Totholz ist nicht gleich Totholz: Dimension und Merkmale

Einerseits werden erhöhte Brennbarkeit und Brandlast als von Totholz ausgehende Gefahren angeführt, andererseits bietet Totholz die Möglichkeit der Wasserspeicherfähigkeit und kann als Brandbremse dienen. Es zeigt sich: „das Totholzproblem“ gibt es nicht. Vielmehr muss zwischen dünnem, leicht entflammbarem Material und ökologisch hochwertigen stärkeren stehenden und liegenden Stämmen (Abb.1) unterschieden werden.

 

Totholz an lebenden Bäumen

Wenn Äste im unteren Bereich der Baumkrone nicht mehr genug Licht erhalten, sind sie für den Baum nicht mehr nützlich. Sie sterben zunächst ab, bleiben danach aber unterschiedlich lange am Stamm. Für die Brandausbreitung von großer Bedeutung ist der Anteil solcher Äste auf jungen, niedrigen und dichten Nadelholzflächen. Hier kann sich auch in vitalen Waldflächen eine beträchtliche Brandlast an totem Holz ausbilden, die eine im Hinblick auf die Entzündbarkeit ungünstiges Verhältnis von Volumen zu Oberfläche aufweist (Abb. 2).
Diese Äste können zudem als Leiterbrennstoff (Feuertreppe) wirken und einem Bodenfeuer den Aufstieg zu einem Vollfeuer ermöglichen.

Waldbrandursachen

Der zweite relevante Einfluss auf die Entstehung von Waldbränden ist der Mensch. Da ein Großteil der Brände auf fahrlässiges menschliches Verhalten zurückzuführen ist, spielt die Besucherfrequenz in Waldgebieten eine wesentliche Rolle hinsichtlich der Brandgefahr. Speziell Parkplätze und Grillstellen sind neuralgische Orte mit höherer Wahrscheinlichkeit für Feuer.

Management von leicht entflammbarem toten Holz

So wertvoll der Wald an sich ist, liegt das größte Schadpotenzial dort, wo Siedlungsflächen und Infrastruktur durch ein Herauswandern des Feuers aus dem Wald bedroht werden beziehungsweise wo akut Menschenleben bedroht sind. An diesem Orten ist ein aktives Management von leicht entflammbarem toten Holz besonders wichtig.

Schutzzonen zur zielgerichteten Waldbrandprävention

Als wirksame Prävention erweist sich eine Zonierung des Waldes. Waldbrandmanagementzonen sollen verhindern, dass sich dünnes, luftumströmtes und damit dauerhaft leicht brennbares Material ansammelt. Das kann durch Abschneiden bodennaher Äste, Entfernung des Materials oder Schaffung von Bodenkontakt (z.B. durch Mulchen) geschehen. Auch eine Vereinzelung von Bäumen kann hilfreich sein, damit sich ein Feuer weniger leicht über die Kronen verbreiten kann. Es handelt sich hierbei jedoch um aufwändigere und kostenintensivere Maßnahmen, die nur bei entsprechender Gefährdung von Siedlungen, kritischer Infrastruktur oder in Bereichen mit deutlich erhöhter Entzündungswahrscheinlichkeit im Verhältnis stehen.

Häufig reichen schon schmale Zonen von 10 bis 30 Metern, um einen substanziell besseren Brandschutz zu gewährleisten. Selbst in einem Verdichtungsraum wie in der nördlichen Rheinebene, in der die baden-württembergische Modellregion Waldbrandmanagement liegt, ist starkes und damit ökologisch wertvolles Totholz in überwiegenden Teilen der Waldfläche bei aktivem Management grundsätzlich unproblematisch (Abb. 3: Schutzobjektkartierung).

Besonderes Augenmerk gilt Nationalparken. Sie sind aufgrund ihrer Zielsetzung durch höher Totholzanteile gekennzeichnet als viele bewirtschafte Wälder. Absterbende Bäume werden in diesen weder zu deren Werterhalt noch zur Verhinderung von Schädlingsausbreitungen entnommen.

Wichtiger Dialog zwischen Forst und Feuerwehr

Die Intensivierung des Dialogs zwischen Feuerwehr und Forst ist ein wichtiger Faktor in der Brandbekämpfung. Die gemeinsame Festlegung und Lokalisierung von Schutzobjekten, die Feuerwehren oft besser kennen als Forstleute, ist maßgeblich für die Ausweisung von Managementzonen. Auf der anderen Seite kann geschultes und ortskundiges Forstpersonal entscheidende Hinweise geben, wo und wie auf unterschiedlichen Waldflächen effizient gelöscht werden kann und warnen, wo erhöhte Gefahr für die Einsatzkräfte besteht.

Fazit

Die Brandgefahr von Totholz kann im Rahmen eines aktiven Waldbrandmanagements reduziert werden. Dafür bedarf es eine abgestimmte Zonierung entsprechend der potenziellen Waldbrandgefahr. Richtig bewertet und gesteuert kann Totholz langfristig sogar einen positiven Beitrag für das Waldbrandmanagement leisten. In Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und den Forstakteuren können entsprechende Konzepte mit vergleichsweise geringem Aufwand und perspektivisch sogar automatisiert erstellt werden (Abb. 4).