Spätestens seit Vivian und Wiebke 1990 werden Esche und Bergahorn nicht mehr länger nur auf Optimalstandorten, sondern auf einem breiteren forstlichen Standortsrahmen ausgebracht. Bereits 1995/1996 wurden die damals fünf- bis zehnjährigen Edellaubkulturen auf unterschiedlichen Ausgangsgesteinen in zahlreichen Wuchsgebieten Bayerns untersucht. Das Augenmerk richtete sich dabei auf die Beziehungen zwischen Ernährungszustand, Wachstum, Vitalität und den jeweiligen Standortseigenschaften. Zehn Jahre später, im Jahr 2006, erfolgte eine neue Inventur dieser Bestände.

Nährstoffversorgung

Auf vielen Standorten hat sich der Ernährungszustand der Eschen und Bergahorne aufgrund der Durchwurzelung tieferer, basenreicherer Bodenhorizonte verbessert. Liegt also ein versauerter Oberboden bis 40 cm, aber ein nährstoffreicher Unterboden vor, sind Eschen und Bergahorne durchaus anbauwürdig. Allerdings sollte bei der Pflanzung eine Karbonatdüngung als Starthilfe ins Pflanzloch gegeben werden.

Durchgehend tief versauerte Böden, die z.B. aus Granit entstanden sind, sind dagegen Ausschlussstandorte für die beiden Edellaubhölzer. Versauerte Böden aus Gneis, die über Hangzugwasser Nährstoffe bekommen, können ein gutes Wachstum zeigen.

Ihre Stickstoffversorgung haben die Eschen und Bergahorne selbst verbessert. Durch die basenreiche Streu entwickelte sich die ursprüngliche Moder-Humusauflage zu einem biologisch aktiven Mullhumus. Dies führte zu einer günstigeren Stickstoffumsetzung und -aufnahme.

Wasserhaushalt

Neben der Nährstoffversorgung ist der Wasserhaushalt sowohl für die Kulturen als auch das weitere Wachstum wichtig. Ein sehr gutes Wachstum (Trieblängen von 60 bis 100 cm pro Jahr) erzielten die Eschen und Bergahorne auf mäßig frischen bis feuchten sowie mäßig wechselfeuchten Standorten (Abb. 2, vgl. Kästen Basensättigung und Wasserhaushaltsstufen).

Auf mäßig trockenen, flachgründigen, rein karbonatischen Ausgangsgesteinen sowie auf stark (hang)wechselfeuchten Standorten ist mit Wachstumseinschränkungen, teilweise sogar Totausfällen zu rechnen.

Waldschutz

Sowohl 1995 als auch 2006 waren die analysierten Schäden durch Insekten oder Pilze äußerst gering. In den Kulturen wurden teilweise jedoch Schäden durch Mäuse, am Bergahorn durch die Rotpustelkrankheit beobachtet. Seit einiger Zeit tritt allerdings an Eschen das durch den Pilz Chalara fraxinea verursachte Eschen-triebsterben auf. An Bergahornen sind immer öfter Stammnekrosen verursacht von Pilzen der Gattung Verticillium zu finden.

Waldbau

Waldbauliche Maßnahmen in der Jugendphase sollten in Form extensiver Eingriffe zur Mischungsregulierung und der qualitativen Verbesserung des Bestandes die Regel sein. Werden die Pflegeeingriffe versäumt, kommt es häufig zu einem erheblichen Druck durch Weichlaubbäume oder konkurrenzstarke Arten wie Buchen oder Fichten auf die Edellaubbäume (Abb. 3). Bei der weiteren Behandlung der Versuchsbestände sollte aufgrund der frühen Kulmination des Höhenzuwachses und der rasch nachlassenden Fähigkeit zum Kronenausbau von Esche und Bergahorn in der nahen Zukunft mit einer positiven Auslese geeigneter Bäume begonnen werden. Dies muss auf den leistungsstärkeren Standorten früher, auf den schwächeren später erfolgen. Die Eschen- und Bergahornbestände sollen für die Entwicklung einer echten Zeitreihe nach etwa zehn Jahren erneut untersucht werden.

Basensättigung:

Die Basensättigung (BS) gibt an, wie hoch der Anteil der möglichen Kationen-Austauschplätze im Boden mit den Kationen Ca2+, Mg2+, Na+ und K+ besetzt ist und den Pflanzen als Nährstoffe zur Verfügung steht. Erreicht die BS den Wert von 40 Prozent, besetzen diese Kationen 40 Prozent aller möglichen Kationen-Austauschplätze. Die restlichen Kationen-Austauschplätze belegen überwiegend Al3+ und H+-Ionen. Je höher die BS ist, desto günstiger ist die Nährstoffversorgung. In Bayern schwankt die BS meist zwischen 20 und 80 Prozent. Auf sehr nährstoffreichen Böden kommen Basensättigungswerte bis zu 100 Prozent vor.

Wasserhaushaltsstufen:

Der Wasserhaushalt wird im Gelände nach bodenkundlichen, morphologischen und vegetationskundlichen Gesichtspunkten erfasst. Die wichtigsten Wasserhaushaltsstufen bei Standorten ohne Wasserüberschuss sind:

  • sehr trocken: schon kurze Zeit nach Niederschlägen herrscht erneut deutlicher Wassermangel
  • trocken: auch in durchschnittlich niederschlagsreichen Jahren herrscht regelmäßig länger anhaltender deutlicher Wassermangel
  • mäßig trocken: auch in Normaljahren vorübergehend deutlicher Wassermangel
  • mäßig frisch: in durchschnittlich niederschlagsreichen Jahren tritt deutlicher Wassermangel nur kurzfristig auf
  • frisch: Wassermangel tritt nur in Trockenjahren und während ausgeprägter Trockenperioden auf
  • sehr frisch: auch in Trockenjahren und während längerer Trockenperioden noch immer ausreichende Wasserversorgung