmittel zur Kommunikation einsetzen (zum Beispiel Funk)

Die Kronen starker Laubbäume enthalten oft abgestorbene, zum Teil morsche Äste, die beim Umkeilen oder schon bei leichter Erschütterung des Kronendaches verbleibender Stämme zu Boden fallen (Abbildung 2). Abgestorbene Bäume mit morscher Wurzel stürzen oft mit Zeitverzögerung unkontrolliert um und können zu lebensgefährlichen Situationen führen. Daher muss vor dem Arbeitsbeginn auch der Kronenbereich gewissenhaft überprüft und erforderlichenfalls ein seilwindengestütztes Arbeitsverfahren überlegt werden. Niemals sollte die Fällung in Richtung abgestorbener Bäume erfolgen.

Vorsicht beim Keilen

Beim Keilen besteht die Gefahr, dass Trockenäste abbrechen. Deshalb: Schlagpausen einlegen und Krone beobachten. Bäume mit hohem Gefahrenpotenzial aus sicherer Entfernung mit einer Seilwinde zu Fall bringen.

Gefährliche Rutschbahn

Steiles Gelände und schwierige Bodenverhältnisse erfordern eine besonders sorgfältige Arbeitsvorbereitung. Wenn der fallende Baum auf liegendes Holz auftrifft oder bei der Fällung bergab große Teile der Baumkrone weg brechen, gleiten Stämme unkontrolliert ab. In felsigem Gelände und bei gefrorenem Boden ist die Gefahr besonders hoch.

Vorsicht gespannt

Bei der Fällung werden häufig Bäume aus dem Unterstand zu Boden gedrückt. Diese sind gefährlich gespannt und müssen sofort nach der Fällarbeit beseitigt werden.

Ausbildung der Baumkrone

Das Gewicht der Baumkrone ist bei Laubbäumen höher als bei Nadelbäumen. Starke Seitenäste und ungleicher Wuchs machen die Beurteilung der Gewichtsverteilung schwierig. Der Motorsägenführer muss sich daher für die richtige Ansprache der Baumkrone Zeit nehmen und die Gegebenheiten sorgfältig beurteilen.

Platzmangel im Kronenraum
  • Im Laubwald ist der Kronenraum meist dicht geschlossen, die Äste greifen oft ineinander.
  • Sperrige Baumkronen behindern die Fällung. Bäume mit großer Krone reißen nicht selten weitere Bäume mit, insbesondere am Hang.

Laubholz am Hang

Während Nadelbäume meist leicht zum Hang geneigt sind, ist die Krone von Laubbäumen regelmäßig talseitig stärker entwickelt. Bei der Fällung bergab reagieren sie plötzlich, noch bevor die Bruchleiste fertig ausgeformt ist. Laubbäume sollten deshalb unter Einsatz von Fällhilfen bergauf oder in der Schichtenlinie geschlägert werden. Falls eine Bergabfällung unumgänglich ist, sollte der Baum als Vorhänger mit Halteleiste bearbeitet werden. Aus arbeitstechnischen Überlegungen sollte die Fällung erst nach dem Laubabfall erfolgen. Dadurch ist die Baumkrone einsehbar, die Gewichtsverteilung kann besser beurteilt werden, das Kronengewicht ist geringer und gefährliche Trockenäste sind erkennbar.

Holzernte im Laubholz erfordert spezielle Arbeitstechniken

Starkes Laubholz ist meist Wertholz. Fachgerechte Arbeitstechnik erhält den Wert des Holzes. Damit der Stamm nicht aufreißt, sind spezielle Arbeitstechniken erforderlich. Auf die exakte Ausformung von Bruchleiste und Bruchstufe ist in jedem Falle zu achten. Als zweckmäßig haben sich bei der Arbeitsdurchführung folgende Arbeitsschritte erwiesen.

1. Fällschnitt mit Stützleiste

Aufgrund des hohen Kronengewichtes reagieren Laubbäume bei der Fällung frühzeitig - auch ohne auffällige Schwerpunktverlagerung. Bei normal gewachsenen Bäumen ist deshalb die Fällung mit Stützleiste zu empfehlen. Dabei wird der Fällschnitt nicht durchgehend ausgeführt, sondern auf der der Fällrichtung entgegen gesetzten Seite ein Teil der Zugzone belassen. Dieser ermöglicht es, die Bruchleiste in Ruhe auszuformen und verhindert, dass der Baum vorzeitig oder ungewollt in Bewegung gerät. Erst wenn der Fällschnitt fertig gestellt und die Keile gesetzt sind, wird die Stützleiste von außen durchtrennt.

Bei Vorhängern muss die Stützleiste kräftiger und zwar in Form eines Haltebandes ausgebildet werden. Zum Abschluss des Fällvorganges wird das Halteband von schräg oben durchtrennt.

2. Splintschnitte

Splintschnitte werden nach Anlage des Fallkerbes ausgeführt und verhindern das Aufreißen des Stammes im Bereich der Bruchleiste.

3. Herzschnitt

Der Herzschnitt verringert die Gefahr, dass der Stamm aus seiner Mitte aufreißt. Er ist auch bei sehr starken Bäumen erforderlich, um alle Holzfasern im Stammzentrum zu durchtrennen.

4. V-Schnitt

Besonders problematisch sind stark gespannte Laubholzstämme aufzuarbeiten, welche die herkömmliche Fälltechnik nicht zulassen. Deshalb wurde eine spezielle, als V-Schnitt-Technik bezeichnete Aufarbeitungsvariante entwickelt.

Funktionsprinzip
Durch die V-Schnitt-Technik wird das Holz vor dem Trennschnitt so eingesägt, dass die Spannung während des Trennschnittes rasch abgebaut wird. Die Abnahme der Zugspannungen erfolgt in so kurzer Zeit, dass ein Aufreißen des Stammes weitest gehend ausgeschlossen werden kann.

Die Schnitte beiderseits der Druckzone werden derart geführt, dass diese spitzwinkelig aufeinander treffen. Der Schnittpunkt der Kerben muss in die Fällrichtung zeigen und den Splint durchtrennen.

Arbeitsablauf
Zunächst muss der Ausführende den zu bearbeitenden Baum beurteilen. Anschließend wird ein sicherer Standplatz gewählt. Nun werden die Kerben am Stamm mit Dach- und Sohlenneigung angelegt. Der Öffnungswinkel der Kerben beträgt 45° bis 60°. Im Grundriss bilden die beiden Kerben einen Winkel, der kleiner als 90° ist.

Nach Fertigstellung der Kerben wird der Fällschnitt ausgeführt. Dieser liegt gegenüber den Kerbensehnen um etwa zwei Zentimeter höher. Der Schnitt wird solange weitergeführt, bis der Baum zu fallen beginnt. Im Regelfall verbleibt ein Bruchdreieck, in der Größe von einem Fünftel des Stockdurchmessers.

Voraussetzungen
Der V-Schnitt ist nur dort zulässig, wo die Fällrichtung eines Baumes durch das Vorhängen nicht mehr beeinflussbar ist oder Stämme an der Schnittstelle gespalten, gesplittert oder gedreht sind. Eine sichere Arbeitsposition während der Arbeitsausführung muss eindeutig gegeben sein. Außerdem ist eine Unterweisung in diese spezielle Methode vor Beginn der Arbeiten erforderlich. Die Entscheidung über die Durchführung ist für den Einzelfall vom entsprechend qualifizierten Motorsägenführer zu treffen.

Besondere Ausrüstung für die Laubholzernte

Neben der obligaten Arbeitsausrüstung für die Holzernte, bestehend aus persönlicher Schutzbekleidung, Werkzeuggurt, Handwerkzeug und Motorsäge, wird für die Laubholzernte folgende zusätzliche Ausstattung empfohlen.

1. Tiefenbegrenzer der Sägekette

Der Abstand zwischen Tiefenbegrenzer und Dachkante bestimmt die Eindringtiefe des Zahnes in das Holz. Bei zu großem Abstand wird die Kette stark beansprucht, sie hakt - die Säge "schlägt". Der zweckmäßige Tiefenbegrenzer-Abstand ist bei hartem Holz geringer als bei Nadelholz. Den Herstellerangaben und Informationen der Gebrauchsanleitung ist besondere Beachtung zu schenken.

2. Fällkeile

Bei gefrorenem Holz besteht die Gefahr, dass der Keil aus dem Schnitt springt. Deshalb Keile mit leichten Schlägen vorsichtig treiben. Für hartes oder gefrorenes Holz müssen gerippte Keile mit kleinem Keilwinkel verwendet werden.

Hydraulische Fällhilfen

Hydraulische Fällhilfen werden dort eingesetzt, wo Laubbäume über 50 cm Stockdurchmesser zwar mit Keilen noch ordnungsgemäß, jedoch nur mit erheblichem Krafteinsatz gefällt werden können. Meist handelt es sich um einseitig bekronte Stämme. Die Hubkraft für die verwendeten Fällheber muss im Laubholz 30 Tonnen betragen. Die Arbeit mit hydraulischen Fällhilfen erfordert eine spezielle Ausbildung.

4. Stammpressen

Stammpressen verhindern eine Gefährdung durch absplitternde Stammteile. Sie werden vor Beginn der Fällung am Stamm angelegt und entsprechend gespannt. Erst am liegenden Stamm werden die Stammpressen, heute meist als Spanngurte in Textilausführung verwendet, vom Stamm abgenommen.

5. Greifzüge und Seilwinden

Bäume mit hohem Gefahrenpotenzial sollten nur unter Zuhilfenahme von Greifzug oder Seilwinde aus sicherer Entfernung zu Fall gebracht werden. Der Baum darf sich erst in Bewegung setzen, wenn sich keine Personen in der Gefahrenzone aufhalten. Der Einsatz von Greifzügen und Fällhilfen erfordert folgenden Arbeitsablauf:

  • Fallkerb anlegen
  • Seil befestigen und hoch am Baum fixieren (mindestens 5 - 6 m)
  • Hierzu sind Schubstangen oder Leitern erforderlich. Beim Einsatz von Umlenkrollen sind diese an einem standfesten Baum möglichst tief zu befestigen. Umlenkrolle und Befestigungsschlinge müssen auf die Zugkraft der Seilwinde abgestimmt sein, der Schlepper muss eine ausreichende Zugkraft besitzen und darf nur von einem sicheren Standplatz aus in Betrieb gesetzt werden.
  • Zurücktreten - Seil aus sicherer Entfernung straff vorspannen
  • Fällschnitt führen
  • Auf einen sicheren Standplatz zurücktreten - Baum umziehen.

Bei folgenden Gegebenheiten ist der Einsatz von Greifzug oder Seilwinde angezeigt:

  • Trockenäste, Totholz
  • Fehlender Einblick in das Kronendach
  • Dicht ineinander verwachsene Baumkronen
  • Hängen gebliebene Äste
  • Bäume mit Stammfäule
  • Bäume mit großer Krone und starker Gewichtsverlagerung (Rückhänger)