Obwohl sich die meisten Nadelholzsägewerke in den letzten Jahren auf schwächere und mittelstarke Dimensionen konzentriert haben, sehen viele Forstleute und Waldbesitzer in der Produktion von Starkholz weiterhin das ökonomisch und ökologisch optimale Produktionsziel. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann diese Einschätzung jedoch nicht bzw. nur bedingt geteilt werden. Mit dem folgenden Beitrag soll die Starkholzproduktion deshalb aus betriebswirtschaftlicher Sicht beurteilt werden, ohne dass dabei der Anspruch erhoben wird, grundlegend neue Erkenntnisse zu veröffentlichen.

Im forstbetrieblichen Alltag wird das Produktionsziel in der Regel durch entsprechende Zieldurchmesser bestimmt. Die spannende Frage ist jedoch, welches die "richtige" Zielstärke ist. Dabei wird die Antwort im Einzelfall viele Gesichtspunkte berücksichtigen müssen, nicht zuletzt auch die Wünsche und Erwartungen der Waldbesitzer. Hier sollen lediglich einige wichtige betriebswirtschaftliche Überlegungen und Feststellungen zur Diskussion gestellt werden.

Nadelstarkholz

Stämme und Stammabschnitte der Klassen L4 – Mittendurchmesser 40 bis 49 cm – bis L6 – Mittendurchmesser 60 cm und grösser, entsprechend der Handelsklassensortierung für Rohholz HKS

Dieser Waldwissen-Beitrag ist eine stark gekürzte Version des 2005 publizierten Fachartikels. Der Originalartikel (PDF) enthält zusätzlich folgende Kapitel, in denen die unten stehenden Schlussfolgerungen hergeleitet und erläutert werden:

  • Erlöse und Kosten der Nadelstarkholzproduktion
  • Die Produktionskosten
  • Kapital- und Risikokosten
  • Modellkalkulationen zur Starkholzfrage
  • Szenariorechnung statt Spekulation

Zusammenfassende Schlussfolgerungen

Die im Originalartikel (PDF) erläuterten betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge führen im Hinblick auf die Entscheidung für eine grössere oder geringere Starkholzproduktion zu folgenden Feststellungen:

  1. Aussagen über die künftigen Chancen und Risiken der Fi/Ta-Starkholzproduktion sind – wie alle Holzmarktprognosen – unsicher und in höchstem Mass spekulativ; insofern sollten Entscheidungen für oder gegen eine vermehrte Starkholzproduktion nicht oder nur subsidiär mit Absatzprognosen begründet werden.
  2. Starkes Nadelholz wird am Markt zurzeit und vermutlich in Zukunft nur dann besser bewertet, wenn es eine überdurchschnittliche Qualität (Güteklasse A, Furnierholz) besitzt. Für normale oder sogar schlechte Qualitäten (Güteklasse C oder D) lassen sich bestenfalls gleiche, häufig aber auch nur geringere Preise wie für mittlere Dimensionen (L2, L3 nach HKS) erzielen.
  3. Bei Stämmen und Abschnitten der Klasse 6 ist das Stück-Masse-Gesetz weitgehend ausgereizt; bei überstarken Stämmen muss sogar wieder mit einer Zunahme der Ernte- und Bearbeitungskosten gerechnet werden, so dass sich mit der Stückkostenentwicklung eine vermehrte Starkholzproduktion beziehungsweise eine Anhebung der Zieldurchmesser über die bei uns jetzt schon übliche Grenze von 60 cm oder 70 cm nicht begründen lässt. Dies gilt umso mehr, wenn die mit dem Zieldurchmesser wachsenden Kapitalbindungs- und Risikokosten in Rechnung gestellt werden.
  4. Selbst dann, wenn eine Anhebung der Zieldurchmesser längerfristig zu einer Verbesserung des Betriebsergebnisses führt, lässt sich diese nur durch einen vorübergehenden Nutzungsverzicht erreichen. Damit ist der Wunsch nach grösseren Zieldurchmessern grundsätzlich für solche Betriebe problematisch, die nicht in der Lage sind, die mit einer solchen Zielumstellung zwangsläufig verbundenen vorübergehenden Umsatzeinbussen und Liquiditätsengpässe zu kompensieren.
  5. Bedeutsamer ist jedoch, dass die zu erwartenden Kapitalrenditen mit zunehmenden Dimensionen kontinuierlich abnehmen. Wenn man beispielsweise unterstellt, dass die effektive Verzinsung bisher bei 1% lag, dann wäre bei den im Originalbeitrag verwendeten Modelldaten bereits nach Überschreiten des entsprechenden Grenzdurchmessers im Alter 110 oder 115 keine weitere Verbesserung der Gesamtrentabilität mehr zu erwarten.
  6. Letztlich bedeutet dies einerseits, dass Starkholz keineswegs "out" ist; die betriebswirtschaftlichen Fakten zeigen aber andererseits, dass Starkholz nicht automatisch zu einer Verbesserung der Ertragslage der Forstbetriebe führt. Dies wäre nur dann der Fall, wenn die Starkholzproduktion zu mehr Wertholz führen oder wenn Starkholz generell wieder besser als mittlere und schwächere Dimensionen bezahlt würde. Ersteres können die Forstbetriebe selbst – wenn auch nur langfristig – beeinflussen; letzteres ist aufgrund der Weiterentwicklung der Bearbeitungsmöglichkeiten für schwächere Hölzer sehr unwahrscheinlich.

Damit ist unter den jetzigen Holzmarktbedingungen die Erzeugung von Nadelstarkholz aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur dann sinnvoll, wenn überdurchschnittliche Qualitäten produziert werden.