Trockenschäden an der Buche: Führt eine Bewirtschaftung zu erhöhter Mortalität?

Es ist unbestritten, dass infolge der Trockenperiode 2018 bis 2020, in vielen Buchenbeständen Schäden bisher kaum bekannten Ausmaßes auftraten. Die in der Waldzustandserhebung beobachtete Kronenverlichtung erreichte im Jahr 2020 einen neuen Höchststand. Außerdem stellte diese bundesweite Erhebung 2021 die seit über 25 Jahren höchste Absterberate fest.

Häufig diskutiert, aber weitgehend ungeklärt ist dagegen die Frage, inwieweit Bewirtschaftungsmaßnahmen die Mortalität der Buche beeinflussen. Durchforstungen, Vorratspflege und Zielstärkennutzung greifen in das Kronendach ein und können so das Mikroklima verändern. In größere Bestandeslücken dringt mehr Sonnenstrahlung ein und die Temperatur ist erhöht. Andererseits kann das Absenken der Bestandesdichte die Verfügbarkeit von Ressourcen, insbesondere auch Wasser, für verbleibende Bäume verbessern. Ein gutes Indiz hierfür sind höhere Durchmesserzuwächse bei und nach Trockenheit in durchforsteten, gegenüber undurchforsteten Beständen, was auf eine höhere Trockenstresstoleranz durchforsteter Bestände hindeuten kann. Allerdings gibt es auch Hinweise darauf, dass insbesondere in älteren Buchenbeständen das Risiko für eine Vitalitätsschwäche mit abnehmender Grundfläche deutlich ansteigt.

Erste Erkenntnisse aus nicht mehr bewirtschafteten Prozessschutzgebieten in Hessen weisen jedoch nicht darauf hin, dass Hiebsmaßnahmen in Buchenbeständen bei Trockenheit die Mortalität signifikant beeinflussen. Vor dem Hintergrund dieser zum Teil widersprüchlichen, beziehungsweise von standörtlichen Faktoren abhängigen Befunde ging die vorliegende Arbeit der Frage nach, inwieweit sich die Bewirtschaftung von Buchenwäldern auf der Schwäbischen Alb (Baden-Württemberg) auf das Mortalitätsgeschehen bei Trockenheit auswirken könnte. Dazu erfolgten vergleichende Untersuchungen in nicht mehr bewirtschafteten Bannwäldern und bewirtschafteten Vergleichsbeständen.

Den kompletten AFZ-Artikel inklusive Methodik und Quellen können Sie auf ResearchGate herunterladen.

Ergebnisse der Untersuchung: Keine erhöhte Mortalität in bewirtschafteten Wäldern!

Die durchschnittlichen jährlichen Mortalitätsraten waren sowohl in den Bannwäldern mit 0,7% als auch in den bewirtschafteten Wäldern mit lediglich 0,2% gering. Hinweise auf eine durch die Bewirtschaftung nennenswert erhöhte Mortalität lassen sich daraus nicht ableiten. In keinem Fall – weder in den Bannwäldern noch in den bewirtschafteten Referenzflächen – war hier ein deutlich erhöhtes Absterben festzustellen, wie es vereinzelt in Buchenbeständen auf sehr trockenen Standorten in den letzten Jahren zu beobachten war. Die vorgestellten Ergebnisse entstammen offenkundig nicht einem hinsichtlich Trockenheit extremen Standort. Es ist durchaus möglich, dass sich eine Bewirtschaftung auf deutlich trockeneren Standorten anders auf die Sterblichkeit der Buche auswirken könnte.

Ebenso wenig ließ sich ein direkter Einfluss der Intensität von Erntemaßnahmen auf das Sterberisiko verbleibender Bäume feststellen. Vielmehr bestätigt sich der in anderen Untersuchungen festgestellte große Einfluss des Konkurrenzdrucks auf die Überlebenschancen eines Baumes.

Selbstverständlich bergen Durchforstungseingriffe auch in Buchenbeständen Risiken. So kann eine starke Auflichtung des Bestandes etwa das Risiko von Schäden durch Sonnenbrand und eines anschließenden Befalls durch Buchenprachtkäfer, insbesondere unter trocken-warmen Bedingungen, erhöhen. Auch ergeben sich durch die Befunde eines erhöhten Risikos von Vitalitätsschwächen mit abnehmender Grundfläche in älteren Buchenbeständen Hinweise darauf, dass eine Bewirtschaftung negative Auswirkungen auf die Buche haben kann.

Jedoch zeigen die Ergebnisse unserer Untersuchung und auch diejenigen anderer Autoren, dass es großflächig Buchenstandorte gibt, auf denen (bisher) die trockenheitsbedingte Mortalität sehr gering war und auch nicht durch waldbauliche Auflichtungen des Kronendachs befördert wurde. Daher sollten waldbauliche Anpassungsstrategien zur Vermeidung von Trockenstress und Mortalität in Buchenwäldern auf standörtlich differenzierten Einschätzungen der Vulnerabilität beruhen.