Nach dem Sturm Lothar hatte Förster Adrian Stettler in Konolfingen (Kanton Bern) ein Rundholzerdlager eingerichtet. Zweieinhalb Jahre später wurden die gut 1000m 3 Nadelholz (Fichte, Tanne) abgeführt und in der Sägerei OLWO in Worb eingeschnitten. Fazit: Die Holzqualität entspricht jener aus Nasslagern, und bei längerer Lagerdauer wären die Kosten sogar eher tiefer ausgefallen.

Mit gemischten Gefühlen erinnert sich Adrian Stettler, Oberdiessbach BE, an den Frühling nach "Lothar". 120000 m3 hatte der Sturm in Stettlers Revier auf 2000 ha geworfen. Allein im 200 ha grossen Staatswald waren es 10000 m3. Die Aufnahmefähigkeit der lokalen Sägereien war rasch erschöpft. Das qualitativ hochwertige Holz aus dem Staatswald (Bodenstücke) kam auf Nasslager in Eggiwil und Trub. Aber wohin mit den Bauholzsortimenten? Der Rundholzexport harzte, unter anderem wegen den Transportengpässen der SBB.

"In einer der vielen schlaflosen Nächte erinnerte ich mich plötzlich an die 20-jährigen Schwellen, die wir bei einem Bachverbau herausnehmen mussten: Aussen waren sie verfault, aber dort wo sie in der Erde gesteckt und keinen Luftkontakt gehabt hatten, noch völlig weiss. Das brachte mich auf die Idee mit dem Erdlager." Gerade noch zur rechten Zeit, denn der Frühling nahte. Stettler hatte eine gut erschlossene, schattig gelegene Kiesgrube im Toppwald oberhalb von Konolfingen im Visier. Dort war bis in die 80er-Jahre hinein Kies für die Waldwege abgebaut worden. Oberförster Walter Marti (Waldabteilung 4) unterstützte die Idee.

Dann ging alles sehr schnell: 1091 m3 Lang- und Mittellangholz, hauptsächlich der früheren Langholzklassen 2 und 3 (478 m3 Tanne, Rest Fichte) wurden per Lastwagen angeführt und zu einem 4 bis 5 m hohen, möglichst kompakten Haufen hinten in der Grube aufgeschichtet (Abb. 1), zum Teil mit Hilfe einer Seilwinde. Er wurde mit einem Vlies als Trennschicht zugedeckt, und darüber kam eine etwa 1m dicke Schicht aus lehmigem Aushubmaterial. Solches war glücklicherweise in der Nähe und in genügender Menge verfügbar (600 m3) und wurde mittels Bagger über das Holz verteilt. Dann wurde eine Kleegrasmischung angesät, welche sich gut entwickelte.

Das Lager wurde dann regelmässig überwacht. Im Sommer gab es im hinteren Grubenteil von der Kieswand her einen Einbruch durch Wasser, der dazu führte, dass sich die Erdüberdeckung absenkte. Sofort wurden die Löcher aufgefüllt, um eventuellen Lufteinbruch zu vermeiden.

Gute Holzqualität

Im Sommer 2002 – nach knapp zweieinhalb Jahren Lagerzeit – trat Adrian Stettler mit der Sägerei OLWO in Worb in Kontakt, nahm eine Losliste und Fotos mit und schilderte die Lagerungsumstände. Betriebsleiter Ueli Läderach zeigte sich interessiert und man einigte sich auf einen etwas aussergewöhnlichen Kaufvertrag:

  • Wenn das Holz gleich gut herauskommt wie nass gelagertes zahlt OLWO den abgemachten Preis (im Rahmen von Nasslagerholz).
  • Wenn's schlechter herauskommt als vom Nasslager muss der Preis neu verhandelt werden.
  • Wenn's für die Sägerei unbrauchbar ist muss Stettler einen neuen Käufer suchen.

Ende September meldete die Sägerei Holzbedarf an, und so kam dann der spannende Moment der Lageröffnung (Abb. 2 und 3). Vom Vlies war nicht mehr viel vorhanden. Aber das Holz machte einen sehr guten Eindruck - unter der Rinde schimmerte es weiss. Erste Probeschnitte zeigten eine mit Nasslagerung vergleichbare Holzqualität (Abb. 4).

Wie Ueli Läderach von der OLWO mitteilt, bestätigte sich der erste Befund auch auf der Sägerei: "Die Qualität ist jener von Nasslagerholz mindestens ebenbürtig." Hier wie dort finde man ab und zu leichte Verblauungen von den Enden her und hier wie dort müsse das Holz je nach Verwendungszweck künstlich getrocknet werden. Etwas Sorgen bereite ihm jedoch das offenbar selbst nach dem Waschen und Entrinden noch anhaftende feine Lehmmaterial aus der Deckschicht. Dieses beschleunige den Werkzeugverschleiss. Er habe deshalb mit Stettler einen (kleinen) Preisnachlass vereinbart.

Kostenfrage

Laut Stettlers Berechnungen belaufen sich die Lagerungskosten (Einlagerung, Auslagerung, Rekultivierung der Grube, inkl. Eigenleistungen des Forstbetriebes und Material) auf etwa Fr. 25.– je m3 Holz. Zusätzlich kommt der Holztransport. Das Erdlager dürfte somit teurer sein als ein vergleichbares Nasslager, aber bei längerer Lagerdauer würde der Unterschied immer kleiner, indem beim Erdlager kaum Betriebskosten anfallen.

Da die beitragsberechtigten Kosten für Erdlager tiefer anerkannt sind als beim Nasslager (7 anstatt 19 Franken ohne Transport bei diesem Beispiel) fielen die Bundes- und Kantonsbeiträge leider wesentlich tiefer aus. Angesichts der guten Resultate hält Stettler diese unterschiedliche Beitragspraxis für überdenkungswürdig.

Dennoch ist er zufrieden: "Trotz der Lagerkosten sind wir auf jeden Fall besser gefahren als wenn wir das Holz damals verscherbelt hätten. Nach "Lothar" lösten wir für ähnliche Sortimente, wie sie hier eingelagert waren, nur noch um die 30 Fr./m3. Und die wechselnden Bedingungen, denen die Exportware unterlag, hätten wir überdies kaum erfüllen können."

Zu beachten

Immerhin hätten bei der Einlagerung einige Dinge noch besser gemacht werden können, ist Stettler überzeugt, und empfiehlt folgende Punkte ganz besonders zu beachten:

  • Es ist wichtig, dass das Holz sehr exakt (das heisst mit möglichst wenig Hohlräumen) eingelagert wird.
  • Rindenverletzungen vermeiden - an solchen Stellen kann das Holz während der Lagerung verblauen.
  • Als Trennschicht direkt über den Stämmen hat sich das Vlies nicht bewährt. Besser wäre eine Schicht Rinde, zirka 20 cm dick.
  • Sehr wichtig ist eine gute Zugänglichkeit des Lagers.
  • Die Einlagerung muss vor den ersten warmen Tagen abgeschlossen sein.
  • Ein feuchter, schattiger Standort ist von Vorteil.
  • Lehmiges Material als Überdeckung hat sich sehr gut bewährt und ist Bedingung.
  • Sofort begrünen, wichtig gegen Erosionsschäden!
  • Wenn die Überdeckung irgendwo einbricht, muss sofort zusätzliches Material aufgebracht werden.