In der heutigen Waldplanung wird es immer wichtiger, vorhandene Effizienzpotenziale auszuschöpfen und Synergien innerhalb einer Forstorganisation auszunutzen. Es geht dabei unter anderem um die Frage, wie sich eine Waldfläche in sinnvolle Einheiten zur Planung, Ausführung und Kontrolle der Waldbewirtschaftung aufteilen lässt.

Waldplanerinnen und Waldplaner auf den unterschiedlichen Ebenen haben alle ihre eigenen Ansprüche, Vorstellungen und Vorgaben, wie und nach welchen Kriterien der Wald eingeteilt und beplant werden soll. Mit dem wachsenden Angebot an digital verfügbaren Grundlagendaten stehen gleichzeitig immer genauere Informationen bereit, die eingebunden werden könnten.

Die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) beschäftigt sich deshalb damit, eine möglichst flächig anwendbare und objektive Methode zu entwickeln, die es erlaubt, Flächeneinheiten zweckorientiert und automatisiert als Planungsgrundlage auszuscheiden. Diese Einheiten sollen auf objektiven Kriterien beruhen, die sich individuell kombinieren lassen und deshalb optimal auf die jeweiligen Bedingungen in einem Forstbetrieb ausgerichtet sind.

Ein Konzept verfestigt sich

Um die Bedürfnisse der Praxis abzufragen, das vorhandene Know-how zu bündeln und einen Austausch zu ermöglichen, hat die WSL einen Workshop mit 12 Experten und Expertinnen der Waldplanung durchgeführt (Abb. 2). Vertreten waren verschiedene Stakeholdergruppen, von der Betriebsebene über die kantonalen Verantwortlichen bis hin zur Bundesebene, wie auch Lehre und Privatwirtschaft.

Obwohl der Nutzen einer sinnvollen Aufteilung des Waldes zur strategischen und operationellen Planung einstimmig von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern betont wurde, gingen die Vorstellungen bei der konkreten Ausgestaltung weit auseinander.

Die an der WSL entwickelte Methode erlaubt deshalb, die für die Ausscheidung einer sogenannten Bewirtschaftungseinheit (BWE) einzubeziehenden Kriterien individuell nach dem Baukastenprinzip zusammenzustellen. In iterativer Zusammenarbeit mit den Experten und Expertinnen aus der Praxis wurden folgende 10 Kriterien für die Abgrenzung von BWEs definiert (vergleiche Abb. 3 weiter unten):

  1. Holzerntekonzept
  2. Transportgrenzen
  3. Administrative Grenzen
  4. Waldfunktionen
  5. Einzugsgebiet Anschlusspunkt
  6. Einheiten innerhalb Waldstrassen
  7. Wüchsigkeit/Standort
  8. Waldmischungsgrad
  9. Exposition
  10. Anzahl/Grösse der Einheiten

Das erstellte Kriterien-Set erlaubt die Abgrenzung von BWEs sowohl im Gebirge als auch im Flachland, im Dauerwald genauso wie in anderen Bewirtschaftungsformen, in kleinparzellierten Systemen und in grossflächigen Betrieben.

Ausscheidung von Bewirtschaftungseinheiten

Während des Workshops mit den Praxispartnern zeigte sich ein breites Spektrum möglicher Verwendungszwecke von BWEs. Zwei Blickwinkel stachen aus der Breite besonders hervor.

  1. Für die strategische Planung stellen BWEs eine Möglichkeit dar, Flächen mit einer einheitlichen waldbaulichen Zielsetzung zusammenzufassen. Zusätzlich zu den spezifischen Zielen werden räumliche Daten zu den Waldfunktionen, sowie zur Geographie und zur Infrastruktur auf der Betriebsfläche für die Ausscheidung der BWEs hinzugezogen, um Massnahmen zielorientiert planen zu können. Diese Anwendung der BWEs findet vor allem in Gegenden mit aussergewöhnlichen Zielsetzungen Anklang (z.B. spezielle Waldreservate), sowie in Gegenden, die vorwiegend mit bodengestützten Mitteln bewirtschaftet werden können.
  2. Aus operationeller Sicht ermöglichen es BWEs, Flächen auszuscheiden, innerhalb derer technisch möglichst unabhängig von den umgebenden Einheiten Massnahmen ausgeführt werden können (Grenzen sind z.B. Waldstrassen, Transportgrenzen, Topographie). Besonders in steilem Gelände mit seilgestützter Erschliessung wird dadurch die Planung wesentlich vereinfacht, da in einer BWE die Feinerschliessung in sich selbst abgeschlossen ist.

Es ist planerisch wünschenswert, sowohl die Grenzen waldbaulicher Zielsetzungen als auch die technischen Umsetzungsperimeter zu einer BWE zu vereinen. Dies ist jedoch nicht immer möglich. Die Ausnahme bildet der Dauerwaldbetrieb, bei dem eine BWE meist direkt die Massnahmeneinheit darstellt und somit die waldbauliche Strategie und die operationellen Grenzen vereint.

Anhand von zwei sehr unterschiedlichen Betrieben, den Betrieben Albula im Kanton Graubünden und Suhrental-Ruedertal im Aargau, wurde die Methode zur Abgrenzung von BWEs auf ihre Praxistauglichkeit und Flexibilität getestet. Die Ausscheidung der BWEs erfolgt in vier Schritten, die in Zusammenarbeit mit den Planungsverantwortlichen durchgespielt wurden (Abb. 3).

Bewirtschaftungseinheiten in den beiden Forstbetrieben

Der Forstbetrieb Albula in Graubünden liegt mitten in den Alpen. Dementsprechend werden die meisten Massnahmen auf der Betriebsfläche seilgestützt durchgeführt, was mit einer komplizierten Logistik und einer grossen Bedeutung der vorausschauenden Feinerschliessungsplanung einhergeht.

BWEs sollen im Betrieb Albula mindestens über mehrere Betriebsplanperioden hinweg bestehen bleiben und haben die Aufgabe, die operationelle Planung im schwierigen Gelände zu erleichtern. In diesem Betrieb stellen die beiden Kriterien gemäss Abbildung 3

  1. «Holzerntekonzept», das Gelände das seilgestützt bewirtschaftet wird, von anderem Gelände (boden bzw. luftgestützte Rückemittel) unterscheidet, und
  2. «Transportgrenzen», wie beispielsweise Kreten oder Tobel,

definitive Grenzen zwischen potenziellen BWEs dar, und somit auch für die zugrundeliegenden Feinerschliessungseinheiten (Abb. 3, Schritt 3).

Feinerschliessungseinheiten verkörpern einen Bereich des Waldes, von dem aus auf denselben kurzen Strassenabschnitt gerückt wird. Die Feinerschliessungseinheiten werden unter Beachtung der aus den Kriterien 1 bis 4 gewählten Einschränkungen berechnet. Anhand der restlichen Kriterien 5 bis 10 werden im nächsten Schritt Feinerschliessungseinheiten zu BWEs zusammengefasst (Abb. 3, Schritt 4).

Im Forstbetrieb Albula ist in diesem Beispiel kein weiteres Kriterium gewählt, die BWEs müssen somit nur kompakt und zusammenhängend sein. Das Kriterium 10 «Anzahl/Grösse» soll als optionale Wahl erhalten bleiben, falls die aus den anderen Kriterien erstellten BWEs sich als zu klein erweisen sollten.

Der Forstbetrieb Suhrental-Ruedertal liegt im Schweizer Mittelland und ist für die Bewirtschaftung des Waldes von acht Aargauer Gemeinden zuständig. Aufgrund der Topographie und der Geologie kann praktisch auf der gesamten Betriebsfläche mit bodengestützten Holzernteverfahren gearbeitet werden. Die meisten Arbeiten werden teilmechanisiert im Bodenzug ausgeführt.

Die öffentlichen Wälder des Betriebs werden konsequent nach dem Dauerwaldmodell bewirtschaftet. Die berechneten BWEs vereinen in diesem Beispiel als Massnahmeneinheiten im Dauerwaldturnus somit die strategische und operationelle Sichtweise (Abb. 4). Um die Grenzen von BWEs einfach zu finden, verlaufen diese entlang von Waldstrassen.

Erfahrungen in der Praxis

In beiden Testbetrieben konnten mit der entwickelten Methode erfolgreich BWEs erstellt werden. Im Betrieb Albula stellte sich ausserdem das Zwischenergebnis der modellierten Seillinien als wertvolle Unterstützung für die Planung der Förster heraus. Mit der einmaligen Ausscheidung von BWEs können diese nun unabhängig voneinander beplant werden.

Mit der teilautomatisierten Ausscheidung von BWEs wird die Möglichkeit für Planerinnen und Planer geschaffen, effizient mehrere Optionen für die Ausscheidung von BWEs zu vergleichen und die «Beste» noch manuell zu perfektionieren.

Die Anwendung in den beiden Testbetrieben zeigt, dass mit der entwickelten Methode sowohl die operationelle wie auch die strategische Seite abgedeckt werden kann. Besonders im Dauerwald, in dem durch das Fehlen von Beständen eine Planungsebene entfällt, sowie im Gebirge, mit der topographisch bedingt komplexen Massnahmenplanung, kann die Planungsebene der BWEs einen Mehrwert darstellen.

BWEs müssen jedoch keinesfalls eine homogene Waldstruktur und -zusammensetzung aufweisen und sind nicht als Ersatz für Informationen über den Waldzustand geeignet. Sie stellen eine Bezugseinheit für die Waldplanung dar, innerhalb derer die Ausführung, Kontrolle und Steuerung der Bewirtschaftung effizient und zuverlässig ablaufen kann.

Die Methode wird weiterentwickelt

Nach den ersten positiven Erfahrungen der Anwendung von BWEs in den beiden Forstbetrieben wird die Methode nun weiterentwickelt. Weitere Betriebe mit möglichst unterschiedlichen Ansprüchen an die BWEs und in anderen Gebieten der Schweiz sollen die BWEs auf ihre Eignung und Flexibilität testen.

Doch nicht nur die automatische Ausscheidung der BWEs selbst ist ein wichtiges Produkt dieses Forschungsprojekts. Da die Methode zur Bildung der BWEs modular aufgebaut ist, gibt es aus allen Stufen des Projekts Ergebnisse, die in der Praxis auf Anklang stossen. So konnte unter anderem eine robuste Methode geschaffen werden, mit der sich die technisch möglichen Holzerntemethoden flächig und automatisiert bestimmen lassen.

Mit den vorgestellten Kriterien und der Methode zur Ausscheidung von BWEs erhalten Planerinnen und Planer ein Instrument, das auf beliebige Fragestellungen und Flächen angewendet werden kann. Die Automatisierung ist so konzipiert, dass weitere Kriterien bei Bedarf leicht hinzukommen können.

Im weiteren Verlauf dieses Projekts wird in Zusammenarbeit mit der ETH-Professur für forstliches Ressourcenmanagement an einer Methode gearbeitet, wie innerhalb einer Bewirtschaftungseinheit die Feinerschliessung optimal geplant werden kann. In einem Folgeprojekt könnte aus dem Prototyp ein praxistaugliches Tool entstehen.

Weitere Informationen

Für weitere Informationen – oder falls Sie Interesse haben, selbst BWEs für Ihr Gebiet auszuscheiden – melden Sie sich gerne bei Projektleiter Leo Bont (leo.bont@wsl.ch).

(TR)