Die Lehrerin Bernadette Kaiser aus Rümlang hat die Applikation zusammen mit ihren Schülern bei einer Exkursion durch den Bülacher Wald getestet. Bernadette Kaiser ist seit über 20 Jahren Lehrerin mit Leib und Seele. Ihr ist ganz besonders wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler die Natur erfahren und erleben. "Ich gehe so häufig wie möglich in den Wald. Es ist für die Kinder immer wieder ein positives Erlebnis." Ein solches Erlebnis hat die 19-köpfige Schülerschar auch während einer ganz speziellen Exkursion durch den Wald in Bülach: Die Gruppe wird von ihrem Handy geführt, und zwar mit der darauf geladenen Applikation "Züriwald – eifach erläbe".
Die Applikation wurde vom Forstdienst des Kantons Zürich, der Fachstelle GIS-Zentrum des Kantons zusammen mit der Firma Liip entwickelt. Die Gratis-App eignet sich ausgezeichnet für Familien und Schulklassen, um den Lebensraum Wald und seine Eigenheiten spielerisch zu erkunden und dabei Wissenswertes zu erfahren.
Informationen, Spiele, Unterhaltung
Abb. 2. Wo befinden wir uns? Das Handy weiss Bescheid.
Die neunjährige Melinda aus Rümlang hält das Handy stolz in den Händen. Sie entdeckt während der Schulreise den Wald nicht nur mit den Füssen, der Nase und den Augen, sondern erfährt auf dem Bildschirm des Smartphones den Weg auch virtuell. Immer wieder schaut sie fasziniert auf den angezeigten Weg: "Schau, nun sind wir an dieser Stelle." Ein Pfeil zeigt ihr dank dem eingebauten GPS (Global Positioning System) immer, wo sie gerade ist und ob sie sich auf demrichtigen Weg befindet. Ein Symbol erscheint. Die Gruppe weiss nun, an dieser Stelle gibt es eine spezielle Information oder einen Input zum Wald. Die Kinderschar bleibt stehen – direkt vor einer "Waldreservat-Fläche" namens Bannhalden.
Mit einem Fingertipp auf dem Bildschirm erfährt man mehr darüber: "Im Waldreservat wird beobachtet, wie sich der Wald ohne menschliche Eingriffe entwickelt – mit dem Ziel, waldbauliche Pflege und Nutzung zu verbessern. Im Waldreservat bleibt das Totholz stehen oder liegen. Das ist wichtig, weil Totholz extrem vielen Pflanzen und Tieren als Nahrungsquelle dient. Etwa ein Fünftel der Tiere und Pflanzen des Waldes, also über 6000 Arten, sind auf Totholz als Lebensraum und Nahrungsquelle angewiesen, darunter über 1200 Käfer und 2500 höhere Pilze, aber auch viele Vögel." Die Lehrerin greift das Thema dankbar auf und betrachtet die Fläche mit "ihren Zöglingen" genauer. Spechtlöcher werden von den Kinderaugen entdeckt, das Totholz berührt und beschnuppert.
Eine App für Lehrpersonen und Familien
Abb. 3. Screen-Shot einer Wanderroute mit Infos zu bestimmten Orten.
Fröhlich schreitet die Kinderschar weiter den Weg entlang – ihnen gleich tut es der Pfeil auf dem Bildschirm. Während ihrer Wanderung erfahren sie, was ein "lichter Wald" ist, woher der Schaum in der Glatt kommt. Ihre Beobachtungsgabe wird durch das Suchen von Fröschen geschärft und vieles mehr.
Die Lehrerin ist begeistert von der Möglichkeit, die neuen Medien unkompliziert bei Entdeckungstouren im Wald einzubinden. "Die App ist ein ideales Instrument für uns Lehrpersonen und sicherlich auch für Familien", freut sie sich. Sie plant seit rund 28 Jahren Schulreisen für Rümlanger Klassen. Dank der neuen App des kantonalen Forstdienstes hat sie auf einen Blick nicht nur die Route, sondern dazugehörendes, spannend aufbereitetes Material für ihre Schützlinge. "Ich habe den Eltern den Link rund um diese Exkursion zur Information weitergeleitet. Einige von ihnen haben ihn auf dem Internet bereits besucht und wissen nun exakt Bescheid, welchen Weg wir heute bewandern."
Kartenmaterial vom GIS-Team
Abb. 4. Melinda kennt dank ihres Handys den genauen Weg und erfährt dabei viel Wissenswertes.
Bernadette Kaiser hat die Exkursionsbeschreibung mit den detaillierten Karten – wie empfohlen – vorgängig auf ihr Gerät heruntergeladen. So fällt die Orientierung dank GPS leicht, wenn mitten im Wald keine Internetverbindung vorhanden ist.
Die App ist unter Federführung des Zürcher Forstdienstes in der Baudirektion des Kantons Zürich entstanden. Stark in die Entwicklung der App eingebunden und für das gute Kartenmaterial verantwortlich sind Stephan Zinggeler und Adrian Herzog von der Abteilung Geoinformation des Kantons Zürich. Sie haben zusammen mit der Projektverantwortlichen des Forstdienstes, Nathalie Barengo, der App Leben eingehaucht. "Es war eine schöne Aufgabe, aber auch eine grosse Herausforderung", erklärt Zinggeler. Die Applikation des Forstdienstes ist für ihn ein Prototyp. "Das Bedürfnis nach solchen Applikationen wird in verschiedensten Bereichen wachsen. So zum Beispiel auch bei der Denkmalpflege oder im Naturschutz." Dank der Verknüpfung mit dem GIS hat die "Züriwald"-Applikation sehr gutes und genaues Kartenmaterial zur Verfügung. Ein Heranzoomen in sieben Stufen ohne Qualitätsverlust ist für den Betrachter möglich. "Ja, darauf sind wir stolz", gibt Zinggeler zu. Er selber hat die Applikation bereits im heimischen Wald getestet und ist zufrieden mit dem Produkt. "Aber selbstverständlich werden wir es weiterhin verbessern und optimieren."
Wo ist der beste Picknickplatz?
Für die Schulklasse aus Rümlang ist die App heute schon ein Erlebnis. Die Kinder haben während ihrer Wanderung Hunger gekriegt und möchten nun ihr Mittagessen, welches sie im Rucksack mittragen, auspacken und geniessen. Gibt es dazu einen geeigneten Platz? Auch hier weiss die App Rat: Auf der Applikation sind die Rastplätze der gewählten Exkursionsstrecke angezeigt, teilweise bestückt mit einem Foto.
Beim Rastplatz nutzt Melinda die kurze Verschnaufpause und setzt sich gemütlich hin. Interessiert klickt sie in der Applikation herum, liest die Informationen und erklärt dabei, dass sie das im Hintergrund hörbare Vogelgezwitscher und den Duft des Waldes über alles liebt. Für ihre Lehrerin ist klar: "Ich werde sicherlich bald eine weitere Exkursion, welche auf dem App angeboten wird, mit meinen Schülern und dem Smartphone bewandern."
Waldhighlights auf dem Handy
Die kostenlose Applikation mit den 18 Wanderungen durch die Zürcher Wälder basiertauf dem Wanderführer "Züriwald – eifach erläbe" und kann auf der Website heruntergeladen werden. Alle Ausflugsorte sind mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar. Der Reiseführer und Buchautor Remo Kundert hat die Wanderungen mit vielen Aktivitäten für junge und ältere Waldbesucher angereichert. Die verschiedenen Wanderungen im Wald können auch auf der mobilen Website angeschaut werden.
Hinweis zum Download: Die Applikation bedient sich mit aktuellen Daten aus dem Internet. Deshalb empfiehlt essich, die Wanderung jeweils kurz vor Aufbruch herunterzuladen. Da es sich um viel Datenmaterial handelt, regen wir an, nur einzelne Exkursionen herunterzuladen.
Download und weitere Infos: www.zueriwald.ch/wald-fuer-alle