Das Unternehmen Bayerische Staatsforsten (BaySF) bewirtschaftet rund 720.000 Hektar Waldfläche mit einem aktuellen Hiebssatz von 5,3 Millionen Festmetern. Bei einem Fichtenanteil von 48 % beträgt der Fichtenhiebssatz 3,3 Millionen Festmeter. Die Situation im Staatswald war in den vergangenen Jahren geprägt vom Sturm Kyrill, den sich anschließenden Aufarbeitungen und zwangsbedingten Nutzungen durch Borkenkäferbefall. Die Fichtenstammholzpreise blieben trotz der Windwurfkatastrophe relativ stabil. Die Schadereignisse der vergangenen Jahre und die Erwartung, dass solche Katastrophen künftig noch häufiger auftreten werden, haben die Bayerischen Staatsforsten veranlasst, ein Nasslagerkonzept für ihr Unternehmen zu entwickeln. Auch für andere Waldbesitzer scheint es vor diesem Hintergrund dringend ratsam, sich bereits jetzt um ausreichende Nasslagermöglichkeiten zu kümmern. Wegen der langwierigen Genehmigungsverfahren ist es im Katastrophenfall in der Regel zu spät, solche Planungen anzugehen. Vorgehensweise und Erfahrungen der BaySF können hierbei wertvolle Hinweise geben.

Ziele des Nasslagerkonzeptes

Im Normalbetrieb sollen die Nasslager eine ganzjährige, kontinuierliche und nachhaltige Bereitstellung von Rundholz für die Sägeindustrie gewährleisten. Sie dienen als Puffer bei Spitzen und Engpässen. So kann das Holz bei Anliefer-schwierigkeiten ins Nasslager verbracht werden. Die Nasslager helfen Lineatus-Probleme abzufedern, Bodenschutzkonzepte zu berücksichtigen und Arten- und Biotopschutzkonzepte zu beachten.

Für den Fall einer Sturmkatastrophe hat die BaySF eine Prioritätenliste entwickelt. Danach erfolgen zunächst die Selbstabholung und der Holztransport direkt zum Kunden. Anschließen wird das Holz in die Kundenlager transportiert. Erst wenn diese Lager gefüllt sind, kommt das Holz in dezentrale Nasslager an den einzelnen Forstbetrieben. Die zentralen Nasslager werden zuletzt bestückt. Als "ultima ratio" können noch Trockenlager aufgebaut werden.

Im Vordergrund bei diesen Maßnahmen steht der Werterhalt der Hölzer. Gleichzeitig dienen die Nasslager dazu, den Holzmarkt zu entlasten und die Holzpreise auf Dauer zu stabilisieren. Des weiteren wird durch sie der Insektizideinsatz vermieden. Eine Lagerung über einen längeren Zeitraum ist für größere Mengen Rundholz ohne Qualitätsverlust nur über Nasslager möglich. Daher müssen die Lager fest installiert und ständig aktivierbar sein. Das Ziel der BaySF ist es, eine Lagerkapazität von drei Millionen Festmetern bereitzustellen.

Auswahl der Flächen

Die Flächen für die dezentralen Nasslager werden von den einzelnen Forstbetrieben ausgewählt. Ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl der Flächen ist die Wasserverfügbarkeit. Außerdem müssen die Flächenbeschaffenheit, eine vorhandene Infrastruktur und die Naturschutzbelange beachtet werden.

  • Wasser: Verfügbarkeit muss auch in trockenen Sommern gewährleistet sein, Faustzahl für den Wasserbedarf = 1 l/sek. für 1.000 Festmeter Holz, kein Wasserschutzgebiet
  • Flächen: eben (quadratisch), windgeschützt, wenn möglich als Schwerkraftanlage, bei Pumpenanlage Nähe zu Strom beachten
  • Infrastruktur: erhöhten LKW-Verkehr bedenken, Siedlungsnähe vermeiden, tragfähige Wege, möglichst Rundschluss oder Einbahnstraße
  • Naturschutz: kein Naturschutzgebiet

Die Auswahl der Flächen für die zentralen Lager erfolgt durch die Zentrale der BaySF. Bei diesen Nasslagern kommen zu den bereits genannten Auswahlkriterien noch folgende hinzu:

  • Flächengröße: große Flächen mit einer Lagerkapazität von 50.000 bis 300.000 Festmetern
  • Lage: verkehrsgünstige Lage, z.B. Nähe zu Autobahnen
  • Kundennähe: am besten zwischen zwei bis drei Kundenstandorten
  • Wasser & Strom: vorhandene Infrastruktur nutzen; verfüllte Kiesgruben, Häfen, ehemalige Truppenübungsplätze verfügen meistens über Wasser und Strom sowie solide Fahrbahnen

Eine Schwerkraftanlage kommt für die zentralen Lager leider nicht in Frage, da solchen Anlagen physikalische Grenzen gesetzt sind. Daher kommen hier eher Elektropumpen zum Einsatz.

Beim Genehmigungsverfahren kann es zu Interessenskonflikten mit verschiedenen Gruppen kommen. Das wären unter anderem der Naturschutz, die Wasserwirtschaft, die Fischerei, der Tourismus oder auch die Anwohner, die sich beispielsweise von dem erhöhten LKW-Verkehr gestört fühlen.

Ausblick

Als langfristiges Ziel soll eine Nasslagerkapazität von etwa drei Millionen Festmetern vorgehalten werden, was ungefähr einem Jahreseinschlag an Fichte entspricht. Bereits etwa ein Viertel der angestrebten Kapazität steht aktuell sofort zur Verfügung. Etliche neue Lagerplätze sind bereits in Planung. Im Falle einer konkreten Katastrophe können weitere, zum Teil bereits in der Vergangenheit genutzte, Plätze aktiviert werden. Das Fassungsvermögen der dezentralen Lager und das der zentralen Lager (Tab. 1), sowie die 196.000 fm Lagerkapazität bei Kunden der BaySF ergeben eine derzeitige Gesamtsumme von 1.856.500 fm.

Tab. 1: aktuell genehmigte und geplante Nasslager der BaySF
 genehmigtlaufende Planungenim Katastrophenfall genehmigtSumme
dezentrale Lager247.500 fm701.000 fm112.000 fm1.060.500 fm
zentrale Lager70.000 fm370.000 fm160.000 fm600.000 fm

Ergänzung

Die Präsentationsfolien des Vortrages sind als PDF (13,1 MB) erhältich.

Die übrigen Vorträge des 6. Bayerischen Waldbesitzertages sind ebenfalls kostenlos verfügbar.