Mulmhöhlen und ihre Entstehung

Mulmhöhlen sind Höhlen im lebenden Baum. Sie können in verschiedenen Baumarten entstehen. Voraussetzung sind Verletzungen wie Astabbrüche, Rindenschädigungen oder Spechthöhlen. Hier können verschiedene Organismen – Bakterien, Pilze und Insekten – eindringen und das Holz zersetzen. Durch die Aktivitäten der verschiedenen Organismen sammelt sich am Boden dieser Höhlen ein Lockersubstrat: der namensgebende Mulm. Die Höhlen bilden sich über viele Jahrzehnte und können sehr langlebig sein, abhängig von der Baumart.

Mulmhöhlen erkennen

Das auffälligste Merkmal einer Mulmhöhle ist der Höhleneingang. Er kann nur wenige Zentimeter Durchmesser haben, aber auch sehr groß sein. Aber auch hinter kleinen Höhleneingängen können sich Höhlen mit viel Volumen verbergen. Die Höhlen können nur faustgroß sein oder auch mehrere Kubikmeter fassen und am gesamten Baum, also bodennah bis in den Kronenraum, entstehen.

Bedeutung der Mulmhöhlen für die Artenvielfalt

Mulmhöhlen sind Lebensgrundlage für viele verschiedene Tierarten. Sie nisten hier, finden darin Unterschlupf und Nahrung. Jede Mulmhöhle ist in ihrer Struktur einmalig, unterscheidet sich in ihren Eigenschaften ganz wesentlich von allen anderen, beispielsweise in Volumen, Mikroklima oder wie stark der Mulm zersetzt ist. Da die Arten, die Mulmhöhlen nutzen ganz mannigfaltige Ansprüche haben, ist das Vorkommen von verschiedenen Mulmhöhlen für die Biodiversität im Wald sehr bedeutsam.

Die meisten Waldfledermausarten benötigen ein hohes Angebot an Höhlen, um ihre Quartiere häufig wechseln zu können (Vermeidung von Parasiten und Fressfeinden). Rund 40 % der heimischen Waldvögel zählen zu den Höhlen- und Nischenbrütern, wie z.B der Raufußkauz oder die Dohle. Sie sind für ihre Brut unmittelbar auf Höhlen angewiesen. Mulmhöhlen sind vor allem auch für Insekten bedeutend – 50 seltene und bedrohte Käferarten sind auf diesen über Jahrzehnte stabilen Lebensraum angewiesen, darunter der Eremit und der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer.

Die Mulmhöhlen so vielen verschiedenen Arten als Lebensraum dienen, sind sie ein besonders bedeutsames Element im Wald und tragen dort zu einer hohen Artenvielfalt bei.

Mulmhöhlen fördern und erhalten

Einerseits dauert es sehr lange, bis Mulmhöhlen entstehen, andererseits zersetzen sie sich im Lauf der Jahre immer weiter und zerfallen letztendlich. Um die Vielfalt von Mulmhöhlen und damit auch deren Bewohner im Wald zu erhalten und zu fördern, ist Folgendes zu berücksichtigen:

  • Mulmhöhlen erhalten, sofern es aus sicherheitsrelevanten Aspekten möglich ist.
  • Bäume mit bestimmten Habitatstrukturen (großflächige Verletzungen, Astabbrüche, Zwieselabrisse, Spechthöhlen) so weit möglich im Bestand belassen; sie sind die potenziellen Mulmhöhlen von morgen.
  • Wo entsprechende Strukturen fehlen, kann die Bildung von Mulmhöhlen aktiv gefördert werden, z.B. durch gezielte Rindenverletzungen oder Kappung der Krone über einem vitalen Ast.

Achten Sie als Waldbesitzer in ihrem Wald ganz generell aufmerksam auf Habitatstrukturen und deren Erhalt. Damit unterstützen Sie die Artenvielfalt sehr einfach und wirkungsvoll.