Der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) und der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer (Pityophthorus pityographus) gehören zum Ökosystem der europäischen Nadelwälder und sind weit verbreitet. Beide Arten schwärmen erst relativ spät im Frühling, mit einem Höhepunkt Ende April und im Mai. In höheren Lagen mit nur einer Käfergeneration pro Jahr ist die Hauptflugzeit erst im Juni. Weitere Flugaktivitäten sind über die ganze Vegetationsperiode verteilt. Der Flug der Käfer wird stark durch die Witterung bestimmt. Die beiden nur 1 bis 2,5 mm langen, kleinen Borkenkäferarten stehen oft im Schatten ihres grossen Bruders, des Buchdruckers(Ips typographus), der sich bei günstigen Bedingungen aggressiver verhält und bei hohem Populationsdruck häufiger auf gesunde Fichten übergeht. Oft befällt der Buchdrucker den unteren und mittleren Stammteil mit dicker Rinde. Die kleinen Borkenkäferarten befallen hingegen bevorzugt dünnrindiges Brutmaterial, das heisst junge Bäume vom Dickungs- bis ins Stangenholzalter (Abb. 1) oder die Oberkrone und Äste von älterem Nadelholz.

Befall meist sekundär

Meist besiedeln sie stark gestresste oder frisch abgestorbene Bäume. Nach Störungen wie Nassschneedruck, Sturmschäden oder Trockenheit kann es zu einem Populationsaufbau mit verstärktem Befall kommen. Gerne attackieren die Käfer auch bereits durch andere Schädlinge und Krankheiten geschwächte Bäume. Sogenannter Primärbefall gesunder Bäume ist hingegen seltener als beim Buchdrucker.

Der Kupferstecher ist vielerorts die zahlenmässig häufigste Borkenkäferart in den Fichtenwäldern. Ohne grosse Schäden zu verursachen, lebt er in natürlich absterbenden Ästen der Unterkronen und besiedelt gerne Schlagabfälle und liegengebliebenes Durchforstungsmaterial.

Wirtsbaumarten

Kupferstecher und Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer können überall gefunden werden, wo Nadelholz stockt, am häufigsten auf der Fichte. Der Kupferstecher bevorzugt tiefere Lagen und kommt bis rund 1300 m ü. M. sehr dominant vor. Gerne besiedelt er da auch die Weymouthsföhre und gelegentlich die Waldföhre und die Lärche.

In Bergregionen wird der Kupferstecher vielerorts durch den Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer abgelöst, der hier neben der Fichte auch Lärche, Bergföhre und Arve befällt. Eigentliche Käfernester durch die kleinen Borkenkäferarten sind im Gebirgswald eher selten, obschon beide Arten bis an die Waldgrenze vorkommen. Der Furchenflügelige Fichtenborkenkäfer ist oft auch auf der Douglasie zu finden (Abb. 2). In der Schweiz ist er die häufigste Borkenkäferart auf dieser Gastbaumart.

Diagnose

Häufig ist eine erste Bestimmung der beiden kleinen Borkenkäfer bereits anhand des sternförmigen Brutbildes und der Wirtsbaumart möglich (Abb. 4 und 5). Da die Käfer gerne im Brutbild überwintern, ist es meist auch einfach, erwachsene Käfer zu finden. Für eine genaue Diagnose braucht man aber eine gute Lupe. Der rötlichbraune Kupferstecher ist rund 2 mm lang und zeichnet sich durch einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus aus. Beim Männchen ist der Flügeldeckenabsturz auf jeder Seite mit drei spitzen Zähnchen besetzt, beim Weibchen hingegen sind nur drei kleine Höckerchen vorhanden (Abb. 3, links).

Das charakteristische Merkmal beim etwa 1,2 mm kleinen Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer ist je eine tiefe, breite Furche (Name!) im hintersten Drittel der Flügeldecke links und rechts der Mittelnaht, die bei beiden Geschlechtern gleichermassen ausgebildet ist (Abb. 3, rechts). Das Weibchen ist an der gelben, nach vorne gerichteten Haarbürste an der Stirn zu erkennen.

Überwachung

Kritische Objekte sind sturmgeschädigte oder durch Trockenheit gestresste Fichtenbestände oder frische Schlagränder. Wie beim Buchdrucker gilt es, einen aggressiven Befall möglichst frühzeitig zu erkennen. Dies ist bei den kleinen Borkenkäferarten deutlich schwieriger, da nur wenig Bohrmehl ausgestossen wird und ein Befall in der Oberkrone erst sichtbar wird, wenn sich die Krone verfärbt oder sich die Rinde löst. Ein besonderes Augenmerk ist umgebogenen oder gebrochenen Fichten-Stangenhölzern nach Schneedruckschäden zu schenken (Abb. 6), die fast immer durch den Kupferstecher befallen werden. Nach einem intensiven Befall kann eine nächste Käfergeneration auf benachbarte, gesunde Fichten im Stangenholzalter übergehen.

Zur Überwachung des Kupferstechers können zusätzlich Lockstofffallen eingesetzt werden. Anhand der Anzahl gefangener Käfer lässt sich auf den Schwärmverlauf, die Generationenfolge und die Entwicklung des Befallsdrucks schliessen. Für den Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer sind keine Lockstoffe auf dem Markt erhältlich.

Massnahmen

Ein sorgfältiger und naturnaher Waldbau ist die beste Vorbeugung gegen Borken­käfer­befall. Dem Standort angepasste Baum­arten und ein stufiger, ungleich­alteriger Bestandes­aufbau reduzieren das Befalls­risiko. Gleich­alterige und gross­flächige Rein­bestände aus Nadel­holz sollten möglichst vermieden werden, ebenso instabile oder zu Sonne und Wind exponierte, längere Schlag­ränder (Abb. 7).

Fichtenbestände im Stangen­holz­alter sind besonders anfällig gegen den Kupfer­stecher und den Furchen­flügeligen Fichten­borkenkäfer. Hier ist darauf zu achten, dass die Bestände regelmässig gepflegt werden. Durch Durch­forstungs­rückstände steigt das Risiko, dass Fichten­bestände nach einem Schlag oder einem Natur­ereignis instabil und attraktiv für die Käfer werden.

Der Entscheid für einen phytosanitären Eingriff muss beim Kupfer­vstecher und dem Furchen­flügeligen Fichten­borkenkäfer etwas anders beurteilt werden als beim Buch­drucker. Ein gross­flächiger Käfer­befall an stehenden Bäumen ist bei den kleinen Borken­käfer­arten weniger häufig als beim Buch­drucker. Eine hohe Dringlichkeit für Massnahmen ist demzufolge oft weniger gegeben.

Empfehlungen für die Praxis

  • Schlagabraum und Restholz unter 8 cm Durchmesser aus regulären Holz­schlägen und Pflege­ein­griffen wird aus Gründen des Wald­schutzes normaler­weise nicht speziell behandelt oder entsorgt. Bei ungünstigen Bestandes­verhältnissen und warm-trockener Witterung besteht aber die Gefahr, dass dieses Material zu einem deut­lichen Populations­aufbau der Käfer beiträgt. Bei kritischen Witterungs­bedingungen ist es am besten, reguläre Eingriffe zurückzustellen. Müssen hin­gegen bereits befallene Bäume zwangs­genutzt werden, ist es von Vor­teil, das Material mit­samt den Käfer­bruten aus dem Be­stand zu entfernen oder möglichst bald zu Hack­schnitzeln zu ver­arbeiten. In Stücke sägen und liegen lassen nützt zur Bekämpfung wenig; die Käfer können sich gleichwohl fertig entwickeln und ausfliegen.
  • Ein Aufschichten von Ästen auf Haufen erleichtert die neue Bestandesbegründung und die zukünftige Pflege deutlich, verhindert aber einen Borkenkäferbefall nicht. Auf keinen Fall sollten bestehende Haufen später angezündet werden, da diese Lebensraum für zahlreiche Tiere wie Reptilien, Vögel oder Kleinsäuger bieten.
  • Auch Energieholzhaufen, die während der Vegetationsperiode im Wald verbleiben, sollte Beachtung geschenkt werden. Bestehen solche Haufen aus viel Nadelholz, können sich darin Borkenkäfer vermehren und anschliessend auf stehende Bäume übergehen. Als vorbeugende Massnahme sind solche Haufen möglichst abseits von Nadelholzbeständen zu lagern. Bei starkem Käferbefall am Haufen sollte dieser vorzeitig dem Hacker zugeführt werden.
  • Ein Insektizideinsatz gegen den Kupferstecher und den Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer ist in der Schweiz nicht statthaft. Gelagertes Nutzholz vorbeugend gegen Nutzholzborkenkäfer und Werftkäfer zu spritzen, hilft zwar auch gegen die kleinen Rindenbrüter, eine solche Massnahme allein wegen diesen ist jedoch wirtschaftlich und ökologisch unverhältnismässig. Auch der Einsatz von begifteten Fangholzhaufen wird in der Schweiz als Bekämpfungsmassnahme nicht empfohlen.
  • Frisch gepflanzte Fichten werden ausnahmsweise bereits im Jungwuchsalter durch kleine Borkenkäferarten befallen, wenn der Pflanzschock gross ist. Eine sorgfältige Pflanztechnik und feuchte Witterungsbedingungen sind hilfreich.
  • Bei einer Wertastung darauf achten, dass nicht zu viele grüne Astkränze entfernt werden. Der frische Geruch von harzenden Wundstellen lockt Borkenkäfer an. Am besten wird die Astung im Spätsommer oder Herbst vorgenommen, wenn die Käfer kaum mehr frische Bruten anlegen.
  • Bei der Bestandespflege bei Fichte und Douglasie ist die Methode des Ringelns nicht geeignet. Es besteht das Risiko, dass die behandelten Bäume durch Borkenkäfer befallen werden und dass diese anschliessend auf benachbarte Z-Bäume übergehen.
  • Beim Anbau von Douglasien ist zu beachten, dass Jungbestände nicht zu stark Nadelschütten und Frosttrocknis ausgesetzt werden, weil dies häufig einen Befall durch den Furchenflügeligen Fichtenborkenkäfer nach sich zieht. Am widerstandsfähigsten sind gut belüftete, nicht zu dicht stehende Jungbestände unter einer leichten Beschirmung oder mit seitlicher Beschattung.

Literatur

Literaturverweise finden sich im Originalartikel (PDF).

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