Von den 19 in Bayern heimischen Amphibienarten verbringt ein Großteil die meiste Zeit an Land. Zur Fortpflanzung sind – mit Ausnahme des Alpensalamanders – jedoch alle Arten auf geeignete Laichgewässer angewiesen. Von acht Lurcharten liegt der größte Teil der Fundorte im Wald oder am Waldrand. Der Wald übernimmt hier eine wichtige Rolle als Lebensraum.

Amphibien – zwischen Wasser und Land

Amphibien leben im Jahresverlauf in verschiedenen Lebensräumen: In den Wintermonaten – etwa von November bis Februar – suchen sie frostfreie Winterquartiere (z. B. Mäusegänge oder andere kleine Hohlräume im Boden oder unter liegendem Totholz) auf, denn als wechselwarme Wirbeltiere können sie ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren. Nach der Überwinterung bricht im Frühjahr für die geschlechtsreifen Tiere die Fortpflanzungszeit an. Dazu wandern sie zur Paarung und Eiablage in geeignete Laichgewässer. Häufig werden sie erst dann für uns Menschen sichtbar, wenn sie sich massenhaft auf ihre Wanderungen begeben. Nach der Fortpflanzung findet eine Abwanderung in geeignete Sommerlebensräume z. B. Wälder statt. Aufgrund von Trockenheit und den steigenden Temperaturen suchen sich hier die Amphibien tagsüber Verstecke im Boden, unter liegenden Holzstücken oder Steinen und begeben sich erst bei feuchter Witterung oder während der Nacht auf Beutefang.

Lebensraum Wald

Der Wald dient vielen unserer heimischen Amphibienarten als Lebensraum. Typisch anzutreffen sind etwa der Feuersalamander, die Gelbbauchunke, der Kammmolch, der Alpensalamander und mehrere weitere Arten. Sie nutzen vernässte Bereiche des Waldes wie staunasse Senken und Mulden etwa unter aufgeklappten Wurzeltellern sowie kleinere Tümpel zur Fortpflanzung im Frühjahr und zum Aufenthalt in den Sommer- und Wintermonaten. Solche Waldgewässer sind häufig sehr flach, fischfrei sowie arm an weiteren natürlichen Fressfeinden von Laich und Larven. Aber auch Gräben entlang der Wirtschaftswege sowie im Zuge der Waldbewirtschaftung entstandene Fahr- und Rückespuren, die sich temporär mit Wasser füllen und wieder trocken fallen, bieten einigen Pionierarten wie der Gelbbauchunke ideale Fortpflanzungsbedingungen. Daneben brauchen die erwachsenen Lurche und jungen Hüpferlinge aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität entsprechend geeignete Landlebensräume in räumlicher Nähe zum Gewässer.

In naturnah bewirtschafteten Wäldern finden sie vielfältige Versteckmöglichkeiten in Mäusegängen oder unter Wurzelstöcken, liegendem Totholz sowie unter Ast- und Steinhaufen. Solche Strukturen sind vergleichsweise feucht und bewahren in Verbindung mit dem schattenspendenden Kronendach die empfindliche Amphibienhaut in den Trockenperioden der Sommermonate vor dem Austrocknen. In der kalten Jahreszeit fungieren diese Unterschlupfe dank eines stabilen Mikroklimas zusätzlich als frostsichere Überwinterungsquartiere. Durch natürliche Zerfalls- und Alterungsprozesse sowie durch die gezielte Entnahme von Einzelbäumen entstehen punktuell Lücken, die das Aufkommen einer für Amphibien vorteilhaften Kraut- und Strauchvegetation fördern.

Doch nicht jeder Wald ist als Lebensraum gleich gut geeignet. So mangelt es in reinen Nadelholzbeständen oft an geeigneter Bodenvegetation und zusätzlich bietet die mächtige Schicht aus Nadelstreu wenig Lebensraum für Insekten wie Asseln, Mücken und Käfern sowie Schnecken und Würmern, die eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Lurche darstellen.

Schutzmaßnahmen

Der Schutz und damit das langfristige Überleben von Amphibienpopulationen im Wald kann mit vergleichsweise einfachen Maßnahmen umgesetzt werden. Dabei spielen der Erhalt bzw. die Neuschaffung von Waldgewässern und die Gestaltung strukturreicher Landlebensräume eine entscheidende Rolle.

  • Waldgewässer erhalten und pflegen

Vorhandene Kleingewässer im Wald sollten erhalten und gepflegt werden. Weniger entscheidend als die Größe des Gewässers ist vor allem dessen Zustand und die Strukturvielfalt. Waldbäche und -gräben sind ebenfalls zu erhalten. Dabei ist es wichtig, dass die Gewässer möglichst fischfrei bleiben. Entlang von Forststraßen ist auf eine amphibienschonende Graben- und Böschungsunterhaltung (Mulchen und Grabenräumung nur außerhalb der Fortpflanzungszeit, etc.) zu achten.

  • Neuanlage von Kleinstgewässern

Künstlich geschaffene Feuchtbiotope sind eine weitere Möglich­keit, Amphibien zu fördern. Um den Herstellungsaufwand gering zu halten, ist es sinnvoll, Mulden und Vertiefungen vor allem auf staunassen oder grundwassernahen Böden anzulegen. Die so ge­schaffenen Gewässer sollten flach genug sein, dass sie periodisch austrocknen und frei von Fischbesatz bleiben

  • Landlebensräume erhalten und fördern

Amphibien benötigen in der Gewässerumgebung geeignete Landlebensräume. Förderlich für Amphibienpopulationen ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung. So bieten laubbaumreiche Bestände mit einer ausgeprägten Bodenvegetation ein ideales Nahrungs- und Versteckangebot. Die Schaffung lichter Strukturen am Gewässer und in der unmittelbaren Umgebung kommt dem Wärmebedürfnis vieler Amphibien entgegen und fördert die nötige Kraut- und Strauchschicht.

Breite, strukturierte Waldränder und Waldinnensäume an Wegen und an Lichtungen sollten erhalten und gefördert werden. Sie fungieren als eine wichtige Struktur zur Vernetzung angrenzender Landlebensräume wie Feuchtwiesen, Brachflächen und Äckern.

Totholz in der Nähe des Gewässers bietet sichere Tagesverstecke und Überwinterungsquartiere. Es sollte daher etwa durch Wurzelstöcke, Asthaufen oder durch Liegenlassen stärkerer Stämme abgestorbener Bäume angereichert werden. Auch Biberdämme und -burgen stellen hervorragende Verstecke dar.

  • Belassen von Fahr- und Rückespuren

Wassergefüllte Fahr- und Rückespuren sind für Amphibien, allen voran für die Gelbbauchunke, wichtige und häufig die einzigen Laichgewässer im Wald.