Das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft (Wald und Holz NRW) verglich in einem inzwischen 48 Jahre alten Versuchsbestand im Arboretum Burgholz (bei Wuppertal) 13 verschiedene Tannenarten aus aller Welt. Es konnten erste Hinweise abgeleitet werden, welche Tannenarten ohne Vitalitätsverluste die Dürrejahre 2018 und folgende überstanden haben, ein gutes Wachstum zeigen und gute Qualitäten ausbilden. Es konnten erste Hinweise abgeleitet werden, welche Tannenarten ohne Vitalitätsverluste die Dürrejahre 2018 und folgende überstanden haben, ein gutes Wachstum zeigen und gute Qualitäten ausbilden.

Große Kalamitäten, ausgelöst durch Trockenheit, haben seit dem Jahr 2018 zu massiven Schäden geführt. So hat allein das Bundesland Nordrhein-Westfalen 47 Mio. Fm Fichte und damit 60 % des Fichtenvorrats verloren [1]. Dies ist prekär, da die Fichte als Brotbaum der Forstwirtschaft bisher etwa 90 % der Erträge aus der Holzernte geliefert hat [2]. Daher ist es nicht verwunderlich, dass mit Hochdruck nach Ersatzbaumarten mit ähnlichen Verwendungsmöglichkeiten gesucht wird. Hierbei rücken schnell auch Tannenarten ins Interesse, da ihr Holz dem der Fichte ähnelt.

Beschreibung der Versuchsfläche in Burgholz

Im Jahr 1978 wurde auf einer 2,6 ha großen gegatterten Fläche im Arboretum Burgholz ein Anbauversuch angelegt (Abb. 2). In der Klimanormalperiode von 1981 bis 2010 wies die Versuchsfläche eine Jahresmitteltemperatur von 9,6 °C und einen Jahresniederschlag von 1.237 mm auf [3]. Sie liegt auf ca. 240 m ü. NN, mit einer Vegetationszeitlänge von 178 Tagen. Der Bodentyp ist eine Braunerde, im Mittel nährstoffarm mit einer Wasserhaushaltsstufe „frisch“ [4]. Auf der Fläche werden in Reinbestandshorsten 13 verschiedene Tannenarten miteinander verglichen. Als Vergleichsbaumart wurde die Fichte mit angepflanzt.

Untersucht werden die nordamerikanischen Arten Felsengebirgs-Tanne (Abies lasiocarpa) auf 0,2 ha, Purpur-Tanne (Abies amabilis) auf 0,1 ha, Edel-Tanne (Abies procera) auf 0,2 ha, Große Küstentanne (Abies grandis) auf 0,2 ha, Pracht-Tanne (Abies magnifica) auf 0,1 ha, Grau-Tanne/Kolorado-Tanne (Abies concolor) auf 0,2 ha. 

Die europäischen Arten sind die Türkische Tanne (Abies bornmuelleriana) auf 0,1 ha, Weiß-Tanne (Abies alba) auf 0,15 ha, Nordmann-Tanne (Abies nordmanniana) auf 0,15 ha, Spanische Tanne (Abies pinsapo) auf 0,1 ha, Gemeine Fichte (Picea abies) auf 0,4 ha. Unter diese Kategorie fallen die Tannenarten, bei denen man auf Grund der Nähe ihres natürlichen Verbreitungsgebiets zu Deutschland annehmen kann, dass sie natürlich einwandern könnten, wenn es jetzt nicht die durch den Menschen geschaffenen Ausbreitungsbarrieren gäbe und der Klimawandel nicht in einer solch hohen Geschwindigkeit ablaufen würde. Bei der Einführung dieser Arten kann daher von einer „assisted migration“ gesprochen werden [5].

Hinzu kommen drei asiatische Arten: Nikko-Tanne (Abies homolepis) auf 0,2 ha, Veitchs-Tanne (Abies veitchii) auf 0,1 ha, Sachalin-Tanne (Abies sachalinensis) auf 0,15 ha. 

Die Aufnahmen, die in diesem Artikel ausgewertet wurden, stammen aus den Jahren 2013 [6] und 2022. Erhoben wurden in Probekreisen Höhe und BHD pro Baum. Außerdem wurden Qualitätsparameter und Vitalität eingeschätzt.

Ausfälle im Kultur- und Jungwuchsstadium

Schon im Kultur- und Jungwuchsstadium sind einige der Tannenarten ausgefallen oder so stark geschädigt worden, dass sie nicht mehr in ausreichender Zahl für weitere Auswertungen vorhanden waren. Dies betraf die Arten Felsengebirgs-Tanne, Purpur-Tanne, Pracht-Tanne und Spanische Tanne. Auch die Grau-Tanne zeigte einige Ausfälle in diesem Stadium, die verbliebenen elf Bäume wurden in der folgenden Auswertung mitberücksichtigt. Die abgeleiteten Ergebnisse sind aber auf Grund der damit sehr geringen Stichprobenzahl vorsichtig zu bewerten.

Wuchsleistung der Tannenarten

In der Höhe zeigte sowohl im Messjahr 2013 als auch im Messjahr 2022 die Küsten-Tanne die höchste Leistung. Die Weiß-Tanne erreicht in beiden Jahren vergleichbare Werte wie die Fichte. Die übrigen Tannenarten liegen alle auf einem ähnlichen Niveau und erreichen geringere Höhen als die vergleichsweise angebaute Fichte (Abb. 3).

Beim Durchmesserwachstum (Abb. 4) führt die Grau-Tanne die Liste der Arten an. Allerdings ist dabei zu beachten, dass es bei dieser Baumart im Kultur- und Jungwuchsstadium hohe Ausfallraten gab. Daher standen die übrig gebliebenen Bäume dieser Art recht vereinzelt, was zu dem hohen Durchmesserzuwachs beigetragen haben kann. Die übrigen Tannenarten liegen etwa auf selbem Niveau wie die Fichte. Im Jahr 2013 hatten nur die Nordmann-Tanne, Nikko-Tanne und Veitchs-Tanne geringere Durchmesser als die Fichte. 2022 konnten Nordmann-Tanne und Nikko-Tanne etwas aufholen, sodass nur noch die Veitchs-Tanne einen signifikant geringeren Durchmesser aufwies als die Fichte. 

Literaturhinweise

  • [1] Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MLV NRW) (Hrsg., 2023): Waldzustandsbericht 2023 – Bericht über den ökologischen Zustand des Waldes in Nordrhein-Westfalen.
  • [2] Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (2016): „Fichte - der Brotbaum der Forstwirtschaft“, 13. Oktober 2016.
  • [3] Landesamt für Natur, Umwelt und Klima NRW (Hrsg.): Klimaatlas NRW. www.klimaatlas.nrw.de.
  • [4] MLV NRW (Hrsg., 2025): www.waldinfo.nrw.de, hier Forstliche Standortkarte 1:5.000, 7. April 2025.
  • [5] Ste-Marie, C.; Nelson, E. A.; Dabros, A.; Bonneau, M.-E. (2011): „Assisted migration: Introduction to a multifaceted concept“. The Forestry Chronicle 87, Nr. 6, pp. 724–730.
  • [6] Stiehl, Marvin (2016): Wachstum und Standorteinfluss von Abies grandis, A. homolepsis und A. procera im Arboretum Burgholz, NRW. Bachelorarbeit Univ. Göttingen.