Unsere Waldbäume fruktifizieren, um sich fortzupflanzen. Das tun sie regelmäßig und – abhängig von verschiedenen Faktoren – auch üppig. Je nach vorhandenen Bedingungen liefern sie uns damit eine reichhaltige Naturverjüngung. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen! Denn die Naturverjüngung hat viele Vorteile: Eine enorme Zahl an Samen und Sämlingen sorgt für eine reichhaltige Auswahl bei der Baumartenwahl, eine gute zukünftige Anpassungsfähigkeit, aber auch für eine hohe Vitalität und Qualität der künftigen Individuen. Zudem ist es eine kostengünstige Art der Waldverjüngung.

Analyse von Ausgangssituation und Rahmenbedingungen, Zielfindung

Vor Beginn waldbaulicher und forstbetrieblicher Aktivitäten ist es ratsam, sich ein genaues Bild über die örtlichen Verhältnisse zu machen. Zunächst ein Blick auf den Altbestand: Wichtig sind neben der Vitalität und Qualität der Altbäume auch das Alter des Bestandes, die erreichten Höhen der Altbäume, die vorhandenen Holzvorräte und die Stabilitätsmerkmale. Danach folgt der Humus: Mull- und Moderformen sind günstig, bei Rohhumus kann man durch vorbereitende Maßnahmen den Zustand verbessern. Entscheidend ist auch die vorhandene Verjüngung: Sind darin die gewünschten Baumarten in ausreichender Zahl enthalten? Um die Keim- und Sämlinge besser bestimmen zu können, beinhaltet das LWF-Merkblatt Nr. 32 eine Bestimmungshilfe mit unseren wichtigsten Waldbaumarten.

Neben Standortsbedingungen und Anbaurisiko sind auch andere Rahmenbedingungen zu beachten. Dazu zählen der Klimawandel, das genetische Anpassungspotenzial, der Wildeinfluss, der Naturschutz und natürlich die rechtlichen Vorgaben.

Für die konkreten Ziele des künftigen Bestandes spielen die betrieblichen und persönlichen Zielvorstellungen des Waldbesitzers eine entscheidende Rolle. Damit legt er fest, wie der Bestand am Ende der Verjüngungsphase aussehen soll. Dieses Verjüngungsziel ist der Ansatzpunkt für die Maßnahmenplanung der nächsten Jahre.

Im LWF-Merkblatt Nr. 32 finden Sie eine Kopiervorlage, um diese Arbeitsschritte bei der Vorbereitung der Naturverjüngung zu erleichtern und zusammenzufassen.

Behandlung baumartenspezifisch

Die Bestandsausformung bei der Naturverjüngung gestaltet sich nach dem Lichtbedürfnis der gewünschten und zu verjüngenden Baumarten. So muss man für Schattbaumarten nur kleinflächigere und dunklere Bereiche vorsehen (einzel-/truppweise Mischung). Lichtbaumarten benötigen dagegen hellere und größere Bereiche (gruppen-/horstweise Mischung). Für Schattbaumarten ist in der Regel ein langfristiges Vorgehen sinnvoll, während Lichtbaumarten eine kürzere Verjüngungsphase brauchen. Altholzinseln, Biotopbäume und alte Samenbäume sollte man in den Beständen belassen. Zudem gilt:

  • Nadelholz oder Nadelholzmischbestände: Strukturreichtum abstreben (vertikale und horizontale Mischung, d.h. Unter- und Zwischenstand, BHD- sowie Altersspreitung), möglichst hohe Laubholz- und Tannenanteile sicherstellen
  • Laubholz oder Laubholzmischbestände: gemischte und qualitativ hochwertige Bestände anstreben