Um Zoonosen zu begreifen, sind integrierte Ansätze aus vielen Disziplinen wichtig − aus Ökologie, Genetik, Human- und Veterinärmedizin. So waren die Abteilungen Biometrie und Informatik und Waldschutz in ein Projekt unter der Leitung des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg involviert, um mit Finanzierung der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen ein Vorhersagemodell für Hantavirusinfektionen in den verschiedenen Landkreisen Baden-Württembergs zu erstellen. Die folgenden Informationen und Recherchen basieren auf Veröffentlichungen und Mitteilungen des Robert Koch Instituts, des Bundesamtes für Risikobewertung, des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg, des Friedrich-Loeffler-Instituts, des Instituts für Immunologie der Universität Heidelberg und einiger weiterer Quellen.

Zoonosen sind von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten, die bei Wirbeltieren natürlicherweise vorkommen. Die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 1959 besagt einschränkend, dass Zoonosen Krankheiten und Infektionen sind, die auf natürliche Weise zwischen Mensch und anderen Wirbeltieren übertragen werden können. Gegenwärtig sind etwa 200 Krankheiten bekannt, die sowohl bei einem Tier wie auch beim Menschen vorkommen und in beide Richtungen übertragen werden können. Das Spektrum der Zoonose-Erreger umfasst dabei Parasiten: Einzeller (z. B. Toxoplasmen, die mit dem Katzenkot ausgeschieden werden), Würmer (wie der Fuchsbandwurm), Bakterien (z. B. Borrelien) und Viren (z. B. FSME-Virus).

Beispiele für die Vielfalt der Zoonosen und ihre Bedeutung

Wildtierkrankheiten und Parasiten sind nicht nur mit Blick auf die Verwertung des Wildbrets von Bedeutung, sondern ihr Auftreten birgt auch Gefahren für Jäger und ihre Jagdhunde im unmittelbaren Umgang bei der Jagdausübung wie beispielsweise beim Aufbrechen oder bei der Baujagd. Neben den bakteriellen Erkrankungen (Mykobakterien-Infektion, Brucellose, Milzbrand – vor allem im 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten Tierseuchen) und Tularämie (Nagerseuche) gibt es Parasiten (Kleiner Fuchsbandwurm, Waschbärspulwurm, Trichinellose, Räude – durch Milben), Dasselfliegen, Duncker’scher Muskelegel) und virale Erkrankungen (Tollwut, Aujeszkysche Krankheit, europäische und afrikanische Schweinpest, Maul- und Klauenseuche, Geflügelpest, Myxomatose, Hepatitis E). Diese typischerweise mit der Jagdausübung verbundenen Erkrankungen werden bei der Jagdausbildung erläutert und sind folgend nicht im Mittelpunkt der Ausführungen.

Folgende Beispiel verdeutlichen weiterhin die Vielfalt der Zoonosen: Affenpocken, Aviäre Influenza, Borreliose, Brucellose, Chlamydiose, Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Echinokokkose, Frühsommer-Meningoen­zephalitis (FSME), Hantavirus-Infektionen, Kryptosporidiose, Kuhpocken, Leishmaniose, Leptospirose, MERS-Coronaviren, Milzbrand, Ornithose, Q-Fieber, SARS, Tollwut, Toxoplasmose, Tularämie, West-Nil-Fieber. Dazu noch einige Kernsätze, die die aktuelle Bedeutung von Zoonosen verdeutlichen:

  • Nahezu zwei Drittel aller bekannten humanpathogenen Erreger – Erreger, die beim Menschen eine Krankheit auslösen können – werden vom Tier zum Menschen weitergegeben.
  • Eine Übertragung kann durch direkten Kontakt, über Lebensmittel, z. B. über Milch, Eier, Fleisch oder andere Lebensmittel, aber auch über Vektoren (z. B. Zecken, Mücken) erfolgen.
  • Durch schnelles Bevölkerungswachstum, zunehmende Mobilität, veränderte Tierzucht und -haltung sowie Klimaveränderungen gewinnen Zoonosen immer mehr an Bedeutung.
  • Bei praktisch allen neuen Erregern der letzten Jahre, aber auch bei vielen aktuellen Infektionskrankheiten, handelt es sich um Zoonosen. Dazu zählt zum Beispiel die Infektionskrankheit SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom).
  • Zoonotische Infektionen können entstehen, wenn der Mensch die Artengemeinschaft der Wildtiere durch Lebensraumzerstörung oder Veränderung der Landnutzung stört. Dies führt auch dazu, dass Menschen, ihre Nutztiere und Wildtiere immer enger zusammenrücken.
  • Eine Abnahme der Artenvielfalt führt oft zu höheren Populationsdichten der anpassungsfähigen, überlebenden Arten und begünstigt so die Übertragbarkeit von Viren, die zoonotisches Potenzial entwickeln und damit möglicherweise Nutztiere und Menschen infizieren können. Die zoonotischen Infektionen stellen aber nicht nur eine Bedrohung für den Menschen dar, auch Wildtiere leiden unter diesen Krankheiten.

Im Folgenden werden die Erkrankungen in den Fokus gerückt, die hier im Südwesten bei Waldbesitzern und im Wald arbeitenden Menschen wie Forstwirte, Revierleiter und Forscher, durchschnittlich häufiger vorkommen können als die übrigen Zoonosen.

Wenn die Maus gefährlich wird: Hantavirus-Infektionen

Hantaviren sind weltweit verbreitet. Der Name leitet sich vom koreanischen Grenzfluss Hantan ab. Während des Koreakrieges Anfang der 50er Jahre erkrankten mehr als 3.000 Soldaten an einem schwer verlaufenden hämorrhagischen (mit inneren und äußeren Blutungen einhergehenden) Fieber, das entsprechende Virus wurde erstmals 1977 isoliert.

Die natürlichen Wirte der Hantaviren sind verschiedene Nagetiere (z. B. Mäuse und Ratten) und Spitzmäuse. Die Viren werden von infizierten Nagern über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden. Der Mensch infiziert sich über den Kontakt mit Ausscheidungen von infizierten Nagern, wenn kontaminierter Staub aufgewirbelt und die Erreger eingeatmet werden. Die Viren sind in der Umwelt relativ stabil; die Erreger können nach dem Eintrocknen über Tage und sogar Wochen ansteckend bleiben. Wird erregerhaltiger Staub aufgewirbelt und eingeatmet, können die Hantaviren über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Daher ist zur Ansteckung kein direkter Kontakt mit den Nagern notwendig. Eine Infektion durch Bisse von infizierten Nagern ist ebenfalls möglich, für Baden-Württemberg wurde seit 2001 kein Fall mit einem Nagetierbiss gemeldet.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sowie eine Ansteckung über Haustiere oder über Vektoren (z. B. Mücken oder Zecken) finden wahrscheinlich nicht statt. In Deutschland werden krankmachende Hantaviren vor allem von Rötelmäusen (Abb. 1) und Brandmäusen auf den Menschen übertragen. Mögliche weitere Virusreservoire sind die Gelbhalsmaus (Abb. 3), Feldmaus, Erdmaus und die Wanderratte.

Verlauf der Infektion, Verbreitungsschwerpunkte

Die Virusinfektion verläuft häufig unbemerkt, das heißt, der Verlauf ist asymptomatisch oder so leicht, dass die Infektion dem Betroffenen gar nicht auffällt. Symptomatische Erkrankungen werden unter dem Begriff "Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom" zusammengefasst, wobei der

Schweregrad des Verlaufs vom Typ des Hantavirus abhängt. Die Krankheit durch die in Mitteleuropa vorkommenden Hantavirus-Typen verläuft zunächst grippeähnlich, mit über drei bis vier Tage anhaltendem hohem Fieber (über 38 °C) sowie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. In einer darauffolgenden Krankheitsphase können Blutdruckabfall und schließlich Nierenfunktionsstörungen bis zum akuten Nierenversagen auftreten. Die in Mitteleuropa vorkommenden Hantavirus-Typen führen nur selten zu Erkrankungsbildern mit Beteiligung der Lungen oder deutlich sichtbaren, äußeren Blutungen.

Hantavirus-Erkrankungen kommen in Deutschland nicht überall gleich häufig vor. Zu den Gebieten, in denen ein erhöhtes Risiko besteht, sich mit Hantaviren zu infizieren, gehören: die Schwäbische Alb, der Raum Osnabrück, Unterfranken, der Odenwald, Oberschwaben, die Fränkische Alb, der Bayerische Wald, Osthessen und West-Thüringen. Neben diesen überwiegend ländlichen Regionen gibt es auch einzelne städtische Gebiete, wo in einzelnen Jahren Hantavirus-Infektionen gehäuft aufgetreten sind. Die Häufigkeit der Erkrankung variiert von Jahr zu Jahr und ist wahrscheinlich von der Dichte und der Durchseuchung der lokalen Nagetier-Population abhängig.

Buchenwaldgeprägte Regionen in Baden-Württemberg sind Endemiegebiete für Hantaviren und haben in den letzten Jahren mehrere Hantavirus-Epidemien erlebt. Hantavirus-Erkrankungen kommen in Baden-Württemberg in regional sehr unterschiedlicher Häufung vor. Hauptüberträger von Hantaviren ist die Rötelmaus, die bevorzugt in Buchenwäldern lebt. Die übermittelten Fälle stammen überwiegend aus buchenwaldgeprägten Gebieten. Es kommt immer wieder zu Epidemiejahren (z. B. 2007, 2010, 2012, 2017), die nach Jahren mit starker Buchenmast (intensive Bildung von Bucheckern im Herbst) auftreten, da sich dann die Rötelmaus stark vermehren kann. Bucheckern sind die Hauptnahrungsquelle der Rötelmaus, deren Bestand durch die gute Futtersituation stark gestiegen ist. Damit breitet sich auch das Virus besser aus.

Rötelmaus, die Virenschleuder

Die Rötelmaus (Myodes glareolus) gilt bislang als der bedeutsamste Vektor des Hantavirus im Südwesten. Die häufige Rötelmaus bewohnt Wälder, Waldränder, waldnahe Hecken und Erlenbrüche, sie bevorzugt feuchte und schattige Biotope. Sie hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 7-13 cm und erreicht ein Gewicht von 12-35 g. Das Weibchen bringt nach einer Tragzeit von 18-21 Tagen 3 bis 7 Junge zur Welt. Die Jungmäuse sind nach zirka 9 Wochen geschlechtsreif. Auf ihrem Speiseplan stehen Keimlinge, Gräser, Kräuter, Pilze, Früchte und Samen. Bisweilen verursachen die guten Kletterer auch Nageschäden an jungen Bäumen. Rötelmäuse scheinen eine Affinität zu Beständen mit viel liegendem Totholz zu haben, das AuT-Konzept und generell das Prinzip naturnaher Waldwirtschaft können vielleicht – neben der immer wieder kehrenden Buchenmast – die Zunahme der Rötelmauspopulationen erklären.

Hantavirus-Prognose für Baden-Württemberg

Im Rahmen eines Projektes, gefördert durch die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen, wurde ein Hantavirus-Vorhersagemodell für Baden-Württemberg entwickelt. Eine Kooperation der Disziplinen Medizin in Meldebehörden, Naturwissenschaft, Informatik und Modellierung ermöglichte den Aufbau eines Vorhersagemodells für Hantavirusinfektionen in den verschiedenen Landkreisen Baden-Württembergs. Das Modell basiert unter anderem auf Buchenmast-, Klima- und Geodaten sowie auf demografischen Daten. Eine interaktive Karte, auf der neben den Prognosen für die einzelnen Landkreise auch einzelne Parameter wie zum Beispiel Baumbestand, Buchenmast und das Vorkommen von verschiedenen Beerenarten über die Jahre dargestellt werden, ist online einsehbar.

Das Vorhersagemodell wurde auf der Internetseite www.hanta-vorhersage.de implementiert. Dort befindet sich eine Landkarte mit den Kreisen Baden-Württembergs, für die man verschiedene Visualisierungen wählen kann. In der Hantavirus-Visualisierung werden für die vergangenen Jahre die beobachte Hantavirus-Inzidenz, für das aktuelle und (eventuell) das folgende Jahr die aktuell vorhergesagten Werte angezeigt. Welche Vorhersageformel dazu verwendet wird, hängt davon ab, ob die Daten für die Vorhersageformel bereits vollständig eingegeben sind.

Risiko beim Arbeiten im Wald

Hantavirus-Erkrankungen treten in allen Altersgruppen auf, dabei sind Männer im mittleren Alter häufiger betroffen als Frauen. Das größte Infektionsrisiko für eine Hantavirus-Infektion besteht, wenn man Kontakt mit Nagern oder deren Ausscheidungen hat. Daher ist bei Arbeiten in der Forstwirtschaft oder im Bauwesen bzw. der Aufenthalt in und – vor allem – die Reinigung von Scheunen, Schuppen, Ställen oder Häusern, in denen Nager vorkommen oder vorkamen, ein höheres Infektionsrisiko gegeben. Aber auch bei Aktivitäten im Freien, die zum Kontakt mit Nagern und/oder deren Ausscheidungen führen kann (z. B. Gartenarbeiten, Holzschlagen oder -stapeln, Jagen, Joggen, Zelten) bzw. der Aufenthalt in Gegenden, in denen sich Nager stark vermehrt haben und in hoher Dichte vorkommen, bergen ein grundsätzlich höheres Ansteckungsrisiko. Aus vielen Landkreisen Baden-Württembergs (vgl. Abb. 2) gab es einzelne oder auch gehäufte Hantavirus-Erkrankungsfälle, so in den Jahren 2005 bzw. 2017 in Karlsruhe, Calw, Enzkreis, Böblingen, Tübingen, Zoller-Alb-Kreis, Reutlingen, Göppingen, Ostalbkreis, Heidenheim, Heilbronn, Neckar-Odenwald-Kreis, Main-Tauber-Kreis, Sigmaringen, Bodenseekreis und Alb-Donaukreis.

 

Ansteckung vermeiden, aber wie?

Das Risiko einer Hantavirus-Infektion kann verringert werden, indem Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen vermieden und bestimmte Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Dazu gehört vor allem die Verhinderung des Eindringens von Nagern in den Wohnbereich und seine nähere Umgebung. Die aufgeführten Maßnahmen sollten vor allem in bekannten Endemiegebieten umgesetzt werden, wenn Nagerbefall festgestellt wurde oder wenn Tätigkeiten an Orten ausgeführt werden, wo erwartungsgemäß Nager vorkommen. Außerdem sollten beruflich potenziell exponierte Personen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen.

Ratschläge vom Robert Koch Institut:

Empfehlungen, um das Zuhause und dessen Umgebung frei von Mäusen zu halten

  • Bewahren Sie Lebensmittel für Nager unzugänglich auf (dicht schließende Schränke, Metall- oder Plastikbehälter).
  • Lassen Sie Tierfutter und Wasser nicht über Nacht offen stehen.
  • Beseitigen Sie Abfall in verschließbaren Mülleimern.
  • Geben Sie Essensreste und tierische Abfälle nicht auf den Hauskompost.
  • Machen Sie mögliche Eintrittsstellen ins Haus ausfindig und dichten Sie Ritzen und Fugen an Türen, Fenstern und Wänden mit Stahlwolle oder Beton ab.
  • Beseitigen Sie Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten für Nager (zum Beispiel Sperrmüll, Altreifen und Abfallhaufen).

Welche Möglichkeiten zur Kontrolle und Bekämpfung von Mäusen gibt es?

  • Benutzen Sie zum Mäusefang Schlagfallen, die mit einer Federkonstruktion ausgestattet sind. Als Köder für Mäuse eignen sich zum Beispiel Pumpernickel, Käse, Rosinen oder Mischungen von Haferflocken mit Nuss-Nougat-Creme oder Erdnussbutter.
  • Werden Nagergifte (Rodentizide) eingesetzt, dürfen nur zugelassene Mittel benutzt werden. Geeignete Plätze zum Aufstellen von Fallen und Auslegen von Ködern sind dunkle Ecken und entlang von Wänden.
  • Überprüfen Sie die Position der Fallen und Köder regelmäßig (eventuell täglich).
  • Eine erfolgreiche Bekämpfung von Nagetieren kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen.
  • Achten Sie darauf, die Rodentizide und Fallen für Kinder und Haustiere unzugänglich aufzustellen.
  • Fragen Sie bei starkem Befall einen erfahrenen Schädlingsbekämpfer oder das Gesundheitsamt.

Welche Empfehlungen gibt es für die Beseitigung von toten Mäusen, Mäuseausscheidungen und die abschließende Säuberung?

  • Zum Schutz vor Hantavirus-Infektionen müssen tote Mäuse sicher beseitigt werden und kontaminierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger gereinigt werden.
  • Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung möglichst einen eng anliegenden Mundnasenschutz. Empfohlen wird eine Atemschutzmaske (FFP3-Maske).
  • Lüften Sie vor Beginn der Reinigung von Räumen mit Mausbefall gut durch, indem Sie alle Fenster und Türen für mindestens 30 Minuten öffnen.
  • Vermeiden Sie es, bei der Entfernung von Mäusekot und Nestmaterial Staub aufzuwirbeln. Benutzen Sie keinen Staubsauger, weil Viren über die Abluft abgegeben werden könnten.
  • Besprühen Sie Mäuse, belegte Fallen und Mäuseausscheidungen zunächst gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel. So verhindern Sie, dass bei diesen Aktivitäten virusbeladener Staub aufgewirbelt wird.
  • Geben Sie die toten Mäuse oder die belegte Mausefalle in eine Plastiktüte, verschließen und entsorgen Sie diese mit dem Hausmüll.
  • Reinigen Sie alle gebrauchten Fallen nach der Benutzung.
  • Waschen Sie sich abschließend die Hände gründlich mit Wasser und Seife.

Wichtig:

Beim Verdacht auf eine Hantavirus-Infektion sollten Sie sich sofort an den Hausarzt wenden.

Der Fuchsbandwurm, das Gespenst im Dünndarm

Die durch den Fuchsbandwurm ausgelöste alveoläre Echinokokkose gehört zu den seltenen Erkrankungen, trotzdem ist sie ein gravierendes Gesundheitsproblem, handelt es sich doch um die schwerste Parasitose der nördlichen Breiten und eine der schwersten Lebererkrankungen überhaupt. Eine Infektion mit diesem Bandwurm wird jahrelang nicht bemerkt, dann ist es allerdings oft zu spät, weil viele Organe befallen sind. Und schlimm dazu, der Parasit bleibt dauerhaft. Die Infektion verlief bis vor wenigen Jahren fast immer tödlich, selbst heute noch lassen sich trotz Therapie massive Organschäden oft nicht verhindern. Hinzu kommt für die Patienten eine hohe psychische Belastung weil es bedeutet, dauerhaft mit einem großen Parasiten im Körper leben zu müssen. In einzelnen Regionen tritt die Infektion gehäuft auf, und Fachleute äußern die Sorge, sie könnte sich in dem Maße ausbreiten, wie sich die Füchse vermehren und in Städte vorwagen.

Wirtswechsel beim Fuchsbandwurm

Fuchsbandwürmer sind mit 2 bis 4 mm Länge winzig und haben meist fünf Glieder, im letzten einen sackförmigen Uterus mit bis zu 200 Eiern. Endwirte sind fleischfressende Tiere, bei uns meist Füchse, aber auch Hunde und Katzen, in Endemiegebieten ist jeder zweite Fuchs befallen. Die geschlechtsreifen Würmer leben bei ihnen zu Tausenden im Dünndarm und ernähren sich vom Speisebrei, ohne die Wirte wesentlich zu beeinträchtigen. Mit der Losung scheiden die Füchse die Eier aus, die, monatelang infektiös, von den natürlichen Zwischenwirten – Nagetieren, meist Mäusen – aufgenommen werden. In deren Magen schlüpfen die Larven, bohren sich mit ihrem Hakenkranz durch die Darmwand und wandern bevorzugt in die Leber, wo sie aussprossen und Finnen mit eingestülptem Kopf bilden, was im Fehlzwischenwirt Mensch selten ist.

Die Mäuse sind durch die schleichende Organzerstörung irgendwann so geschwächt, dass sie für Füchse eine leichte Beute werden – so schließt sich der Kreis. Bei den meisten Infizierten setzen sich die Larven zuerst in der Leber fest, doch greifen sie mit potenten Stammzellen leicht auf Lunge, Herz oder Zwerchfell über oder streuen via Lymphe und Blut in Milz oder gar ins Gehirn. Dort wuchern sie mit den typischen Bläschen (Alveolen) ähnlich einem malignen Tumor. Werden der Gallengang oder Blutgefäße wie die Portalvene abgedrückt, muss man Stents einsetzen, um Cholestase, portale Hypertension und sekundäre Leberzirrhose zu verhindern.

Vorkommensschwerpunkt im Süden!

Zwischen Infektion und Diagnose vergehen 10 bis 15 Jahre, daher ist schwer feststellbar, wie sich Menschen anstecken. Als Fehlzwischenwirte infizieren sie sich vermutlich erst, wenn sie die Eier über längere Zeit oder in größerer Menge aufnehmen und zudem anfällig sind. Am höchsten sind die Ansteckungsraten in Süddeutschland. Bei rund 60 % der Infizierten war bei der Meldung ans RKI nur die Leber befallen, bei den übrigen weitere Organe. 2015 wurden in Baden-Württemberg 36 (Deutschland: 156) Erkrankungen gemeldet, ein Jahr später waren es 22 (Deutschland: 109). Ein Großteil (mehr als 60 %) der Erkrankten hatten mit Jagd, Land- oder Forstwirtschaft zu tun, 70 % hielten Hunde oder Katzen. Es ist denkbar, dass sich Menschen durch Einatmen von Staub mit getrocknetem Fuchskot anstecken. Pilze stellen wohl – so wie Bärlauch, Heidel- oder Walderdbeeren – keine Gefahr dar, zumal wenn man sie erhitzt. Wer sie roh trocknet, tut gut, sie vorher gründlich zu waschen.

Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung einer Echinokokkose (vom Robert Koch Institut und anderen)

  • Bodennah wachsende Früchte sowie Fallobst, das von Streuobstwiesen aufgelesen wurde, gründlich waschen. Das gilt auch für Obst und Gemüse, das aus Gärten oder Plantagen stammt, wie Erdbeeren.
  • Nur Erhitzen über 60 °C, etwa beim Braten, Backen oder Einkochen (von Marmelade), vernichtet die Erreger. Einlegen von Früchten in Alkohol oder Tiefgefrieren gewährt keinen Schutz.
  • Nach Arbeiten in Garten, Feld oder Wald Hände waschen, verschmutzte Schuhe oder Kleidung nicht ins Haus bringen.
  • Wenn bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten viel Staub aufgewirbelt wird, wie beim Mähen oder Heuen, möglichst einen Atemschutz tragen.
  • Hunde und Katzen alle sechs Wochen entwurmen. Sie können Wurmeier aber nicht nur über den Kot, sondern auch über Fell und Pfoten verschleppen.
  • Tot aufgefundene oder erlegte Füchse nur mit Plastikhandschuhen anfassen und für den Transport in Plastiksäcke verpacken, dabei auch Mundschutz tragen. Vorsicht bei Mäusen, den regulären Zwischenwirten!

Zeckenalarm! Auch mit FSME und Borreliose ist nicht zu spaßen

Zecken gehören zu den Cheliceraten und bilden dort unter den Namen Acari eine Unterklasse. Einigen Zeckenarten sind Vektoren der Erkrankungen Lyme-Borreliose und der Frühsommer-Meningoencephalitis (FSME) – die kennt wahrscheinlich jeder im Wald tätige Mensch.

Zecken, die das FSME-Virus übertragen, kamen bislang nur in bestimmten Regionen vor: dies waren vor allem die südlichen Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen und Rheinland-Pfalz. Doch auch in den nördlichen Bundesländern wie Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind vereinzelt FSME-Fälle aufgetreten. Damit ist klar, dass sich das FSME-Virus von Ost nach West und von Süd nach Nord ausbreitet. Eine Karte des Robert Koch Instituts verdeutlicht, dass alle Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs als FSME-Risikogebiet definiert sind. Das bedeutet, dass die Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen in den Zeiträumen 2002-2006, 2003-2007, 2004-2008, 2005-2009, 2006-2010, 2007-2011, 2008-2012, 2009-2013, 2010-2014, 2011-2015 oder 2012-2016 oder in der Kreisregion (bestehend aus dem betreffenden Kreis plus alle angrenzenden Kreisen) signifikant (p < 0,05) höher liegt als die bei einer Inzidenz (= Häufigkeit von Erkrankungen bezogen auf die Zeit) von einer Erkrankung pro 100.00 Einwohner erwartete Fallzahl. Gebiete, in denen gehäuft infizierte Zecken auftreten, werden als Endemie- oder Risikogebiete bezeichnet, wobei sich die Situation jährlich ändern kann. Genaue Hinweise dazu erteilt das Robert-Koch-Institut.

Anzeichen einer FSME

FSME wird durch ein zur Gruppe der Flaviviren gehörendes Virus ausgelöst, das in den Speicheldrüsen der Zecke sitzt und beim Saugen in die menschliche Blutbahn gelangen kann. Beim Stich einer FSME-infizierten Zecke wird das Virus bereits innerhalb der ersten zehn Minuten auf den Menschen übertragen. Damit gibt es auch nach schnellem Entfernen der Zecke keine Chance, der Erkrankung zu entkommen. Die Inkubationszeit einer FSME liegt bei fünf bis 14 Tagen. Bei manchen Infizierten treten dann zunächst grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwindel oder Übelkeit auf. Diese Anzeichen klingen nach etwa einer Woche ab. Bei etwa jedem dritten Betroffenen folgt dann nach einer beschwerdefreien Woche ein weiterer, weitaus heftigerer Krankheitsschub, bei dem zu den jetzt viel stärkeren vorherigen Beschwerden neurologische Symptome wie Bewusstseinstrübungen und Lähmungen hinzukommen können. Typisch sind auch extreme Kopf- und Nackenschmerzen. Eine FSME-Erkrankung kann unterschiedlich schwer verlaufen. Im leichtesten Fall sind nur die Hirnhäute betroffen (Meningitis). Bei knapp der Hälfte aller Erkrankten ist das Gehirn mit betroffen (Enzephalitis). Vor allem bei älteren Patienten können auch die für die Motorik zuständigen Nerven im Rückenmark beteiligt sein (Meningo-Encephalo-Radiculitis). Bei dieser gefährlichsten Form können Lähmungen zurückbleiben und bis zu zwei Prozent der Fälle enden tödlich. Leichte Verläufe heilen in der Regel folgenlos aus, jedoch sind viele Patienten danach weniger belastbar.

Das Gefährliche an einer FSME ist, dass es gegen das Virus keine Medikamente gibt. Behandelbar sind lediglich die Symptome, so dass fiebersenkende Mittel und Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Zudem sind Bettruhe und eine generelle Reizabschirmung wegen der Lichtempfindlichkeit empfehlenswert. Bei schweren Verläufen müssen Betroffene intensivmedizinisch betreut werden, um eine ausreichende Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr zu gewährleisten. Jeder zehnte der Intensivfälle fällt ins Koma und muss künstlich beatmet werden.

Bei fast einem Drittel der schwer Betroffenen bleiben neurologische Ausfälle bestehen, zum Beispiel Störungen der Konzentrationsleistung, des Gleichgewichts, des Hörvermögens sowie Lähmungen. Ein Teil der Betroffenen wird bettlägerig. Auch Epilepsie ist eine mögliche Folge. Eine gezielte Physio- und Ergotherapie sowie Gedächtnistraining im Rahmen der Rehabilitation hilft unter Umständen, Defizite auszugleichen.

FSME-Prophylaxe durch Impfung

Der effektivste Schutz vor FSME ist die Impfung. Dabei werden inaktivierte Viren in den Muskel gespritzt. Der Körper muss mit drei Impfungen für einen längeren Zeitraum geschützt werden. Die zweite Impfung folgt nach drei Monaten, und dann ist man für ein Jahr geschützt. Spätestens dann sollte eine dritte Impfung erfolgen. Danach muss die FSME-Impfung regelmäßig aufgefrischt werden.

Die Lyme-Borreliose

Die Lyme-Borreliose ist eine Infektionskrankheit, die von Bakterien der Gattung Borrelia verursacht und durch einen Zeckenstich auf den Menschen übertragen wird. Die Erkrankung kann sich zunächst lokal als Hautausschlag äußern, der sich ringförmig um die Einstichstelle ausdehnt und mehrere Wochen bestehen bleibt. Neben der Haut können innert Wochen bis Jahren auch das Nervensystem, der Bewegungsapparat und weitere Organe befallen werden. Zur Behandlung werden Antibiotika eingesetzt. Zur Vorbeugung sollen Zeckenbisse mit verschiedenen Maßnahmen nach Möglichkeit verhindert werden. Eine Impfung steht noch nicht zu Verfügung.

Ursachen und Übertragung

Bei der Borreliose handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die vom gramnegativen, spiralförmigen Bakterium Borrelia burgdorferi sensu stricto und weiteren Borrelien ausgelöst wird, die alle in Europa vorkommen. Die Spirochäten werden von Zecken der Gattung Ixodes auf den Menschen übertragen, hauptsächlich von Ixodes ricinus, dem "Holzbock". Das Reservoir bilden Säugetiere wie Mäuse, Eichhörnchen, Füchse, Igel, Rotwild, Vögel und Reptilien. Die Borrelien leben im Mitteldarm der Zecken und gelangen erst während der Blutmahlzeit in den Speichel und auf diesem Weg in die Haut des Menschen. Das Risiko einer Übertragung beim Zeckenstich steigt mit der Dauer des Stichs. Die Zecke muss erst einige Stunden saugen, bis das Bakterium übertragen wird. Daher ist es wichtig, Zecken möglichst rasch zu entfernen.

Die Borreliose ist die in unseren Breiten die häufigste von Zecken übertragene Krankheit. Da das größte Risiko eines Zeckenbiss von Frühling bis Herbst besteht, werden während dieser Zeit die meisten akuten Infektionen gemeldet. Beispielsweise 5-30 % (in Risikogebieten sogar bis 50 %) der in der Schweiz verbreiteten Zecken tragen die Bakterien.

Bei ersten Anzeichen oder Auffälligkeiten nach Zeckenstichen begeben Sie sich bitte gleich in ärztliche Kontrolle.

Vorbeugung

Ein Impfstoff gegen die Borreliose steht noch nicht zur Verfügung, ein derzeit entwickelter Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose hat sich in allen klinischen Tests, einer "Generalprobe" an rund 11 000 Personen in den USA, bewährt. Er steht dort vor der Zulassung durch die nationale Gesundheitsbehörde. Dieser Erfolg kommt zunächst allerdings nur der nordamerikanischen Bevölkerung zugute. Das liegt daran, dass die Borreliose-Erreger diesseits des Atlantiks nicht so einheitlich auftreten wie ihre amerikanischen Verwandten. In Europa hat man es mit mindestens drei Sorten von Borrelien zu tun, die sich auch hinsichtlich der Zielstruktur des Impfstoffs voneinander unterscheiden – auf diese Varianten muss der Impfstoff in Europa noch zusätzlich eingestellt werden.

Daher besteht zunächst weiterhin die beste Vorbeugung darin, Zeckenstiche zu meiden. Zecken befinden sich im Unterholz und an niederwachsenden Pflanzen. Sie fallen nicht, wie häufig angenommen wird, von Bäumen und Sträuchern herunter, sondern krabbeln nach dem Hautkontakt auf dem Körper zu einer geeigneten Stelle. Sie kommen im Wald, in Parkanlagen und Gärten vor. Beim Wandern oder Sport sollen geschlossene Schuhe und lange, glatte und helle Hosen getragen werden. Auf hellen Materialien lassen sich die Zecken besser entdecken. Die Socken sollen eventuell über die Hosen gestülpt werden. Das Unterholz und Wegränder soll gemieden werden. Nach dem Aufenthalt in einem Risikogebiet soll der Körper auf Zecken untersucht und die Zecken so rasch wie möglich, innerhalb 24 Stunden, entfernt werden. Zecken finden sich vor allem im Bereich der Achseln, an den Leisten und Kniekehlen, bei Kindern auch im Gesicht, am Nacken und auf der Kopfhaut. Wichtig ist in jedem Fall, eine Zecke nach einem Stich möglichst schnell zu entfernen, denn je länger eine Zecke saugt, desto wahrscheinlicher ist die Übertragung mit Borrelien. Zur Entfernung gibt es spezielle Zangen sowie einen Zeckenkamm in jeder Apotheke. Möglich ist die Zeckenentfernung auch mit einer ganz normalen Pinzette. Ganz wichtig ist, dass beim Entfernen der Zecke der Kopf mit herausgezogen wird, da ansonsten noch mehr Bakterien oder Viren in die Wunde gelangen. Wer sich nicht sicher ist, ob er die Zecke selbst entfernen kann, sollte dies von einem Arzt durchführen lassen. Nach dem Stich sollte man die kleine Wunde desinfizieren. Das Datum des Bisses soll notiert und die Stelle während 30 Tagen beobachtet werden. Bei Auffälligkeiten und Unwohlsein ist sofort ärztlicher Rat einzuholen.