Die Ableitung betriebswirtschaftlich optimaler Behandlungsvarianten ist auch für Kiefern-Reinbestände noch immer ein komplexes Problem. Dabei spielen Fragen des Standortes, der Kosten der Bestandesbehandlung, der Sortierung des anfallenden Holzes sowie der Preissituation eine entscheidende Rolle. Das Simulationsmodell BWINPro dient der Ableitung optimaler Behandlungsvarianten für die Kiefer in Brandenburg. Anhand von realen Versuchsbeständen werden verschiedene Behandlungsvarianten bzgl. ihrer Wertleistung verglichen und ihre Praxisrelevanz diskutiert.

Seit Mitte der 1970er Jahre war die Bewirtschaftung der Kiefer im nordostdeutschen Tiefland durch die Kiefern-Ertragstafel nach LEMBCKE et al. (1975) geprägt. Die Kiefern-Ertragstafel basiert auf einem speziellen Durchforstungskonzept, der selektiven Durchforstung, das ausgerichtet ist auf die optimale Behandlung der Bestände hinsichtlich der Erzielung eines maximalen Zuwachses und Ertrages.

Mit der Einführung der Waldbau-Richtlinie 2004 der Landesforstverwaltung Brandenburg („Grüner Ordner“, MLUV 2004) ergaben sich im Land Brandenburg veränderte waldbauliche Zielsetzungen. Die Wälder sollen „standortgerecht, naturnah und produktiv“ „erhalten, entwickelt und unter Bewahrung der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit bewirtschaftet“ werden. Insbesondere spricht man bei der Kiefer von „kostenoptimierter Produktion“ und von „einzelbaumorientierter Pflege“.
Die im „Grünen Ordner“ formulierten neuen Bewirtschaftungsformen (z. B. einzelbaumorientierte Durchforstung, Z-Baum-Freistellung, Naturverjüngung) führen teilweise zu erheblichen Abweichungen zwischen den Ertragstafelprognosen und der Realität.

Einzelbaumorientierte Wachstumssimulationsmodelle ermöglichen dagegen Prognosen und Vergleiche von Bestandesentwicklungen bei unterschiedlichsten Behandlungsvarianten (DUDA 2006). Das Bestandessimulationsmodell BWINPro für die Kiefer im Land Brandenburg (DEGENHARDT 2006) wird eingesetzt, um anhand von vier realen Versuchsbeständen vier verschiedene Behandlungsvarianten bezüglich ihrer Kosten, Erlöse und schließlich der Wertleistungen zu vergleichen und bezüglich ihrer Praxisrelevanz zu diskutieren.

Ausgewählte Behandlungsvarianten

Von besonderer Bedeutung für die Charakterisierung von Durchforstungsstrategien in Kiefern-Reinbeständen entsprechend der Vorgaben des „Grünen Ordners“ sind die Anzahl der Z-Bäume, der Grad der Freistellung von Z-Bäumen, die Art der Durchforstung des Restbestandes, das Durchforstungsintervall sowie die Umtriebszeit bzw. die Zielstärke. Folgende, derzeitig für die Praxis relevante Durchforstungsvarianten wurden daher ausgewählt, für alle Bestände simuliert und deren Ergebnisse verglichen:

  • Selektive Durchforstung:
    Entsprechend der Kiefern-Ertragstafel wird in den Beständen nur soviel entnommen, dass der Bestockungsgrad 1,0 erhalten bleibt, was etwa einer Entnahme von 1-2 Bedrängern je Pflegebaum entspricht
  • 80 Z-Stämme (Durchforstung entsprechend „Grünem Ordner“ mit 80 Z-Stämmen):
    In den Beständen werden 80 Z-Stämme ausgewählt. Diese Z-Stämme werden bei jedem Eingriff so weit begünstigt, dass deren Krone um mindestens 10 % der Kronenbreite freigestellt wird. Der Restbestand zwischen den Z-Stämmen bleibt undurchforstet.
  • 30 Z-Stämme (Durchforstung entsprechend „Grünem Ordner“ mit 30 Z-Stämmen):
    In den Beständen werden 30 Z-Stämme ausgewählt. Diese Z-Stämme werden bei jedem Eingriff so weit begünstigt, dass deren Krone um mindestens 20 % der Kronenbreite freigestellt wird. Der Restbestand zwischen den Z-Stämmen bleibt undurchforstet.
  • Kombination von 30 Z-Stämmen und selektiver Durchforstung:
    In den Beständen werden 30 Z-Stämme ausgewählt. Diese Z-Stämme werden bei jedem Eingriff so weit begünstigt, dass deren Krone um mindestens 10 % der Kronenbreite freigestellt wird. Außerdem wird der Restbestand entsprechend den Vorgaben der Ertragstafel selektiv durchforstet.

Beschreibung der Beispielbestände

Für den Vergleich der Durchforstungsvarianten wurden Bestände sehr unterschiedlicher Bonität ausgewählt (Tab. 1). Damit sollte u. a. überprüft werde, welche Auswirkungen die Wüchsigkeit der Bestände auf die Wahl der Durchforstungsvarianten hat. Für die ausgewählten Bestände lagen neben den Durchmessern und Höhen der Bäume auch die Stammfußkoordinaten vor. Somit konnten realistische Anfangsdaten für die Anwendung des abstandsabhängigen Simulationsmodells zur Verfügung gestellt werden. Die Startalter für die Simulationen wurden so gewählt, dass sie im Bereich der Vorgaben des „Grünen Ordners“ lagen.

Tab. 1: Auswahl der Beispielbestände

 Köpenick

187

Schönholz 114 Finowtal

98

Peitz

104

Alter in Jahren21253165
HG in m10,48,98,710,5
Rel. Bonität0,01,22,54,0

Definition der betriebswirtschaftlichen Zielgrößen

Zu jeder Durchforstung wurden die anfallenden Kosten und die zu erzielenden Erlöse des verbleibenden und ausscheidenden Bestandes berechnet (Basis: Betriebsbuchführung LFV Brandenburg des Jahres 2006). Die Wertleistung des Bestandes im Alter A ergibt sich dann als Summe der Deckungsbeiträge des verbleibenden Bestandes und der bis zum Alter A erfolgten Vornutzungen. Mit diesem Parameter kann sehr anschaulich die Wertentwicklung eines Bestandes über dem Alter dargestellt werden (Abb. 1).

Diskussion der Simulationsergebnisse

Um zum einen die verschiedenen Durchforstungsvarianten vergleichbar zu machen, andererseits aber auch betriebswirtschaftlich optimale Umtriebszeiten ableiten zu können, wurde die Wertleistung durch Division durch A auf das Bestandesalter umgerechnet (Abb. 2).

Die maximal erzielbaren Wertleistungen je ha und Jahr liegen für den Bestand 0. Bonität (Köpenick 187) bei 280-290 EURO, für den Bestand 4. Bonität (Peitz 104) bei 40-50 EURO (Abb. 4), wobei die höchsten Werte wieder durch die selektive Durchforstung erzielt werden.

Die Kombination von 30 Z-Stämmen und selektiver Durchforstung reicht noch am dichtesten an das Ergebnis der selektiven Durchforstung heran. Erklärbar ist dieser Sachverhalt dadurch, dass bei dieser Variante die zwischen den Z-Stämmen durch die Durchforstungseingriffe entnommenen Stämme der Nutzung zugeführt werden, dagegen in den Varianten mit undurchforsteten Restbeständen die auf Grund der Mortalität abgängigen Bäume der Nutzung verloren gehen.

Bei allen Beständen war auffällig, dass die selektive Durchforstung fast über die gesamten Bewirtschaftungszeiträume die höchsten Wertleistungen je ha und Jahr liefert (Abb. 3). Zunächst ist natürlich verständlich, dass die Varianten mit Z-Baum-Auswahl auf Grund der Kosten für die Astung in den ersten Jahren gegenüber der selektiven Durchforstung nur geringere Wertleistungen liefern können. Nur sehr langsam konnten sich diese Kosten amortisieren. Am ehesten gelingt das durch die Kombination von 30 Z-Bäumen mit der selektiven Durchforstung.

Literatur

  • Degenhardt, A. (2006): Der Waldwachstumssimulator „BWINPro Brandenburg“ für die Kiefer in Brandenburg. Landesforstanstalt Eberswalde, Abschlussbericht
  • Duda, H. (2006): Vergleich forstlicher Managementstrategien. Umsetzung verschiedener Waldbaukonzepte in einem Wachstumssimulator. Dissertation, Georg-Ausgust-Universität Göttingen, 2006
  • Lembcke, G.; Knapp, E.; Dittmar, O. (1975): DDR-Kiefern-Ertragstafel 1975. Institut für Forstwissenschaften Eberswalde, Abt. Ertragskunde
  • Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz (MLUV 2004): Waldbau-Richtlinien 2004 „Grüner Ordner“ der Landesforstverwaltung Brandenburg. Potsdam, Mai 2004