Am Hochwechsel, an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark, wurde im Jahr 2017 ein Aufforstungsversuch begonnen. Das Projekt wurde vom Waldbewirtschafter angeregt, der mit den hiebsreifen und wenig produktiven Fichtenbeständen unzufrieden ist, und seine Optionen für künftige Waldgenerationen kennen lernen will. Von besonderem Interesse ist der Einfluss des Klimawandels und dem damit verbundenen Baumartenspektrum, das in Zukunft auf vergleichbaren Standorten relevant sein wird.

Der Standort: kurze Vegetationszeit, häufig Frost

Der Versuchsstandort liegt in der Forstverwaltung Glashütte am Wechsel auf etwa 1.300 m Seehöhe. Die Böden sind nährstoffarme, leicht podsolierte Braunerden, die durch die Verwitterung von Gneis entstanden sind. Auf den hochmontanen Standorten des Wechsel ist die Fichte die dominierende Baumart und wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.

Die Vegetationsperiode ist kurz. Zwischen November und März liegt durchgehend Schnee, Fröste sind bis Juni und ab Oktober möglich. Wie sich der Klimawandel tatsächlich auswirken wird, hängt von vielen Faktoren ab, die der Waldbewirtschafter nicht kontrollieren kann und die bei der Planung der Anpassungsmaßnahmen nicht bekannt sind. Trotzdem müssen Szenarien entwickelt werden, wie die Wälder der Zukunft in einem Szenario mit mindestens plus 2 °C aussehen können.

Versuch mit 27 Baumarten

Der Versuch inkludiert 27 Baumarten, die in unterschiedlichen Mischungen als Containerpflanzen gesetzt wurden. Wir haben verschiedene Herkünfte von Fichten verwendet und als Vergleich zur Entwicklung der gepflanzten Pflanzen auch Fichten-Wildlinge gesetzt und Parzellen für die Naturverjüngung freigehalten. Damit können wir die Ergebnisse des Versuches später mit den lokal vorkommenden Fichten vergleichen.

Die vielen untersuchten Baumarten enthalten solche, die mit den aktuellen Standortsbedingungen gut zurecht kommen, aber in einem wärmeren Klima in Schwierigkeiten kommen können, und Baumarten der Tieflagen, die derzeit zu kämpfen haben, aber sich am Standort in einer wärmeren Welt gut entwickeln könnten. Seitens des Betriebes wurden uns große Freiheiten eingeräumt.

Wir haben uns nicht auf Baumarten beschränkt, die derzeit wirtschaftlich erfolgreich sind, sondern konnten Baumarten in den Versuch aufnehmen, deren Produktivität wir unzureichend kennen. Wir haben jeweils am Ende der Vegetationsperiode die Baumhöhen gemessen und im Frühjahr Blätter und Nadeln erhoben.  Diese Parameter sind in dieser Phase des Versuches für uns am wichtigsten. 

Ergebnisse

Der Austrieb der Bäume im Jahr 2020 ist in Abbildung 2 dargestellt. Die Unterschiede sind enorm. Manche Baumarten reagieren auf die Erwärmung im Frühjahr sehr schnell und treiben rasch aus. Das trifft besonders für die Hybrid-Aspen, die Hybridlärche, Kirsche und Ahorn und Ulme zu. Besonders die Kiefern treiben spät aus und die Entwicklung der Nadeln zieht sich über einen langen Zeitraum hin. Die Fichten und Tannen liegen im Mittelfeld. Natürlich sind die früh austreibenden Baumarten besonders gefährdet, von Frost geschädigt zu werden.

Die Höhenentwicklung der Baumarten ist in Abbildung 3 dargestellt. Insgesamt waren die meisten Laubhölzer größer als die Nadelhölzer und überragten die üppige Grasflur des Wald-Reitgrases. Besonders die Vogelbeere und die Hybrid-Aspen haben sich rasch entwickelt. Die Fichten sind eher im Mittelfeld  und die Zirben sind besonders klein. 

Beeinträchtigungen durch Schädlinge

Die Versuchsfläche wurde eingezäunt. Der Versuch wurde von biotischen Schäden stark beeinträchtigt: Im ersten Jahr haben Rüsselkäfer erhebliche Schäden angerichtet. Untypischerweise wurden nicht nur Nadelbäumchen, sondern auch Laubbäumchen befallen. Durch die hohe Schädlingspopulation wurde der Versuch stark dezimiert. Die eingeleiteten Bekämpfungsmaßnahmen kamen zu spät. Daher wurde im Herbst nachgebessert.

Im zweiten Jahr war der Druck durch Rüsselkäfer schwächer. Allerdings hat die Mäusepopulation Fraßschäden verursacht. Die Schäden durch Rüsselkäfer und Mäuse haben zum Absterben  der Bäumchen geführt. Im Gegensatz dazu haben Frostschäden zwar das Wachstum der Bäumchen beeinträchtigt, aber kaum Mortalität verursacht.

Der Versuch wird noch viele Jahre fortgesetzt und wird erst später die gewünschten Informationen über die Baumarten liefern, welche Alternativen bzw. Ergänzungen zur Fichte darstellen können. Als erste Schlussfolgerungen aus dem Versuch nehmen wir mit:

  • Der Standort ist aufgrund der Höhenlage und der nährstoffarmen Böden für Aufforstungen problematisch. Nur vitales Pflanzmaterial kann zu befriedigenden Ergebnissen führen.
  • Die Zäunung der Fläche zum Schutz gegen Verbiss ist unerlässlich.
  • Biotische Schäden (Rüsselkäfer, Mäuse) führen zum Absterben der Bäumchen; abiotische Schäden (Frost) vermindern das Wachstum, führen aber nicht zum Absterben.
  • Tieflagen- und Hochlagenherkünfte der Fichte haben sich vielversprechend entwickelt.
  • Das  mögliche Baumartenspektrum für den Standort ist hoch. Viele Laub- und Nadelbaumarten haben sich gut entwickelt.
  • Typische Baumarten aus Tieflagen (Eiche, Kirsche, Birne) kommen mit den aktuellen Klimabedingungen nicht gut zurecht. Obwohl die künftigen Standortsbedingungen für sie günstig sein können, besteht die Gefahr, dass sie vorher ausfallen.
  • Typische Baumarten aus Hochlagen kommen mit den aktuellen Bedingungen zurecht; möglicherweise sind sie den künftigen klimatischen Bedingungen am Standort nicht gewachsen.