Die nationale französische Strategie zur Wiederbewaldung und Klimaanpassung verfolgt das Ziel, trotz der Folgen der Klimakrise dauerhaft eine multifunktionale und zukunftsfähige Waldwirtschaft zu gewährleisten. Damit sollen internationale und nationale Klimaschutz- und Biodiversitätsziele erreicht, Erholungsräume für die Bevölkerung geschaffen und zugleich der klimaneutrale Rohstoff Holz für Bürger und Industrie bereitgestellt werden [1].

Infolge der zunehmenden Klimaextreme der letzten Jahre ist jedoch die CO₂-Speicherleistung des größten terrestrischen Kohlenstoffspeichers Frankreichs – bisher rund 20 % der nationalen Emissionen – im vergangenen Jahrzehnt um etwa ein Drittel zurückgegangen [1].

Historischer Rückblick auf die französische Waldpolitik

Von 1964 bis 1999 gab es ein etabliertes Werkzeug zur Steuerung der französischen Forst- und Holzpolitik: den Fonds Forestier National (FFN). Dieser diente insbesondere dazu, den französischen Wald dynamischer zu bewirtschaften, die Forst- und Holzindustrie zu entwickeln, Baumschulen mit Saatgut zu versorgen, die Wald- und Holzforschung voranzubringen sowie die Waldbrandvorbeugung zu fördern [2]. 

Bei der Förderung der Waldwirtschaft ging es vor allem darum, die Waldbesitzer zur Wiederbewaldung, insbesondere mit raschwüchsigen Nadelbäumen, zu ermutigen und die Wälder durch die Förderung der Wegeinfrastruktur besser zu erschließen. Im Mittel hat der FFN in den 53 Jahren seines Bestehens rund 122 Mio. € Fördergelder pro Jahr zur Verfügung gestellt. Hiermit wurden jährlich rund 44.000 ha Wald durch Pflanzung begründet bzw. wiederbegründet, insgesamt somit fast 2,3 Mio. ha. In den 1980er Jahren wurde jedoch die Finanzierung auf Grund rechtlicher Bedenken mehrfach umgestellt und die zur Verfügung gestellten Mittel gingen sukzessive zurück, bis schließlich die Finanzierung des FFN Ende 1999 ganz eingestellt wurde [2]. Zwischen 2000 und 2020 kam die forstliche Förderung und somit auch die Möglichkeiten der Steuerung von Klimaanpassungsmaßnahmen im Wald weitestgehend zum Erliegen.

Um dies zu ändern, wurde 2012 am französischen Landwirtschaftsministerium eine erste Konzeption des “Fonds forêt-carbone” entworfen, in etwa das französische Pendant zum deutschen Waldklimafonds. Dabei sollte die CO2-Speicherkapazität der Wälder durch möglichst effektive Klimaanpassungsmaßnahmen dauerhaft sichergestellt werden. Die Gegenfinanzierung war durch den Verkauf französischer CO2-Zertifikate geplant. Allerdings beschloss der damalige französische Präsident Hollande, die Erlöse aus dem Zertifikateverkauf nicht in den französischen Wald, sondern in den sozialen Wohnungsbau fließen zu lassen. So dauerte es noch einmal fast ein Jahrzehnt bis 2021, bis die ab 2012 entwickelte forstliche Förderung aus den nach der Corona-Pandemie zur Verfügung gestellten Mitteln des “Plan de Relance” mit 200 Mio. € gegenfinanziert werden konnten [1].

Neue Ansätze zur Waldanpassung

Seitdem zielt die französische Waldpolitik darauf ab, die Kohlenstoffspeicherleistung der Wälder zu stabilisieren und langfristig zu sichern. Am 28. Oktober 2022 hat der französische Präsident Macron angekündigt, eine Milliarde Bäume pflanzen zu wollen, um in 10 Jahren 10% der französischen Waldflächen (entspricht ca. 1,7 Mio. ha) an den Klimawandel anzupassen [3]. Beim FFN waren es im historischen Vergleich ungefähr 2,3 Mio. ha in 50 Jahren [2]. Dieses ambitionierte Ziel soll durch den in 2023 veröffentlichten Nationalen Waldverjüngungsplan “Plan national du renouvellement forestier” umgesetzt werden [1].

Ein erstes Element hierzu war die Finanzierung der Wiederbewaldung von Schadflächen bzw. die Klimaanpassung von 45.000 ha Wald mit Mitteln des “Plan de Relance”, dem französischen Corona-Wiederaufbaufonds [1]. Im öffentlichen Wald wurde diese Maßnahmen durch die französische staatliche Forstverwaltung Office National des Forêts (ONF) umgesetzt, im Privatwald vornehmlich durch Forstkooperativen und Forstsachverständige.

Insgesamt wurden in den Jahren 2021 bis 2023 frankreichweit mit 203 Mio. € ca. 58 Mio. Bäume gepflanzt und somit rund 46.600 ha verjüngt (Tab. 1, ca. 1/3 der Jahresleistung zu Zeiten des FFN), davon jeweils rund 10.700 ha im Staatswald, 4.700 ha im Gemeindewald und 31.200 ha im Privatwald [1]. Hierbei wurden insbesondere Schadflächen wieder aufgeforstet (69% der Fördersumme) oder klimasensible Bestände verjüngt (7% Fördersumme) bzw. degradierte Bestände (24% der Fördersumme) wieder in Kultur gebracht, um dort zukünftig qualitativ hochwertige Holzsortimente mit klimaangepassten Baumarten zu produzieren und Kohlenstoff langfristig zu speichern [1]. Die Förderquote lag im Staatswald bei 100% der Kosten, im Kommunal- und Privatwald bei maximal 80% der Gesamtkosten.

WaldeigentümerVerjüngte FlächeBereitgestellte Fördermittel
Staatswald10.693 ha60 Mio €
Gemeindewald4.693 ha23,4 Mio €
Privatwald31.242 ha120,3 Mio €
Gesamt46.628 ha203,7 Mio €
Tab. 1: Bilanz des “Plan de Relance” (2020 - 2024, Gesamtfrankreich).

 

Die Mittel für den Staatswald wurden der staatlichen Forstverwaltung ONF direkt für Waldverjüngungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Somit entfiel für den Staatswald ein Großteil des aufwändigen administrativen Antragsprozesse.

Die Anzahl der geförderten Wiederbewaldungsmaßnahmen mit einer Fläche von unter 4 ha repräsentierten 54% der umgesetzten Förderanträge, die Flächen zwischen 4 und 10 ha entsprachen frankreichweit 32% und die zwischen 10 und 25 ha 11%. Die Flächen über 25 ha entsprachen lediglich 3% der Anträge. Im Mittel entsprach die Fördersumme pro Antrag 24.800 €. Auf Grund der Konzentration der Trocknissschäden auf Ostfrankreich, entfielen rund 42% der geförderten Flächen allein auf die Regionen Bourgogne-Franche-Comté (7.758 ha) und Grand-Est (7.221 ha) [1].

Wiederbewaldung im Osten Frankreichs

Zusätzlich zum “Plan de Relance” auf nationaler Ebene gab es im Elsass parallel den “Plan de Rebond des Forêts d’Avenir d‘Alsace” und ab 2024 den “Plan Arbre”, der durch die Collectivité d’Alsace (politischer Zusammenschluss der Parlamente Dép. Bas-Rhin und Haut-Rhin) bereitgestellt wurden. Hierbei ging es nicht wie bei der nationalen Förderung darum, möglichst viele große Flächen wieder aufzuforsten, sondern darum, in den durch den Klimawandel geschädigten Waldbeständen kleinörtlich, minimalinvasiv und bodenschonend klimaresistente Baumarten einzubringen [4].

Als geografischen Teil bewirtschaftet staatliche Forstverwaltung ONF im Oberelsass 110.000 ha öffentlichen Wald des Dép. Haut-Rhin. Hiervon sind rund 80% Kommunalwald und 20% Staatswald. 

Zwischen 2020 und Ende 2024 wurden durch die ONF Haut-Rhin öffentliche Mittel für 120 verschiedene künstliche Wiederbewaldungsmaßnahmen beantragt, bzw. befinden sich noch in der Durchführung. Insgesamt wurden 339 ha wiederaufgeforstet bzw. vorangebaut. Die Pflanzdichten pro Hektar variieren je nach Fördertopf zwischen ca. 90 und 1500 Bäume/ha. Bezogen auf die von der ONF im Oberelsass bewirtschaftete Gesamtwaldfläche von rund 110.000 ha entsprechen diese ca. 340 ha in 4 Jahren gerade einmal 0,3% der Waldfläche.

Die Naturalplanung, etwa im Rahmen des kommunalen “Plan de Relance”, konzentrierte sich bislang verstärkt auf die Etablierung klimaangepasster Baumarten wie Douglasie, Traubeneiche, Atlas-Zeder, Korsische Schwarzkiefer, Flaumeiche und weitere Arten zur Ertüchtigung der Wälder (Abb. 2).

Mit Blick auf die derzeit laufende Planung der in den kommenden Jahrzehnten erforderlichen Klimaanpassungsmaßnahmen auf Basis der elsässischen Klimaeignungskarten “Zoom50” für Haupt- und Nebenbaumarten reichen die bisherigen Anstrengungen bei Weitem nicht aus (Abb. 3). Betrachtet man die Waldflächen mit dem höchsten Anpassungsbedarf (Priorität 1) und setzt man sich das Ziel, diese in den kommenden 50 Jahren vollständig durch Pflanzung klimaangepasster Baumarten zu verjüngen, so entspricht dies einer jährlichen Verjüngungsanstrengung von 427 ha. Nimmt man noch die Flächen der Priorität 2 hinzu, mit der Zielsetzung diese in den kommenden 100 Jahren durch Voranbau oder kleinflächige Verjüngungsmaßnahmen klimagerecht zu verjüngen, so kommen über 100 Jahre jährlich weitere 175 ha hinzu.

Somit kann der jährliche Verjüngungsbedarf für die öffentlichen oberelsässischen Wälder der kommenden Jahrzehnte auf mindestens 600 ha pro Jahr geschätzt werden.

Die Kulturbegründung kostet auf Grund der sehr hohen Schalenwildbestände aktuell etwa 9.000 € pro ha, der klumpenweise Voranbau ca. 4.000 €. Geht man einmal sehr vereinfacht mit durchschnittlich 7000 € pro ha an die Umbaukostenabschätzung, so kommt man auf jährliche Investitionskosten von ca. 4,2 Mio €. Hinzu kommen noch die Kosten für die interne Planung, die Beantragung und die Abrechnung der Förderung, die Nachbesserungen, die Zaunkontrollen, die Jungbestandspflege etc.

Ausblick

Seit Anfang 2025 existiert auf nationaler Ebene ein dauerhaftes Förderinstrument zur Anpassung der französischen Wälder an den Klimawandel. Damit wird der von Präsident Macron angestoßene Waldumbau im Rahmen des “Fonds France Nation Verte” konkret umgesetzt. Ähnlich wie die Programme “Plan de Relance” oder “France 2023”“ zielt dieses Instrument darauf ab, öffentliche wie private Waldbesitzer bei der Verjüngung und Diversifizierung ihrer Wälder zu unterstützen – mit dem Ziel, die Resilienz der Waldökosysteme zu stärken und ihre Funktionen langfristig zu sichern.

Sollten die Ziele des Pariser Klimaabkommens, insbesondere die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau, nicht konsequent weltweit verfolgt werden, stehen uns – auch in Frankreich, Europa und global – tiefgreifende Herausforderungen bevor, die weit über den Bereich Forstwirtschaft hinausgehen.

Der Wald bleibt Europas größte terrestrische Kohlenstoffsenke. Zwar stehen in Frankreich aktuell ausreichend Fördermittel zu ihrer Sicherung zur Verfügung, doch erschweren die Folgen einer rund 20-jährigen Förderpause im Forstbereich die Umsetzung: Es fehlt an qualifiziertem Personal (wie ausgebildeten Försterinnen und Förstern oder Forstunternehmern), technischer Ausstattung sowie an organisatorischen Strukturen – etwa zur Bereitstellung geeigneter Pflanzsortimente und zur Planung und Durchführung von Aufforstungsmaßnahmen.

Gerade deshalb sollte die grenzüberschreitende Zusammenarbeit weiter gestärkt werden – um Wissen zu bündeln, praktische Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu leisten.