In der Schweiz sind nachhaltige Forstwirtschaft sowie eine strenge Forstgesetzgebung schon immer wichtig. Mit der international anerkannten PEFC-Zertifizierung kann dies noch besser belegt werden. Diese Zertifizierung unterstreicht das Engagement und die Bereitschaft der Waldbesitzenden, sich für das Ökosystem Wald einzusetzen. Als Alleinstellungs­merkmal bezeugt das Zertifikat die geleistete gute forstliche Arbeit. Das geschützte Markenzeichen unterstützt die Waldbesitzenden als Kommunikations­instrument auch in der Auseinander­setzung mit Kritikern.

PEFC ist

  • die Abkürzung für die englische Bezeichnung "Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes", also ein "Programm für die Anerkennung von Forstzertifizierungssystemen".
  • eine 1999 gegründete, transparente, unabhängige und weltweit agierende Organisation zur Sicherstellung einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Waldbewirtschaftung.
  • ein unabhängiger, nicht staatlicher und nicht gewinnorientierter Verein, der die nachhaltige Waldbewirtschaftung durch Zertifizierung fördert.

Die Waldzertifizierung nach den Standards von PEFC basiert auf den sehr strengen Richtlinien für die nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern. Diese Bewirtschaftung wird durch kompetente und unabhängige Organisationen kontrolliert.

Mittlerweile ist es weltweit die grösste Zertifizierung für nachhaltige Waldbewirtschaftung - 295 Millionen Hektar in 44 Ländern sind inzwischen PEFC-zertifiziert. 

Die PEFC-Zertifizierung beginnt mit der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und reicht über Unternehmen bis hin zum Endverbraucher, die Holz- oder Papierprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft am PEFC-Gütesiegel erkennen können. Die lückenlose Rückverfolgung des zertifizierten Rohstoffs vom Wald bis zum Endprodukt ist somit gewährleistet. Jedes Unternehmen in der Verarbeitungskette wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen nach CoC-Standard geprüft.

PEFC-Zertifizierung in der Schweiz

Die PEFC-Zertifizierung in der Schweiz besteht seit 2001. Inzwischen ist Lignum, Holzwirtschaft Schweiz das geschäfts­führende Organ. Neben Vertretern der Holzindustrie Schweiz, der Forstunternehmer Schweiz ist heute auch Wald Schweiz und der Verband Schweizerischer Papier-, Karton- und Folienhersteller (SPKF) als Mitglied aufgeführt. Seit der Gründung haben sich in der Schweiz inzwischen mehr als 200 Waldbesitzende dieser Zertifizierung angeschlossen. Damit sind 18% der Schweizer Waldfläche (218 000 ha) in 13 Kantonen PEFC-zertifiziert – besonders stark vertreten ist die Romandie. Im Rahmen der CoC-Zertifizierung sind mittlerweile alle Landesteile mit Unternehmen vertreten. Insgesamt sind es derzeit 217 Betriebsstätten und das Interesse daran steigt stetig.

In regelmässigen Abständen werden die Standards überprüft und überarbeitet. 2021 und 2022 wurden die Schweizer Wald­bewirtschaftungs­standards sowie die Standards zur Produkt­ketten­zertifizierung bereits zum 4. Mal im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungs­prozesses überarbeitet. Bei der Standard­revision alle 5 bis 7 Jahre sollen jeweils neue wissenschaftliche Erkenntnisse sowie geänderte gesellschaftliche Entwicklungen und Vorschläge aller am Wald interessierten Gruppen berücksichtigt sowie zukunftsweisende Handlungsfelder analysiert werden.

Grundsätze des Schweizer PEFC-Waldstandards

Die PEFC-Standards für nachhaltige Waldbewirtschaftung orientieren sich eng an den 1993 in Helsinki auf der Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa beschlossenen Kriterien, zu denen konkrete Vorgaben für die Umsetzung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung gemacht werden.

Für die PEFC-zertifizierte schweizerische Waldwirtschaft heisst das:

  1. Kahlschläge sind unzulässig
  2. Förderung von Mischbestände aus standortgerechten Baumarten statt Monokulturen
  3. flächiges Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln ist verboten; einzige Ausnahme sind punktuelle Behandlungen von Holzpoltern ausserhalb von Grundwasserschutzzonen, falls keine anderen wirtschaftlich tragbaren Massnahmen möglich sind sowie behördlich angeordnete Massnahmen
  4. Forstmaschinen müssen ausgewiesene Gassen nutzen und dürfen den Waldboden nicht flächig befahren
  5. Maschinen dürfen im Wald nur mit biologisch abbaubaren Schmierstoffen betrieben werden
  6. Totholz muss zur Steigerung der Artenvielfalt und als Lebensraum erhalten werden
  7. Wildbestände sind zur Sicherung der Waldverjüngung anzupassen
  8. Im Wald werden keine genetisch veränderten Organismen freigesetzt

Die meisten Schweizer Waldbesitzer erfüllen diese Regeln bereits sehr verantwortungs­bewusst, sodass eine Zertifizierung für sie kein Problem darstellt. Sollte die eine oder andere Vorschrift noch nicht ganz erfüllt sein, können normalerweise schnell praxisgerechte Lösungen gefunden und umgesetzt werden. Hier liegt die Stärke von PEFC - die pragmatische Verbindung von Umweltanliegen mit den Möglichkeiten der Wald- und Holzwirtschaft zum beiderseitigen Nutzen. 

Ablauf der PEFC-Waldzertifizierung

Waldbesitzer können ein Zertifikat erhalten, wenn sie ihren Betrieb so führen, dass alle erforderlichen Standards für die Waldbewirtschaftung umgesetzt und eingehalten werden. Dafür muss der Betrieb entsprechende Verfahren und Abläufe für die Bewirtschaftung definieren. Ausgangspunkt für die Bewirtschaftungsverfahren ist die Erstellung einer Planung hinsichtlich wesentlicher Zielsetzungen und Massnahmen in der Wald­bewirtschaftung. Neben den unmittelbaren Bewirtschaftungs­verfahren ist es erforderlich, dass der Betrieb zumindest einmal im Jahr selbst prüft, ob die Standards eingehalten sowie Ziele und Massnahmen umgesetzt werden. Die Betriebsleitung bewertet diese Prüfung und leitet gegebenenfalls erforderliche Anpassungs­massnahmen ab. Wenn der Forstbetrieb die entsprechenden Bewirtschaftungs­verfahren eingerichtet hat, kann er sich direkt mit einer Zertifizierungs­stelle in Verbindung setzen und einen Termin für die Zertifizierungs­stellen erhalten Forstbetriebe bei der PEFC-Geschäftsstelle. Die Zertifizierungs­stelle besucht im Rahmen ihres Audits sowohl die Verwaltung des Forstbetriebes als auch kurzfristig ausgewählte Standorte, um die Einhaltung der Standards zu prüfen. Nach positivem Verlauf des Audits erhält der Forstbetrieb sein Zertifikat, welches ihm die Einhaltung der PEFC-Vorgaben bestätigt. (s. Abb. 3).

Zertifizierung einer Gruppe von Waldbesitzenden

Eine Vereinfachung des Zertifizierungs­verfahrens und eine Reduzierung der damit verbundenen Kosten sind für die Forstbetriebe durch die Teilnahme an einem Verfahren auf Ebene einer Gruppe möglich. Dabei muss der teilnehmende Forstbetrieb dieselben qualitativen Standards der Wald­bewirtschaftung einhalten, kann aber durch die Gruppenbeteiligung den Aufwand für organisatorische Aspekte reduzieren.

Am einfachsten für den Forstbetrieb ist es, wenn er sich an eine bestehende zertifizierte Gruppe anschliesst. Mitglieder in Zertifizierungs­gruppen können sowohl einzelne Forstbetriebe als auch Organisationen von Waldbesitzern (forstliche Zusammenschlüsse) werden. Der zertifizierungs­willige Forstbetrieb oder die Organisation muss bei der Gruppenvertretung einen Antrag auf Mitgliedschaft stellen und sich im Rahmen einer vertraglichen Regelung zur Einhaltung der Gruppen­regelungen verpflichten. Bei jedem Teilnehmer wird i.d.R. innerhalb der Laufzeit des Zertifikates ein internes Audit (Prüfung durch die Gruppe) durchgeführt und ggf. nach einer entsprechenden Auswahl auch ein Audit durch die Zertifizierungs­stelle. Für Interessenten an einer PEFC-Gruppen­zertifizierung steht der Verein Arthus als Ansprech­partner zur Verfügung. Als Trägerin der Gruppenzertifizierung Waldbewirtschaftung erbringt ARTUS eine Dienstleistung für Wald­eigentümer aus den angeschlossenen Kantonen. Dies ermöglicht die Zertifizierung des Waldes sowie den Vertrieb von Produkten aus dem Wald, welche den entsprechenden Qualitäts­anforderungen genügen. Zu diesem Zweck betreibt ARTUS ein Management­system. 

Hat ein Waldbesitzer nicht die Möglichkeit, sich einer bereits zertifizierten Gruppe anzuschliessen, besteht die Möglichkeit, mit anderen Forst­betrieben gemeinsam eine neue Zertifizierungs­gruppe zu bilden.

Die Kosten der Zertifizierung setzen sich aus den eigentlichen Auditkosten (Kosten für die Arbeit einer akkreditierten Zertifizierungs­unternehmung sowie allfällige Kosten für die Zertifizierungs­gruppe) sowie den Gebühren von PEFC Schweiz zusammen.

Warum eine PEFC-Zertifizierung für den Wald?

Die Erlangung von Marktvorteilen stellt ein wesentliches Ziel unternehmerischen Handelns dar. Zertifizierte Produkte erfahren eine höhere Nachfrage und können zu einem höheren Preis veräussert werden. Zahlreiche Unternehmen und öffentliche Auftraggeber (u.a. KBOB, Swiss Krono AG, Renggli AG, Häring AG, Architekten, Bauherren etc.) präferieren heute Holzprodukte, die mit PEFC-Siegel ausgezeichnet sind. 

Im Rahmen der PEFC-CoC-Zertifizierung wird aber nicht nur Bauholz zertifiziert, sondern sämtliche Produkte, die auf dem Rohstoff Holz basieren. So können auch Möbel, Cellulose, Textilien usw. zertifiziert werden. Die gestiegene Nachfrage nach Energieholz (Pellets, Hackschnitzel) führt auch in diesem Sektor zu einer erhöhten Nachfrage nach zertifiziertem Holz. So sind inzwischen auch Energie­versorgungs­unternehmen PEFC-zertifiziert.

Die Zertifizierung schafft Vertrauen bei Konsumenten und Geschäftspartnern, da sie nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder glaubwürdig nachweist. Die PEFC-Zertifizierung gewährleistet zudem wirtschaftliche Sicherheit, insbesondere in Zeiten von Marktschwankungen. Im Ausland (Italien, Deutschland, Österreich, Frankreich) ist das Label sehr gefragt und es wurden bereits zahlreiche Zertifikate ausgestellt. Um den Marktzugang dort zu behalten, kann die Zertifizierung hierzulande sinnvoll sein.

PEFC für Unternehmen

Die PEFC-Zertifizierung gibt den Unter­nehmen in der Produkt­kette Holz und Papier ein Instrument an die Hand, mit dem sie Ihr Umwelt­bewusstsein als Unter­nehmen und Ihr Engagement für eine nach­haltige Nutzung von natürlichen Ressourcen doku­mentieren können. Ein PEFC-Zertifikat ist gleicher­massen Bestand­teil der Unter­nehmens­führung, Unter­nehmens­kommunikation und der eigenen Image­bildung.

PEFC für Verbraucher

Trägt ein Produkt aus Holz das PEFC-Siegel, dann heisst das: Die gesamte Produkt­herstellung - vom Rohstoff bis zum gebrauchs­fertigen Endprodukt - ist zertifiziert und wird durch unabhängige Gutachter kontrolliert. Ihre Entscheidung für ein Produkt mit PEFC-Siegel ist damit ein Glück für den Wald und gibt dem End­verbraucher die Sicherheit, dass das erworbene Produkt im Einklang mit dem Ökosystem Wald entstanden ist.

Blick in die Zukunft: PEFC und EUDR

Obwohl der politische Prozess derzeit noch nicht abgeschlossen ist, wird davon ausgegangen, dass die European Deforestation Regulation (EUDR) etwa ab Juni 2026 für alle Unternehmen gelten wird. Die EUDR will sicherstellen, dass eine Reihe von Waren, die in der EU in Verkehr gebracht werden, nicht länger zur Entwaldung und Waldschädigungen in der EU und anderswo in der Welt beitragen. Unter die neue Verordnung fällt neben Palmöl, Rindfleisch, Soja, Kaffee, Kakao, Kautschuk auch Holz und daraus hergestellte Erzeugnisse. Mit dieser Verordnung werden strengere Vorschriften für Unternehmen festgelegt, die relevante Produkte in der EU in Verkehr bringen oder aus der EU ausführen wollen. Marktteilnehmer sowie Händler müssen nachweisen, dass die Erzeugnisse sowohl entwaldungsfrei als auch legal (im Einklang mit allen im Erzeugerland geltenden einschlägigen Rechtsvorschriften) sind. Gemäss der EUDR-Verordnung können Zertifizierungs­systeme im Rahmen des Risikobewertungs­verfahrens verwendet werden.

Eine PEFC-Zertifizierung kann daher bei der Umsetzung der EUDR erheblich helfen. PEFC International hat ein spezielles PEFC-EUDR-Modul entwickelt, welches das Unternehmen dabei unterstützt. Es biete PEFC-zertifizierten Betrieben klare Verfahrensschritte, um ein Sorgfalts­pflicht­system zu etablieren, welches den Vorgaben der EUDR entsprecht.