
Abb. 1: Die Tanne als Tiefwurzler gilt als eine Hoffnungsträgerin für den klimafitten Wald. Foto: BFW
Für die Wiederbewaldung empfehlen Experten nun auch heimische Laubbaumarten sowie Baumarten aus anderen Klimazonen. Bisher nutzten Forstbetriebe die Herkunftsgebietsgliederung des Bundesamts für Wald als Basis für Herkunftsempfehlungen. Die Herkunftsempfehlungen sind über das Bundesamt für Wald einsehbar. Diese Annahme basierte darauf, dass regionales Saatgut an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst ist. Zudem koppelte man die Zuerkennung von Förderungen für Aufforstungsmaßnahmen an die Einhaltung dieser Empfehlungen.
Angesichts des Klimawandels müssen Forstbetriebe die Nutzung regionaler Ressourcen neu regeln. Die klimatischen Änderungen sind bereits heute größer als die Unterschiede zwischen den Herkunftsgebieten. Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer können sich über künftig geeignete Baumarten über die Baumartenampel des Projekts Klimafitter Wald informieren. Die finale Auswahl der Arten für die Aufforstung sollte sorgfältig an den jeweiligen Standort angepasst werden.
Saatguterntebestände und Samenplantagen
Die Wiederbewaldung der durch Klimaextreme geschädigten Wälder erfordert in den kommenden Jahrzehnten ein hohes Aufkommen an forstlichem Vermehrungsgut, da geeignete Naturverjüngung an vielen Standorten fehlt. Besonders Laubbaumarten wie Eiche, Buche, Ahorn und Kirsche sowie Nadelbaumarten wie Tanne und Douglasie spielen dabei eine wichtige Rolle.
Strenge Rechtsbestimmungen regeln die Gewinnung und den Handel mit forstlichem Vermehrungsgut. Diese Vorschriften sollen sicherstellen, dass Waldbesitzer diverses und angepasstes Pflanzgut in Forstbaumschulen erwerben können. Eine Übersicht über die relevanten Gesetze und Verordnungen bietet die Website des Bundesamts für Wald.
Saatgut für forstliche Zwecke stammt entweder aus Saatguterntebeständen oder Samenplantagen, sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. In Österreich kommt das Saatgut für Forstbaumschulen meist aus Saatguterntebeständen. Experten begutachten diese Wälder und bewerten sie aufgrund ihrer Vitalität und Qualität als beerntungswürdig. Die gesetzlichen Regelungen zur Beerntung dieser Bestände sind ebenfalls auf der Website des Bundesamts für Wald einsehbar.

Abb. 2: Forstliche Samenplantagen werden in Zukunft als Quelle für hochqualitatives Saatgut an Bedeutung gewinnen. Foto: BFW
Das forstliche Vermehrungsgutgesetz regelt die Ernte und Kennzeichnung von forstlichem Saat- und Pflanzgut. Der Gesetzgeber unterscheidet dabei zwischen den Kategorien „quellengesichert“, „ausgewählt“ (Saatguterntebestände) und „qualifiziert“ (Samenplantagen). Die Kategorie „quellengesichert“ umfasst Baumarten mit geringer wirtschaftlicher Bedeutung, wie Edelkastanie und Zerreiche. In dieser Kategorie müssen mindestens zehn zu beerntende Bäume innerhalb eines Herkunftsgebietes und einer Höhenstufe stehen.
Diese gesetzlichen Bestimmungen gelten jedoch nicht für seltenere, aber dennoch weit verbreitete Baumarten wie Wildobstarten, Eibe und Juglans-Arten (Walnuss, Schwarznuss). Für diese Baumarten gibt es keine Regelungen zur Saatgutgewinnung.
Forstliche Samenplantagen der Kategorie „qualifiziert“ sind Anpflanzungen von Waldbaumarten zur Saatgutproduktion, ähnlich wie Obstkulturen. In Österreich sind derzeit 71 Samenplantagen von 15 Baumarten behördlich zugelassen (gesetzlich geregelte Baumarten). Zusätzlich existieren 9 Samenplantagen von nicht-zulassungspflichtigen Baumarten. Eine Übersicht der registrierten Samenplantagen in Österreich findet sich auf der Nationalen Liste der Samenplantagen. Baumarten wie Weißkiefer, Vogelkirsche und Schwarzerle sind bei der Versorgung mit heimischem Material stark von Saatgutplantagen abhängig.
Die Nachfrage nach Baumarten hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Anteil der Koniferen sinkt, während der Anteil von Laubholz steigt. Die Verkaufszahlen von Fichte sind im Vergleichszeitraum von 17 Millionen auf 12 Millionen Pflanzen zurückgegangen, was einem Rückgang von fast einem Drittel entspricht. Der Bedarf an Lärche ist von 5,7 Millionen auf 4,3 Millionen Pflanzen pro Jahr gesunken, ein Minus von 25 Prozent. Im Gegensatz dazu stieg die Nachfrage nach Tanne um 55 Prozent, nach Douglasie um 47 Prozent und nach Stieleiche um 400 Prozent. Die Verkaufszahlen der übrigen Baumarten blieben relativ stabil.
Probleme bei der Saatgutversorgung

Abb. 3: Die Versorgung mit Eichensaatgut ist durch die Einschleppung der Eichennetzwanze gefährdet.
Die Saatgutversorgung in der österreichischen Forstwirtschaft steht vor Herausforderungen. Von den über 4500 zugelassenen Erntebeständen werden nur wenige regelmäßig genutzt. Fast die Hälfte dieser Bestände sind Fichten, während Laubbäume unterrepräsentiert sind. Für verstreut vorkommende Baumarten sind Samenplantagen wichtig, um genetische Ressourcen und Vielfalt zu sichern. Diese Plantagen fördern eine bessere genetische Durchmischung, was die Anpassungsfähigkeit der Nachkommen an verschiedene Standorte erhöht.
Mastjahre, in denen Bäume besonders viel Saatgut produzieren, treten je nach Baumart unterschiedlich häufig auf. Trotz einer Zunahme von Jahren mit gutem Blütenansatz in den letzten zwei Jahrzehnten ist die Saatgutqualität bei den meisten Baumarten leicht gesunken. Vermutlich sind klimatische Bedingungen wie Trockenheit und höhere Sommertemperaturen während der Samenreife dafür verantwortlich.
Österreich arbeitet intensiv an einer Klimawandelanpassungsstrategie für seine Wälder. Eine wichtige Maßnahme ist die assistierte Migration, bei der heimische Baumarten aus weiter entfernten Regionen eingebracht werden, um die ökologischen Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren.
Gesetzliche Vorschriften bei der Saatgutsammlung sollen die genetische Vielfalt erhalten, die für künftige Anpassungen unerlässlich ist. Wissenschaftliche Grundlagen zur Anbaueignung bestimmter Herkünfte in Mitteleuropa sind bereits erarbeitet. Informieren Sie sich über diese wissenschaftlichen Grundlagen des Projekts SUSTREE. Die praktische Umsetzung ist jedoch aufgrund nationaler Gesetze noch problematisch.
Österreich muss die Herkunftsforschung intensivieren, insbesondere Baumarten aus Südosteuropa sollten auf ihre künftige Anbaueignung in Österreich untersucht werden. Parallel zur Auswertung der Wuchsdaten sollten Plantagen angelegt werden, um die genetischen Ressourcen und die langfristige Saatgutversorgung zu sichern. Dies gilt auch für neue Baumarten wie Cedrus-Arten, Corylus colurna oder Celtis-Arten, für die es in Mitteleuropa noch keine langjährigen Anbauerfahrungen gibt.



