Die Wald- oder Weißkiefer besitzt die ausgedehnteste Horizontalverbreitung der heimischen Nadelbaumarten und ist von Nordspanien bis nach Nordeuropa zu finden, wobei sie ihren Schwerpunkt in den nordischen und subkontinentalen Regionen Europas und Asiens (Sibirien) hat. Sie ist an das kontinentale Klima angepasst und verträgt daher kalte Winter und heiße Sommer. Auch ihr Vorkommen in verschieden Höhenstufen ist enorm und reicht von der planar-kollinen Stufe bis in das Hochgebirge auf Seehöhen zwischen 1700 und 2000 m.

Vielseitiges Kiefernholz

Weltweit sind die verschiedenen Kiefernarten die wichtigsten Baumarten in der Forstwirtschaft, denn sie sind vergleichsweise anspruchslos im Hinblick auf die Nährstoff– und Wasserversorgung und erzielen auch auf schlechten Standorten zufriedenstellende Wuchsleistungen.

Das Holz der Weißkiefer unterscheidet sich in seinen Eigenschaften nur geringfügig von Fichte/Tanne (Kiefer ist harzreicher und dauerhafter) und lässt daher vielseitige Verwendungsmöglichkeiten zu. Kiefernsägerundholz ist im langjährigen Schnitt um ca. 20 -25 % billiger als Fichte/Tanne und stark vom Schnittholzpreis abhängig.

Kiefernholz lässt sich sowohl als Bau- und Konstruktionsholz aber auch als Möbelholz und im Fensterbau verwenden. Kiefernindustrieholz wird sowohl für Plattenwerkstoffe (Sperrholzplatten) als auch für die Zellstoffproduktion eingesetzt. Spezielle Einsatzbereiche im Schiffs- und Bootsbau, für Erd- und Wasserbauten aber auch als Energieträger runden die vielseitige Palette an Verwendungsmöglichkeiten ab.

Ein wichtiger Unterschied der Kiefer in Vergleich zu Tanne und Fichte ist die Aststruktur: Die Äste sitzen fast ausschließlich an den jährlichen Astquirlen und der Stamm bildet keine Zwischenquirle aus. Daher weist der Stamm weniger Äste mit größeren Durchmessern aus. Astfreies Kiefernholz weist eine höhere Festigkeit auf als Fichtenholz, verlangt allerdings eine entsprechende waldbauliche Behandlung. Das bedeutet entweder einen langen Dichtstand in der Jugend oder Astung für eine sichere Wertholzproduktion.  

Abb. 2: Eine Astung ist zur Wertholzproduktion unverzichtbar: Links ungeastet, rechts nach der Wertastung. Fotos: BFW, Schönauer

Kiefer im Klimawandel

Die Baumartenwahl ist eine der wichtigsten Anpassungsmöglichkeiten der Forstwirtschaft an den Klimawandel. Da die Weißkiefer einerseits von Natur aus eine hohe Trockenheitstoleranz besitzt und mit ihrem Pfahlwurzel­system auch zu tiefer liegenden Wasserschichten vorzudringen vermag, wird ihr im Klimawandel eine zunehmende Bedeutung attestiert. Andererseits gerät die Kiefer bei großer Hitze und Trockenheit bereits heute in einigen Regionen an ihre Grenzen und ist durch Pilzkrankheiten und Käfer gefährdet. Daher ist festzuhalten, dass Weiß- und Schwarzkiefer keinen Fichtenersatz im Klimawandel darstellen.

Auf mäßig trockenen Standorten, die bisher konkurrenzstärkeren Arten wie Fichte und Buche vorbehalten waren, könnte die Kiefer jedoch auch in Zukunft gedeihen, sofern auch die waldbauliche Behandlung an die erwarteten Klimaextreme angepasst wird. Insbesondere Maßnahmen wie eine Haltung mit geringeren Stammzahlen und mit kräftigen und frühen Durchforstungen sind geeignet, vitale Kiefernbestände mit einer großen Erholungsfähigkeit nach Trockenperioden zu erzielen. Darüber hinaus weisen Weiß- und Schwarzkiefer eine große innerartliche genetische Variation auf, und zwar im Hinblick auf das Wachstum, aber auch auf den Umgang mit Trockenperioden.

Als Voraussetzung für eine risikominimierte Waldbewirtschaftung sollten zudem größere Reinbestände vermieden und die Kiefer in geeignete Mischbestände integriert werden. Je nach Standort bieten sich Eichen, Edellaubhölzer, Buche, Fichte und Tanne als geeignete Mischbaumarten an. Dabei sind trupp-, gruppen- oder horstweise Mischungen (1000 - 2000 m²) gegenüber Einzelmischungen zu bevorzugen, denn sie garantieren die Erhaltung der Mischungsstruktur bis in den Endbestand.

Waldbauliche Möglichkeiten und Ziele

Damit bestimmen der Klimawandel und die Eigenschaften des Kiefernholzes bereits die Ziele der künftigen Kiefernbewirtschaftung auf mäßig trockenen Standorten. Grundsätzlich sollte sowohl für die Weiß- als auch für die Schwarzkiefer ein möglichst hoher Anteil an Sägerundholz in den Qualitätsstufen B/C angestrebt werden. In kleinerem Umfang stellt Kiefernwertholz (geradschaftig, astfrei, gut verkernt, ab Stärkeklasse 4) eine zusätzliche Produktionsmöglichkeit dar und verlangt das längerfristige Ausreifen einer überschaubaren Anzahl an qualitativ geeigneter Kiefer, um Mindestdurchmesser von 55 – 60 cm BHD zu erreichen. Voraussetzung zur Erreichung dieser Ziele sind vitale Bäume mit großer Krone und hoher Resilienz bei Trockenheit.

Traditionelle Kiefernbewirtschaftung ungeeignet

Um diese waldbaulichen Ziele zu erreichen, müssen die Verfahren der klassischen Kiefernwirtschaft, wie sie zum Beispiel im nordostdeutschen Tiefland und Osteuropa praktiziert werden, für die österreichischen Standorte hinterfragt werden. Diese traditionellen Konzepte sind charakterisiert durch hohe Ausgangspflanzenzahlen und späte Durchforstungseingriffe. Allerdings besitzt die Kiefer im fortgeschrittenen Alter nur ein begrenztes Kronenentwicklungsvermögen und kann späte Eingriffe nicht in entsprechende Zuwächse umsetzen. So ergaben sich häufig instabile Bestände und teilweise unbefriedigende Produkte aus Zwischen- und Endnutzung.

Da es sich bei der Kiefer um eine ausgesprochene Lichtbaumart handelt, ist mit einer frühen Kulmination des laufenden Zuwachses zu rechnen. Entscheidend ist daher ein rechtzeitiger und konsequenter Kronenausbau der ausgewählten Zielbäume. Neuere Untersuchungen bestätigen die große Reaktionsfähigkeit der Kiefer bei frühen und scharfen Eingriffen. Neben einer Zunahme des Durchmesserwachstums ergeben sich auch günstigere h/d-Werte (möglichst unter 80). Bei einer Oberhöhe von 10 – 12 Meter sollte die Auswahl und Freistellung der Z-Bäume erfolgen.

Die Anzahl der Z-Bäume pro Hektar richtet sich einerseits nach der Kronenschirmfläche, die die Kiefer im Endbestand erreichen kann, und andererseits nach dem Zieldurchmesser des Endbestandes. Wenn Starkholz (60 cm) als Produktionszielziel angestrebt wird genügen 120 - 150 Z-Bäume, bei schwächerem Zieldurchmesser sollte mit maximal 200 Z-Bäumen pro Hektar das Auslangen gefunden werden. Auch im Hinblick auf die Ausgangsstammzahl haben sich geringere Pflanzenzahlen von 3000 – 4000 Pflanzen pro Hektar für künstliche Verjüngung und überdichte Naturverjüngung bewährt. Wesentlich stammzahlreichere Begründungen, wie sie vor allem früher üblich waren, erhöhen nicht nur die Begründungskosten, sondern verursachen auch zusätzliche Pflegeaufwendungen, ohne dabei die Qualität wesentlich zu steigern.

Waldbauliche Empfehlungen in Kürze

  • Begründung mit Stammzahlen von 3000 - 4000 Stück/ha
  • Bei Oberhöhe von 10 - 12 m —> Auswahl und Freistellung der Z-Bäume (1 – 3 Bedränger)
  • Wenn Starkholz (60 cm) das Ziel —> ca. 150 Z-Bäume
  • Schwächere Zieldurchmesser —> maximal 200 Z-Bäume
  • Für Starkholz Astung bis auf 6 m bei Oberhöhe von 10 m in einem Durchgang. Sichere Wertholzproduktion nur über Astung möglich.
  • Bis 10 m keine flächige Stammzahlreduktion, nur Negativauslese (Protzen, Kranke, schlechte Wuchsformen) in den Zwischenfeldern, sonst Eingriffe nur zur Förderung der Z-Bäume.
  • Frühdynamische Lichtbaumart > Wachstum kulminiert früh, zu spät freigestellte Bäume benötigen wesentlich mehr Zeit, um gewünschte Zielstärke zu erreichen.

Schlussfolgerung

Weiß- und Schwarzkiefern spielen derzeit in Österreichs Wäldern nur eine untergeordnete Rolle, besitzen allerdings ein breiteres Standortsspektrum als die immer stärker gefährdete Fichte. Obwohl sie auf vielen ihrer derzeitigen Standorte ebenfalls als gefährdet angesehen werden müssen, ist ihnen auf wüchsigeren, besser mit Wasser versorgten Standorten ein besseres Anpassungspotential als der Fichte zuzutrauen. Dieses Potential ist allerdings nur umsetzbar, wenn die waldbaulichen Behandlung an die neuen Bedingungen angepasst wird und statt auf Kiefernreinbestände auf Mischbestände gesetzt wird. So können künftige Risiken gepuffert und eine multifunktionale Waldbewirtschaftung gesichert werden. Keinesfalls sollte die Kiefer als Fichtenersatz angesehen und ebenso breit eingesetzt werden.