Als Grundlage für die vorliegende Darstellung dienen u. a. die im Privat- und Körperschaftswald (PKW) von den unteren Forstbehörden, im Landeswald (LW) von Sachsenforst und im Bundesforst (BF) von den Bundesforstbetrieben routinemäßig erhobenen Waldschutz-Überwachungsdaten.

Witterungsbedingungen

Die Witterungsbedingungen ab dem ausgehenden Winter 2022/2023 waren gekennzeichnet von durchschnittlichen bis überdurchschnittlichen Niederschlägen, wobei unter anderem zu Beginn der Schwärmperiode des Buchdruckers im April und im Mai 2023 mehrere trockene Phasen registriert wurden. Im Mai führte dies in Kombination mit höheren Temperaturen zu einer negativen klimatischen Wasserbilanz. Von Juni bis August kam es zeitweise zu ergiebigen Niederschlagsereignissen. Auch wenn der Regen lokal als Starkniederschlag fiel und es damit zu einem verstärkten Oberflächenabfluss kam, führte dies zumindest in Bodenschichten bis 50 cm Tiefe zu einer Entspannung des Wasserhaushaltes. Die monatlichen Durchschnittstemperaturen lagen in den letzten Monaten beständig über dem langjährigen Mittel und begünstigten so die Entwicklung von Borkenkäfern und anderen wärmeliebenden Schaderregern.

Waldbrände

Nach überdurchschnittlichen 215 registrierten Waldbränden (ohne Bundeswald) 2022 mit einer Brandfläche von insgesamt 783,54 ha und in Einzelfällen sehr großen Bränden ereigneten sich auch in diesem Jahr trotz der phasenweise feuchten Sommerwitterung per 20.10.2023 mit 100 Meldungen schon wieder vergleichsweise viele Waldbrände, darunter aber nur ein relativ großer Brand in der Gohrischheide mit einer Fläche von 113 ha.

Wurf und Bruchholz

Im Winterhalbjahr 2022/23 war der Wurf- und Bruchholzanfall gering und meist am Rand von Schadflächen lokalisiert. Im Zusammenhang mit der bis zum Frühjahrsbeginn relativ feuchten Witterung war das Angebot an leicht besiedelbaren Bruthabitaten für die überwinterten Borkenkäfer geringer als in den Vorjahren.

Schäden an Fichte

Wie in den Vorjahren bestimmten an der Gemeinen Fichte auch 2023 die rindenbrütenden Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher das Schadgeschehen. Selbst wenn die registrierten Befallsholzmengen in allen Eigentumsarten rückläufig sind, bewegen sie sich weiterhin auf einem Niveau, das vor 2018 nur schwer vorstellbar war. Ein Ende der nun sechs Jahre andauernden Massenvermehrung ist bisher nicht absehbar, zumal die Rückgänge in den Schadschwerpunkten oft aus einem regional weitestgehend vollständigen Ausfall mittelalter und alter Bestände der Baumart Fichte resultieren.

Betrachtet man die diesjährigen Ergebnisse des sächsischen Borkenkäfermonitorings speziell im Hinblick auf die Aktivitätsdichten des Buchdruckers, zeigt sich bisher ein ähnliches Bild wie 2022. Erneut sind Vogtland und Westerzgebirge sowie Teile des Oberlausitzer Berglandes mit hohen Fangzahlen auffällig. Zudem ist eine Zunahme der Fangzahlen in den mittleren und höheren Lagen der Mittelgebirge festzustellen. Insgesamt ist 2023 bis in die mittleren Lagen vom Abschluss einer 3. Generation, in den höheren Berg- und Kammlagen mind. von einer Geschwisterbrut der 2. Generation auszugehen. Damit werden vor allem Jungkäfer, die eine geringere Wintermortalität aufweisen, überwintern.

Auch bei der Entwicklung des Befallsholzanfalls ist der Trend regional unterschiedlich. Während in den bisherigen Hauptschadgebieten die Befallsholzmengen tatsächlich deutlich zurückgehen, liegen im Erzgebirgsraum die bisher erfassten Mengen, analog zu den Fallenfangergebnissen, teils erheblich über den zum selben Zeitpunkt registrierten Vorjahreswerten. Die Intensität des Befallsgeschehens ist für letztgenannte Region zwar durchaus besorgniserregend, verläuft bisher jedoch deutlich schwächer als es bspw. in den letzten Jahren im ostsächsischen Raum der Fall war.

Insgesamt beläuft sich die in den letzten Jahren in den sächsischen Wäldern allein durch den Buchdrucker verursachte Befallsholzmenge mittlerweile auf über 7 Mio. m³. Davon entfielen immerhin noch 0,84 Mio. m³ auf das Borkenkäferjahr 2022/2023 und im aktuellen BK-Jahr 2023/2024 wurden in den Monaten Juni bis September 260.000 m³ registriert. Dies entspricht in etwa der Hälfte der Vorjahresmenge im Bezugszeitraum. In Abbildung 1 ist die Entwicklung der Befallsholzmengen seit 1946 grafisch dargestellt.

Der Kupferstecher war am Befall in Fichtenbeständen 2023 wieder nur geringfügig beteiligt, lokal allerdings durchaus auffällig. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren nahm die Befallsholzmenge wieder zu und betrug Ende September ca. 2.000 m³. Das ist weniger als 1 % der durch holz- und rindenbrütende Schadinsekten, insbesondere den Buchdrucker, befallenen Holzmenge an Fichte.

Als Fazit bleibt festzuhalten, dass die Befallsmengen in der Gesamtbilanz weiter rückläufig sind, auch wenn regionale Schwerpunkte Anlass zu Sorge geben. In den sächsischen Wäldern sind allerdings noch immer erhebliche Risikovorräte vorhanden, die jederzeit als neue Initiale fungieren können.

Schäden an Kiefer

Bei Kiefern stärkerer Dimensionen kann es nach einer deutlichen Vorschädigung der Bäume (z. B. durch Dürre) zu einem oft kombiniert auftretenden Befall mehrere Käferarten kommen, wobei die einzelnen Arten bestimmte Baumabschnitte als Bruthabitat präferieren. Der in der Folge häufig auftretende Mischbefall sowie die dabei unterschiedlich ablaufende Befallssukzession erschweren eine rechtzeitige Erkennung und Sanierung. Infolge der extremen Witterungsverläufe stiegen die Befallsholzmengen durch den Sechs- und Zwölfzähnigen Kiefernborkenkäfer, den Großen und den Kleinen Waldgärtner, den Blauen Kiefernprachtkäfer sowie durch weitere holz- und rindenbrütende Arten in den Jahren 2018 bis 2020 stark an, waren dann aufgrund günstigerer Witterungsbedingungen ab 2021 aber wieder rückläufig. Insgesamt nahm die Befallsmenge durch die holz- und rindenbrütenden Käfer an Kiefern 2023 im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich zu und erreichte zum 30.09. mit 57.500 m³ das 1,7-fache. Im Gebiet der Oberlausitz war in den letzten Jahren an mehreren Stellen eine stärkere Beteiligung des eigentlich als selten eingestuften Langhalsigen Kiefernborkenkäfers (Orthotomicus longicollis, s. Abb. 2) auffällig.

Für die nadelfressenden Schädlingsarten zeigten die Ergebnisse der Winterbodensuche, dem Standardmonitoringverfahren für diese Gruppe, für das Jahr 2023 insgesamt noch unkritische Populationsdichten. Die Dichten der Forleule stiegen zwar weiter an, zeigten aber nach wie vor Latenzverhältnisse. Auch ließen die nachgewiesenen Dichten von Kiefernspinner und Blattwespenarten entsprechend ihres langjährigen Zyklus einen Anstieg auf überwiegend unkritischem Niveau erkennen. Der Kiefernspanner befindet sich zurzeit in der Latenzphase. Die beschriebenen Ausgangsdichten wurden im Laufe der Sommermonate durch das Ausbleiben fraßgeschädigter Flächen bestätigt.

Die Anzahl der bei den Bodensuchen registrierten Trieb-Absprünge durch Waldgärtner zeigen, dass sich diese Borkenkäferarten analog zu den entsprechenden Befallsholzmeldungen wieder im Bereich der Latenz befinden. Nur lokal liegen für einen Teil der Flächen noch erhöhte Werte vor. Die Abbildung 3 zeigt für die genannten Arten für die Jahre ab 2010 den Anteil der aufgetretenen Schwellenwertüberschreitungen und verdeutlicht das aktuell noch geringe, für einige Arten aber ansteigende Niveau.

Die Nonne befindet sich weiterhin in der Latenz. Dies bestätigte das Ausbleiben entsprechender Fraßmeldungen und die vorliegenden Ergebnisse aus den Pheromonfallenfängen, als dem standardisierten Waldschutzmonitoring für diese Art.

In den bekannten Vorkommensgebieten des Kiefern-Prozessionsspinners in Nordostsachsen trat diese Art auch 2023 durch Nester und die Prozessionen (Abb. 4) der vollständig entwickelten Raupen lokal auffällig in Erscheinung.

Schäden an Nadelbaumverjüngungen

Auf den Flächen von schadbedingt beräumten ehemaligen Fichten- (aber auch Kiefern-) Beständen entstehen grundsätzlich Bruthabitate für den Großen Braunen Rüsselkäfer. In Verbindung mit der Wiederaufforstung mit fraßgefährdeten Nadelbaumarten leitet sich daraus ein hohes Schadpotenzial ab. Die vorliegenden Daten zu den registrierten Schäden dokumentieren diese Entwicklung allerdings weiterhin nicht im erwarteten Umfang.

Schäden an Laubbaumarten

Der Wassermangel der letzten Jahre überstieg bei einzelnen Laubbäumen deren Toleranzrahmen und verursachte nicht mehr kompensierbare Vitalitätseinbußen. An derart vorgeschädigten Eichen war ab 2018 verstärkt Befall durch Eichensplintkäfer bzw. Eichenprachtkäfer festzustellen. Seit Spätsommer 2020 wurden zusätzlich besonders in Nordwestsachsen der Kleine schwarze Nutzholzborkenkäfer und der Eichenkernkäfer auffällig. Einem Schädlingsbefall noch gesunder, aber vorgeschwächter Eichen, kann nur durch forstsanitäre Maßnahmen an befallenen Bäumen zur Reduzierung der Populationsdichten entgegengewirkt werden. Ab 2022 kam es außerdem vermehrt zu lokal auffälligem Schleimfluss und absterbenden Eichen.

Die im Winter 2022/23 mit Hilfe von Leimringen erfolgte Überwachung der Frostspanner, als relevanter Vertretergruppe der Eichenfraßgesellschaft, wies auf eine weiter sinkende Tendenz hin. Die im Frühjahr dokumentierte Fraßfläche bestätigte die erwartete geringe Schadintensität, die gemeldeten absoluten Schadflächen nahmen im Vergleich zum Vorjahr aber zu. Die Prognose des zu erwartenden Fraßes durch den Grünen Eichenwickler, ließ für die relativ wenigen untersuchten Bestände im Landeswald für das Frühjahr 2023 ebenfalls ein niedriges Dichteniveau erwarten. Dies bestätigte sich anhand der verhältnismäßig geringen Schadfläche, auch wenn diese im Vergleich zum Vorjahr zunahm. In der Oberlausitz im Privatwald zeigten sich lokal starke Fraßschäden und auffällige Falteraktivitätsdichten (s. Abb. 5).

Die Ergebnisse der Schwärmflugüberwachung des Schwammspinners mittels Pheromonfallen im Sommer 2023 bestätigten mit maximal 930 Faltern in einer Falle und überwiegend deutlich geringeren Fängen die aktuelle Latenzphase.

Das Auftreten des Eichenprozessionsspinners in Wäldern wurde 2023 in allen bislang bekannten Befallsgebieten durch Pheromonfallenfänge und/oder eher zufällige Eigelege-, Raupen- bzw. Gespinstfunde bestätigt (s. Abb. 6). Die Beobachtungen im Sommer 2023 deuten erneut auf eine Befallszunahme und regional auch auf Arealausweitungen hin.

Dem historisch bekannten Zyklus nach war 2023 in Teilen der Oberlausitz mit einem stärkeren Auftreten von Maikäfern zu rechnen. Im Gebiet der Göbelner Heide gab es Beobachtungen von stärkerem Fraß durch die Käfer an Einzelbäumen bis hin zu Kahlfraß. Z. T. war auch merkliches bis starkes Schwärmen durch Waldmaikäfer zu verzeichnen (s. Abb. 7).

Wie schon in den Vorjahren zeigten sich 2023 lokal Buchenbestände mit einem merklichen Anteil absterbender Einzelbäume. Ähnlich wie bei den Eichen konnten die an diesen Bäumen auftretenden Sekundärschädlinge, insbesondere der Kleine Buchenborkenkäfer und der Buchenprachtkäfer, von den für sie günstigen Entwicklungsbedingungen und der verringerten Vitalität der Wirtsbäume profitieren.

Das vom Eschentriebsterben im Freistaat Sachsen verursachte Schadniveau ist zurzeit gering und die Schadfläche ging in den letzten Jahren zurück. Im Gegensatz dazu nahmen die Schadmengen durch Eschenbastkäfer (s. Abb. 8) mit witterungsbedingten Schwankungen ab 2018 zu.

Aktuell sind die Schadmeldungen für die durch den Pilz Cryptostroma corticale ausgelöste Rußrindenkrankheit an Ahorn rückläufig.

Die im Frühjahr 2022 festgestellten Fraßschäden durch Kurzschwanzmäuse fielen geringer als im Vorjahr aus. Im Spätsommer 2022 hatten die Mäusebesatzdichten dann wieder ein erhöhtes Niveau erreicht. Im Sommer und Herbst 2023 zeichnete sich auf den Monitoringstandorten ein deutlicher Dichteanstieg ab. Das weist auf ein erhöhtes Gefährdungspotential für Fraßschäden durch Mäuse im Winter 2023/24 hin.