Der Wald steht vor Veränderungen. Steigende Temperaturen und Massenvermehrungen von Schadorganismen bringen einige Baumarten in Bedrängnis. Eine der am häufigsten gestellten Fragen von Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern ist, welche Baumarten in Österreich Zukunft haben und welche Bäume sie pflanzen sollen. Die Verunsicherung ist groß und die Antwort ist nicht einfach. Die im Projekt „Plattform klimafitter Wald“ des BFW entwickelte österreichweite Baumartenampel bietet jetzt Unterstützung bei der Beantwortung – nämlich gestützt auf genaue Klimadaten, Modelle und Expertenwissen.

Um die Unterschiede der österreichischen Wuchsgebiete zu berücksichtigen, wurden neun verschiedene Regionalausgaben erstellt. Das BFW möchte dieses Tool, das als Druckwerk (Bestellung an klimafitterwald@bfw.gv.at), als PDF-Download sowie als Online-Tool zur Verfügung steht, vor allem jenen Menschen ans Herz legen, die Wald besitzen und noch nicht recht wissen, mit welchen Baumarten sie ihren Wald klimafit machen können. Das Projekt wird unterstützt von Bund, Ländern und Europäischer Union.

Was zeigt die Baumartenampel?

Die Baumartenampel zeigt die Eignung verschiedener Baumarten in Österreich im Klima der Zukunft (von 2080 - 2100). Die Empfehlungen unterstellen eine Erwärmung von zwischen 2 und 2,5 °C bis zum Jahr 2100 und basieren auf dem Szenario RCP 4.5 des Weltklimarates (IPCC). In die Ergebnisse fließen das Wuchsgebiet, Prognosen von Temperatur und Niederschlag sowie die Seehöhe des angegebenen Ortes ein. Die Baumartenampel gibt damit eine erste Einschätzung passender Baumarten, muss aber vor Ort noch mit weiteren Standortsfaktoren ergänzt werden.

Die Grundlagen der Baumartenampel

Die Einschätzung der potenziellen Verbreitung von Baumarten unter Szenarien des Klimawandels basiert hier auf Artverbreitungsmodellen, die oft auch als Klimahüllenmodelle bezeichnet werden. Sie sind die am häufigsten verwendeten Instrumente, da sie die potenzielle Verbreitung von Arten vorhersagen, indem sie die Korrelation zwischen dem bekannten Vorkommen einer Art und den entsprechenden Umweltbedingungen ausnutzen. Für die Baumartenvorkommen wurde ein umfangreicher Datensatz aller europäischen Waldinventuren herangezogen.

Die Klimahüllenmodelle wurden mit dem Ensemble-Modellansatz BIOMOD2 (Thuiller et al. 2016i) entwickelt, wobei die Stärken verschiedener Modellierungsalgorithmen kombiniert und gleichzeitig deren Unsicherheiten berücksichtigt werden (Chakraborty et al. 2021ii ). Diese Methode wurde für die folgenden Arten angewendet: Fichte, Waldkiefer, Lärche, Tanne, Buche, Stieleiche, Traubeneiche, Roteiche, Küstentanne und Douglasie.  Leider sind derartige Modelle noch nicht für alle Baumarten verfügbar, daher wurde die Eignung weitere Baumarten durch Expert*inneneinschätzungen vorgenommen.

Einteilung in ein Ampelsystem

Die Schwellenwerte für den Farbübergang (also ab welchem Wert eine Baumart rot, gelb oder grün angezeigt wird) unterscheiden sich bei den Baumarten. Sie basieren für die modellierten Arten auf statistischen Kennzahlen der Modelle, bei den anderen Arten auf Experteneinschätzungen. Für die Fichte wurden die Schwellenwerte aufgrund der schon jetzt bestehenden Borkenkäferproblematik etwas konservativer angesetzt als bei den anderen Arten.

Liegt eine Baumart an einem Standort im roten Bereich, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie mit den in Zukunft vorherrschenden Klimabedingungen nicht gut zurechtkommen wird. Befindet sie sich im grünen Bereich, wird sie mit großer Wahrscheinlichkeit die klimatischen Bedingungen gut vertragen, es ist aber dennoch möglich, dass sie aufgrund schlechter Standortsverhältnisse trotzdem Probleme bekommen könnte. Je nach Baumart modifizieren die standörtlichen Verhältnisse das Ergebnis.

Entscheidungshilfe für Waldbesitzer*innen

Die österreichweite Baumartenampel bietet eine erste Einschätzung darüber, welche Baumarten in die engere Wahl fallen. Daher ist sie eine erste Stufe in einem mehrstufigen Prozess, bei dem in Zukunft detailliertere Informationen zum Wald und zur Baumartenwahl zur Verfügung gestellt werden sollen. Der Waldstandort hängt nämlich nicht nur vom Klima ab. Er wird auch durch den Wasser-, Wärme- und Nährstoffhaushalt und die Nutzungsgeschichte geprägt.

Im Forschungsprojekt „Dynamische Waldtypisierung Steiermark FORSITE“ unter der Leitung der BOKU in Kooperation mit dem BFW und anderen Partnern werden diese Standortbedingungen besonders genau untersucht, um Forstexpert*innen die nötigen Entscheidungsgrundlagen für einen klimafitten Waldbau liefern zu können. Auch in diesem Projekt ist ein Beratungstool das Ziel, die erste Version für die Steiermark soll schon 2022 starten.

 


i Thuiller W, Georges D, Engler R (2016) biomod2: Ensemble platform for species distribution modeling. R Packag version 2:r560

ii Chakraborty, D., Móricz, N., Rasztovits, E. et al. Provisioning forest and conservation science with high-resolution maps of potential distribution of major European tree species under climate change. Annals of Forest Science 78, 26 (2021). https://doi.org/10.1007/s13595-021-01029-4