Tagfalter

Die Ergebnisse aus den nationalen Monitoringprogrammen verdeutlichen, dass der Klimawandel in der Schweiz bereits Auswirkungen auf Vorkommen oder Verbreitung bei einigen Schmetterlings- und Vogelarten zeigt.

Tagfalter bewohnen mehrheitlich offene und halboffene Lebensräume und reagieren empfindlich auf Veränderungen in ihrer Umwelt. Sie sind beliebte Bioindikatoren, da sie attraktiv und relativ einfach zu bestimmen sind. Jedoch schwanken ihre Populationen stark. Die Bestandestrends einzelner Arten sind deshalb oft nicht einfach zu interpretieren. Erleichtert wird die Interpretation, wenn die Trends mehrerer Arten mit ähnlichen Eigenschaften miteinander kombiniert werden. Dieser kombinierte Trend erlaubt dann gefestigte Rückschlüsse über den Erfolg von Naturschutzmassnahmen und über schädliche Einflussfaktoren.

Datenerfassung

Der Swiss Bird Index ist ein bewährter Biodiversitäts-Indikator, der auf diesem Prinzip beruht. Ein analoger Index wurde im Rahmen des Biodiversitätsmonitoring Schweiz BOM für die Tagfalter und Widderchen-Arten der Schweiz entwickelt. Dazu wurden die Daten von Info Fauna und dem Biodiversitätsmonitoring Schweiz verwendet. Ziel war es, die Stärken der beiden Programme zu kombinieren. Die Datenbank von Info Fauna ist gerade dank der vielen Freiwilligen sehr umfangreich und deckt die gesamte Schweiz ab; ausserdem reichen die Meldungen weit in das letzte Jahrhundert zurück. Allerdings ist die Meldeaktivität räumlich und über die Jahre heterogen. Dagegen werden im BOM die Bestände der Tagfalter erst seit 2003 in einem landesweiten Beobachtungsnetz mit gleichbleibender Methode und Intensität erfasst. Aufgrund des strikten Stichprobenrasters stehen vor allem häufige Arten im Fokus.

Um die Daten gemeinsam auszuwerten, wurden statistische Modelle verwendet, die sich schon in den Niederlanden für ähnliche Anwendungen bewährt haben. Dabei wird das Meldeverhalten für jede Datenquelle separat berücksichtigt. Bei den Info-Fauna-Daten unterscheiden wir beispielsweise Meldungen für die Rote Liste und Meldungen, die über die Meldeplattform "ornitho.ch" gemeldet wurden. Während bei den Rote Liste-Erhebungen vor allem seltene Arten im Zentrum stehen, werden überdurchschnittlich oft gemeldet. Der geschätzte Bestandestrend berücksichtigt diese Unterschiede. So können schliesslich Trends für 140 der gut 200 in der Schweiz vorkommenden Tagfalterarten berechnet werden, die von Experten plausibilisiert wurden.

Tagfalter-Index: Kälteliebende Arten werden seltener

Ähnlich wie bei den Brutvögeln und dem Swiss Bird Index ist für die Gesamtheit der untersuchten Tagfalterarten der Trend über die letzten 30 Jahre ausgeglichen. Zugelegt haben vor allem die wärmeliebenden Arten (s. Abb. 3). Die kälteliebenden Arten des Hochgebirges wie z. B. der Gletscherfalter sind hingegen auf dem Rückzug (s. Abb. 3). Durch die Klimaerwärmung dehnen tendenziell diejenigen Arten ihre Verbreitung aus, die höhere Temperaturen bevorzugen, während Arten, die an tiefe Temperaturen angepasst sind, zurückgehen. Eine solche Entwicklung wird mittelfristig - wenn immer alpine Spezialisten durch häufigere Tieflandarten ersetzt werden - zu einer Vereinheitlichung und somit Verarmung der Artgemeinschaften führen. Der Tagfalter-Index wird ab sofort jährlich aktualisiert und in Zukunft auch für weitere Gruppen, wie z. B. nach Lebensräumen, ausgeweitet.

Vögel

Die Verbreitungsgebiete der Vogelarten dehen sich in die Höhe aus

Die Auswirkungen des Klimawandels auf Vögel und andere Tiergruppen sind komplex. Einerseits wirken direkte, physiologische Mechanismen, andererseits kommt es zu indirekten Auswirkungen als Folge veränderter Lebensräume, verschobener Konkurrenzverhältnisse oder phänologischer Verschiebungen. Die Auswirkungen sind sowohl artspezifisch als auch altersabhängig. So kann sich ein wärmerer und trockener Sommer positiv oder negativ auswirken. Die Küken von Nestflüchtern wie dem Alpenschneehuhn überleben zwar besser, die ausgewachsenen Alpenschneehühner geraten aber in Hitzestress.

Der Klimawandel verursacht bei den einheimischen Brutvögeln bereits substanzielle Veränderungen. Ein Vergleich der Höhenverbreitung der 71 häufigsten Schweizer Vogelarten zwischen 1995 und 2015 zeigt, dass rund zwei Drittel der Arten ihr Verbreitungsgebiet innerhalb von 20 Jahren deutlich nach oben ausgedehnt haben (s. Abb. 5). Der Schwerpunkt des durchschnittlichen Höhenvorkommens stieg um 24 Meter an. Besonders alpine Vogelarten zeigen starke Veränderungen. Jene 10 Arten, die in der ersten Untersuchungsperiode die höchste mittlere Verbreitung aufwiesen, steigen um durchschnittlich 51 Höhenmeter in Richtung Gipfel. Auch andere Arten wie Birk- und Alpenschneehuhn, die in dieser Analyse unberücksichtigt blieben, sind nach oben gestiegen.

Es stellt sich die Frage, ob dies Auswirkungen auf die Bestände hat. Von den Arten mit einem Höhenanstieg zeigen 20 Arten Bestandesrückgänge im unteren Bereich – und zwar unabhängig von ihren ökologischen Ansprüchen und ihrer durchschnittlichen Höhenverteilung. Da die Fläche und somit auch der zur Verfügung stehende Lebensraum in den Bergen gegen oben hin abnimmt, nehmen die Bestände von aufwärts wandernden Arten zwangsläufig auch ab. Auf europäischer Ebene äusserte sich dies bereits mit der Abnahme typischer Bergvogelarten.

Literaturangaben finden sich im Originalartikel.