Der Baum des Jahres 2014, die Traubeneiche (Quercus petraea), ist eine wärmeliebende Lichtbaumart mit geringen Ansprüchen an die Nährstoffversorgung. Sie wächst auf den unterschiedlichsten Substraten, wird aber von konkurrenzstärkeren Baumarten, vor allem der Buche, an den Rand ihres Existenzspektrums gedrängt.

Lichtbedarf

Die Traubeneiche ist eine Lichtbaumart, die sich bei vollem Strahlungsgenuss optimal entwickelt. Keimlinge und Sämlinge sind zunächst bedingt schattentolerant, weil sie von den Reservestoffen der Eichel zehren. Ab dem dritten Jahr ist aber ein zeitweiliger voller Lichtgenuss für das Überleben der Jungpflanzen notwendig. Damit sich die Jungbäume weiter entwickeln können, muss dann zumindest ein Lichtschacht nach oben offen sein. Werden die Wipfeltriebe der jungen Eichen überschattet, bleiben sie im Wachstum zurück. Nach der Astreinigung muss die Baumkrone für eine kräftige Entwicklung gut umlichtet sein.

Wärmeansprüche

Die Eichen gelten unter den heimischen Gehölzen als typische Arten der warmen Beckenlagen, Ebenen und Hügelländer. Während die Stieleiche die Beckenlagen und Flusstäler dominiert, kommt die Traubeneiche schwerpunktmäßig in der Hügellandstufe vor. Das ist nicht mikroklimatisch, sondern mehr durch lokale Standortsfaktoren bedingt. Ihre größte Frequenz und Fläche erreicht die Traubeneiche in Mitteleuropa tatsächlich in den wärmsten Lagen (Jahresmitteltemperaturen von über 8,5 °C bis 11,5 °C). Eine obere Temperaturschwelle findet die Traubeneiche erst in den nordspanischen, italienischen und balkanischen Teilen ihres Gesamtareals (Jahresmitteltemperatur 13 °C bis 14°C). Die Hügellandstufe Mitteleuropas liegt somit im Kernbereich des Wärmespektrums der Art. Daher kommt sie hier auch in allen Expositionen und Hangneigungen vor.

Begrenzend auf ihre Standortseignung und den Tieflagen wirkt die Anfälligkeit der Traubeneiche für Spätfrostereignisse. In abflussträgen Ebenen und Becken, in denen sich in Strahlungsnächten regelmäßig Kaltluft sammelt, frieren die Frühjahrstriebe der Traubeneiche häufig zurück. Hier ist die gegen Spätfrost etwas weniger anfällige Stieleiche im Vorteil. Zusammen mit einer deutlich weniger ausgeprägten Winterfrosthärte erklärt diese Spätfrostempfindlichkeit, dass das Areal der Traubeneiche weniger weit in den kontinentalen Osten reicht als das der Stieleiche.

Die kürzere Vegetationsperiode und die geringere Sommerwärmesumme in den Mittelgebirgen erweisen sich für das Wachstum der Traubeneiche als nachteilig. Für den forstlichen Anbau der Art in Süddeutschland wurde zumeist eine Jahresdurchschnittstemperatur von 7 °C als unterster Wert empfohlen. Das entspricht in etwa der Grenze von der submontanen zur montanen Höhenstufe. Mit steigender Meereshöhe verschiebt sich das Konkurrenzverhältnis der heimischen Waldbäume auf Kosten der Traubeneiche und zu Gunsten von Buche, Bergahorn und Tanne. Daher findet man die Traubeneiche in den montanen Höhenstufen vorwiegend auf Sonderstandorten wie Block- und Felshängen und in sonnseitiger Lage.

Die Traubeneiche ist in den Berglagen also durch die forstliche Anbaugeschichte und die Konkurrenz anderer Waldbäume weniger häufig. Rein ökophysiologisch betrachtet könnte sie in vielen Fällen hier noch wachsen. In den kontinental getönten Mittelgebirgen ist ein begrenzendes Standortsmerkmal allerdings auch die mit zunehmender Höhe schärfer werdende Winterkälte.

Substrateignung

Die Traubeneiche zeigt sich bezüglich der mineralischen Bodenarten als sehr plastische Baumart. Sie durchwurzelt Sande, Schluffe, Lehme und Tone sowie Zweischichtböden (Sande oder Lehme über tonigem Unterboden) gleichermaßen gut. Schwere, mergelige oder tonige Substrate müssen dort, wo der Boden gut durchlüftet ist, also nicht unbedingt der Stieleiche vorbehalten bleiben. Auch kiesige oder blockreiche Böden sind für die Taubeneiche gut geeignet, weil ihr Wurzelsystem tief in Klüfte und Spalten eindringt.

Mit ihrer Grobborke ist die Traubeneiche unempfindlicher gegen Steinschlag als glattrindige Baumarten und kann auch an bewegten Steinschutthängen und Felshängen wachsen. An Felshängen besiedelt sie sogar extrem flachgründige Böden mit nur initialer Bodenbildung (Abb. 1).

Mullhumusformen sind für die Keimung der Eicheln gut geeignet. Aber auch ein (Trocken-)Moder behindert die Entwicklung der Keimlinge nicht wesentlich. Durch ihre intensive Tiefendurchwurzelung trägt die Traubeneiche zur Bodenverbesserung bei. Ihre Laubstreu ist allerdings schwerer zersetzlich als die der meisten anderen heimischen Laubbaumarten und wirkt daher etwas verzögernd auf den Umsatz der organischen Substanz. Mächtige organische Böden (Torfe) sind für die Traubeneiche ungeeignet.

Anforderungen an den Wasserhaushalt

Die Traubeneiche kann auch auf Standorten mit äußerst knapper Wasserversorgung überleben. So wird sie beispielsweise im Bereich der elsässischen Hardt, östlich von Colmar, bei Jahresmittetemperaturen von 11 °C und etwa 500 Millimeter Jahresniederschlag, zur klimazonalen Hauptbaumart, weil die Buche unter diesen Wuchsbedingungen nicht konkurrenzfähig ist. Auch bei humiderem Regionalklima besetzt sie extrazonale Extremstandorte wie sonnseitige Felshänge.

Sie gedeiht im gesamten Wasserhaushalts-Spektrum terrestrischer Böden von mäßig trockenen bis zu speicherfrischen Standorten. Auch auf grundfeuchten Böden mit tiefsitzendem Grundwasseranschluss wächst die Traubeneiche, wenn der Oberboden gut durchlüftet ist. Standorte mit dauerhaftem Grundwasserstand im Hauptwurzelraum meidet sie genauso wie Auen mit periodischer Überflutung. Das sind Standorte für die Stieleiche.

Die Böden des Letten- und Gipskeupers haben einen ausgeprägt wechseltrockenen Bodenwasserhaushalt. Die zumeist im zeitigen Frühjahr fast völlige Wassersättigung des Bodens geht dort in eine scharfe sommerliche Trockenphase über. Diesen Wechsel verträgt die Traubeneiche – anders als die Buche – sehr gut. Hier tritt sie vergesellschaftet mit Hainbuche und Elsbeere auf.

Zumindest in dem weniger winterkalten, ozeanischen Klima Westeuropas ist die Traubeneiche auf für wechselfeuchte Sand- und Lehmböden gut geeignet. Dort zeigt sie sich in Trockensommern sogar ausdauernder als die Stieleiche. Im kontinentalen Osteuropa hingegen wirkt die deutlich verzögerte Bodenerwärmung im Frühjahr nachteilig auf das Jugendwachstum der Traubeneiche. Hier ist die Stieleiche zu bevorzugen. Damit ist für die wechselfeuchten, sandig-lehmigen Böden Süddeutschlands (Abb. 2) im Übergang vom subozeanischen zum subkontinentalen Klima die Traubeneiche abnehmend geeignet. Staunasse, zähe Tonböden bleiben vorrangig der Stieleiche vorbehalten.

Nährstoffansprüche

Die Ansprüche der Traubeneiche an die Bodenreaktion und die Nährelementeversorgung sind ausgesprochen gering. Sie besiedelt die gesamte Spanne der in Mitteleuropa in Waldböden vorkommenden Bodenreaktionswerte. Auf stark alkalischen Rohböden können bei jungen Eichen zeitweise Chlorosen aufgrund schwer verfügbarem Eisen und Mangan auftreten. Hinsichtlich der Stickstoffversorgung ist die Traubeneiche an Mangelsituationen angepasst.

Wuchsoptimum und Existenzoptima

Abbildung 3 stellt das physiologische Spektrum, das Wuchsoptimum und das Existenzoptimum (ökologische Nische) der Traubeneiche für die kollin-submontane Wärmestufe dar. Das außergewöhnlich weite Standortspotenzial der Art findet nur auf feuchten und nassen Standorten eine Grenze.

Das Wuchsoptimum (Standorte mit der höchsten Biomasseproduktion) ist deutlich enger und liegt – wie bei den meisten heimischen Baumarten – auf nicht zu sauren, speicherfrischen und dabei gut belüfteten Standorten. Diesen Bereich besetzen im natürlichen Schlusswald konkurrenzstarke Schattbaumarten, vor allem die Buche.

Das Existenzoptimum der Traubeneiche (tritt führend in natürlichen Waldgesellschaften auf) wird weit an den Rand des Standortsspektrums gedrängt. Es liegt unmittelbar an der Trockengrenze des Waldes. Hierhin können der Traubeneiche nur noch konkurrenzschwächere Lichtbaumarten wie Waldkiefer, Sandbirke und Mehlbeere folgen. Auf diesen Standorten bleibt die Wuchshöhe der Traubeneiche gering (Abb. 4).

Im südlichen Mitteleuropa ist die Traubeneiche auf alkalischen Kalkfels- und Kalkschuttböden lokal mit der Flaumeiche vergesellschaftet. Mit dieser bildet sie dort Hybride. Zudem kommt die Traubeneiche auf wechseltrockenen Tonböden in Hainbuchen-Mischwäldern als stete Baumart im oberen Kronenraum vor. In ihrem ozeanischen Teilareal auf wechselfeuchten, sauren bis stark sauren Sand- und Lehmböden teilt sie sich ein weiteres Existenzoptimum mit der Stieleiche, regional auch mit der Buche.