Bonus-Malus-System für Harvestereinsätze

Die Sicherung der Arbeitsqualität ist eine wesentliche Voraussetzung, um die Akzeptanz von Harvestereinsätzen zu erhöhen. Mindestanforderungen sind professionelle Arbeitsvorbereitung und Organisation sowie effiziente Kontrolle und Konsequenzen bei Abweichungen von den Vorgaben.

Folgende Standards für Harvestereinsätze wurden vom Waldverband Hartberg-Fürstenfeld (Steiermark) festgelegt:

  • Markierung der ausscheidenden Bäume (Rückegassen werden vom Unternehmer selbst ausgewählt); der Zeitaufwand beträgt zwei Stunden/ha
  • Markierung der Besitzgrenzen
  • Festlegung der auszuformenden Holzsortimente
  • Lokalisierung der Holzlagerplätze
  • Werkvertrag mit Terminvereinbarung für den Einsatz
  • laufende Kontrolle von Arbeitsfortschritt und Arbeitsqualität
  • Organisation der Holzabfuhr
  • Stichprobenaufnahme nach Bonus-/Malus-System
  • Holzabrechnung
  • Nachkalkulation

Ziel ist Schonung des verbleibenden Bestandes

Als Hilfsmittel für die Qualitätssicherung hat das Forstreferat der Bezirksbauernkammer Hartberg-Fürstenfeld gemeinsam mit dem lokalen Bezirkswaldverband und einigen Unternehmern ein Bonus-/Malus-System entwickelt, das die Schonung des verbleibenden Bestandes zum Ziel hat.

Als Grundlage für Vergleiche dienten schonend durchgeführte Harvestereinsätze, bei denen die Schäden an den verbleibenden Bäumen entlang einer Linie, die diagonal über die Rückegassen läuft, erhoben wurden (aus: Handbuch für den überbetrieblichen Maschineneinsatz der steirischen Landwirtschaftskammer). Nach dieser Methode müssen je ha mindestens 35 Stämme erhoben werden, damit man statistisch abgesicherte Ergebnisse erhält. Die Anwendung des Bonus-/Malus-Systems wird im Werkvertrag schriftlich vereinbart:

Gewichtung der Baumarten und nach der Größe des Schadens
BaumartGewichtung
Fichte, Buche, Kirsche, Pappel
1,0
Kiefer, Lärche, Tanne und alle übrigen Laub- und Nädelbäume
0,7
Größe des Schadens
 
1: bis 9,9 Quadratzentimeter
0,1
2: von 10 - 49,9 Quadratzentimeter 0,5
3: 50 - 99,9 Quadratzentimeter 1,0
4: ab 100 Quadratzentimeter 2,0

• Nach Arbeitsende muss jede bearbeitete Fläche von einem Mitarbeiter des Forstreferates erhoben werden. Der Arbeitsaufwand dafür beträgt inklusive Auswertung im Durchschnitt circa eine halbe Stunde je ha.

• Bei der Linienbegehung bekommt jeder Baum ab 8 cm BHD, der bis 2 m links und rechts der Linie steht, eine fortlaufende Nummer. Nach Baumarten getrennt wird die Größe der Schadensfläche ermittelt. Anschließend erfolgt die Gewichtung der Beschädigung. Die Summe der gewichteten Punkte wird mit der Gesamtzahl der erhobenen Stämme in Relation gebracht und ein Schadensprozent (die Qualitätsziffer) ermittelt, das auf ganze Prozent gerundet wird. Bei der Qualitätsziffer 10 (10%) gibt es weder Zu- noch Abschläge. Für jeden Punkt (1%) darüber gibt es einen Malus (Abzug) von 1% der vereinbarten Holzerntekosten/fm, für jeden Punkt (1%) unter 10 einen Bonus (Zuschlag) von 2% der ausgehandelten Holzerntekosten/fm (s. Beispiel).

Berechnungsbespiel für Bonus-/Malus-System
Baumnummer
Baumart
Gewichtung Baumart
Schaden
Gewichtung Schaden
Wert
7
Fichte
1,0
4
2,0
2,0
25
Birke
0,7
3
1,0
0,7
27
Fichte
1,0
1
0,1
0,1
31
Fichte
1,0
2
0,5
0,5
58
Fichte
1,0
3
1,0
1,0
67
Buche
1,0
3
1,0
1,0
71
Lärche
0,7
2
0,5
0,35
72
Tanne
0,7
4
2,0
1,40
        Summe
7,05


Das Bonus-/Malus-System hat bewirkt, dass

  • sich gute Unternehmer und Fahrer herauskristallisieren,
  • die Unternehmer gelernt haben, Arbeiten auch bei schlechter Auftragslage nicht anzunehmen, wenn sie glauben, die geforderte Arbeitsqualität nicht erbringen zu können,
  • die Qualitätsziffer sich seit der Einführung des Bonus/Malus-Systems signifikant verbessert hat und
  • dass das Vertrauen der bäuerlichen Waldbesitzer in die Harvestertechnik deutlich gestiegen ist.

Kontakt

  • Harald Ofner
  • Bezirkskammer für Land- und Forstwirtschaft Hartberg
  • Wienerstraße 29, A-8230 Hartberg