Die geringe Stückmasse und der enge Bestandesschluss machen die motormanuelle Holzernte in der Erstdurchforstung zeitaufwändig und teuer. Daher wird dieser waldbaulich sehr wichtige Schritt zu stabilen, wertvollen Beständen häufig wegen Arbeitskräftemangel und zu geringen Holzerlösen vernachlässigt.
Vollmechanisierte Holzernteverfahren sind hier klar im Vorteil. Eine Kombination des meist vorhandenen Traktors mit einem 3-Punkt-Kran bis 7m Reichweite mit Kranseilwinde zum beiholen vorgefällter Stämme oder einem fix angebautem Kran bis 9 m Reichweite sowie einem kleinen Harvesterkopf an der Kranspitze kann unter Umständen die ideale Lösung darstellen, um die waldbaulich notwendigen Durchforstungen durchführen zu können und die Wertschöpfung mit den verfügbaren Arbeitskräften im Betrieb zu erhalten.
Was ist möglich?
Angeboten werden Einlegeprozessoren für Dreipunktanbau und Anhängeraufbau sowie Harvesterköpfe für den Anbau an einen Kran. Schubprozessoren bzw. –harvester stellen die einfachste Kategorie dar. Ihre Stärken sind der geringe Preis, einfache Technik und geringe Ansprüche an die Hydraulikleistung der Trägermaschine, Ihr großer Nachteil ist die geringe Vorschubgeschwindigkeit, die durch die Bewegung mittels Hydraulikzylinder an natürliche Grenzen stößt.
Aggregate mit Walzen- oder Kettenvorschub sind um ein vielfaches schneller und erreichen bei optimaler Ölversorgung in der Aufarbeitungsgeschwindigkeit und –qualität die Werte echter Harvester. Aber kein Vorteil ohne Nachteil, der bei diesen Maschinen im hohen Preis und den hohen technischen Ansprüchen bezüglich Grundmaschine und Wartung zu finden ist.
Effizientere Einlegeprozessoren
Einlegeprozessoren können als Schub- oder Walzen- bzw. Kettenprozessor, kombiniert mit einem Kran - mit oder ohne Fällkopf - auch in der Durchforstung sehr effizient zum Einsatz kommen. Diese Art der Prozessoren ist horizontal und vertikal schwenkbar direkt an der Dreipunktaufnahme, auf einem eigenen Fahrgestell oder auf einem Krananhänger aufgebaut. Das Holz wird mittels Kran in den Prozessor eingelegt und vollautomatisch mit Durchzugsgeschwindigkeiten bis 0,75 m/sec bei Schubprozessoren und rund 3 m/sec bei Rollenprozessoren aufgearbeitet.
Effizienz hat aber ihren Preis! Während man einen Schubprozessor, der ohne aufwändige Vermessungseinheit auskommt (Vermessung erfolgt über die Schublänge), bereits ab 19.000 Euro erhält, muss man für den vier mal schnelleren rollengetriebenen Prozessor mit etwa 50.000 Euro kalkulieren. Ohne Kran ist der Prozessor nicht effizient einsetzbar. Wenn kein geeigneter Kran vorhanden ist, kommen also nochmal etwa 15.000 Euro dazu.
Für den Antrieb eines Schubprozessors wird ein Traktor mit mindestens 60 kW Leistung benötigt. Die hohe Arbeitsgeschwindigkeit der Rollengeräte erfordert je nach Größe des Aggregates eine Pumpenleistung der zapfwellengetriebenen Hydraulikanlage von 150 bis 300 Liter Öl pro Minute bei einem Druck von 200 bis 270 bar. Um dies zu dauerhaft erreichen zu können, sollte ein Traktor mit mindestens 80 kW Motorleistung zur Verfügung stehen.
Harvester an der Kranspitze eines Forstkranes
Schubharvester
Hat man bereits einen Traktor mit 60 bis 80 kW und einen brauchbaren Kran, ist man ab 20.000 Euro dabei! Soviel kostet ein Durchforstungsschubharvester für den Anbau an der Kranspitze eines Dreipunkt-Kranes. Im Idealfall ist das eingebaute Messsystem per Blutooth mit der Steuereinheit verbunden und reicht für die Ölversorgung die Kranhydraulik. Das macht den Anbau an den Rotator einfach und dadurch günstig.
Ein kleines Schubharvesteraggregat kann meist direkt statt einem Greifer an der Kranspitze angebaut werden (Bild: Berthold Maier, Fa. Lunzer)
Mit einem Fälldurchmesser bis 250mm und Entastung bis 200mm ist man für die Erstdurchforstung gut gerüstet. Die geringe Vorschubgeschwindigkeit von 0,5 bis 0,75 m/sec muss man bei diesem Preis für die Bequemlichkeit in Kauf nehmen. Zur Kombination mit größeren Grundmaschinen (6 bis 10 to Eigengewicht) und fix angebautem Kran mit bis zu 9 m Reichweite gibt es auch Schubharvester für Fälldurchmesser von 30 - 50 cm und die Entastung bis 40 cm. Für Traktor, Kran und Schubharvester in dieser Dimension muss man aber schon mit einem Investitionsbedarf von mehr als 150.000 Euro rechnen.
Die Versorgung mit Hydraulikflüssigkeit erfolgt meist über eine eigene, zapfwellengetriebene Ölpumpe mit einer Pumpleistung von 80 bis 100 l/min für kleinere und 120 bis 180 l/min für größere Geräte bei einem Öldruck von 175 bis 220 bar.
Rollenharvester mit Walzen oder Kettenvorschub
Die Kombination eines starken landwirtschaftlichen Schleppers mit fix angebautem 9 m Kran und einem Harvesterkopf mit Walzen oder Kettenantrieb kommt einem echten Harvester schon sehr nahe. In Abhängigkeit von der Größe des Harvesterkopfes sind aber auch die Anschaffungskosten für Traktor, Kran und Aggregat mit 200.000 bis 300.000 Euro in Summe nicht mehr weit weg von jenen der Spezialisten.
Es bleibt der wichtige Vorteil der unkomplizierten und raschen Überstellungsmöglichkeit mit 40 bis 50 km/h sowie sowie die Möglichkeit, das Aggregat gegen eine Zange oder einen Fällergreifer zu wechseln und die Maschine in Kombination mit einem Forstanhänger als vollwertiges Rückegerät zu verwenden. Soll die Maschinenkombination häufiger für die Rückung eingesetzt werden, kann auch ein Rollenharvester mit integrierter Greifzange aufgebaut werden.
Nach einem mehr oder weniger aufwändigen Abbau des ganzen Kranes ist auch die Verwendung des Traktors mit anderen agrarischen und forstlichen Anbaumaschinen möglich.
Die Bandbreite der möglichen Kombinationen reicht dabei vom Durchforstungsharvester bis zu Maschinen mit max. Fälldurchmesser von 55 cm bzw. mit einem Vielzweckaggregat mit zusätzlichem integriertem Greifarm der auch als Sammelaggregat für die Energieholzernte geeignet ist.
Voraussetzungen bzw. Umbauten am Traktor
Bei Bedienung des Gerätes aus der Kabine ist ein Traktor ohne Wendesitz und Rückfahreinrichtung für die effiziente und ergonomische Handhabung eines Kranharvesters völlig ungeeignet. Die Variante eines Frontaufbaues ist nur in Ausnahmefällen für Kleingeräte möglich, da die Belastbarkeit der Vorderachse begrenzt ist.
Wegen der Kettenschussgefahr schreiben die Arbeitsschutzbestimmungen für die Arbeit mit Harvesterköpfen schusssicheres Polycarbonatglas bei allen Fenstern in Arbeitsrichtung vor. Optimal ist eine Forstkabine mit Panoramaverglasung, da der Harvesterfahrer in die Krone der Bäume sehen muss. Für eine entsprechende Stabilität der Maschine mit fixem Krananbau ist eine Vorderachsstabilisierung und Balancierung der Achsen mit Felgengewichten und Wasserfüllung Voraussetzung, da diese Profimaschinen mit entsprechender Kranreichweite ohne Kranabstützung auskommen sollten.
Zusammenfassend kann man sagen, dass für jeden Waldbesitzer die für seinen Bedarf richtige Kombination zusammengestellt werden kann. Oft ist für Kleinwaldbesitzer die Erleichterung der Arbeit höher zu bewerten als die wirtschaftliche Betrachtung der Holzerntekosten.