Von 2018 an sind in bisher undenkbarem Ausmaß Schäden in den Wäldern entstanden, die einen immensen Wiederbewaldungsbedarf ausgelöst haben. Forstbetriebe, Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer standen und stehen vor großen Herausforderungen. Der Ausgangspunkt der Betrachtung lag zunächst meist in der Charakterisierung der Schadfläche in Bezug auf das Schadensausmaß, auf dem Vor- und ggf. Restbestand als Ausgangslage für Naturverjüngung, auf die Standorteigenschaften unter Berücksichtigung der zu erwartenden Standortsdrift im Klimawandel sowie auf die Zielsetzungen und Handlungsmöglichkeiten bei begrenzten Ressourcen. Zuletzt ist verstärkt auch die Betrachtung der bereits stattfindenden Wiederbewaldung und der Bedarf von Ergänzungspflanzungen, von Schutzmaßnahmen und des Pflegebedarfs hinzugekommen.
Zielgerichtetes Handeln
Evidenzbasierter Waldbau erlaubt zielgerichtetes Handeln mit weniger Unsicherheit. Dies ist auch dringend notwendig: Welche Bäume mit welchen Mischungsanteilen und Herkünften nachwachsen begründet die langfristigen Wuchspotentiale, Risiken und Handlungsnotwendigkeiten der Forstbetriebe. Für die Wiederbewaldung großer Schadflächen können oft bislang übliche waldbauliche Verfahren nicht angewendet werden. Hier sind teilweise zunächst pragmatische Ansätze gefragt, die die Etablierung von grundlegenden Waldstrukturen im Vordergrund sehen.
Auch die Beratung und Förderung muss sich an diesen nachwachsenden Wäldern, bezüglich Pflegebedarf, Waldschutz, bei den Produktionszielen und angestrebten Waldstrukturen, ausrichten.
Ziele verfolgen
Bei der Wiederbewaldung besteht die besondere Herausforderung, dass die Realisierung langfristiger Ziele mit großen Unsicherheiten und Risiken durch den Klimawandel verbunden sind. Die gesetzten Ziele sollten auf den bestmöglichen vorhandenen Datengrundlagen und Konzepten basieren und bei Bedarf, gemäß eines adaptiven Waldbaus, laufend angepasst werden können.
Das Dossier Stand der Wiederbewaldung im südwestlichen Mitteleuropa widmet sich mit insgesamt sechs Beiträgen aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sowie aus dem benachbarten Ostfrankreich, den Erfahrungen rund um die Wiederbewaldung nach den extremen Jahren seit 2018. Die zugegebenermaßen nur unvollständige Zusammenstellung zeigt aber bereits viele verschiedene relevante Aspekte der Wiederbewaldung in unterschiedlichen Regionen, bezüglich der Informationsgrundlagen, der Konzepte und Instrumente sowie der bisherigen Entwicklung und weiteren Aufgaben.
Die naturräumlichen Ausgangslagen, der forstgeschichtliche Hintergrund und die Waldbesitzstrukturen unterscheiden sich regional sehr, dementsprechend auch die Rahmenbedingungen für die Wiederbewaldung. Einen wertvollen Blick über den nationalen Tellerrand erlaubt zudem der Beitrag der benachbarten französischen Kollegen aus dem Elsass.
Das Dossier soll einen Überblick zum Stand der Wiederbewaldung der Schadflächen geben und Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern sowie Forstbetrieben fachliche Anregungen liefern und zur Diskussion anregen. Es sollen Chancen und auch Grenzen der Wiederbewaldung aufgezeigt werden. Wie auch immer dann gehandelt wird: die Autoren dieses Dossiers sind überzeugt:
„Diese Wiederbewaldung wird uns noch lange herausfordern und was wir heute sehen, ist erst der Anfang einer sehr grundlegenden Änderung unserer Waldökosysteme.“






