Bärlauch (Allium ursinum)

Der Bärlauch gehört zu den Lauchkräutern, einer Untergruppe der weitverzweigten Familie der Liliengewächse. Er ist an seinem Knoblauch- resp. Zwiebelgeruch zu erkennen. Charakteristisch sind seine beiden elliptisch- lanzettförmigen Blätter sowie sein schneeweisser Blütestand mit den sechszipfligen Blütensternen.

Der auf feuchten, humusreichen Laub- und Auenwaldböden in grossen Kolonien wachsende Bärlauch ist im Volksmund als "Wald-" oder "Wildknoblauch" bekannt. Bereits die alten Römer machten sich diese Waldpflanze zu Nutze. Daran erinnert unter anderem auch der noch heute im St. Galler Oberland gebräuchliche Mundartname "Rämschelen" (römischer Salat).

Die ersten Blätter erscheinen je nach Wetterlage und Standort zwischen Ende Februar und Anfang März. Dank ihrem starken Koblauchgeruch sind sie einerseits leicht zu finden, anderseits besteht eine nicht zu unterschätzdende Verwechslungsgefahr mit den ähnlich aussehenden, geruchlosen aber sehr giftigen Blättern des Maiglöckchens (Convallaria majalis) oder der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale).

Heilwirkung

Die Heilwirkung des Bärlauches ist ähnlich derjenigen des Knoblauches. So regen beispielsweise Bärlauchzwiebeln die Durchblutung an. Zudem sind gewaschene Bärlauchzwiebeln, hälftig längs geschnitten und in Cognac eingelegt, nicht nur für den Magen und die Verdauung wohltuend, sondern lösen nach erfolgtem Einreiben der Gelenke Verspannungen und Krämpfe.

Verwendung

Der knoblauchähnliche und würzige Geschmack rührt vom schwefelhaltigen, ätherischen Bärlauchöl, welches vor allem die Drüsen des Magen-Darm-Traktes sowie die Galle günstig beeinflusst. Die Einnahme von Bärlauchblättern (auf welche Art auch immer) bewirkt eine Entgiftung des gesamten Körpers und reinigt nebst dem Blut auch die Luftwege. Zudem hat er cholsterinspiegelsenkende Wirkung. Selten lässt sich eine Heilpflanze so vielseitig auch in der Küche verwenden wie der Bärlauch. So ist er als Gewürzpflanze beliebt, sei dies in der Suppe, im Salat oder als aromatische Zugabe, in dem verschiedene Fleisch- oder Fischgerichte mit Bärlauchblättern umwickeltet werden.

Tip
Während der "Bärlauchsaison" (anfangs März bis Mitte Mai) täglich ein Schüsselchen mit aus jungen Blättern und Oliven- oder Walnussöl zubereitetem Salat essen. Dies ist eine wirksame und günstige Entschlackungskur.

Brennnessel (Urtica dioica)

Die Brennnessel ist eine typische Kulturfolgerin. Überall dort, wo viel Stickstoff in den Boden eingebracht wurde, ist diese bis 1.50 m hohe Pflanze zu finden. Die Brennnessel fördert die Humusbildung und wirkt so ausgleichend und heilend auf den Boden. Ihr Name leitet sich ab vom lateinischen Urticae = urure, was brennen bedeutet. Bereits die Pfahlbauer kannten die Brennessel vor rund 5000 Jahren. Vor allem im Mittelalter wurden die zähen Fasern des Stängels oft verwendet, um Gewebe, sogenannte Nesselstoffe, herzustellen.

Die Brennnessel hat zwei Gesichter. Einerseits beissen uns die feinen Brennhaare bei Berührung mit ihrem Drüsensaft. Gegen diese Abwehrvorkehrung der Pflanze kann man sich vorsehen, indem man sie "mit dem Haarstrich gehend" (also von unten nach oben) oder mit einem Plastikhandschuh anfasst. Andererseits erfreut uns die Brennnessel im Frühling (April/Mai) als schmackhaftes und mineralstoffhaltiges (Kalzium, Kalium, Kieselsäure) Frühlingsgemüse oder als Suppeneinlage. Zudem ziehen Brennnesseln Schmetterlinge wie das Tagpfauenauge oder den Admiral an. Demzufolge empfiehlt es sich, im Hausgarten nicht alle Brennnesseln zu vernichten und den einen oder andern Stock für die Schmetterlingsraupen als willkommene Nahrung stehen zu lassen. Farbfrohe Schmetterlinge danken es Ihnen während der Sommerzeit!

Heilwirkung

Eine "Blutreinigungskur" mit Brennnesseln im Frühjahr verhilft zu neuen Kräften. Zudem erhöht die Brennnessel die Enzymproduktion der Bauchspeicheldrüse und regt die Blasen- und Nierentätigkeit an. Ihr wird auch eine heilende Wirkung bei rheumatischen Erkrankungen, Hexenschuss, Ischias und Haarausfall nachgesagt.

Rezepte

  • Für eine Brennnesselsuppe sind je eine Zwiebel sowie Knoblauchzehe fein zu hacken und in etwa 20 g Butter zu dünsten. Dazu gibt man 100 g abgebrühte, fein gehackte Brennnesselblätter dazu und rührt das ganze in 1 Liter kochende Hühnerbouillon ein. Abschliessend gibt man 2 dl Vollrahm mit Rahmrosette dazu und garniert das Ganze mit den abgebrühten Brennnesselblättern.
  • Brennnesseltee hilft gegen Nieren- und Blasenerkrankungen und wird wie folgt gebraut: 2 Teelöffel getrocknete Brennnesselblätter mit einer Tasse kochendem Wasser aufbrühen, kurz aufkochen, 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und abseihen. 3x täglich eine Tasse warm trinken.
     

Hunds- oder Wildrose (Rosa canina)

Die Hundsrose verdankt ihren Namen dem griechischen "Kynosbator" (kynos = Hund, batos = Dornstrauch). Bei uns ist sie besser bekannt als Hagebutte. Ihre roten, eiförmigen bis kügeligen Organe sind Scheinfrüchte; die darin enthaltenen Kerne sind die eigentlichen Früchte. Die während Juni und Juli zartrosa blühenden Sträucher gedeihen vom Mittelland bis gegen 1300 m. ü. M. vorwiegend an Waldrändern, in Waldlichtungen und Hecken. Sie werden etwa 1-5 m hoch.

Heilwirkung

Seit altersher wurde die Heilwirkung der Wurzeln, der Blüten, speziell aber die der scharlachenroten Hagebutten genutzt. Der enorm hohe Gehalt an Vitamin C der Hagebutte bewirkt eine deutliche Steigerung der Abwehrkräfte des menschlichen Körpers. Allerdings ist wichtig, die Früchte möglichst frisch zu verwenden; denn bei Trocknung und Lagerung nimmt der hohe Vitamingehalt sehr schnell ab. Neuste Forschungsergebnisse ergaben, dass mit Vitamin C, speziell bei Erkältungs- und Infektionskrankheiten, grosse Wirkung erzielt werden. Gemäss Kräuterpfarrer Johann Künzle (1858-45) lindern aus Hagebuttenschalen gebrauter Tee Nieren- und Blasenleiden (wassertreibend).

Rezepte

Nebst der oben beschriebenen Heilwirkung können aus Hagebutten köstlich schmeckende Getränke zusammengebraut werden:

  • Tee
    4 Teelöffel zerkleinerte, frische oder luftgetrocknete Hagebuttenschalen mit ½ Liter Wasser 10 Minuten (nicht länger) kochen lassen. Dazu 2 Teelöffel eingeweichte Kerne mit 1 Tasse Wasser überbrühen und 20 Minuten ziehen lassen und vor dem Trinken absieben. Falls erwünscht, kann noch 1-2 Kaffeelöffel Honig und/oder Zitronensaft dazu gegeben werden. Dieser Tee kann je nach Jahreszeit, warm oder kühl getrunken werden.
  • Hagebuttenwein
    1 Liter gequetschte reife Früchte, 500g weissen Kandiszucker sowie 3 Liter Weisswein; während 8 Tagen das Ganze ziehen lassen und abschliessend filtrieren. Beim Genuss von 1-3 Gläschen pro Tag zeigt dieses Getränk nebst Erfrischung auch harntreibende Wirkung.
  • Konfitüre
    1 kg frischgepflückte Hagebutten vorerst 8-10 Tage kühl lagern (damit werden sie weicher und sind leichter zu verarbeiten), Fliege entfernen und halbieren. Während 3- 4 Tagen mit den Kernen in 1 Liter Süssmost ab Presse einlegen und kühlstellen. Danach zugedeckt während ½ - 1 Stunde weichkochen, anschliessend die weichgekochten Hagebutten durch die Passevite mit grobem Einsatz treiben, womit die Kerne zurückbleiben. Das Mus erwärmen und portionsweise durch ein Sieb streichen, womit auch die feinsten Härchen zurückbleiben. Das zweifach passierte Mark mit etwa 750 g Zucker sowie 3 Esslöffel Zitronensaft mischen, anschliessend zum Einkochen in 2 Portionen teilen, damit die Kochzeit möglichst kurz wird (etwa 15 Minuten) und das Mark nicht anbrennt. Während dem Einkochen bei mittlerer Hitze ständig rühren. Die nun fertig eingekochte Konfitüre heiss in saubere, vorgewärmte Gläser füllen und sofort verschliessen. Die empfohlenen Zutaten ergeben etwa 6 dl köstliche Konfitüre.
     

Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)

Der bis gegen 8 m hohe Schwarze Holunderstrauch, im Volksmund unter anderem auch "Tintebeeri" genannt, gehört zur Familie der Geissblattgewächse und gedeiht vom Mittelland bis etwa 1400 m ü. M. In tiefen Lagen ist er wesentlich häufiger anzutreffen als der bis etwa 4 m hohe Rote Holunder. Von diesem unterscheidet er sich unter anderem durch die hellere Rinde, aber insbesondere durch das reinweisse Mark, das beim Roten Holunder gelbbraun ist. Im Juni/Juli trägt der Schwarze Holunder weisse Blüten.

Sambucus nigra hat schon vor Jahrtausenden Bekanntheit erlangt. So belegen Funde aus der Steinzeit, dass bereits damals dieser mit reichlich blauschwarzen, saftigen Beeren behangene Strauch sich grosser Beliebtheit und Verwendung erfreute. Die Griechen und Römer kannten die therapeutischen Eigenschaften der Blüten und Früchte. Die Germanen waren überzeugt davon, dass im Holunder gute Geister wohnen, so speziell "Freya" die Beschützerin von Haus und Hof. Deshalb gibt es die Sitte, einen Holderbusch nahe bei Haus oder Scheune zu pflanzen. Zudem: in Erkenntnis des Heilwertes galt "Ein Holunderstrauch im Garten ersetzt die Apotheke!"

Verwendung

Die Heilkraft des Schwarzen Holunderstrauches ist vor allem bei Heiserkeit, bei fiebrigen Erkrankungen und speziell bei Grippe erwünscht. Als Gurgelwasser bringt Holunder Linderung bei Mandel- und Rachenentzündungen. Tee aus getrockneten Blüten hat nicht nur eine schweisstreibende, sondern auch eine blutreinigende Wirkung. Es ist erstaunlich, was sich aus Teilen dieses Strauches alles zum Verköstigen machen lässt, sei es Suppe, Tee, Mus, Konfitüre, Geleé, Sirup, ja sogar Sekt!

Rezepte

  • Tee
    2 kleine Löffel getrocknete Blüten mit kochendem Wasser übergiessen, nach 5 - 10 Minuten absieben. Pro Tag 3 bis maximal 5 Tassen trinken.
  • Sirup
    3 Liter Wasser mit 2 kg Zucker aufkochen und erkalten lassen. Etwa 16 Holunderblütendolden (ohne Stengel) mit 3 Zitronenscheiben sowie 60 Gramm Zitronensäure dazugeben. Das Ganze etwa 6 Tage in einem Steinguttopf zugedeckt stehen lassen. Abschliessend den Sirup abgesiebt in Flaschen füllen und verkorkt an einem kühlen Ort aufbewahren.
  • Zur besonderen Beachtung: Alles am Holunder ist im Rohzustand giftig, beziehungsweise ungeniessbar!
     

Linden (Tilia platyphyllos und T. cordata)

Die zwei bei uns bekannten Lindenarten unterscheiden sich nur unwesentlich voneinander. Die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) hat etwas grössere Blätter und weist 3-5 langgestielte, eine Trugdolde bildende, hängende Blüten auf. Die Winterlinde (Tilia cordata) hat kleinere Blätter sowie 5-11 Blüten je Trugdolde.

Mythologisch und kulturell spielten die Linden seit geraumer Zeit eine grosse Rolle. Speziell ihre Zähigkeit, die sie über 1000 Jahre alt werden lässt, zeichnete die beiden Baumarten aus. Deshalb dienten Linden für viele Völkergenerationen als "Baumdenkmäler". Unzählige Ortschaften hatten und haben ihre Dorflinde, unter derer Feste, Gottesdienste, Versammlungen und Gerichtsverhandlungen stattfanden. Auf manchem Aussichtspunkt in hügeliger Landschaft thront noch heute eine stattliche Linde und erinnert an vergangene Zeiten, in denen sie eine bedeutende Rolle spielte.

Heilkunde

Sommer- und Winterlinde weisen gleichwertige Heilwirkungen auf. Am bekanntesten ist Tee aus Lindenblüten, die je nach Lindenart von Ende Mai bis Anfang Juli gesammelt werden können. Die Blüten sollten im Schatten an der Luft getrocknet werden – mitsamt den am Blütenstiel halb angewachsenen, blassgelblichgrünen Hochblättern. Beim Trocknen im heissen Ofen würde sich das in den Blüten enthaltene ätherische, heilsame Öl verflüchtigen. Zudem empfiehlt es sich, keine allzu langfristigen Vorräte anzulegen, sondern jedes Jahr neu "in die Linden zu gehen".

  • Die Heilwirkung von Lindenholzkohle wurde früher häufig genutzt. Da die Holzkohle andere Stoffe gut bindet, streute man sie auf nässende und eiternde Wunden, auf Hautflechten oder Ekzeme. Lindenholzkohle kam ausserdem bei Blähungen, Darmerkrankungen, Durchfall oder Verstopfung zur Anwendung.

Beachten: Tee aus der nicht einheimischen Silberlinde (Tilia tomentosa), die an der silbrig-grünen Blattunterseite zu erkennen ist, hat einen unangenehmen Geruch und schmeckt auch entsprechend!

Tip zur Zahnfleischpflege
Lindenholzkohle und Salbeiblätter fein zerreiben, miteinander mischen, auf die Zahnbürste geben. Damit das Zahnfleisch gründlich massieren.

Wichtigste Quellen

  • Johann Künzle: Das grosse Kräuterheilbuch
  • Martin Furlenmeier: Kraft der Heilpflanzen
  • Recht/Wetterwald: Ernte am Wegrand
  • Das Beste aus Reader's Digest AG: Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen
  • Betty Bossi: Aus Mutters Spezialitäten Schrank
  • Wichtl, M., (Hrg), 1997: Teedrogen und Phytopharmaka
  • Thea Rauch, ITW

 

(TR)